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Konzert-Bericht

Die Apokalyptischen Reiter, Tyr & Hämatom

Backstage, München 21.09.2006

Donnerstag war Weltfriedenstag. Was also wäre an diesem Tag schöner, als einem netten Mitmenschen "Friede Sei Mit Dir" ins Gesicht zu brüllen??? Eben. Da traf es sich doch ausgezeichnet, dass Die Apokalyptischen Reiter auf ihrer Tour einen Boxenstopp in unserer schönen Landeshauptstadt einlegten und zum Tanze luden. Also nichts wie hin zum Backstage, wo dieses Event stattfinden sollte.
Relativ spät für ein Konzert war der Beginn angesetzt, und so hatte man nach dem Einlass erst einmal reichlich Zeit, sich den Merch-Stand und die Leute anzusehen. Letzteres veranlasste dann auch zwei hübsche junge Damen angesichts der immer mehr erscheinenden schwarz Gekleideten, mich zu fragen, ob dies denn auch das Peaches-Konzert hier sei. Tja, da hat sich doch jemand in der Halle geirrt, würde ich mal sagen.

Die Reiter waren an bis zu diesem Abend mit zwei Vorbands im Gepäck unterwegs. Bis zu diesem Abend, weil Hämatom sich nach diesem Gig aus der Tour klinken würden. Und die Show der Donauwörther spaltete die anwesende Gemeinde. Zumindest zum Schluss hin, denn zu Beginn waren sich alle einig: erst mal nur dastehen. Denn sowohl mit dem Opener "Mit Dem Kopf Durch Die Wand" als auch "Butzemann" konnte die Band keinen so richtig hinterm Ofen vorlocken. Hämatom waren zwar bemüht, doch so recht wollte das Publikum nicht. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass man diese Band nicht einschätzen kann. Denn eigentlich weiß man nicht genau, ob es diese Band wirklich ernst meint. Mit ihrem Kapuzen-Outfit wirken sie wie eine schlechte Kopie von Slipknot, inklusive der ich-hau-mit-nem-Baseball-Schläger-auf-ne-Tonne-Einlage. Und die deutschen Texte bewegen sich irgendwie auf J.B.O. Niveau, nur derber. Und wie soll man auch Songs wie "Butzeman" ernst nehmen? Na ja, nach geraumer Zeit war jedenfalls das Eis gebrochen und der erste Pit wurde, für die meisten ebenso überraschend wie für mich, ins Leben gerufen. Und da die Stimmung nun stieg, war auf der Bühne plötzlich mächtig Präsenz angesagt. Die Apos liefen verkleidet und spärlich bekleidet über die Bühne und machten sich einen Spaß draus. Das beste "Kostüm" hatte sich jedoch Sänger Fuchs ausgesucht, der nur mit einer Socke bekleidet, strategisch platziert, und mit mächtig viel Schaum auf'm Kopf über die Bühne hopste. Auch unter dem Schaumberg sah man ihn grinsen. Dann war es an Hämatom, diesen Gig noch nach Hause zu schaukeln, was ihnen auch gelang, denn die Fans hatten nun Bock auf tanzen. Zu "Leck Mich" wurde der Aufforderung des Sängers Folge geleistet und der Mittelfinger in die Luft gereckt, beim letzten Song "Die Kiste" war sogar eine Mosh-Polonaise im Gange. Alles in allem schafften sie eine gute Stimmung, auch wenn der Anfang dies nicht erwarten ließ.

Es gibt ja nicht wirklich viele Metalbands von den Färöer Inseln, Tyr jedenfalls haben mit dieser Herkunft den Exotenstatus des heutigen Abends inne. Und die Band wusste zu begeistern, auch wenn die Songs stellenweise etwas zu ruhige Passagen beinhalteten. Aber sei's drum, nach einem wirklich ruhigen Beginn konnten sie mit "The Wild Rover" erste Punkte sammeln, gefolgt von zahlreichen "Tyr, Tyr" Rufen. Sänger Heri Joensen wirkte zwar noch etwas zurückhaltend und fast schüchtern, doch das legte er im Laufe des Sets schön ab und ließ sich und die Band feiern. Vom in Bälde erscheinenden Album Ragnarok gab es mit dem Eröffnungsstück "The Beginning" und "Lord Of Lies" auch neue Stücke zu hören. Die Bandbreite von Tyr reicht von episch getragener Pagan Metal bis hin zum Death Metal, so dass alle Wünsche erfüllt werden konnten. Auch verwettete Heri seinen rechten Arm, dass alle Fans das nächste Stück kennen würden. Und er sollte rechte behalten, denn wer kennt nicht "Whiskey In The Jar"? Eben. Die ersten Surfer waren nun auch schon unterwegs, das Luftterrain zu erkunden. Generell war mehr Bangen angesagt als Moshen, doch das tat der sehr guten Stimmung keinen Abbruch. Mit "Asgard" wurde auch ein Ausflug in die Vergangenheit gemacht. Doch leider war dieser Gig viel zu früh vorbei, die Zeit verging wie im Flug. Kommt recht bald wieder, Jungs!

Dann war es endlich soweit, Die Apokalyptischen Reiter kamen, sahen und wurden gefeiert, was ging. Sänger Fuchs grinste nur von einem Ohr zum anderen, als die ersten Takte von "Friede Sei Mit Dir" angestimmt wurden. Von Friede im Publikum war allerdings nix zu spüren, von der ersten bis zur letzten Note des Konzertes war ein nicht gerader kleiner Moshpit im Gange. Und der Verfasser dieser Zeilen mittendrin. Zumindest meistens, denn das Alter nagte dann doch dann und wann an den Knochen. Doch Zeit zum Verschnaufen hatte man jetzt nicht, denn nach einem netten "Hallo München, warm habt ihr's hier drinnen" ging es mit dem Titelstück der aktuellen Scheibe "Riders On The Storm" auch schon nahtlos weiter im Tanze, bevor mit "Barmherzigkeit" auf das Jahr 2004 zurück gegriffen wurde. Wer schon mal bei einem Reiter Konzert war, kann es sich sicherlich vorstellen, wie es im Pit abging. Überall nur springende und fallende Körper, es wurde gerempelt und gezogen, doch zu jeder Zeit fair und nicht übertrieben. Nur ein paar unverbesserliche Hohlkörper konnten es auch diesmal nicht lassen, mit brennender Kippe den Pit zu entern. Manche lernen's eben nie. Doch weiter im Text. Der für mich überragende Song des neuen Albums, "Soldaten Dieser Erde" wurde gleich zu Beginn des Gigs zum Besten gegeben. Und wie bei allen Songs, egal ob neu oder alt, waren die Fans textsicher. "Revolution" wurde dann von Hämatom genutzt, sich für die Einlage bei deren Set zu bedanken. Doch sie kamen mit Geschenken in Form von reichlich Freibier, gereicht in zierlichen Plastikbechern, die natürlich nicht lange ganz blieben. Und in Tangas machen Hämatom auch eine gute Figur. A propos gute Figur: die machte auch Petra (?), die von Fuchs aus dem Publikum auf die Bühne geholt wurde, damit sie mit ihm tanzen sollte. Ihr voreilige Fluchtversuch wurde sanft aber bestimmt unterbunden. Und was macht man mit ungezogenen Menschen? Richtig, man sperrt sie zu Dr. Pest. Dieser war nämlich neben dem Drumkit in einer übergroßen Vogelvoliere eingesperrt und bekam nun in dieser Behausung Gesellschaft, die er auch gleich mit Handschellen und Ketten sicherte. Während dessen flogen vor der Bühne weiter die Fetzen, und bei den ersten ruhigeren Tönen wurde auch hier eine Metalpolonaise quer durch die Halle und den Pit ins Leben gerufen, die erstaunlich lange am Leben blieb. Oft angekündigt, und gegen Ende des Sets nun auch zelebriert, gab es eine Massenbestrafung durch Dr. Pest, doch die angedrohten 666 Schläge ertrugen die Freiwilligen mit Bravour. Diese konnten jedoch nicht genug bekommen und mussten vom Kerkermeister des Dr. Pest, einem ähem vollschlanken Mann, ins Publikum getrieben werden. Die Stimmung war fast nicht mehr zu toppen, doch was tagsüber draußen passierte, geschah nun in der Halle, denn hier schien die Sonne nicht von der Bühne aus dem Arsch, sondern mitten im Moshpit standen plötzlich blanke Ärsche. Sachen gibt's.
"Seemann" markierte den Schlusspunkt des regulären Teils, doch Schluss war noch lange nicht. Stürmisch gefordert und auch bereitwillig gegeben, kamen die Apos noch für Zugaben auf die Bühne zurück. Den Anfang markierte "Ghostriders In The Sky" bevor wir alle uns als kleine Wichte titulieren ließen. Was danach eigentlich auf dem Plan stand, kann ich nicht sagen, jedenfalls wurde "Dschinghis Khan" mehr als lautstark gefordert, bereits zu Beginn des Zugabenteils. Und die Reiter ließen sich nicht allzu lange bitten und gaben den Fans mit diesem Song den Rest. Letzte Kraft- und Konditionsreserven wurden noch einmal mobilisiert, und im Pit zum Ausdruck gebracht. Danach war jedoch endgültig Schluss. Zum Abschied wurden noch einmal Hände geschüttelt oder auch ausgepeitscht, je nach dem, wen man gerade vor sich hatte.

Ein geiler Gig am Ende eines sonnigen Tages, danke ihr Reiter und Friede sei mit euch!

Setlist Die Apokalyptischen Reiter
Friede Sei Mit Dir
Riders On The Storm
Barmherzigkeit
Soldaten Dieser Erde
Terra Nola
Revolution
Sehnsucht
Erhelle Meine Seele
Mmmh
We Will Never Die
Wenn Ich Träume
Die Sonne Scheint
Seemann
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Ghostriders In The Sky
Du Kleiner Wicht
Dschinghis Khan

Ray

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