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Konzert-Bericht

Xandria & Gatecrusher

Paradox, Ingolstadt 20.10.2007

Gute Dinge muss man am Schopfe packen, wenn sie sich darbieten - das gilt immer und überall, und besonders für die deutschen Gothic-Aushängeschilder von Xandria. In anderen Worten: wenn sich die Herren und die Dame schon einmal in unseren Breiten sehen lassen, dann gilt der Marschbefehl auch für etwas größere Entfernungen.

So wie zum Beispiel bis ins Cafe Paradox in Ingolstadt, eine feine kleine Austragungsstätte, die sich oberirdisch wie eine ganz normale Kneipe gibt, aber unterirdisch einen ausgewachsenen Club ihr eigen nennt, in dem immer wieder Konzerte dieser angenehmen Größenordnung abgefeiert werden. Wie Lisa im Interview berichtet, ist es derzeit alles andere als leicht, als Gothic-Band eine Halle vollzubekommen - viele Kollegen gibt es in dieser Sparte, und gut sind auch viele, also gibt es viel Angebot für die gleiche Zielgruppe -, und so passt die Spielstätte denn auch Bestens, zumal in Clubs in der Regel ein deutlich besserer Kontakt und somit Stimmungspegel erreicht werden kann als in weitläufigen Arenen.

Nachdem man die die Jacke auf die Kleiderhaken gehängt hat (!) und erstaunt die Sessel am hinteren Ende des Raums zur Kenntnis nimmt (!!) - das ist halt Clubatmosphäre - springen mit Gatecrusher zunächst mal die Lokalmatadoren des heutigen Abends auf die kleine Bühne, vor der sich schon in etwa 150 Nasen versammelt haben. Frisch, sympathisch und gut aufgelegt präsentieren die fünf Mannen melodischen Death Metal, bei dem sehr positiv zu bewertende Referenzen an Alexi Laihos Rasselbande Children Of Bodom und die wütenden Horden von Amon Amarth aufkommen.
Instrumental versiert und auch in der Frontgrunzer-Gilde gut bestückt, ballern Gatecrusher 25 Minuten ihr Material in die Leute, und als wir dann erfahren, dass sich die Band erst kürzlich reformiert hat und der neue Drummer grade mal fünf Wochen Zeit zum Einstudieren der Songs hatte, heißt es: Prospekt! Eine feine akustische Einlage beendet einen gelungenen Gig.
Songs gibt's übrigens zum Anhören unter www.gatecrusher.net.

Nachdem sich Alles in Allem etwa 250 Anhänger versammelt haben, erklimmen dann Punkt 21:30 Uhr Xandria die Bühne - und zwar mitten durch die angereisten Sympathisanten. Man darf gespannt sein, welchen Weg sie nun wählen, immerhin markiert das noch aktuelle Album Salome eine merkliche stilistische Abwendung vom Bombast hin zu deutlich erdigeren, rockigeren Tönen. Vom flotten Opener "A New Age" an wird die Direktion allerdings sehr schnell deutlich: an Symphonieeinlagen und Soundtrack-Momente erinnert nurmehr wenig, es geht geradeaus losrockend vorwärts, und zwar mit einer gehörigen Portion Dampf im Kessel. Nach dem India-Hit "Now And Forever" folgen mit "Emotional Man" und "Save My Life" weitere Salome-Nummern, die in die gleiche Kerbe schlagen.

Musikalisch ist die Formation wie immer auf der Höhe, Mastermind Marco haut die Riffs mit Präzision und Schmackes durch die Gegend, Basser Nils gibt wie immer den Metal-Maniac mit stetig wirbelndem Haar-Rotor, und auch Drummer Gerit und Gitarrero Philipp lassen nichts anbrennen. Aber, machen wir uns mal nix vor, das Genre des Female Fronted Metal steht und fällt halt nun mal mit der Female Fronterin, und Lisa zeigt sich wieder mal in Bestform. Wie immer hübsch eingekleidet, bringt sich eine gesangliche Leistung, die vom ersten Moment an stimmt und vor allem endlich eine deutlich größere Bandbreite offenbaren darf, als das im Bombast-Metier üblicherweise gefragt ist. Bei "Snow White" liefert sie die Death Growls mit Genuss ab, bevor mit dem Klassiker "Kill The Sun" dann die Uralt-Historie aufgerufen wird. Nach dem schnellen neuen Rocker "Beware", bei dem sich Lisa maskiert zeigt, plaudert die Frontgrazie gekonnt locker mit dem Publikum, genauer gesagt mit einigen standesgerecht gekleideten Damen in der ersten Reihe: "Das nächste Stück widme ich den drei Hexen von Eastwick hier" (besser wäre wohl Zenzis gewesen...) - folgen kann somit nur der Clubkracher "Sisters Of The Light", das Drummer Gerit trotz gesundheitlichem Handicap mit Bravour meistert.

Die hübsche Ballade "Eversleeping" geht danach über in "Fight Me", eine Nummer von India, die live deutlich ruppiger und heavier rüberkommt als in der Studiofassung und auf der Bühne mit einem allgemeinen Mosh-Alarm garniert wird. Es sind vor allem diese Momente, in denen Xandria deutlich machen, dass sie dringend aus der Schublade Bombast im Zeichen von Nightwish herauswollen, und das gelingt ihnen heute abend ganz exzellent mit einer energetischen Vorstellung, die einfach nur rockt wie die sprichwörtliche Wutz im Wald. Das atmosphärisch-elegische Titelstück des aktuellen Albums, "Salome", unterstreicht mit schicken roten Feuereffekten (rein optisch) und orientalischem Touch die stilistische Bandbreite, die die Kombo mittlerweile auffährt. Die beiden neuen Nummern "On My Way" und "Firestorm" knallen dann straighten Metal auf die Ohren, bevor Lisa mit einem englischen Traditional eine sehr gelungene Solo-Einlage bietet. Gerne mehr von diesen Elementen!

Der Reigen schöner Melodien zieht sich immer weiter, die Stimmung im Club steigt mit Stücken wie "In Love With The Darkness" und dem alten Kracher "Isis/Osiris" immer weiter. Das vielleicht deutlichste Zeugnis des neuen metallischen Schwerpunkts liefert dann die Darbietung von "India". Ist der Song auf dem gleichnamigen Album noch das Paradebeispiel für orchestralen Bombast (Marco meinte ja in einem Interview, hier habe er mal gezeigt, wie Xandria klingen würden, wenn sie wirklich nur Nightwish kopieren wollten), so mutiert die Nummer heute zum schnellen, brutalen Reißer, der einfach nur alles umhaut. So sind dann einige der Angereisten reichlich geplättet, als sich die Herren und die Dame nach diesem Befreiungsschlag erst mal in die Umkleide verabschieden.

Dort lassen wir sie aber nicht, immerhin fehlen noch einige Schlager, und die wollen sie uns auch nicht vorenthalten: es gibt noch eine wunderbare Version des Durchbruch-Hits "Ravenheart", gefolgt von einem flotten und sehr rockigen "Black Flame". Nachdem uns Lisa noch versichert hat: "Xandria lieben euch!" (na das ist doch mal nett), ist endgültig Ende im Gelände bzw. im Kellerclub.

Was kann man sagen? Ein kraftvolles Statement, dass Xandria immer mehr weg von der Bombastecke kommen und vor allem live erfreulich hart und mitreißend zu Werke gehen. Ein verdammt starker Auftritt, der eigentlich nur einen Wunsch offen lässt: Kurs halten! Und bitte bald mal wieder nach Bayern kommen.

Setlist Xandria
A New Age
Now And Forever
Emotional Man
Save My Life
Snow White
Kill The Sun
Beware
Sisters Of The Light
Eversleeping
Fight Me
Salome
On My Way
Firestorm
Acapella - Solo Für Lisa
Answer
The End Of Every Story
In Love With The Darkness
Isis/Osiris
India
---
Ravenheart
Black Flame

Holgi

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