13 Headbänga online
Suche:
24.04.2024 Midnight
25.04.2024 Traveller
25.04.2024 Slash Feat. Myles Kennedy And The Conspirators
28.04.2024 Nanowar Of Steel
28.04.2024 Hell Boulevard
02.05.2024 Glenn Hughes
Reviews (10417)
Navigation
Artikel des Tages
Review:
Sinister

Interview:
Tracedawn

Live-Bericht:
Lord Belial

Video:
Kamelot
RSS RSS
Atom Atom
 

Konzert-Bericht

AC/DC

Olympiastadion, München 14.06.2001

An ihnen scheiden sich wahrlich die Geister. Für die selbsternannten Intellektuellen unter uns sind sie die Prollrock-Combo Nr.1, ein verabscheuungswürdiger Haufen langhaariger Bombenleger, die für jeden ihrer Songs immer wieder lediglich drei Gitarrenakkorde in neuer Form aneinanderreihen, für die anderen sind die fünf sympathischen Rock'n'Roll-Haudegen schlichtweg Götter und werden weltweit demenprechend innig verehrt: Die Rede ist von ACDC, den inzwischen zwar leicht angegrauten (Alter: zwischen 45 und 54 Jahren...), aber nichtsdestoweniger quicklebendigen Underdogs aus Australien. Die Band ist wahrlich eine der letzten "wahren" Rock'n'Roll-Institutionen, ein wahrer Dinosaurier des Rocks, der mit seinem straighten, bluesorientierten Hardrock-Sound ohne jegliche stilistische Experimente seit mittlerweile 28 Jahren konsequent gute Laune verbreitet und gerade deshalb in der heutigen Zeit der musikalischen Wirren und halbgaren Trends immer noch absolut unverzichtbar ist.

Im Rahmen ihrer Stiff Upper Lip-World Tour beehrten die Herren am letzten Donnerstag auch wieder einmal die bayerische Landeshauptstadt wo sie bereits sehnlichst von ihren fanatischen Anhängern im komplett ausverkauften Olympiastadion erwartet wurden. Als es um 20:50 Uhr (nach einem originellen Video-Intro, in dem die bekannte Angus-Statue vom Cover des letzten Albums sämtliche bekannten Denkmäler der Welt in King-Kong-Manier plattmacht!) mit dem Titelsong der letzten Scheibe "Stiff Upper Lip" endlich losging, verwandelte sich das Stadion völlig in ein Tollhaus. Mit den ersten Tönen des darauffolgenden "You Shook Me All Night Long", einem der bekanntesten Hits der Band, fraß das Publikum den fünf Australiern dann komplett aus der Hand. Die vermeintliche Altherrenriege hatten aber auch wieder einmal einen äußerst guten Tag erwischt: Sänger und Frontsympathikus Brian Johnson mimte gekonnt den agilen Rock-Malocher und heizte den vorderen Reihen mit einer schweißtreibenden Show mächtig ein, während ein gewohnt spielfreudiger, ekstatische Grimassen schneidender Angus Young neben ihm völlig entfesselt im Duckwalk über die Bühnenbretter fegte und dabei bisweilen Strecken zurücklegte, als bekäme er Kilometergeld dafür!

Die tighte, perfekt eingespielte Rythmussektion Rudd/ Williams zementierte im Hintergrund jedes noch so kleine Soundloch zu, während Riffmeister und Angus-Bruder Malcolm wie immer unauffällig, jedoch ultrapräzise seinen Job machte und jeden Song in ein kraftstrotzendes Rockjuwel verwandelte. Vor allem bei älteren Gassenhauern wie "Problem Child", "The Jack", oder "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" (alle aus der Bon Scott-Ära der 70er) stand das im Durchschnitt auch nicht mehr ganz sooo junge Publikum völlig Kopf und tausende von Kehlen unterstützten die Band bei den Refrains.

Höhepunkte der Show waren wie immer ein sexy Angus-Strip (mit Deutschland-Fahne auf den Shorts), der diesmal während des "Bad Boy Boogie" kam, das wahnwitzige, zehnminütige Solo des schächtigen Gitarristen während "Let There Be Rock" (inklusive Ausflug zum Soundmixerturm vor der Bühne), die zeitlose Hymne "Highway To Hell", während der Pyroeffekte und flammende Videowände die mächtige, mit zwei gigantischen Angus-Teufelsmützen bedeckte Bühne in ein feuriges Inferno verwandelten, das flott und räudig runtergezockte "Whole Lotta Rosie", mit gleichnamiger voluminöser Gummilady im Hintergrund, das wie immer den Zugabeteil abschließende "For Those About To Rock (We Salute You)" mit seinen das Arenarund erschütternden Kanonenschüssen, und, und, und...

Auffällig war neben dem enthusiastischen Auftreten sämtlicher Bandmitglieder und des mächtigen, druckvollen Sounds, dass ganz klar alte Gassenhauer der ersten sechs Alben Songs neueren Datums vorgezogen wurden. Vom neuen Erfolgsalbum wurde gar nur der eröffnende Titelsong gespielt; aktuelle Hits wie etwa "Safe In New York City" oder "Satellite Blues" blieben außen vor, was bei einer Band, deren Repertoire fast ausschließlich Klassiker beeinhaltet, jedoch leicht zu verschmerzen ist. Somit rockten ACDC innerhalb von zwei Stunden sämtliche Zuschauer und schließlich auch sich selbst immer mehr in Trance.

Ein überraschendes "Shot Down In Flames", das der verdutzten, schon im Aufbruch befindlichen Menge, ganz überraschend noch knappe 15 Minuten nach dem offiziellen Zugabenteil vor den Latz geknallt wurde, gab der vielleicht schon etwas zu perfekt und professionell arrangierten Rockshow wenigstens noch einen Hauch von Spontanität. Aber dies soll kein Kritikpunkt sein - kaum einer, der beim Anschalten der Stadionlichter nicht ausgepowert und mit entrücktem Lächeln gen Ausgang schlenderte... ACDC haben es schon immer gewußt: "You Can't Stop Rock'n'Roll", so heißt (mal wieder) einer ihrer neuen Songs. Und wenn sie auch weiterhin noch so gnadenlos gut live abräumen, wird der Rock'n'Roll auch definitiv so schnell nicht aufzuhalten sein. Von nichts und niemanden!!!

Christian Reichenspurner

Gast

Zur Übersicht
Zur Hauptseite


© www.heavyhardes.de