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Konzert-Bericht

Edguy, Dragonforce & Sabaton

All-Kart-Halle, Kaufbeuren 18.02.2006

(Fotogalerie)

Auf dieses Konzert hatte ich mich schon lange gefreut - und nicht nur ich. Beim Einlass um 19:00 Uhr spurteten ein paar ganz Begeisterte in die All-Kart-Halle und besetzten sofort die besten Plätze in der ersten Reihe. Der Rest der ca. 1100 Leute trudelte dann etwas gemächlicher ein, doch zu Beginn des Konzertes war die All-Kart-Halle durchaus angenehm gefüllt. Schön ist, dass trotzdem noch genügend Bewegungsfreiheit vorhanden ist.

Ziemlich pünktlich begannen die schwedischen Power-Metaller Sabaton, die zahlreichen Fans anzuheizen. Ich kannte die Band bisher noch nicht, was mich ziemlich ärgerte, weil Sabaton einen sehr guten Auftritt ablieferten und die Musik auch genau meine Richtung ist, also Heavy Power Metal - mit eigenständiger Note. Sänger Joakim Broden, der Einzige mit kurzgeschorenen Haaren, beeindruckte mit seiner kräftigen, dunklen und charismatischen Stimme und fetzte auf der Bühne hin und her. Der Rest der Band tat es ihm bewegungsmäßig gleich und bangte zusätzlich noch fleißig mit den mehr oder weniger langen Haaren, dass es eine wahre Freude war. Die Bühne war sehr spartanisch gehalten; beide Vorbands agierten vor einem schmucklosen schwarzen Vorhang, der die recht große Bühnenfläche ungefähr in der Mitte teilte. Kein Backdrop, keine Verzierung, und auch bei der Lichtshow wurden Sabaton zwar professionell, aber doch sparsam in Szene gesetzt. Musikalisch kam bei Sabaton natürlich zum größten Teil Material vom 2005er Debüt Album Primo Victoria zum Einsatz; die Schweden stellten jedoch mit "Nuclear Attack" einen Song vom neuen Album vor, das voraussichtlich im April oder Mai erscheinen wird. Die zugeteilte halbe Stunde war viel zu schnell vorbei und Sabaton konnten auf einen gelungenen Auftritt zurückblicken, der vom Publikum auch sehr gut aufgenommen worden war. Gleich danach tauchten sie am Merchandise-Stand auf und stellten sich den Fans, von denen sich zahlreiche CDs signieren ließen und mit der Band ratschten. Sympathisch!

Für den Auftritt von Dragonforce wurde auf der Bühne kaum etwas verändert, lediglich die Keyboards wurden ausgetauscht und ein Block wurde in der Mitte der Bühne errichtet. Um 20:50 Uhr stürmten die Engländer denn auch die Bühne und legten sofort los. Während der ersten beiden Songs, die vom letzten Album Sonic Firestorm stammten, entfesselten die sechs Burschen eine ungeheuerliche Energie, die auch das Publikum in seinen Bann zog. Scheinbar mühelos schüttelten die Gitarristen Herman Li und Sam Totman die kompliziertesten Riffs, Melodien und Läufe aus den Händen, während sie wie von der Tsetsefliege gestochen über die Bühne fetzten. Der Rest der Band war nicht minder aktiv. Sänger ZP Theart, im übrigen recht lecker angetan mit lediglich einer Fransen-Lederhose, tat sein Bestes, Kontakt zum Publikum herzustellen. Dies gelang ihm über weite Strecken auch, jedoch war es schwierig, die Leute während der langen Instrumentalpassagen, die den Soung von Dragonforce mit jeder Veröffentlichung stärker prägen, bei der Stange zu halten. Dies mertkte man besonders bei den Liedern drei und vier, die vom aktuellen Album Inhuman Rampage stammen. Die Menge vor der Bühne, die sich von der Band im Bann halten ließ, wurde von Minute zu Minute kleiner. Viele konnten mit den extrem vollgestopften Liedern von Dragonforce einfach nichts anfangen. Diese Stimmung schlug auch auf die Bühne zurück; nach der Energie der ersten beiden Lieder ging langsam, aber merklich die Luft aus. Dragonforce bewegten sich immer noch sehr viel, die Gitarristen und der Sänger nutzten den Block immer noch sehr geschickt - bei signifikanten Breaks sprangen sie gleichzeitig davon runter, das war wirklich gut - aber der Funke wollte nicht mehr so recht zünden.
Der Sound, der bei Sabaton wirklich sehr gut gewesen war, tat sein Übriges dazu, die Leute etwas zu verscheuchen: Es war einfach zu laut. Und damit meine ich wirklich laut. Es war zwar fast alles gut zu hören, lediglich der Backgroundgesang ging den ganzen Auftritt über komplett unter, jedoch dröhnte alles dermaßen, dass es kein Spaß mehr war. Die obertonreiche, im Übrigen glasklare Stimme von ZP Theart ist sicher nicht einfach abzumischen, aber "alle Regler auf Anschlag" ist nicht meine Idee eines ausgewogenen Sounds. Mit dem epischen "Valley Of The Damned", dem Titeltrack des 2003er Debüts schlossen Dragonforce ihren Auftritt ab.

Dann warteten alle gespannt, was Edguy hinter dem Vorhang versteckt hielt. Erstmal wurden die Instrumente der Vorbands weggeräumt und die Mikros nach bewährtem Muster aufgestellt: Zwei links für Dirk Sauer und Tobias Exxel, rechts eines für Jens Ludwig. Dies dauerte ungefähr eine Viertelstunde. Dann rührte sich auf der Bühne nichts mehr, und zwar für geschlagene 23 Minuten. Wieso nicht spätestens um zehne anfangen, wenn man um dreiviertel mit Umbauen fertig ist?
Als sich der Vorhang dann lüftete, bot sich folgendes Bild: Das Schlagzeug auf einem Aufbau erhöht vor einem blauen Vorhang, ebenfalls ohne Backdrop, je zwei Trägersäulen links und rechts, auf denen Scheinwerfer montiert waren. Sonst nichts - außer der entfesselten Band, viel Nebel und einer den gesamten Auftritt über sehr beeindruckenden Lichtshow. Edguy begannen mit "Catch Of The Century" vom aktuellen Album Rocket Ride. Hier wurde sehr schnell klar, dass Edguys Soundmann mehr Hirn im Kopf hatte, der Sound war nämlich sehr viel angenehmer, weil leiser, als bei Dragonforce. Trotzdem war er sehr klar und differenziert, alles gut hörbar, auch die Backing Vocals. Kompliment!
Sänger Tobias Sammet zeigte sich diesmal modisch zurückhaltend mit schwarzer Weste und einer schwarzen Jeans mit Glitzersternen. Wie immer verbreiteten er und seine Jungs gute Laune, die nicht im Mindesten aufgesetzt oder gekünstelt wirkte. Diese Burschen haben auf der Bühne einfach Spaß und das merkt man ihnen auch an, selbst nach den 14 Jahren, die sie nun schon live auftreten. Nach dem spröden "Catch Of The Century" folgte das nur wenig eingängigere "Sacrifice" - toller Refrain, trotzdem meiner Meinung nach ein bisschen zu progressiv für einen Konzerteinstieg. Danach feuerte man mit "Babylon" einen der traditionellsten Edguy-Kracher ab und alles war in Butter. Witze müssen natürlich auch sein, und so kündigte Tobias Sammet einen in aller Eile geschriebenen Song an, der seiner Meinung nach großes Hitpotenzial besitzt: Es erklangen die Töne von Iron Maidens "The Trooper". Hmmm, falls Edguy mal keine Hits mehr schreiben sollten, können sie als Coverband gut überleben. Dann - das Konzert war noch keine halbe Stunde alt - war erstmal Singen und Jubeln angesagt, eine Saalhälfte gegen die andere. Die geduldig mitsingenden Fans wurden durch ein mitreißendes "Lavatory Love Machine" belohnt. Für "Trinidad", das als Fußball-Lied für die WM angekündigt worden war (?), wurden von einer Scheinwerferreihe links und rechts zwei Bühnenbilder herunter gelassen, die links einen Ed (das ist ein irre grinsendes Narrengesicht, sehr passend zu Edguy) inmitten von dreiäugigigen Außerirdischen, rechts einen Außerirdischen in Großaufnahme zeigte, der dem Betrachter die Zunge herausstreckt. Einem souveränen "Tears Of A Mandrake" folgte dann "How Many Miles" vom Vain Glory Opera Album, ein Lied, das man schon lange nicht mehr live gehört hatte (ja, auf der Burning Down The Opera isses drauf). Ziemlich genau um 23:00 Uhr begann Felix mit seinem siebenminütigen Schlagzeugsolo, dessen Höhepunkt wie immer der "Imperial March" darstellte. Nach dem spaßigen "Superheroes" gratulierte Tobias Sammet dann dem Veranstalter Rockabend Concerts zum 20jährigen Jubiläum, was das Publikum jedoch nicht die Bohne interessierte. Trotzdem: Meggy, wir wünschen alles Gute und macht nochmal 20 Jahre so weiter!
Mit einer Akustikgitarre wurde die grauenhafte Ballade "Save Me" präsentiert, bevor Tobias Sammet sein Talent an Jens Ludwigs Gitarre unter Beweis stellte: Die "Löwenzahn"-Titelmelodie, "Smoke On The Water" und zuletzt das Eröffnungsriff von "Mysteria" wurden durchaus kompetent vorgetragen. Kleiner Tipp: Wenn Jens die Gitarre abnimmt und sie Tobi umhängt, spielt sich's viel leichter!
Durch Zauberhand (oder eine fahrbahre Platte?) erschien zu "Mysteria" der von der Hellfire Club-Tour bekannte Gargoyle hinter dem Schlagzeug, der recht eindrucksvoll seine Flügel spreizte. Bei "Mysteria" fiel dann nochmal auf, dass Tobi wie schon ein paarmal vorher einige Textzeilen verdrehte und teilweise doppelt sang. Teleprompter benötigt? In dem Alter? Tststs...
Um 23:25 Uhr machten die Jungs eine kurze Pause, kamen jedoch mit "Vain Glory Opera" (samt Intro) recht schnell wieder zurück. Nach nochmaliger Ansprache erfüllte Edguy dem Publikum einen Wunsch und spielten außerplanmäßig das rockige "Fucking With Fire", das sehr begeistert aufgenommen wurde. Überhaupt war das Publikum immer bereit, allen Späßen zu folgen, mitzusingen, zu johlen und zu klatschen. Edguy sind nun mal Edguy, das ist nicht nur ein Konzert, sondern auch ein bisschen Clownerie. "Avantasia", der Titelsong von Tobias Sammets Soloprojekt, war der Abschluss vor der zweiten Pause, die jedoch noch kürzer ausfiel als die erste. Nach dem obligatorischen "King Of Fools" war um kurz vor zwölf dann endgültig Schluss.

Für mich persönlich war's ein recht durchwachsener Abend. Sabaton hatten überrascht und überzeugt, Dragonforce konnte seine Vorschusslorbeeren nicht bestätigen, und Edguy... sind nun mal Edguy, wie oben gesagt. Anstatt so viel zu labern und das Publikum singen zu lassen, hätte man in der Zeit noch mindestens drei, vier Lieder spielen können. Trotzdem - wenn sie spielen, sind Edguy eine klasse Liveband. Wie gehabt.

Setlist Sabaton:
Panzer Battalion
Wolfpack
Into The Fire
Nuclear Attack
Primo Victoria
Metal Machine

Setlist Dragonforce:
My Spirit Will Go On
Fury Of The Storm
Storming The Burning Fields
Through The Fire And The Flames
Valley Of The Damned

Setlist Edguy:
Catch Of The Century
Sacrifice
Babylon
Lavatory Love Machine
Trinidad
Tears Of A Mandrake
How Many Miles
Schlagzeugsolo
Superheroes
Save Me
Mysteria
---
Vain Glory Opera
Fucking With Fire
Avantasia
---
King Of Fools

Kara

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