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Festival-Bericht

Rock Im Park

mit Metallica, Depeche Mode, Tool, Reamonn, Opeth, Cradle Of Filth, Soulfly, In Flames, Lacuna Coil, Placebo, Bloodhound Gang, Korn, Bloodsimple, Dir En Grey, Deftones, Bela B., Trivium, Bullet For My Valentine & The Darkness

Volkspark Dutzendteich, Nürnberg 02. - 04.06.2006

(Fotogalerien: Rockimpark2006 )

Samstag, 3. Juni 2006

Bloodsimple hatten die Ehre den zweiten Spieltag zu eröffnen. Das ist eine noch relativ unbekannte Band aus den USA, welche experimentellen und modernen Nu Metal mit Thrash Metal verbindet. Diese Mischung scheint zwar recht abstrakt zu klingen, doch letztendlich scheinen ihre Experimente zu klappen. Manche Songs erinnern eher an Slipknot, während andere Strukturen deutlichere Ähnlichkeiten mit Machine Head aufweisen.
Live bewiesen sie ihre Souveränität und zeigten auch, dass sie ihr Material auch durchaus gut rüberbringen können. Zwar verirrten sich um 13 Uhr noch nicht allzu viele Leute auf das Gelände vor der Centerstage, doch konnten Bloodsimple dennoch die wenigen Leute, die bereits anwesend waren zum kräftigen Headbangen animieren. Insofern an passender Einstieg für den zweiten Festival-Tag.

Danach war für uns erst einmal eine Pause angesagt, so dass wir Stone Sour und Alice in Chains ausließen.
Gegen 16:00 Uhr ging es dann gleich mit den japanischen Jungs von Dir En Grey weiter.
Dir En Grey ist ebenfalls hierzulande noch eine relativ unbekannte Band, doch konnten sie schon einiges an Aufsehen erregen. Das liegt aber nicht unmittelbar an deren Musik, sondern viel eher am exzentrischen Verhalten des Frontmanns und Sängers. Der Sänger hat die merkwürdige Eigenart, sich bei seinen Live-Performances noch stärker in Szene zu setzen und greift daher auch gerne auf befremdlichere Elemente des Showbusiness zurück. Einerseits hat er sich irgendwelche Schriftzüge auf seine Brust geritzt, andererseits nutzt er Blutkapseln, welche man aus dem Theater oder Fernseher kennt. Dieses Kunstblut schmierte er sich dann ins Gesicht und auf seinen blanken Oberkörper.
Bereits als er die Bühne betreten hat, blickte er bereits mit extrem geweiteten Augen ins Publikum und ließ einen ziemlich bedrohlichen, fast schon krankhaften Eindruck zurück. Sein Blick und seine Handlungsweise erweckt irgendwie den Eindruck, als habe er sich davor etwas reingeworfen... Irgendwie seltsam.
Musikalisch waren Dir En Grey aber dennoch sehr gut. Während sie früher eher ruhigeren japanischen Metal, genannt Visual Rock spielen, greifen sie jetzt auf den doch etwas härteren japanischen J-Rock zurück. Die weitgehend allesamt in japanischer Sprache gehaltenen Songs hören sich zumindest nicht schlecht an. Fragt sich nur, worüber sie da singen ;) Allerdings jene Songs, welche sie in Englisch präsentieren sind extrem seltsam. Zumindest geben die Sätze absolut keinen Sinn, oder ich habe diesen noch nicht finden können ;).
Somit lässt sich zusammenfassend sagen, dass Dir En Grey allemal hochwertige Musik ablieferten und dabei auf eine etwas merkwürdige Bühnenshow zurückgriffen.

Nach Dir En Grey war erst einmal eine Runde Abrocken mit den Deftones angesagt.
Noch bevor die Band auf der Bühne war, wurde sie von lauten Rufen und Jubeln begrüßt, das umso kräftiger wurde, als sie die Stage betraten und gehörig rockten.
Beängstigend war es auf jeden Fall, als die Leute versuchten nach vorne zu kommen und vor den vordersten Wellenbrecher zu kommen. Zuvor gab es auf der linken wie auf der rechten Bühnenseite je einen Eingang, doch nachdem das Gedränge auf der rechten Seite derartig stark war und die Security nur noch mit Mühen die Leute zurückdrängen konnten, schlossen sie kurzerhand einen Eingang und beschränkten sich auf den linken, um diesen besser unter Kontrolle zu haben. So kam es, dass dann alle zum anderen Eingang stürmten und dort ihr Glück versuchten. Nach teilweise sehr langem Anstehen, manchmal bis zu zwei Stunden oder länger, haben es die einen oder anderen geschafft doch noch in den vorderen Bereich zu kommen, um dann die Deftones bzw. später Korn und Tool genießen zu können.
Anscheinend versuchte die Security aus den Fehlern bei In Flames zu lernen und ließ dementsprechend nur noch eine deutlich begrenzte Anzahl an Leuten rein. Nur lief die Umsetzung ihrer Pläne leider vollkommen schief...
Sehr daneben fand ich zum Beispiel die Aktion, als die Freundin von jemanden hineingelassen wurde und ihr Freund dementsprechend die Security bat auch hineinkommen zu dürfen, dieser ihn aber dann brutalst in die Menge zurückgedrängte. So etwas sollte man in Zukunft tunlichst vermeiden! Wir alle erwarten ein friedliches Festival und dann ist es absolut deplatziert, wenn einer der Securitys meint nun mal aggressiver werden zu müssen.
Ebenfalls sehr komisch fand ich, dass man die Leute erst hinein ließ, nach dem die Deftones bereits die ersten Töne gespielt haben. Sowas sorgt nicht nur dort für Unmut.
Teilweise wurde es ziemlich seltsam aufgefasst, dass zeitweise nur Vertreter der Presse und VIPs hineingelassen wurden, während die anderen warten mussten, bis die Band bereits zu spielen anfing.
Insgesamt spielten Deftones 1 ½ Stunden. Dabei griffen sie sowohl auf neuere Materialien wie auch auf ältere Sachen zurück, so dass im Prinzip für jeden etwas geboten wurde.
Nach einer recht eindrucksvollen Show verabschiedeten sich die Jungs und überließen Korn das Feld.

Pünktlich um 19:30 Uhr betraten Jonathan und die anderen Jungs und Mädels von Korn die Bühne. Anfangs munkelte man, dass der Auftritt von Korn total in die Hosen gehen könnte, da Jonathan kurz davor an Grippe erkrank war und er sich noch immer nicht 100% erholen konnte. Doch letztendlich hat man sich weit getäuscht. Zwar merkte man seiner Stimme an, dass sie noch etwas kratzig wirkte, doch hat das der Live Performance schlussendlich nicht geschadet. Korn haben absolut selbstbewusst und ohne jegliche Probleme ihre Songs runtergespielt und dabei besonders mit dem Publikum gearbeitet. Immer wieder wurden die Fans zum Mitgröhlen oder Klatschen animiert.
Interessant fand ich aber auch das neue Image, welches Korn zeigten. So präsentierte sich die Band in Masken, welche man sonst z.B. von Slipknot kennt. Lediglich Jonathan verzichtete auf die Maske.
Während viele andere Bands die beiden Leinwände ausschließlich dazu nutzten, um damit das Bühnenbild zu übertragen, stellten Korn damit auch ihre Alben vor. Je nach gespieltem Song wurde das dazugehörige Album Cover auf der Leinwand gezeigt.
Die Songauswahl konnte sich sehen lassen: So spielten Korn im Prinzip jeden ihrer bekannten Songs, angefangen von "Falling Away From Me", "Freak On A Leach", "Clown" sowie "Blind". Zwar hatten Korn ungefähr 1 ½ Spielzeit, doch hätte das nicht ausgereicht, um jeden Titel komplett zu spielen. Daher griffen Korn auf die raffinierte Methode zurück und wählten einige Songs aus, die sie zu einem Medley kombinierten. Dazu gehörten auch "Need To", "A.D.I.D.A.S" und "Twist".
Als "Falling Away From Me" gespielt wurde kam es zu einer gewaltigen Metamorphose des Publikums, so dass sich alles zu einem riesigen lebendigen Haufen entwickelte und alle jenen Song mitsangen. Ziemlich im Zentrum des vorderen Bereichs kam es dementsprechend noch zu einer größeren Moshpit.

21:30 Uhr - endlich ist es soweit!
Die Winzer betraten endlich die Bühne. Wie auch ein Tag zuvor bei Depeche Mode war das Gelände nun auch restlos überfüllt und allesamt sehnten sich nach Tool, die zum ersten Mal seit Jahren wieder auf einer Bühne zu sehen waren. Wir können uns wohl glücklich schätzen, dass das Rock Im Park nicht in eine Zeit der Weinernte fällt, ansonsten hätte man diese Tournee wohl auch abgesagt. Der Sänger von Tool, Maynard Keenan widmete sich leidenschaftlich seinem kalifornischen Wein....
Die gesamte Live Performance war ebenso abstrakt und vielseitig gestaltet wie der Bandname an sich (Häh? - Kara) und deren musikalisches Werk.
Bereits der Aufbau der Bühne ist nicht mit dem anderer Bands zu vergleichen: Man platzierte drei große Leinwände, auf die man später interessante Darstellungen projizierte, die teilweise eine bestimmte Ähnlichkeit mit den Animationen des Windows Media Player hatten, aber auch bestimmte Figuren, welche man auch bereits durch die verschiedenen Musikclips kennt. Für selbige Animationen wurden auch die beiden großen Leinwände genutzt. Wie man es auch von dem Artwork und von den Musikclips zu den Alben AEnima und Lateralus kennt, zeigten Tool verschiedene Organe wie ein schlagendes Herz oder Muskelstränge. Auf den einen oder anderen wirkte das sehr befremdlich, aber dennoch ist es sehr passend und typisch für Tool von der generellen Norm abzuweichen und sich möglich vielseitig zu präsentieren.
Tool kennt man auch als äußerst zurückhaltende Band, die die Öffentlichkeit scheut. Exakt diesen Eindruck machte auch das Live-Konzert. Während bei vielen anderen Bands der Sänger automatisch der Frontmann ist und stets im Mittelpunkt steht, posierte Maynard kein einziges Mal. Er versuchte sich nicht ins Rampenlicht zu stellen und spielte auch nicht mit dem Publikum. Zwar brachte man auch an verschiedenen Teilen der Bühne Mikrophone an, doch nutzte Maynard lediglich das äußerst abgelegenste und hinterste Mikrophon, so dass er auf gleicher Höhe zum Schlagzeug stand. Im Vordergrund standen der Bassist und der Gitarrist. Auch sehr zurückhaltend erwies sich Maynard, wenn er zum Publikum sprach. Teilweise klang das eher wie ein Selbstgespräch, oder wie sehr schüchterne Versuche.
Die Musik und die Live Performance war aber dennoch gigantisch! Passend zum aktuellen Album 10000 Days spielten Tool eine sehr breite Auswahl dieses Albums. Auch scheuten sie nicht ihre über 10 Minuten Stücke zu spielen. Vom neuen Album kamen meiner Meinung nach "The Pot", "Vicarious" und "Right In Two" sehr, sehr gut rüber. Passend zur Musik bewegte sich Maynard auch sehr abstrakt. Bei "The Pot" hob er beide Arme, um spielerisch nach etwas zu greifen. Oder er lehnte sich sehr weit nach hinten, die Arme noch nach oben gestreckt und bewegte sich fast wie ein Blatt in der Luft. Das wirkte schon sehr interessant.
Aber natürlich dachten Tool auch an ihr altes Material und spielten dementsprechend von jedem Album eine gewisse Auswahl. Selbstverständlich waren auch Meisterwerke wie "Schism" dabei, das alleine durch die wunderbare Bass-Komposition beeindruckt. Insgesamt muss man aber gegenüber dem Tool-Bassisten, Justin Chancellor, große Hochachtung aussprechen. Sämtliche Songs von Tool sind sehr auf die Bass-Gitarre ausgelegt und technisch hochwertig.
Wer Tool noch nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen. Ich habe auf dem Festival auch viele getroffen, die mit dem Namen Tool noch zuvor noch nichts anfangen konnten, aber nach dem Konzert hellauf begeistert waren.
Tool sind live einfach eine Klasse für sich. Man kann deren Live-Performance zwar keinesfalls mit einer Metal Band vergleichen. Als z.B. jemand versuchte einen Mosphit anzufangen, wurden seine Bestrebungen sofort im Keim erstickt und alle wandten sich wieder genüsslich der Musik zu. Headbangen ist auch nicht unbedingt angesagt. Ich sah auch sehr viele, welche mit geschlossenen Augen die Musik verfolgten und fast wie in Trance Maynards Bewegungen machten.
Anbetracht dessen, wie selten Tool auf Tournee gehen, sollte man die Gelegenheit in diesem Jahr ergreifen und versuchen eines der Konzerte zu besuchen. Es lohnt sich allemal!
Übrigens, was das Wetter angeht, so hatten wir viel Glück. Während es tags zuvor am Freitag noch wunderschön war, kam es am Samstag zum Beginn von Tool kurzzeitig zum Regnen. Allerdings hörte der Regen bald auf, so dass wir nur ein paar wenige Tropfen abbekamen. Bei absoluter Dunkelheit, super Wetter und genialem Flair machte das Konzert gleich noch mehr Spaß.

Nach ca. zwei satten Stunden Spielzeit verabschiedeten sich Tool und wir gingen total gut gelaunt zu Bela B. zur Alternastage rüber.
Bela B. erwartete uns pünktlich um 24:00 Uhr und präsentierte dort sein neues Solo Album.
Zwar hat er mit den Ärzten schon etliche sehr erfolgreiche Tourneen durchlebt, doch handelte es sich bei diesem Auftritt erst um seinen vierten Auftritt mit seiner eigenen Band und seinem Soloalbum. Dementsprechend improvisiert wirkte noch der Aufbau. Ziemlich bald verabschiedete sich Belas Gitarren-Verstärker, so dass zwei Techniker herbeieilten und den Schaden möglichst rasch beheben mussten. Bela umging diesen Patzer sehr gelassen und spielerisch und wählte einfach einen anderen Titel aus, der seinen Gitarreneinsatz nicht benötigte.
Ach ja, Belas Band ist übrigens auch nicht unbekannt. So spielte der Schlagzeuger bis vor kurzem noch bei Gluecifer, während der Gitarrist bereits in England Karriere machen konnte.
Man merkte, dass Bela es richtig genoss sein eigenes Album zu präsentieren. So ließ er sich ständig bejubeln und seinen Namen zurufen. Sehr interessant ist auch, dass in den ersten Reihen hauptsächlich Mädels standen, welche ihm fröhlich zuriefen und teilweise hysterisch kreischten. Als Bela danach fragte, ob jemand sein persönliches Mädchen sein möchte, riefen ihm dementsprechend auch alle entgegen. Bela wiederholte die Frage und stellte dann fest, wie viele Kerle ihm zuriefen ;)
Passend zur Frage und zum Song "Traumfrau Again" gesellte er sich zum Publikum und spielte den Song vor einem Mädel, welches sich wohl danach sehr glücklich schätzte ;)
In Belas Band befindet sich auch eine Pianistin und Background-Sängerin, welche mit ihm den Song "Hab Keine Angst" zusammen in einem Duett sang. Das kam wahrlich sehr schön rüber.
Ich persönlich finde seine Songs nicht schlecht, wenn auch teilweise etwas zu schnulzig. Insgesamt finde ich Die Ärzte besser. Dennoch aber ist das Bela B. Konzert ein sehr schöner und auch romantischer Abklang des zweiten Tages.

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