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Festival-Bericht

Bang Your Head!!! 2008

mit Judas Priest, Queensryche, Saxon, Iced Earth, Yngwie Malmsteen, Great White, Grave Digger, White Lion, Obituary, Rage, Lizzy Borden, Ensiferum, Tankard, Forbidden, Onslaught, Korpiklaani, Breaker, Agent Steel, Secrecy, Tyr, Age Of Evil & Contracrash

Messegelände Balingen, Balingen 27.06 & 28.06.2008

Auch dieses Jahr fand das allseits beliebte Bang Your Head-Festival wieder statt und feierte sogar zehnjähriges Open Air-Jubiläum. Dieses Jahr sollte es auch einige Veränderungen geben, denn das Festivalgelände wurde aufgrund von Bauarbeiten eingeschränkt, es gab erstmalig Videoleinwände und die Campingplätze lagen nicht mehr direkt neben dem Festivalgelände, sondern ein paar Kilometer entfernt.
Dies und die EM konnten jedoch nicht verhindern, dass etliche Fans wieder ins Schwabenland strömten.
(Basti)

Freitag, 27.06.2008

Nicht wirklich viele Leute konnten sich um 09:30 Uhr schon aufraffen, den Klängen des Festivalopeners Contracrash zu lauschen. Entsprechend der Uhrzeit wirkten viele noch sehr verschlafen, weshalb der Auftritt eher reserviert begutachtet denn ausgiebig gefeiert wurde. Dabei präsentierten sich Contracrash, die über den Bang Your Head-Bandcontest den Weg auf's Billing geschafft hatten, sehr sympatisch und der groovige modern angehauchte Rock'n'Roll war auch nicht ohne. Den Coolness-Preis hätte bei diesem Auftritt wohl Gitarrist Matt Carviero (der Gitarrist auf der linken Bühnenseite halt) gewonnen, der aufgrund seiner Frisur und seinem coolen Gepose nicht selten an Slash erinnerte. Fehlte nur eine Kippe im Mundwinkel. Die Menge vor der Bühne kam dann aber einigermaßen in Bewegung, als es daran ging, CDs und Shirts von Contracrash abzugreifen. Die Reaktionen am Ende waren ok, auch wenn Contracrash aufgrund ihres Auftretens mehr verdient gehabt hätten.
(Lord Obirah)

Nicht wesentlich mehr Metalheads fanden sich dann bei den Faröern Tyr ein. Dies mag aber daran liegen, dass die Jungs mittlerweile an jeder Steckdose spielen. Dementsprechend mager fällt dann auch der Applaus aus, als das Quartett die Bühne betritt. Die Jungs zocken sich tight durch ein Best-Of-Programm, können die Menge jedoch nicht mobilisieren. Nur die Bandhymnen "Hail To The Hammer" und "Regin Smidur" lockerten etwas die Stimmung.
(Basti)

Das erste Highlight des Tages waren sicherlich Agent Steel. Zwar hatten die Jungs anfang mit einer etwas übersteuerten PA zu kämpfen, doch schon bald erklangen die Speed Metal-Kracher in voller Pracht. Wenn das Publikum zu Beginn des Auftritts schon euphorisch war, so ging spätestens mit dem dritten Song "Bleed For The Godz" der Punk so richtig ab. Trotz der stetig steigenden Temperaturen war auf und vor der Bühne viel geboten. Fliegendes Haupthaar an allen Ecken und engagierte Musiker ließen weitere Songs wie "Children Of The Sun", den Smasher "Unstoppable Force" oder "Agents Of Steel" zu absoluten Krachern mutieren, die ihr Ziel nicht verfehlten. Agent Steel boten eine tighte Performance, an der sich andere an diesem Tag messen mussten. Thumbs up!
(Lord Obirah)

Stilistisch erfolgte eine 180-Grad-Drehung und die Finnen Korpiklaani enterten um 11:55 Uhr die Bühne. Nun strömten etliche jüngere Metalheads nach vorne, um dem Folk Metal zu frönen. Natürlich durfte die Walddekoration und das Elchgeweih auf der Bühne nicht fehlen und Korpiklaani spielten eine erstklassige Show, die auf großen Zuspruch traf. Auch wenn die Sonne mittlerweile gnadenlos auf die Massen runterbrannte, kam richtig Bewegung auf und die Jungs verließen nach 45 Minuten erschöpft die Bühne.
(Basti)

Die Gerüchte um die Reunion schlugen ein wie eine Bombe und so durfte ich an diesem Tag Forbidden erleben. Der sympathische Fünfer aus der Bay Area stieß auf gewaltigen Anklang und spielte sich die Seele aus dem Leib. Die Thrasher vor der Bühne gingen ab wie ein Schnitzel und zollten jedem Lied Tribut. Es wurden hauptsächlich Songs von Twisten Into Form und Forbidden Evil gezockt. Das abschließende "Chalice Of Blood", war, meiner Meinung nach, der beste Song des Tages.
(Basti)

Die Sonne brutzelte immernoch und die bevorzugte Hauptfarbe war mittlerweile rosa; den Krebs wird's freuen! Wieder strömten hauptsächlich sehr junge Metalheads nach vorne und einige von ihnen waren mit typischem Corpsepaint versehen. Typisch für Ensiferum! Die Pagan-Überflieger aus Finnland mussten nicht viel tun, um Applaus zu ernten und zockten fidel ihr Programm runter. Es gab viele Mitsing-Einlagen und harte Moshparts. Leider wurde an dem Tag "Tale Of Revenge" nicht gespielt, welcher mein Lieblingssong der Band ist. Schade, dennoch starker Auftritt!
(Basti)

Nun wurde es Zeit für das deutsche Power Metal-Trio Rage! Mit Carved In Stone haben die Herren um Peavy Wagner wieder ein starkes Album an den Mann gebracht. Euphorisch werden die Jungs gefeiert, als diese die Bühne betreten. Victor Smolski ist nach wie vor immer noch eine Rampensau vorm Herren und spielt sich fast den Arm ab. Rage sind heute gut in Form und schmeißen einen Hit nach dem anderen in die Menge. Leider spielen sie nicht mehr ihren Überhit "Straight To Hell", was ich sehr bedauere! Trotzdem: die Band ist immer eine Wucht!
(Basti)

Mit White Lion betreten nach Rage dann Recken die Bühne, die ebenfalls nicht zum ersten Mal Bekanntschaft mit den Brettern von Balingen gemacht haben. Um genauer zu sein: ein Recke namens Mike Tramp, denn genau so viel ist von der Formation übrig, die in den 80ern mit Pride ein herausragendes Melodic Metal-Album ablieferte und dann nach den Scheiben Big Game und Mane Attraction relativ sang- und klanglos in der Versenkung verschwand. Wie das kam, berichtete ein sehr sympathischer Meister Tramp im Interview, deshalb hier nur die musikalische Bilanz: nach einem hübschen Ennio-Morricone-Intro (das aus der Camel-Werbung - auch genannt Zwei Glorreiche Halunken - das macht irgendwie Schule) steigt die angeheuerte Kombo mit "Hungry" gleich in den Pride-Opener ein, der damals wie heute Freude macht. Die White Lion-Trademarks funktionieren nach wie vor: melodisches, aber immer atmosphärisches Riffing, stimmiges Songwriting. Und wo viele seiner Kollegen aus Altersgründen so langsam scheitern, kann Mike Tramp nach wie punkten: der von je her recht hohe Gesang sitzt nach wie vor bestens. Weiter geht's mit "Little Fighter", einem seinerzeitigen Singlehit, und "El Salvador", einem Kracher vom Erstling Fight To Survive. Stimmungsmäßig können die 80er-Hymnen im direkten Vergleich zu Rage die Butter allerdings nicht vom Brot ziehen: vielleicht ist es einfach der falsche Rahmen und die unpassende Zeit für diese Art von Sounds. Gut aufgelegt gratuliert Tramp dennoch in recht passablem Deutsch zur guten Europameisterschaft, erinnert an seinen Balingen-Auftritt vor drei Jahren, als er ein Überraschungsgast war, und kann mit dem folgenden "Wait" die Stimmung dann doch steigern. Die neue Nummer "Dream" ist ein passabler Ami-Rocker, aber gegen Highlights wie "Tell Me" fällt das aktuelle Material doch ab. Mit "Lady Of The Valley" schmeißen sie ihren wohl besten Song ins Rund, der durchaus zu gefallen weiß, bevor mit "Sangre Del Cristo" ein weiteres neues Stück den Set beschließt. Für Freunde der Klänge des weißen Löwen durchaus ansprechend - wobei Vito Bratta, der alte Saitenhexer, schmerzlich vermisst wird. Im Herbst wollen sie auf Deutschland-Tournee kommen.
(Holgi)

Great White waren eigentlich immer meine Lieblingsnervlinge. In den 80ern gab es kein Entrinnen: bei jedem Festival, auf jedem größeren Billing, an jeder Steckdose sprangen die Amis aus dem Gebüsch. Damals zeichnete sich der arg auf den US-Markt gemünzte, bluesige Hard Rock durch erhebliche Ermüdungserscheinungen aus. Bei (hellem Tages)lichte und im Abstand etlicher Jahre besehen, zeigen Jack Russell (nicht mehr mit langen Haaren, aber als erstklassiger Martin Semmelrogge-Lookalike) und seine Mannen mittlerweile überraschende Unterhaltungsqualitäten. War schon ihr letztes Album ein gern genommenes Lebenszeichen, beweisen die Jungs auch dieses Mal, dass dem Hai die Zähne nach wie vor nicht fehlen: ihre Klassiker wie "Face The Day" oder "Down On Your Knees" (damals durch die hohen Schreie von Herrn Russell penetrant, mittlerweile gut groovig) funktionieren in der Sonne von Balingen genau so gut wie der Titeltrack des aktuellen Scheibchens, "Back To The Rhythm". Die Stimmung ist vom ersten Moment an gut - wie schon letztes Jahr beim umjubelten Gig von Thunder zeigt sich, dass diese Art von Mucke für die Tageszeit einfach passt. Die Anhänger kennen das Material nach wie vor bestens, so dass Gitarrist Michael Lardie immer wieder mit fettem Grinsen zu bestaunen ist. Nach "Rolling Stoned" und dem All-Time-Highlight "Rock Me" (das war damals schon gut) sorgt dann die Partyhymne "Once Bitten, Twice Shy" für ausgelassenes Singen allenthalben. Schön!
(Holgi)

Auf den Auftritt von Iced Earth durfte man aus verschiedenen Gründen gespannt sein: der alte und neue Sänger Matt Barlow lud zum Begutachten seiner Vokalkünste, und die Band konnte sich als Zweitheadliner des Tages durchaus mehr entfalten als auf den Support-Tour mit Judas Priest. Matt Barlow hüpft denn auch beherzt hervor, als sein Mastermind Jon Schaffer selbstbewusst die Bühne entert. Nach einem Dauerfeuer-Opener mit drei Nummern ohne Pause schmettern sie mit "Pure Evil" einen Night Of The Stormrider-Klassiker in die Menge, und schnell wird klar: Barlow hat es drauf, er ist in Top-Form, und er will alles. Kein Ausweichen vor den Schreien wie bei den alten Herren vor ihm, sondern immer draufgehalten. Die Meute geht von Anfang an steil und feiert die Kombo nach allen Regeln der Kunst ab. Mit mächtigem Sound gesegnet, feuern sie uns "Ten Thousand Strong" von Framing Armageddon um die Ohren, bevor mit "Dracula" vom Horror Show-Album das Gaspedal weiter durchgetreten wird. Was Matt Barlow an Enthusiasmus an den Tag legt, lässt der Cheffe allerdings leider etwas vermissen: auch die freundlichsten Bitten der Fotografen können ihn nicht dazu bewegen, zum Bühnenrand zu kommen - ist es wirklich nur das kurze Gitarrenkabel, wie er uns bedeutet? Scheint eher nach Kultivierung eines etwas übertriebenen Star-Status. Nun, die Menge lässt sich's dennoch gefallen, als mit "The Coming Curse" ein Stück vom Klassiker Something Wicked This Way Comes vom Stapel läuft. Auch wenn die Band irgendwie nie als Einheit, sondern als Two-Man-Show des Derwischs Barlow und des finsteren Herrschers Schaffer wirkt - was sie wohl auch ist -, geht es bei Knüppeln wie "Melancholy (Holy Martyr)" und der Bandhymne "Iced Earth" massiv zur Sache. Gute Leistung!
(Holgi)

Zumindest für mich war der Headliner des Freitags mit der größten Spannung zu erwarten: in der "Operation: Balingen" hatten die Seattle-Feinmechaniker Queensryche eine Komplettaufführung des Klassikers Operation: Mindcrime und des nicht ganz so klassischen (Spät)Folgewerks Operation: Mindcrime II angekündigt. Eine große Inszenierung hatte man in Aussicht gestellt, und das liefern die Herren zweifelsohne auch ab. Noch vom Band kommt das wunderbare Intro ("Sweet dreams... you bastard"), bevor neben der Kombo eine ganze Horde von Percussionisten zum Opener "Anarchy-X" die Bühne entert und das Trommelstakkato mitspielt (und zwar echt, im Gegensatz zu manchen anderen Pseudo-Orchestern, die man auf Festival-Bühnen hierzulande schon erleben musste). Von Anfang an ist klar, dass man hier die große Geste, das Erzähltheater, also kurz und gut das Musical Operation: Mindcrime erlebt. Geoff Tate, bewaffnet mit Kopfhörermikro, spielt die verschiedenen Figuren von Nikki bis hin zu Dr. X, während in den Zwischenspielen ein zumindest leidlich ähnlicher Darsteller die Parts des Nikki übernimmt. Die Story des jungen Idealisten, der aufgrund politischer Verblendung in die Fänge des radikalen Dr. X gerät, wird so mitreißend dargeboten und auch augenfällig in die Gegenwart gebracht: "Tell Us The Truth, It's About The Oil", hält Tate Demonstrationsschilder hoch, die den Bezug zur aktuellen amerikanischen Politik deutlich machen und die Zeitlosigkeit der Story beweisen. Die musikalische Inszenierung ist erstklassig: die Band (Gitarrist Mike Stone spielt das gesamte erste Album mit einer Art Gasmaske) ist hervorragend eingespielt, und das Songmaterial erstrahlt nach fast zwanzig Jahren in unverändertem Glanz. "Revolution Calling", "Operation: Mindcrime", "Speak" (Tate mit großem Megaphon) - am Klassikerstatus des Albums kommt kein Zweifel auf. Geoff Tate scheitert an den ganz hohen Passagen, zieht sich aber durch niedrigere Tonlagen oder auch durch andere Umwege anständig aus der Affaire. Ab "Spreading The Disease" ist dann auch die weibliche Hauptfigur an Bord: Sister Mary wird darstellerisch und stimmlich mit zum Höhepunkt des Abends. Ganz großes Kino, als sie sich von der Straßendame zur Ordensschwester wandelt, die Nikki dann aus dem Weg räumen soll. Untermal wird das Ganze von stimmigen Videoeffekten, die teils aus den Original-Videoclips stammen. Und ein Rätsel wird auch gelüftet: während dem monumentalen "Suite Sister Mary" führt Nikki seinen Auftrag nicht aus - Mary bringt sich auf Befehl von Dr. X später selbst um. Aha, jetzt verstehen wir einiges. Nachdem die letzten Töne von "Eyes Of A Stranger" verklungen sind, steht die Menge mit offenen Mündern da: hier ist weniger Mitmischen, schon gar keine Party angesagt, sondern Staunen. Es folgt eine kurze - eigentlich gar nicht so kurze - Pause, bevor es mit einer noch intensiveren Inszenierung in den Teil zwei der Vorstellung geht. Mindcrime II konnte die Fans nach den zweifelhaften Alben, die den Ruf der glorreichen Vergangenheit arg ramponierten, teilweise versöhnen, aber ernsthaft heranreichen kann das Folgewerk natürlich in keiner Sekunde. Zu übermächtig ist das Original, und das spürt man im direkten Vergleich jetzt sehr deutlich. Nach dem flotten Opener "I'm American", bei dem Geoff Tate auch nun auch stimmlich mehr überzeugt, driftet das Material schnell in verfrickelte Seltsamkeiten oder Belanglosigkeiten ab ("Signs Say Go"), wobei die Stimmung deutlich sinkt und kaum Reaktionen kommen. Die großartige Darstellung der Story - Nikki sucht Rache an Dr. X - rettet die Show aber, so dass man an den deutlich stärkeren Songs in der zweiten Hälfte dieses Abschnitts doch noch seine Freude haben kann. Für "The Chase", zu dem Ronnie James Dio als Gastsänger von der Videoleinwand grüßt, kann man sich durchaus erwärmen, und Nummern wie "If I Could Change It All" oder "Fear City Slide" sind hervorragend. Aber eins wird klar: mit Chefsongwriter Chris de Garmo fehlt einfach der kreative Kopf, der für die Meisterleistungen der frühen Jahre verantwortlich zeichnete. Diese Erkenntnis reift nicht zuletzt während der Zugaben, die sich an die Hauptdarbietung anschließen: bei "Walk In The Shadow" ist sofort Feuer unterm Dach/Himmelszelt, "Jet City Woman" sorgt für Begeisterung, und "Empire" bolzt wie immer auf hohem Niveau, auch wenn die hohen Refrain-Zeilen live vom Band kommen. Das unerreichte "Silent Lucidity" setzt den abschließenden Glanzpunkt unter eine Schaustellung, die die hohen Erwartungen absolut erfüllen konnte. Auch wenn Mindcrime II dem Vorgänger in keinster Weise das Wasser servieren kann: beeindruckend, optisch opulent, musikalisch zumindest über weite Strecken unantastbar. So muss ein Headliner sein. Gut Nacht.
(Holgi)

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