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Interview

Interview mit Roadkill 13 (15.03.2011)

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Logo Roadkill 13

Mit der EP The Separation konnten die Jungs von Roadkill 13 ein erstklassiges Scheibchen vorlegen, das jedem Thrash-Jünger die Freudentränen in die Augen treiben dürfte. Neben einem dicken Sound steht die Band auch für abwechslungsreiche Songs. Darüber und über viele andere Dinge gab uns Gitarrist Markus ausführlich Auskunft!

HH: Wie ist euere Band und damit der Bandname entstanden?

Markus: Das Wort "Roadkill" ist einfach eine gut klingende Erfindung unseres Sängers.
Genauso wie der Begriff "Ratisbona Roadcore". Welche Band möchte das nicht, on the road sein und jeden Abend alles wegblasen? *lacht* Wir finden, dass das Wort eine gewisse Coolness hat und sich damit allerlei Spielereien anstellen lassen. Seit wir im neuen Line-Up zusammen sind, zieht sich das Wort auch wie ein roter Faden durch all unser Artwork. Einsame Straßen inmitten karger, düsterer Landschaft, eine dunkle und unheimliche Grundstimmung, hier und da taucht auch mal mehr oder weniger unterschwellig der Tod auf. Und man kann auch mal ein altes, rostiges, dreckiges Auto vorfinden. In jedem Fall ist der Name insofern praktisch, das es so leicht keine Band mit genau demselben Namen geben wird. Wobei mir natürlich nicht entgangen ist, dass es eine Thrash-Band namens Roadkill gab, die aber mittlerweile aufgelöst ist. Naja, aber die hatten eben keine 13, hehe.

Die Band wurde Anfang des neuen Jahrtausends von unserem Sänger Peter gegründet, um Einflüsse aus Hardcore und Metal zu kombinieren. Zunächst eine Oneman-Show, dauerte es zwei bis drei Jahre, bis ein Line-Up beisammen war und die erste EP 4 Bullets 4U aufgenommen wurde. Bis einschließlich zur zweiten EP Sick Sect Engaged, handelt es sich um eine reine Amateur-Band, die etwas Spaß haben wollte. Die Soundqualität war dementsprechend und es gab keine größeren Ambitionen, etwas Größeres zu reißen. Ab 2005 entstanden dann die ersten gutklassigen und solide aufgenommenen Songs. Diese wurden allerdings zusammen mit zwei weiteren neuen Stücken erst 2007 im Rahmen der The-Chronicles-Compilation veröffentlicht. Das Album enthielt alle Songs, die die Band bis Dato geschrieben hatte.

2008 gerieten Roadkill 13 in jeder Hinsicht ins Stocken. Gitarrist Ernesto verließ aus persönlichen Gründen die Band. Der zweite Gitarrist Fordi zog berufsbedingt nach München, was regelmäßiges Proben erschwerte. Eine Lösung musste gefunden werden. Bassist Tim (Ex-Thargos), Drummer Schubi und Sänger Peter sahen sich nach einem neuen Gitarristen um, fanden aber gleich zwei geeignete Kandidaten: Albert Fröhlich (Ex-Skyfall, Melodic-Death) sowie meine Wenigkeit (Ex-Zodiac Ass). Im Endeffekt trennten sich Fordi und die Band dann im beidseitigen Einvernehmen und holten Ende 2008 ein neues Gitarren-Duo an Bord. Dies lässt sich als die Geburtsstunde der "neuen" Roadkill 13 bezeichnen.

Unser Ex-Gitarrist Fordi hat übrigens kürzlich bei einem Gig in München spontan die Vocals des dem Uralt-Song "Ash II Ash" mit übernommen. Er ist ein lässiger Typ und immer noch mit unseren Ur-Mitgliedern befreundet.

HH: Was bedeutet die ominöse 13 für euch?

Markus: Die 1 steht für den ersten, die 3 für den dritten Buchstaben im Alphabet: AC also! Dies wiederum steht selbstverständlich für Antichrist. Wir sind alle eingefleischte Satanisten und lieben versteckte, okkulte Backward-Messages in unseren Songs. So üben wir unseren dunklen Einfluss auf all unsere unwissenden Hörer aus! hahahaha...

OK Spaß beiseite:
13 gilt in Rock und Metal-Kreisen als "coole" Zahl und wird immer gerne verwendet. Nimm das Album Killbox 13 von Overkill, Chapter 13 von Gorefest, Total 13 von den Backyard Babies, Possessed 13 von The Crown oder den Song 13 Candles von Bathory. Diese Liste könnte man noch ewig fortführen.

Wenn ich persönlich jetzt einen tieferen philosophischen Sinn dahinter herausarbeiten soll, schlage ich mich mit folgendem aus der Affäre:
AC steht für Atomic Core. Unser Sänger und Bandgründer heißt mit Nachname Kern. Er wollte eine neue Musikrichtung erschaffen, die so extrem und voller antikosmischer Magie ist, das sie alles in Atome zerlegt, hehehe. Kernspaltung ist hingegen etwas anderes. Das ist der innere Konflikt unseres Sängers, ob er vor dem Auftritt nur einen oder zwei Whiskeys trinken soll, um seine Stimme zu ölen.

HH: Dreizehn gilt in vielen Kulturen als Unglückszahl. Seid ihr abergläubisch?

Markus: Nein, abergläubisch sind wir absolut nicht! Die 13 gilt ja auch nicht in allen Kulturkreisen als Unglückszahl. Weil du aber das Thema Glauben ansprichst:

Wir haben die Fraktion der bekennenden Christen genauso in der Band, wie die der Atheisten, die jede organisierte Religion ablehnen. Ich selbst zähle definitiv zur zweiten Kategorie. Unser neuer Drummer Sven spielte zuvor bei der Oldschool-Black Metal-Band Kapein. Insofern ist auch er hier leicht einzuordnen.

Keiner organisierten Religion anzugehören heißt aber nicht, deswegen keine spirituelle Person sein zu können oder an nichts zu glauben. Neben dem Glauben an sich selbst und der Macht unseres Unterbewusstseins, gibt es z.B. auch im Buddhismus einige interessante Grundansätze. Dinge wie Gleichmut, den Moment zu genießen und sich auch an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen. Man muss kein Anhänger dieser Glaubensform sein, um mit diesen Schlagworten etwas anfangen zu können. Natürlich gibt es auch im Okkultismus sehr interessante Ansätze. Ich selbst habe z.B. nach meiner letzten Louisiana-Reise ein sehr gutes, umfangreiches Buch über Voodoo und Hoodoo gelesen.

Im Endeffekt sollte jeder glauben an was er will, solange er anderen damit nicht schadet. Und niemanden zur Konversion zwingen oder überreden will.

HH: Euer Sound hat sich vom Thrash beeinflussten Hardcore zu fast reinrassigem 80er/90er-Jahre-Thrash Metal gewandelt. Was waren die Gründe für diesen Umschwung? Welche Bands beeinflussten euch früher, welche stehen jetzt in eurer Gunst weit oben?

Markus: Als Albert und ich in die Band kamen, gab es keinen Masterplan und die drei Ur-Mitglieder waren dafür offen, an der stilistischen Ausrichtung zu drehen. Wir haben uns im Endeffekt gegenseitig beschnuppert und es kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass Thrash Metal der alten Schule eindeutig unser größter gemeinsamer Nenner ist. Wir jammten dann ein paarmal auf Basis von zwei bis drei Riffs, die unser Bassist Tim in der Schublade hatte. Die neue Gitarren-Sektion fügte ihre Inputs hinzu, und so entstand "Inferno", der erste im neuen Line-Up geschriebene Song. Dieser war dann auch sowas wie ein Wegweiser, wohin wir uns zukünftig musikalisch bewegen wollten. Es fühlte sich gut und passend an und wir hatten alle total Bock auf diesen Sound.

Im Prinzip sind aber alle von uns schon ewig eingefleischte Thrash-Fans und einige sogar damit aufgewachsen. Bassist Tim hatte ja z.B. bei Thargos zuvor auch das Black-/Thrash-Feld beackert. Ich selbst habe zuvor bei der deutsch-österreichischen Thrash-Band Zodiac Ass gespielt. Abseits vom Thrash, gibt es bei uns verschiedene musikalische Vorlieben und Einflüsse. Tim (alias die Bandmutti) gilt neben mir als der größte Oldschool-Metal-Fan in der Band. Also Wegbereiter und Pioniere der frühen 80s. Ansonsten hört er auch gerne Hardcore, rohen Black Metal der ersten Generation und infernalisches Gebretter wie Impaled Nazarene. Wir sind beide fanatische Fans von Overkill und Crowbar. Ich selbst bin abgesehen von den Wurzeln Black Sabbath, Motörhead, AC/DC und Iron Maiden, die bereits im Grundschulalter ein Thema waren, mit Oldschool Thrash (viel Bay-Area) und Death Metal (Schweden, Florida) sowie Industrial-Metal-Pionieren (Ministry, Strapping Young Lad, Fear Factory) aufgewachsen. In den letzten 15 Jahren wurde meine Vorliebe für Doom, Sludge und Psychedelic/Stoner/Southern-Rock immer ausgeprägter. Albert hört am meisten Prog-Metal und modernere Bands wie Meshuggah und The Black Dahlia Murder. Generell fährt er sehr auf brutales, technisches Gefrickel (Obscura, Necrophagist) ab, ist aber andererseits sehr melodieverliebt. Unser Sänger ist der größte Black Label Society-Fan den ich kenne. Er ist vollkommen besessen vom berühmten Zakk-Quietschen und selbst Meister in der Ausübung dieses Fachs. Er versucht immer wieder, uns Gitarristen zu zwingen, mindestens 13 Quietscher pro Song einzubauen, haha. Ansonsten fährt Peter sehr auf Florida-Death, Saint Vitus und alten Ozzy-Kram ab. Unser Ex-Drummer Schubi ist sehr Hardcore-lastig und liebt Doom. Er hat uns Ende letztes Jahr aus Zeitgründen verlassen. Mit Sven haben wir dann relativ schnell einen passenden Ersatz gefunden. Ich kenne ihn bereits seit meinem 15. Lebensjahr. Im Keller seiner Eltern haben wir gemeinsam unsere ersten musikalischen Gehversuche unternommen. Anfangs grottenschlecht, aber wir hatten unseren Spaß! Unser Drummer liebt Oldschool Thrash, Death und Black Metal (Darkthrone, Bathory, Bolt Thrower, Sorhin) und ist totaler Totenmond-Diehard-Fan. Andererseits kann er sich auch für Wasp, Doro und alte Helloween begeistern.

Die Liebe zum Thrash war also wie gesagt immer schon in der Band präsent. Vermutlich mangelte es vor Alberts und meinem Einstieg einfach am passenden Spirit bzw. einer Saitenfraktion, die diesen Stil wirklich lebt und total verinnerlicht hat.

HH: Momentan habt ihr eine EP namens The Separation am Start, die überwiegend gute bis sehr gute Kritiken einfahren konnte. Gab es hier auch negative Kritik?

Markus: Wir sind ohne große Erwartungshaltung an die Sache herangegangen. Umso mehr haben wir uns über die wirklich guten Resonanzen gefreut. Bisher gab es noch keine wirklich negative Kritik. Aber die wird vermutlich auch noch mal kommen. Man kann es nie jedem recht machen! Die Vocals von Peter, könnten z.B. gut möglich nicht alle Freunde von Power Metal-Vocals im Thrash in Entzücken versetzen.

Außerdem hängt eine CD-Besprechung immer auch etwas von Stimmung und möglicher Übersättigung des Rezensenten ab. Wenn jemand z.B. im Vorfeld bereits mit 20 zu besprechenden Thrash-Scheiben bombardiert wurde, ist die Euphorie gebremster, als wie wenn so etwas schon länger nicht mehr ins Haus geflattert ist. Gerade im Thrash-Sektor, ist durch das so genannte "Revival" ja in den letzten ein bis zwei Jahren wirklich eine Menge veröffentlicht worden.

Im Allgemeinen machen wir die Musik natürlich in erster Linie für uns. Spaß an der Sache steht an erster Stelle. Wir selbst müssen mit den Songs zufrieden sein und 100% dahinter stehen können. Natürlich freuen wir uns sehr über neue Supporter und jedes neue positive Feedback. Dies unterstreicht dann, dass man anscheinend irgendetwas richtig gemacht hat.

HH: Was mir an The Separation gut gefällt ist der druckvolle Sound, der hervorragend zu den Songs passt und vor allem die Energie der einzelnen Tracks astrein einfängt. Vor internationaler Konkurrenz müsst ihr euch damit nicht verstecken, wie seht ihr das?

Markus: Erst mal vielen Dank für die Blumen! Diese Lorbeeren hat zu 100% unser Sänger verdient. Er ist der Technik-Freak in unserer Band und beschäftigt sich seit Jahren mit allem rund um Aufnahmetechnik. Peter hat sich ein kleines Homestudio eingerichtet und arbeitet viel mit der Cubase-Software. Er hat die EP komplett im Alleingang produziert, gemixt und gemastert. Wir anderen wussten dass es gut wird, waren dann aber trotzdem selbst vom Endergebnis mehr als positiv überrascht. Ich glaube sogar Mr. Kern selbst auch, sofern er mittlerweile die notwendige Distanz dazu hat. Er hat sich wirklich total in die Sache hinein gegraben und eine Menge Zeit investiert. Wir werden deshalb bis auf weiteres, unsere Do-It-Yourself Mentalität beibehalten. Falls ein interessanter Label-Deal in Aussicht stünde, könnte man dies natürlich überdenken, hehe. Wir haben ein gutes Gefühl mit unserer Veröffentlichung. Verstecken müssen wir uns also wohl wirklich nicht. Ansonsten ist Bescheidenheit ja eine Tugend... wir freuen uns aber wirklich sehr, wenn du und andere das mit der internationalen Konkurrenz so sehen!

HH: Daneben versteht ihr es auch glänzend, abwechslungsreiche Songs zu schreiben. Wie entstehen bei euch die Songs?

Markus: Und noch mal Danke fürs Kompliment! Zum Thema Songwriting muss ich vermutlich ein bisschen ausholen. Im Rock und Metal entstehen ja Songs oft auf Basis einzelner Riffs. Manchmal sind es vielleicht zwei oder drei, die man im Vorfeld als zueinander passend auserkoren und zusammengehängt hat. Das ist aus meiner Sicht der klassische Weg, mit dem auch bei uns alles anfängt. Natürlich gibt es auch Bands, die erst einen sehr komplexen, ausdrucksstarken Text haben und sich dazu dann überlegen, welche Musik passen würde. So arbeiten wir aber nicht, zumindest bis jetzt nicht.

Eine unserer Stärken ist, dass wir nicht nur zwei Gitarristen bzw. Riff-Schreiber in der Band haben. Neben Albert und mir, schreibt auch unser Bassist Tim Riffs. Unser Sänger Peter spielt ebenfalls Gitarre und könnte theoretisch Riffs schreiben (was er abseits der Band auch für Spaßprojekte macht), bringt sich aktuell aber eher als wertvolles neutrales Ohr beim Songwriting ein. Wenn wir uns zwischen diversen Variationen nicht entscheiden können, hat er ein gutes Gespür dafür, welche am besten funktioniert. Manchmal gibt er auch noch super Inputs bzgl. des letzten i-Tüpfelchens ab. Im Endeffekt geht es darum, dass der jeweilige Song auch das letzte vorhandene PS auf die Straße bringt. Wir achten z.B. stark auf eine ideale Verzahnung von Vocals und Riffs.

Der Abwechslungsreichtum kommt also durch die verschiedenen Stile der einzelnen Songwriter. Über unsere verschiedenen Vorlieben und Wurzeln habe ich ja zu Beginn bereits etwas erzählt. Ansonsten spielt sicher auch Alter und Routine mit rein. Jeder von uns ist in den Dreißigern, war ja zuvor bereits in anderen Bands aktiv und ist seit vielen Jahren Metal-Fan. Beim Schreiben versetzen wir uns oft in unsere eigene Fan-Perspektive. Was packt uns, was reißt uns als Fans mit und warum?

Der Stellenwert des jeweiligen Drum-Beats, der über ein gutes Riff gelegt wird, ist bei uns sehr hoch. Manchmal treffe ich mich mit Sven und spiele ein einzelnen Riff bis zum Erbrechen so lange, bis es klick macht und wir die ideale Kombination haben. Wenn unsere Köpfe zu bangen anfangen, wissen wir, dass wir richtig liegen, haha. Zu guter Letzt spielt bei uns eine Rolle, ein Stück nicht zu schnell als "fertig" zu bezeichnen. Manchmal muss die Grundstruktur eines Songs erst in Ruhe reifen, die Riffs symbolisch gesehen schon gut abgehangen sein.

HH: Wann dürfen wir ein ganzes Album von euch in den Händen halten?

Markus: Wenn wir alle zwölf Stunden täglich in die Band investieren könnten, wäre es wohl schon fertig, haha. Wir betreiben die Band natürlich alle neben dem Hauptjob als Hobby. Zudem haben wir zwei mehr oder weniger frisch gebackene Väter in der Band.
Um auf den Punkt zurückzukommen: Neben den fünf Songs der EP, stehen bereits Grundideen für vier weitere Songs. Diese werden wir nun in aller Ruhe zu etwas Gutem formen. Was sich sagen lässt ist, dass die ersten beiden neuen Songs sehr schnell, brutal, aggressiv und auf den Punkt kommend sind. Vermutlich hatten wir nach den letzten beiden etwas verschachtelteren Stücken "Less Than Zero" und "The Separation" unbewusst wieder mehr Lust auf sowas. Außerdem spielt natürlich der Einfluss unseres neuen Drummers Sven eine Rolle. Er hat unserem Sound noch ein bisschen mehr Speed und Brutalität hinzugefügt.
Da wir auch den Live-Sektor nicht zu sehr vernachlässigen möchten, wird es mit dem Album sicher nichts vor 2012 werden. Wenn genau, lässt sich vermutlich bis zum Sommer 2011 genauer einschätzen.

HH: Auch Roadkill 13 sind bei MySpace vertreten. Wie wichtig ist diese Plattform für euch? Ist MySpace nach wie DIE Vermarktungsplattform für Bands oder wandert das Ganze in letzter Zeit mehr und mehr Richtung Facebook?

Markus: Da sprichst du ein sehr interessantes und aktuelles Thema an! Vermutlich könnte man alleine mit diesem Seiten füllen.
MySpace war aus unserer Sicht bis vor kurzem DIE Plattform überhaupt für Musiker, Musikfreunde und Bands. Wir haben eine Menge Business und Kontakte darüber abgewickelt. Austausch unter Musiker-Kollegen, Austausch-Gigs, Kontakt mit Musik-Fans und Band-Supportern weltweit usw.
Seit dem Relaunch der Seite, klingt die Welle des Protests nicht ab. Die neue Seite sei unübersichtlich, überladen, langsam usw. Mittlerweile sind leider schon viele Einzelpersonen und Bands zu Facebook abgewandert.

Das ist schade, denn MySpace war und ist nun mal ein Social Network ausschließlich für Musik. Es hat alles sehr gut gepasst, obwohl wir es auch jetzt immer noch OK finden. Viele kleine und mittelgroße Bands können und/oder wollen keine klassische Webseite (mehr) hosten und pflegen. Auf MySpace kann sich im Multimedia-Stil (Bilder, Grafiken, Videos, Song-Streams) nach wie vor jede Band gut und kostenlos präsentieren. Deswegen ist MySpace für uns nach wie vor nicht wegzudenken. Die Seite ist relativ schnell und unkompliziert upzudaten. Jedoch wandelt sich die Plattform aktuell vom Social Network mit viel Dialog, zu einer "Passiv-Aktiven" Info-Seite von Bands. Soll heißen, man stellt wie bei einer klassischen Homepage die Infos, Daten und Updates zur Verfügung, die man für richtig hält. Es findet aber nicht mehr so viel Dialog und Event/Gig-Werbung etc. statt.

Wir haben uns aus Gründen, die hier den Rahmen sprengen, gegen eine Facebook-Präsenz entschieden. Natürlich ist es derzeit DIE Socal Network Plattform, bei der Hinz und Kunz angemeldet ist. Aber insbesondere für eine Band finden wir die Seite eher subobtimal.
Der Multimedia-Faktor und der optische Reiz, sind bei weitem nicht so hoch.
Man hat im Nu 2457 Freunde, von denen doch nur die wenigstens echte Metal-Fans oder Musik-Liebhaber sind. Dafür vermischt sich auf Facebook doch auch viel zu viel aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Das ist generell ein Faktor, den manche gut, andere aber eher schlecht finden.
Von "Spionage-Ansätzen" und Sicherheitslücken bzgl. Facebook mal ganz abgesehen. Dies hier auszuführen, würde den Rahmen sprengen. Aber dazu sind ja genügend gut recherchierte Artikel im Web zu finden.

Uns ist bewusst, das Facebook für Werbung und breites Networking eine gute Plattform ist. Trotzdem haben wir uns dagegen entschieden. Dann lieber Kontakt über good old E-Mail, was ja auch etwas "persönlicher" ist. Wenn Facebook irgendwann die Möglichkeiten eines E-Mail-Providers mit Social Networking verbindet und die Sicherheit sowie Privatsphäre weiter verbessert, wird man irgendwann aber vermutlich nicht mehr daran vorbei kommen. Facebook wird ja wie Google von Tag zu Tag immer größer und mächtiger.

HH: Einer unserer Leser schreibt, Roadkill 13 sind live noch besser als auf Scheibe. Wie kann man sich eine Roadkill 13-Show vorstellen? Was ist das Besondere daran?

Markus: Dieser Leser ist uns persönlich bekannt, haha. Schönen Gruß an den Herrn Veteran. NYHC! Er war Ende 2010 auf unserem Gig in München. Cemetary Dust und Dust Bolt waren an diesem Abend ebenfalls dabei. Beide wirklich gute Bands. In letzteren dürfte noch eine Menge Potential schlummern.
Thrash ist ja eine Musikrichtung, die wie dazu gemacht ist, Live dargeboten zu werden. Der Sound setzt eine Menge Adrenalin und Energie frei, die man nur auf und vor der Bühne 100% spüren kann.

Nur ganz wenige Bands schaffen es, den Großteil dieser Energie auf Platte zu bringen. Dies ist natürlich auch eine Frage des Geldes und des Produzenten. Mir gefiel der Ansatz von Kreator, die Rhythmus-Sektion auf Hordes Of Chaos mehr oder weniger live einspielen zu lassen. Rick Rubin hat in den Neunzigern u.a. mit Slayer, in dieser Hinsicht auch hervorragende Arbeit geleistet. Hier könnte man natürlich noch eine Menge andere Beispiele und auch unbekanntere Bands als Referenz heranziehen.
Wir werden jedenfalls darauf achten, bei den nächsten Aufnahmen noch etwas mehr Live-Energie einzufangen.

Unsere Live-Shows? Wir erfinden das Rad mit Sicherheit nicht neu und machen nichts, was nicht auch schon unsere Vorbilder getan hätten. Jeder von uns geht bei einem Gig zu 150% aus sich heraus und ist viel in Bewegung. Das entspricht einfach unserem Naturell.

Wir genießen es sehr, auf der Bühne zu stehen und Dampf abzulassen. Das kann ja auch mal eine therapeutische Wirkung haben. Ganz nach dem Katharsis-Prinzip, wie ein Katalysator. Musik ist ja generell sehr gut dazu geeignet, negative Emotionen und Aggression in positive Energie umzuwandeln. Es ist einfach auch eine Frage des Temperaments und der Mentalität. Sepultura, Kreator, Pantera oder Exhorder, waren z.B. Anfang der 90s live eine absolute Macht. Diese Brachialität und Urgewalt hatte mich persönlich sehr beeindruckt. Es gibt Bands, die unglaublich gute Musiker haben, sich aber im Studio am wohlsten fühlen. Bei Live-Gigs ist das dann deutlich zu spüren. Und es ist relativ wenig Bewegung im Spiel. Für mich ist es z.B. wesentlich attraktiver, Dream Theater zuhause zu hören als zu einer Show von ihnen zu gehen.

Die Live-Qualitäten einer Metal-Band stufe ich als sehr wichtig ein. Diese Musik gehört einfach auf die Bühne, nicht nur ins Wohnzimmer. Man sagt uns nach, für eine Menge Live-Energie und Drive bekannt zu sein. Dies würde ich so stehen lassen. Obwohl dies natürlich auch auf eine Menge anderer tolle Bands, sei es alt oder neu, zutrifft. Overkill oder Napalm Death zeigen z.B. den Jungen immer noch eindrucksvoll, wo der Hammer hängt! Andererseits spielen Newcomer wie Enforcer oder Gama Bomb mit ihrem Drive und unglaublicher Spielfreude, einige alte Helden mittlerweile gnadenlos an die Wand. Auch hier könnte man noch eine Menge andere Beispiele bringen.

Es macht auch sehr viel aus, ob die einzelnen Musiker, die da gemeinsam auf der Bühne stehen, außerhalb der Band etwas miteinander anfangen können und sich nahe stehen. Wenn das Publikum fünf Kumpels auf der Bühne sieht, die zusammen Spaß haben, überträgt sich diese Stimmung natürlich. Beides ist bei Roadkill 13 der Fall.

HH: Wann kann man euch denn demnächst wieder live sehen?

Markus: In den letzten Monaten waren wir sehr mit Gigs (u.a. mit Witchburner), der Fertigstellung unserer EP und etwas Promo-Arbeit beschäftigt. Seit Mitte Januar stecken wir wieder sehr intensiv im Songwriting. Der Fokus ist aktuell, bis Mitte des Jahres mindestens zwei neue Stücke livetauglich zu bekommen.
Ansonsten steht ein Gig auf den Walpurgis Metal Days 2011 in Hauzenberg sowie im Lorbass in Gelnhausen zusammen mit unseren hessischen Death Metal-Kumpels Discreation an. Wenn es klappt spielen wir evtl. noch auf einem weiteren Festival. Ansonsten gilt unsere größte Aufmerksamkeit in den nächsten Monaten weiter dem Songwriting. Nach den Sommer-Monaten bzw. der Festival-Saison, möchten wir aber wieder verstärkt Gigs spielen. Es liegt uns z.B. am Herzen, endlich mal einen gemeinsamen Gig mit Commander sowie Hellish Crossfire zu spielen. Beides ist bereits seit längerem angedacht.

HH: Vielen Dank für eure Zeit, die letzten Worte gehören dir!

Markus: Von unserer Seite besten Dank für die Interview-Option! Großen Respekt und Dank an alle Metal-Fans, die die Underground-Szene am Leben erhalten.
Nach wie vor findet man dort die größten Fans, die interessantesten Bands und am meisten Herzblut sowie Enthusiasmus. Den wirklich harten Kern bzw. das Herz der Szene.

Ohne den Support dieser Leute gäbe es keine Auftrittsmöglichkeiten für Nachwuchs-Bands. Es wäre nicht mehr möglich, sich ganz besondere, oft sehr eigenständige Newcomer in kleinen Kellerclubs für wenig Geld anzusehen. Oft entdecken wir doch hier schon Perlen, die ein paar Jahre später dann plötzlich als das große nächste Ding gelten. Kauft lieber das Merchandise der lokalen Band in eurer Stadt oder geht zu deren Gig, als immer den selben "Big Five" Rock- und Metal-Firmen zu viel Geld in den Rachen zu stopfen und auf völlig überteuerte Festivals zu gehen, die dem Mainstream näher sind als uns.

Wir sehen euch hoffentlich bei einem unserer nächsten Gigs. Gerne auch davor oder danach bei einem Bierchen am Getränkestand des Vertrauens!
Cheers, Roadkill 13

Lord Obirah

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