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Konzert-Bericht

Rage, Deadsoul Tribe & The Ordeal

Zeppelinhalle, Kaufbeuren 11.12.2004

(Fotogalerie)

Geburtstage feiert man am besten mit einer Party, oder auch vielen Partys. Für eine Band heißt das dann, auf Tour zu gehen und sich seinen Fans zu präsentieren. 20 Jahre Bandgeschichte sind dann wohl auch Grund genug, sich zwei Supportbands ins Boot zu holen und die nationalen und internationalen Hallen unsicher zu machen. Wenn man dann auch noch auf so viele Alben und großartige Songs zurückblicken kann wie die deutsche Metalinstitution Rage, dann ist die gute Stimmung eigentlich schon vorprogrammiert.

Warum aber die Zuschauer in die Zeppelinhalle gepilgert waren, bekamen die deutschen The Ordeal ganz deutlich zu spüren: nicht wegen The Ordeal. Zwar gaben sich die vier Jungs ordentlich Mühe, aber wenn ich ehrlich bin, war ihr Set und ihre Show einfach nur grottenlangweilig. Hier und da ganz nette Riffs und Soli, eine solide Rhythmusfraktion, einige spacige Keyboardeinsprengsel und ein zweifelsohne engagierter Sänger und Bandgründer Oliver Oppermann, der mit seinem Outfit ebenfalls in die spacige Richtung tendierte. Dazu befestigte er an seinem Pulli bzw. später an seinen verkehrt herum angezogenen Handschützern verschiedenfarbige Taschenlämpchen und zog somit schon mal ein klein wenig Aufmerksamkeit auf sich. Dabei blieb es dann auch und trotz seiner beständigen Versuche, das Publikum anzufeuern und für sich zu gewinnen, konnten die Hannoveraner an diesem Abend keinen Blumentopf gewinnen. Daran änderte auch die Metallplatten-besetzte Oscar-Dronjak-Gedächnis-Weste Oppermanns nichts, die er nach einigen Songs präsentierte, ebensowenig wie die Tatsache, dass sich Oppermann nach dem dritten Lied warum auch immer auf englische Ansagen verlegte...

Gänzlich andere Stimmung verbreiteten dagegen Deadsoul Tribe. Wo bei den Vorgängern noch Old-School Heavy Metal mit modernen Soundspielereien regierte, kam hier König Düsterrock zum Vorschein. Leicht verdaulich ist dies Art Musik nicht, die Devon Graves und sein Team hier boten, progressiv, düster, atmosphärisch aber hervorragend instrumentiert, wobei sich vor allem Sänger/Gitarrist Devon ein Lob verdient hat. Devon stand nicht nur einfach auf der Bühne (übrigens auf der linken Seite der Bühne, fast ein wenig im Abseits) und erledigte seinen Job, sondern zelebrierte die Musik von Deadsoul Tribe regelrecht. Er tanzte fast zu seiner Musik und lieferte einen umwerfenden Job am Mikro, was vom Publikum dementsprechend honoriert wurde. Auch seine Nebenmänner Rollz Kerschbaumer an der zweiten Gitarre, Roland Ivenz am Bass und Adel Moustafa am Schlagzeug boten eine gute Vorstellung, wobei ich vor allem von letzterem sehr angetan war, weil er am Schlagzeug ein absolut überzeugendes, abwechslungsreiches und tightes Set spielte.
Aber tanzen, singen und spielen allein war noch nicht alles, Devon gab auch einen kurzen Einblick in seine Spielkunst mit der Querflöte und bot ebenso beim letzten Song sowohl etwas für's Auge als auch für die Ohren, als er am Anfang seine Gitarre mit einem Geigenbogen zum Singen brachte. Große Vorstellung, wobei man sich natürlich darüber streiten kann, ob diese Art Musik live überhaupt richtig zur Geltung kommt und ob Deadsoul Tribe die richtige Vorband für einen Hauptakt wie Rage ist. Wie auch immer man es drehen und wenden mag, Deadsoul Tribe boten eine gute Show und ernteten dafür auch dementsprechenden Applaus.

Während der Umbaupausen (die sich im übrigen angenehm kurz gestalteten) zwischen den einzelnen Bands liefen rechts neben der Band auf einer provisorischen Leinwand diverse Spots und Merchandise-Ankündigungen der nun folgenden Band: Rage.
Standesgemäß wurden Rage dann auch mit einer Manowar-artigem Sprecher auf die Bühne geholt, der irgendwas von der Geschichte von Rage faselte und die Band vorstellte.
Als dann schließlich Mike, Victor und Peavy vor dem riesigen Backdrop auftauchten, ging's gleich mit "Don't Fear The Winter" los und die Band wurde von Beginn an gebührend gefeiert. Ohne Umschweife und großartige Ansagen ging's mit "Great Old Ones" und "Paint The Devil On The Wall" weiter, bevor sich Peavy zum ersten Mal richtig ans Publikum wandte und sich für das zahlreiche Erscheinen trotz Nebels bedankte. Als er dann auf den 20sten Geburtstag von Rage zu sprechen kam, bekam die Band auch gleich ein kleines "Happy Birthday" mit auf den Weg, was Peavy sichtlich Spaß machte und freute. Anschließend wurde erstmal in der Geschichtskiste gekramt und zum Vorschein kamen "Prayers Of Steel" und "Solitary Man", bei dem sich auch ein erster kleiner Moshpit bildete, bevor es mit "Sent By The Devil", "Down" und dem Instrumental "Unity" wieder in die jüngere Vergangenheit der Band ging, wobei letzteres eine kleine Verschnaufpause für's Publikum bot.
Das folgende Drum-Solo von Mike Terrana gab dann Anlass zur Diskussion. Zweifelsohne kann der Mann spielen und gehört nicht zu Unrecht zur Elite der Schlagzeuger, aber deswegen stellt man sich trotzdem die Frage, ob ein 15-minütiges Solo wirklich sein muss. Die einen fanden es geil und schmetterten ein "Du Götterdrummer!" Richtung Bühne, den anderen, darunter auch ich, war es definitiv zu lange und hätte schon nach der Hälfte der Zeit beendet sein können. Auch über das machohafte und narzisstische Auftreten Terranas kann man streiten. Aussagen wie "I'm too sexy for my drums..." oder "I'm the sexiest drummer in the universe..." sind nicht jedermann/-fraus Geschmack. Auch über den anschließenden "Superhelden-Auftritt", bei dem Mike mit einem silbernen Cape (erinnert sich noch jemanden an den WWF-Wrestler Lex "The Narcissist" Luger? Genau so, bloß der Spiegel hat gefehlt!!!) gegen den bösen "Mad Egyptian" (verkörpert durch Adel Moustafa von Deadsoul Tribe) kämpfte, kann man geteilter Meinung sein. Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie in der Zeit zwei, drei Lieder mehr gespielt hätten.
Bevor dann Victor seine Künste an der Klampfe zeigen durfte (das Solo dauerte nur angenehme fünf Minuten), gab es noch ein Lied vom Unity-Album ("Set This World On Fire") und den Titeltrack vom Black In Mind Album. Danach ging es an den Schlussspurt, "Soundchaser", "Straight To Hell", "From The Cradle To The Grave" und schließlich "Firestorm" bildesten das Abschlußquartett, bevor das reguläre Set nach genau eineinhalb Stunden beendet wurde.
Aber Peavy und Co ließen sich nochmals auf die Bühne zurückjubeln. Der Zugabenblock begann dann mit dem Soundchaser Intro "Orgy Of Destruction" gefolgt vom Smasher "War Of Worlds" und mündete dann im vom Publikum begeistert mitgesungenen "Higher Than The Sky", bei dem sich Victor im Mittelteil zu einer kleinen Jam-Session hinreißen ließ und zu den Gesängen des Publikums diverse Klassiker der Rock- und Metal-Geschichte (z.B. "Eye Of The Tiger oder auch "Pippi Langstrumpf") anstimmte, die zwar kurzzeitig für Verwirrung sorgten, auch weil Peavy schließlich kurz mitsang, aber im Endeffekt kamen die Leute immer wieder auf "Higher Than The Sky" zurück. Nach nicht ganz zwei Stunden fiel dann der Vorhang endgültig und Peavy, Mike und Victor bedankten sich glücklich beim Publikum, das die Musiker jubelnd von der Bühne begleitete.

Das Dreigestirn Rage ist in den letzten Jahren wahrhaftig zu einer Einheit gewachsen, die mit unglaublicher Spielfreude auf der Bühne steht und riesigen Spaß an der Sache hat, der sich unweigerlich auf's Publikum überträgt. Schade nur, dass sie nicht "Enough Is Enough" in die Setlist eingebaut haben, dieses Lied live zu sehen, darauf warte ich schon seit einer Ewigkeit. Ansonsten gibt es an diesem Set, bis auf das erwähnte Drumsolo, nichts auszusetzten und jeder, der nicht dabei war, hat definitiv was verpasst.

Setlist Rage:
Don't Fear The Winter
Great Old Ones
Paint The Devil On The Wall
Prayers Of Steel
Solitary Man
Sent By The Devil
Down
Unity
Drum Solo
Set This World On Fire
Black In Mind
Guitar Solo
Soundchaser
Straight To Hell
From The Cradle To The Grave
Firestorm
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Orgy Of Destruction (Intro)
War Of Worlds
Higher Than The Sky

Lord Obirah

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