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Festival-Bericht

Trümmernacht III

mit Die Apokalyptischen Reiter, Grabnebelfürsten, Turisas, Legions Descend, Irate & The Storcings

Lokschuppen, Rosenheim 19.02.2005

Wir schreiben das Jahr 2005, ganz Deutschland wird von den Popstars beherrscht. Ganz Deutschland? Nicht ganz. Ein kleiner Ort im Süden der Republik leistet der musikalischen Verdummung erbitterten Widerstand und veranstaltet nun schon zum dritten Mal ein feines Festival, das von Jahr zu Jahr mehr Leute in die heiligen Hallen des Lokschuppens zu Rosenheim lockt. Auch der Schreiber dieser Zeilen konnte sich, wie auch letztes Jahr, der Anziehungskraft nicht entziehen und fand sich pünktlich um kurz nach fünf in der Örtlichkeit ein.

Gleich bei Eintritt in den Lokschuppen wurden die Änderungen zum letzten Jahr deutlich: so hat man dieses Jahr die Bühne im Durchbruch zum nächsten Raum platziert, wodurch für die zahlreich Anwesenden wesentlich mehr Platz zum bangen und moshen geschaffen wurde. Zudem hat man weder Mühen noch Kosten gescheut und eine kleine Videoleinwand rechts oben neben der Bühne installiert, auf der neben Sponsorenclips das Konzert für diejenigen gezeigt wurde, die nicht direkt auf die Bühne sehen konnten. Für das leibliche Wohl war natürlich auch wieder gesorgt mit Bier, Met und allerlei Non-Alcoholics sowie Futterbereitstellung gegen Bares.

Bevor der musikalische Reigen beginnen konnte, gab es zuerst einmal ein paar einleitende Worte des mehr als glücklichen Veranstalters, hat man doch anno 2005 bereits im Vorverkauf mehr Karten absetzen können als im letzten Jahr anwesend waren. Das sieht man mal wieder: ein gelungenes Festival spricht sich eben rum.

Um 17:45 Uhr war es dann endlich soweit, Irate aus Rosenheim sollten den Abend härtetechnisch einleiten. Leider hatten sie bereits vor der ersten Note Probleme mit der Stromzufuhr am Bass, die jedoch kurzfristig behoben werden konnten. Mit ihrem Thrash Metal konnten Irate die zahlreich Anwesenden bereits gut einheizen, es wurde gebangt als ginge es um die Wurst. Von Anfang an war eine positive Stimmung spürbar, alle verbrachten bei diesem Gig eine gute Zeit. Die vier Jungs freuten sich auch sichtlich über den regen Zuspruch und zockten einen Thrasher nach dem anderen runter, dass es eine wahre Freude war. Als nach 30 Minuten der Gig vorbei war, wurden Irate mit mehr als nur Höflichkeitsapplaus und Zugabe-Rufen verabschiedet. Beachtlich, vor allem wenn man bedenkt, dass dies der erste Live-Auftritt der Jungs war.

Nach dem obligatorischen Mosh-Wettbewerb auf der Bühne als Pausenfüller ging es nach einer erfreulich kurzen Umbaupause mit The Storcings weiter. Mit ihrem "normalen" Heavy Metal mit leichten progressiven Einflüssen und cleanen Vocals passten sie zwar in meinen Augen nicht so recht zum Rest des Billings, aber sei's drum, auch hier wurde gebangt und der erste Moshpit des Abends eingeläutet. Hier zeigte sich mal wieder, dass Musik verbindet und keine Schranken kennt: hier stand der Normalo neben dem Mättler neben dem Punk. Und alle hatten sichtlich Spaß an der Mucke von The Storcings. Nach einer guten halben Stunde war dann auch hier der Auftritt zu Ende und die Band wurde mit ebensolchem Beifall wie zuvor Irate verabschiedet.

Der Lokschuppen füllte sich zusehends mit Leuten, was sich auch an der Leinwand ablesen ließ: kurz vor halb acht waren bereits 437 Nasen anwesend, die bislang nur 93 Liter Bier verbraucht haben. Aber das sollte sich im Laufe des Abends noch ändern, wie später noch zu lesen war. Die Veranstalter sahen das genauso und so wurden diese Zahlen mit den Worten "Da geht noch was" visuell kommentiert.

Dann waren Legions Descend aus der Alpenrepublik an der Reihe, das bislang erspielte Level im Publikum zu erhalten bzw. zu steigern. Und sie machten keine Gefangenen und einen guten Job. Mit ihrer Mischung aus Death und Thrash mit leichten Bolt Thrower Einflüssen trafen sie genau den Geschmack der Anwesenden. So wurde auch hier gebangt was die Nacken hergaben und bis in die letzten Reihen sah man emporgereckte Fäuste. Für meinen Geschmack waren die Vox etwas zu leise, aber das nur am Rande erwähnt. Der Mucke und der Stimmung hat das nicht geschadet. Nach knapp 45 Minuten war dann der reguläre Set vorbei, aber Legions Descend wurde noch für eine Zugabe auf die Bühne zurück gerufen.

Nun war es Zeit für den nächsten Zwischenstand: 476 Leutchen und 159 Liter Bier. Geht doch vorwärts.

Da die Grabnebelfürsten den Weg nach Rosenheim noch nicht gefunden hatten, wurde kurzerhand die Running Order umgekrempelt und deren Auftritt an den Schluss des Abends geschoben in der Hoffnung, dass die Band bis dahin eingetroffen ist. Um 20 vor neun kamen dann die Finnen Turisas stilecht mit Fellen behängt und mit Kriegsbemalung auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Von der ersten Note an ging die Meute ab wie Zäpfchen als ob es kein morgen mehr geben würde. Da störten auch die anfänglichen Probleme mit dem Mikro nicht die Bohne. Nachdem diese behoben waren war es für Turisas ein leichtes, mit Songs wie "The Land Of Hope And Glory", "Among Ancestors" oder "The Messenger" (vom aktuellen Output Battle Metal) die Stimmung weiter Richtung Siedepunkt zu treiben. Den Anwesenden waren wohl die inzwischen subtropischen Temperaturen egal, überall nur zufriedene Gesichter, die Turisas gebührend abfeierten. Turisas waren stets agil unterwegs und genossen sichtlich den Beifall, den sie entfachten.

Nun war es wieder an der Zeit für harte Fakten: 513 Verrückte und 564 Liter Bier. Da muss ich mich der Meinung des Veranstalters anschließen: Beachtlich!

Dann war es an der Zeit für den vorgezogenen Auftritt des Headliners. Ab zehn Uhr war der Lokschuppen fest in der Hand der Reiter. Zum Intro wurde Dr. Pest von einem Mönch auf die Bühne begleitet, bevor die Reiterei losging. Mit dem Opener des aktuellen Albums Samurai "Wahnsinn" wurde auch der Abend eröffnet. Wer Die Apocalyptischen Reiter einmal live gesehen hat, kann sich ungefähr ein Bild davon machen, was im Lokschuppen abging. Hier wurde kein Stein mehr auf dem anderen belassen. Die Maniacs fraßen der Band wie immer aus der Hand und die Reiter bestätigten wieder einmal ihren Ruf als herausragende Liveband. Hier sprang der Funke der guten Laune sofort auf das Publikum über. Mit Titeln wie "We Will Never Die", "Reitermaniacs" oder "Unter Der Asche" kann man aber auch nicht wirklich viel falsch machen. Bei eben "Reitermaniacs" wurde mal wieder die Menge vor der Bühne geteilt und zum größten Moshpit Rosenheims aufgefordert. Dass die Fans dieser Bitte nur zu gern nachgingen, braucht nicht gesondert erwähnt zu werden. Auch Stagediver waren von Anfang an kräftig am Werk, nur bei "Die Sonne scheint" ließ sich kein Freiwilliger finden der der Menge zeigen sollte, woher diese eben scheint. Schade! ;-) Nach einer Stunde war dann leider Schicht im Schacht, lediglich eine Zugabe durfte noch gespielt werden, die mit "Metal Will Never Die" gerne gegeben wurde.

Inzwischen waren auch die Grabnebelfürsten in Rosenheim eingetroffen. Nach einem mehr als schnellen Soundcheck (also eigentlich nur Instrumente einstöpseln und losgezockt) ging es dann auch schon los. Leider war wohl bei den meisten die Luft raus, denn es wurde merklich leerer in der Halle um nicht zu sagen die Halle war fast leer. Zu diesem Zeitpunkt (halb zwölf) hatten wohl die meisten schon genug gemosht und sich auf den Heimweg gemacht. Bei den wenigen restlichen Verbliebenen stießen die Fürsten auf geteilte Meinungen: während die einen in den verbliebenen beiden Reihen vor der Bühne kräftig bangten und die Band abfeierten, stand der kleine Rest weiter entfernt etwas ratlos dem avantgardistischen Black Metal mit deutschen Texten gegenüber. Die Band bot einen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens, so wurden Songs wie "Sakralästhetik", "An Den Kalten Ufern" oder "Grabgewalt" vom ersten Demo auf die "Menge" losgelassen. Aufgrund des straffen Zeitplans und wohl auch aufgrund behördlicher Auflagen war kurz nach 12 Schluss mit der Trümmernacht III. Den Fürsten wurde noch eine Zugabe zugestanden, dann gingen für dieses Jahr endgültig die Lichter an.

Fazit: die Trümmernacht III war ein voller Erfolg. Wenn man sich den Zuschauerzuwachs zum vorherigen Jahr vor Augen führt, müssen die Jungs sich für 2006 etwas einfallen lassen, denn der Lokschuppen war fast schon zu klein für dieses Event. Zudem war in den Umbaupausen im Eingangsbereich aufgrund der beengten Verhältnisse (hier sorgte der Merch-Stand nicht unerheblich für Behinderung) ein Stau vorprogrammiert, so dass es teilweise kein Vor- oder Zurück mehr gab. Ich für meinen Teil scharre bereits mit den Hufen für Teil IV dieses Festivals.

Ray

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