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Interview mit Xandria (23.04.2008)

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Ein Gespräch über Aufforderungen, die Hosen zu heben, Karate ohne Gürtel, Spießbratenbrötchen (!!) und mehr.

HH: Erste Frage - ihr wart im Oktober in Ingolstadt, auf dem ersten Teil der Salome-Tour. Warum gibt's jetzt erst den zweiten Teil? Damals sagte Lisa noch, ein Gig in München steht erst mal nicht an. Bin ja froh, dass ihr's geschafft habt... macht das nach wie vor nur die Promotionfirma, und ihr habt da keinen Einfluss?

Lisa: Wir haben da keinen Einfluss drauf.
Gerit: Wir haben in jüngster Zeit die Agentur gewechselt und haben deswegen seit längeren Zeit wieder mal eine Tour am Stück gebucht, da sind die großen Städte dann einfach dabei, eben auch München. Wir waren auch schon lange Zeit nicht mehr hier, zuletzt auf der Ravenheart-Tour...

HH: ...ja, da hinten [in der Rock-Garage]...da haben wir unser erstes Interview geführt...

Lisa: ...ja, da war ich noch ganz verschlafen...aber dann natürlich hellwach!

HH: Ihr seid jetzt schon eine Weile unterwegs, wie waren die ersten Gigs?

Gerit: Sehr gut! Die Reaktionen waren sehr gut, es macht Spaß. Es freut uns immer wieder, wie viele Leute kommen.

HH: Wie kommt ihr generell auf Tour zurecht, kracht es da auch mal?

Lisa: Krachen gar nicht, es kommt natürlich immer darauf an, mit welchen Bands man unterwegs ist, aber bei uns ist das noch nie passiert. Klar hat jeder seine eigenen Vorlieben, aber - es mag langweilig klingen: auch diese Tour ist wieder geprägt von gegenseitigem Respekt und Verständnis, was dazu führt, dass jeder machen kann was er will, so lange er damit keinen anderen nervt. So läuft das ganz gut.

Gerit: Und das bei 19 Leuten auf dem Bus...

Lisa: Ja, 18 Männer, eine Frau...

HH: Ihr habt vor ein paar Tagen wie auch schon im letzten Jahr wieder im englischen Underworld Club in London gespielt. Was zieht euch immer wieder da hin, und wie ist der Gig gelaufen? Die englische Szene ist ja nicht gerade einfach.

Lisa: Das Besondere ist, dass die uns immer wieder haben wollen... wir finden den Club richtig gut, wenn wir hören, dass wieder Verhandlungen mit dem Underworld sind, bekommen wir wieder alle das breite Grinsen ins Gesicht. Das englische Publikum ist einfach nur der Hammer - es ist nur immer ein bisschen schwer für mich, englische Ansagen zu machen. Da kommen dann schon mal Sachen wie raise your pants statt raise your hands...

HH: Machen die das dann auch?

Lisa: Noch nicht, aber wir arbeiten dran, vielleicht hab ich ja auch einen komischen Akzent und die verstehen mich nicht... Ernshaft, es war wieder der gleiche Veranstalter wie letztes Mal, und wir scheinen in London wirklich eine bemerkenswerte Fanbase zu haben. Das freut uns natürlich besonders, auch weil die großen Städte - wie auch München - immer sehr schwierig sind, wegen des riesigen Konkurrenzangebots. Aber in London funktioniert es einfach immer. Auch dieses Mal, obwohl wir an einem Montag gespielt haben, und normalerweise sagt man Montag in einer Großstadt, da können wir mal hoffen, dass nicht mehr Leute auf der Bühne stehen als im Publikum, aber es war wieder fantastisch und über alle Maßen erfreulich. London ist einfach toll. Das einzige Problem: am Montag haben die Camden Stables nicht auf, und ich konnte nicht Schuhe einkaufen gehen.

HH: Überhaupt bist du sehr anglophil - Single Malt, Diana Gabaldon, Earl Grey - woher kommt's? Auf die Dauer ist das dort etwas anstrengend, aus eigener Erfahrung... drei Jahre dort gewohnt!

Lisa: Ich würde da auch gar nicht wohnen wollen - ich finde aber, es kommen sehr viele tolle Sachen da her, die Leute sind super. Was ich vor allem an London richtig gut finde, und was in jeder deutschen Stadt fehlt: es ist den Leuten völlig egal, wie du rumläufst und was du machst. Da könnte sich jeder in ein Lack und Leder-Outfit pressen, und die würden das auch noch gut finden. Dann ist mal halt so, und diese Toleranz von London finde ich großartig. Earl Grey ist fast schon ein bisschen pervers, ich kenne niemand der das Zeug sonst noch mag...

HH: Na ich zum Beispiel...

Lisa: Echt? Mit Milch?

HH: Ja selbstverständlich, wie denn sonst?

Lisa: Und schottischer Single Malt, das schmeckt halt einfach...

HH: Du musst mal Highland Park besuchen, die Distillerie auf den Orkney-Inseln...

Lisa: Jetzt machst du mir den Mund wässrig...

HH: Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich was mitgebracht.

Lisa: Moment, du wusstest das doch! Jetzt komm da mal wieder raus...

HH: Das versuche ich erst gar nicht. Gerit, als Schlagzeuger bist du ja eher der Mann im Hintergrund, gefällt dir das oder wärst du gerne an der Front?

Gerit: Nein, ich bin Schlagzeuger geworden, weil ich das Instrument einfach gut finde, der Torwart spielt ja auch nicht irgendwo im Sturm [wie prophetisch am Abend des Chetafe-Spiels!!], zumindest meistens nicht... ich stehe ganz gern im Hintergrund und habe damit kein Problem, ich bin nicht so der extrovertierte Typ...

HH: Hast du Einfluss auf die Songs und auf euren Sound, kannst du Ideen einbringen, wenn ihr neue Stücke schreibt?

Gerit: Schon. Einiges ist natürlich vorgegeben, weil Marco, Lisa und Nils die Songs schreiben, da gibt es dann ein Grundgerüst, und ich mache dann etwas Vernünftiges draus...

Lisa: Das stimmt leider!!

HH: Auf der Website sagst du, dein persönlicher Lieblingssong von Xandria ist "Sleeping Dogs Lie" - warum, was gefällt dir an dem Stück besonders?

Gerit: Unsere Homepage hat sich geändert, wie mit jedem neuen Album, und zu dem Zeitpunkt war es dieser Song, weil ich den spielerisch am interessantesten fand. Da wir ihn aber schon lange nicht mehr gespielt haben, würde ich jetzt wahrscheinlich was anderes schreiben... aber das Stück geht einfach schön auf die Zwölf.

HH: Standpunkt: ausgedehnte Gitarren- und Schlagzeug-Soloeinlagen sind Zeitschinderei. Wie stehst du dazu?

Gerit: Das kommt ganz drauf an, wer die Soli spielt. Klar guck ich mir sehr gerne Schlagzeugsoli an, das kommt aber immer auf die Band an, es gibt Bands, die sind als Band einfach gut, und es gibt Drummer, die als Drummer hervorragend sind, dann schaue mich mir das an.

HH: Wer wäre das dann zum Beispiel?

Gerit: Mein absolute Lieblingsband Dream Theater auf jeden Fall, Mike Portnoy, ansonsten diese ganzen Jungs, die sonst nur Schlagzeuger kennen, die aber in keinen wirklich bekannten Bands spielen. Knallt im Kopf und ist einfach nur gut.

HH: Lisa, dein schlimmstes Erlebnis war laut Website Brötchen aufschneiden (Sparrenburgfest 1999). Erzähl uns davon!

Lisa: Ich war jung und brauchte das Geld! Da lernt man, wie scharfkantig Brötchensplitter sein können... die Sparrenburg ist ja das einzige wirklich schöne historische Denkmal in unserer Heimatstadt, und meine damalige beste Freundin hat eine Zeit lang auf der Burg gewohnt, weil die Eltern die Pächter waren. Die haben auf dem Sparrenburgfest beim Mittelaltermarkt den Spießbratenbrötchenstand betrieben [aha!! Spießbratebrötle bis zum Abwink!!!]. Nun, Spießbratenbrötchen müssen aufgeschnitten werden, damit man den Spießbraten reinkriegt, und das muss man nicht selbst machen, sondern dafür gibt's eine Maschine, aber das Ding macht ein Geräusch wie ein Baumfällding [es wird immer besser - wir sind bei hydraulischen Holzspaltapparaturen!!], und da splitten dann die Brötenteile heraus. Ich hab dann irgendwann mit Gärtnerhandschuhen gearbeitet. Da ist nicht so der klassische Rockstar-Diva-Job, aber ich bereue es nicht, denn ich habe mir davon dann mein erstes eigenes Kochtopfset gekauft, als ich zu Hause ausgezogen bin.

HH: Aha, das war dann also das Rockstar-Diva-Ding.

Lisa: Ja, weil, sonst... genau. Da fällt mir jetzt auch nix Schlaues ein.

HH: Gibt's schon Pläne für ein neues Album, schreibt ihr neue Songs?

Lisa: Wir hören nie auf, Songs zu schreiben. Es ist nicht so, dass wir sagen: ab heute fangen wir an, ein neues Album zu schreiben. Wir sehen einfach, wie es weitergeht uns was davon ausgewählt wird.

HH: Gerit, du machst Kung Fu, welchen Gürtel hast du? Welche Stilrichtung?

Gerit: Shao Lin. Gürtel gibt es da nicht. Ich mache das richtig bei Mönchen, in Bielefeld, da haben wir Glück gehabt, dass das in so einer kleinen Stadt möglich ist. Da gibt es keine Gürtel, sondern nur Anfänger, Schüler und irgendwann Master. Aber da bin ich noch weit davon entfernt...

HH: Und auf Tour hoffentlich noch nicht gebraucht?

Gerit: Nein, bislang nicht...

Lisa: ...ich benehme mich immer lieb, da muss er mich nicht schlagen.

HH: Wenn ihr mal die Zeit 2003 von Kill The Sun mit jetzt vergleicht, was hat sich am meisten geändert, und was hat euch am meisten beeindruckt an eurer Laufbahn?

Gerit: Am meisten überrascht und am meisten beeindruckt haben uns wohl alle die Auslandserfahrungen, dass man überhaupt die Möglichkeit bekommt, im Ausland zu spielen. Überhaupt erst einmal nach Korea oder Moskau zu kommen, das passiert ja nicht einfach so. Da kann man dann ein Konzert vor ein paar hundert oder auch tausend Leuten spielen - dazu überhaupt die Chance zu bekommen, das ist sehr schön. Auch das Erlebnis als Band, wir sind einfach zusammen in die Schule gegangen und haben dann als Band zusammengefunden über die Jahre.

Lisa: Was ich immer noch sehr schön finde ist eigentlich eine ganz profane Sache: was mich immer wieder fasziniert ist, wenn man auf der Bühne steht und sieht, wie genau die Leute die Songs kennen, wie sie mitsingen und mitgehen. Ich kann das immer gar nicht richtig glauben, man steht da und denkt sich, wir sind stolz auf unsere Musik, sonst würden wir das ja nicht machen, aber da sieht man dann Leute, für die das dann etwas ganz Großes ist, einen auf der Bühne zu sehen und mitzusingen und mitzumachen, und davon bekomme ich immer noch Gänsehaut. Das schätzt man mit der Zeit immer mehr, da die Leute ja auch verfolgen was man macht. Das war von Anfang an schon so, aber man weiß es von Jahr zu Jahr mehr zu schätzen, gerade wenn man sich anschaut was gerade mit dem Musikgeschäft passiert, vor allem bei unserer Musikrichtung, von der man ja ganz ehrlich sagen muss, dass sie langsam eher out ist, was uns aber völlig egal ist, weil es unsere Musik ist. Aber dass es immer noch und wieder neue Begeisterung gibt, das ist eine Erkenntnis, die mich regelmäßig umhaut.

HH: Das heißt, ihr könnt euch durchaus vorstellen, das Ganze noch eine Weile zu machen?

Lisa: Na, das Schlimme sind halt immer diese Interviews! Aber nicht wenn es alte Freunde sind...

HH: Danke!

Holgi

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