15 Headbänga online
Suche:
19.04.2024 Schützenhaus Of Death
20.04.2024 Feuerschwanz
21.04.2024 1914
21.04.2024 Feuerschwanz
21.04.2024 Crypta
22.04.2024 Darius Rucker
Reviews (10417)
Navigation
Artikel des Tages
RSS RSS
Atom Atom
 

Interview

Interview mit Lyfthrasyr (23.02.2008)

CDs von Lyfthrasyr kaufenZur Druckversion dieses Artikels

buy, mail, print

Logo Lyfthrasyr

Die Karlsruher Lyfthrasyr haben uns das Ende des letzten Jahres mit ihrem zweiten Album versüßt, wenn man das so im Black Metal-Bereich überhaupt sagen darf. Noch bevor das Album erhältlich war, ging es auch schon auf die erste große Tour, bei der man für Behemoth, Kataklysm und Aborted eröffnen durfte. Wenn das mal keine Gründe sind, um der Band unsere Fragen zu übermitteln. Leider gingen die ersten Antworten im Datennirvana des weltweiten Netzes verloren, aber im zweiten Anlauf hat es dann ja doch noch geklappt. Aggreash, der Kopf uns Songwriter hinter der Band, hat sich meines Wissenshungers angenommen.

HH: Hallo, wie geht's euch? Nachdem auf eurer Homepage nicht viel zur Bandgeschichte geschrieben steht, kannst du uns diese hier kurz näher bringen?

Aggreash: Hallo, vielen Dank für eure Interviewanfrage! Am Besten handeln wir die Bandgeschichte in aller Kürze ab: Lyfthrasyr wurde 2002 von mir als Soloprojekt gegründet, um einige Lieder aufzunehmen, die bereits eine Stilrichtung definieren sollten. Leider dauerte es bis 2004, um mit Insorior (Gitarre) und Mathar (Drums) ein erstes konzerttaugliches Line-Up aufzustellen, allerdings ging es im Anschluss Schlag auf Schlag voran mit der Wiederaufnahme des 2002er-Demos Beyond The Frontiers Of Mortality und dem ersten Konzert (alles 2004), dem ersten Album The Final Resurrection 2005, einigen Festivalauftritten und Konzerten 2006 und nun dem zweiten Album The Recent Foresight sowie der ersten Europatour mit Behemoth und Kataklysm 2007. Übrigens: So wenig steht doch gar nicht über uns auf unserer Homepage, denn sobald man unter "Band" auf "Biography" geht, bekommt man einen langen Text präsentiert mit allem Wichtigen und Unwichtigen - für alle diejenigen, denen das jetzt zu kurz war. (stimmt, hab ich wohl übersehen - Ray)

HH: Beim Klang eures Bandnamens denkt man eher an Skandinavien als an Karlsruhe. Was bedeutet euer Name, wo habt ihr ihn her und warum habt ihr ihn gewählt?

Aggreash: Der Ursprung unseres Namens ist in der nordischen Mythologie zu finden, in der "Lifthrasir" der männliche Part der beiden überlebenden Menschen der dortigen Apokalypse war. Einen wirklich tieferen Sinn neben dem außergewöhnlichen Klang gibt es für uns nicht, da sich unsere Texte ausschließlich mit anderen Themen als der nordischen Mythologie beschäftigen.

HH: Was war der Auslöser für euch, die Band zu gründen?

Aggreash: Lyfthrasyr wurde ja zunächst von mir als eine Art Soloprojekt auf Zeit gegründet. Nachdem ich zuvor schon in einigen Bands gespielt hatte, aber nie etwas halbwegs Sinnvolles daraus wurde, weil immer wieder faule Kompromisse gemacht wurden oder jemand ausstieg, wollte ich die Strategie ändern: Ich schrieb einige Songs alleine, die genau die Musik umschreiben, die ich gerne spielen möchte. Mit diesen Songs in der Hinterhand suchte ich passende Musiker für ein erstes Line-Up, um Konzerte spielen zu können und danach eventuell ein Album aufzunehmen. Diese Musikersuche dauerte zwar recht lange, aber es hat sich gelohnt, da es seit der ersten Besetzung Anfang 2004 nur einen Wechsel gab und wir zusammen sehr ambitioniert und produktiv arbeiten können.

HH: Zwischen eurem Debüt The Final Resurrection und dem neuen Album The Recent Foresight liegen zwei Jahre. Was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht?

Aggreash: Abgesehen davon, dass das Auftreten auf einigen Konzerten und Festivals, das Schreiben der neuen Songs, das Einarbeiten in neues Equipment, die Produktion und vor allem auch die Organisation und Planung sehr viel Zeit verschlungen haben, die wir aber natürlich auch gerne zu investieren bereit waren, sind wir nach wie vor keine Berufsmusiker. Das heißt, wir haben neben dem Musikerdasein noch andere berufliche Verpflichtungen, die uns sehr wichtig sind, und diese nehmen dann den Rest der eventuell noch verbleibenden Zeit ein.

HH: In Deutschland ist es ja sehr schwer von der Musik allein zu leben. Womit bestreitet ihr denn euren Unterhalt bzw. was macht ihr außerhalb der Band?

Aggreash: Insorior (Lead & Rhythm Guitar) und ich sind im IT-Bereich tätig und Skytorian (Drums) studiert. Wir sind recht zufrieden damit, nicht von der Musik leben zu müssen, da man in dieser Situation finanzieller Sicherheit musikalisch genau das machen kann, was man gerne möchte und sich nicht nach Verkaufszahlen oder eventuellen Trends zu richten braucht.

HH: Ihr verwendet wie viele Bands Pseudonyme. Wie wichtig sind sie euch und warum habt ihr den Weg der Pseudonyme gewählt?

Aggreash: Meiner Meinung nach unterstreichen Pseudonyme die Attitüde, die man als Black Metal-Band vermitteln möchte: Etwas Unnahbares. Die Musiker werden damit mehr als Teil der Band und eben dieser Attitüde empfunden und nicht als zahllose Individuen, von denen jeder einzelne eventuell in noch einigen weiteren Bands spielt, was bei uns aber im Übrigen nicht der Fall ist. Außerdem haben sie den netten Nebeneffekt, dass in unserer transparenten Gesellschaft nicht mit einem Klick oder Suchbegriff ohne Vorwissen sofort eine Verbindung zwischen unseren richtigen Namen und einer Black Metal-Band gefunden werden kann. Zumindest mir ist meine berufliche Karriere dann doch etwas zu wichtig als dass ich das riskieren wollen würde und wir wissen alle, dass Black Metal von der Allgemeinheit leider nicht wirklich als gesellschaftsfähig angesehen wird.

HH: Wie kam es zur Umbenennung von Eternal Darkness zu Lyfthrasyr?

Aggreash: Eternal Darkness war nur eine Art Platzhalter oder Arbeitstitel für das anfängliche Soloprojekt. Ab dem Zeitpunkt des ersten Line-Ups sollte ein besonderer und auch ausgefallener Bandname gefunden werden, was schließlich nach den Einstiegen von Insorior und Mathar mit der Benennung in Lyfthrasyr der Fall war.

HH: Die Einflüsse eines jeden einzelnen sind gemäß eurer Homepage sehr unterschiedlich und vor allem breit gestreut. Wie kamt ihr dann auf den gemeinsamen Nenner Black Metal?

Aggreash: Ganz einfach: Ich schreibe die Songs und Texte. Eine gewisse Begeisterung für Black Metal ist bei Insorior und Skytorian natürlich da, was mir selbst auch sehr wichtig ist, da ich keine Söldnertruppe um mich haben möchte, aber sicher war und bin ich mit meinem Musikgeschmack da die Initialzündung.

HH: Worum dreht es sich bei euren Songs/Lyrics? Reine Fiktion oder mit Realitätsbezug?

Aggreash: Waren die Songtexte auf dem Debüt The Final Resurrection mit einer das Album durch erzählten Geschichte wirklich noch komplette Fiktion, so sind sie es jetzt auf The Recent Foresight nicht mehr: Es geht um heutige Probleme, den Bezug zur Vergangenheit und die eventuellen Gründe sowie Lösungsansätze, also durchaus Reales und Aktuelles. Die Probleme werden dabei nicht direkt benannt, sondern als Gesamtes betrachtet, und es wird gezeigt, dass die heutige Betrachtungsweise dieser Probleme den früheren sehr ähnlich ist. Daher auch der Albumtitel "The Recent Foresight", also der (pseudo)moderne Blick in die Zukunft. Letztendlich führt alles daraufhin, dass der wirkliche Grund dieser Probleme nicht zeitgebunden, sondern eher in menschlicher Charakterschwäche zu suchen ist. Das heißt, die Probleme selbst ändern sich kaum oder werden nur anders benannt, aber die zeitbezogenen Betrachtungsweisen. Eine Art Lösungsansatz findet man schließlich am Ende des Albums im Song "Perception Never Expected", der dazu anhält, sich selbst etwas zu mäßigen oder anzutreiben, um einen Weg irgendwo zwischen Teilnahmslosigkeit und Übermotiviertheit zu finden.

HH: Wie zufrieden seid ihr bislang mit den Reaktionen zu The Recent Foresight? Gab es auch kritische oder gar negative Meinungen und lasst ihr euch davon beeinflussen?

Aggreash: Die Reaktionen der Presse waren äußerst zufrieden stellend, die Reviews meist sehr positiv und es kamen bislang viele Interviewanfragen. Es gab keine einzige schlechte Pressestimme, was uns sehr stolz macht, aber einige wenige mittelmäßige, von denen wir uns aber durchaus beeinflussen lassen, da man selbst schließlich über keine Objektivität zu seinem eigenen Material verfügt. Manchmal sind die Kritikpunkte nicht nachvollziehbar und wohl auf persönlichem Geschmack begründet, aber nicht selten ist der eine oder andere sinnvolle Wink mit dem Zaunpfahl dabei, der einem selbst bislang nicht aufgefallen ist. Auch im Kreis der nicht redaktionellen Hörer scheint das Album ausgesprochen gut aufgenommen zu werden, allerdings kann man etwa eineinhalb Monat nach Veröffentlichung noch kein echtes Fazit ziehen.

HH: Eure Lieblingslocation laut eurer Homepage ist ja die Rockfabrik Ludwigsburg. Seid ihr da auch aufeinander getroffen oder kanntet ihr euch schon davor?

Aggreash: Gut spekuliert! Ich habe unseren ersten Drummer Mathar tatsächlich zufällig in der Rockfabrik kennen gelernt. Über ihn kam dann später der Kontakt zu Gitarrist Insorior zustande. Skytorian kannten wir über Bandkontakte allerdings schon zuvor, als es Ende 2005 am Schlagzeug zum bislang einzigen Besetzungswechsel kam.

HH: Aggreash, du hast auf dem Album neben den Vocals auch den Bass und die Keys übernommen. Wie sieht es hier bei Liveauftritten aus? Holt ihr euch einen Keyboarder hinzu oder greift ihr auf Konserve zurück?

Aggreash: Noch auf die ungeliebte Konserve, da sie doch vieles einfacher macht: Logistisch, weil man weniger Equipment hat, sowie organisatorisch und bandpolitisch, weil man eine Person weniger ist. Nachdem es bei meinen Bands zuvor ständig Besetzungswechsel gab und kaum eine Truppe zusammenzuhalten war, wollte ich Lyfthrasyr besetzungstechnisch so klein wie möglich halten. Außerdem bietet eine computergestützte Show auch viele interessante Möglichkeiten, beispielsweise setzen wir perfekt zur Musik synchronisiertes Licht ein.
Allerdings sollte es wohl das Ziel sein, wirklich alles bei einem Konzert live zu spielen, weshalb wir bereits an einer Lösung arbeiten und vermutlich wird es recht bald schon einen Session/Live-Keyboarder bei uns geben.

HH: Derzeit ist ja wieder eine Diskussion im Gange: wie politisch soll oder darf Metal sein? Speziell der Black Metal wird ja für fragwürdige Ideologien benutzt. Andererseits kann man sozialkritische Texte wie z.B. von Sepultura ja auch als politisches Statement deuten. Wie steht ihr zu dieser Thematik?

Aggreash: Es steht jedem frei, seine politischen, sozialen oder auch religiösen Ansichten in Songtexten zu verarbeiten. Ich selbst halte davon nicht allzu viel und glaube auch nicht, dass man auf dem doch recht speziellen und von der Allgemeinheit nicht sonderlich angesehenen Metal-Sektor mit beispielsweise politischen Texten eine Änderung provozieren oder erzwingen kann, auch eine so bekannte Band wie Sepultura nicht. Meine Texte sind bewusst weder politisch noch religiös, allenfalls gesellschaftskritisch, da der menschliche Charakter an sich kritisiert wird.

HH: Der ein oder andere Fan unterscheidet klar zwischen Bands, die abseits des musikalischen Geschehens politisch fragwürdig unterwegs sind und solchen, die ihre Musik klar als Medium oder Transportmittel für ihre Ansichten benutzen. Sollte man deiner Meinung nach hier unterscheiden?

Aggreash: Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Mir persönlich ist es egal, welchen Inhalt die Texte einer Band genau haben, da ich wesentlich mehr Wert auf die Musik lege. Allerdings verstehe ich deine Frage nicht so ganz: Songtexte sind automatisch immer ein Transportmittel für die Ansichten des Verfassers und solange man nicht gerade zu verwirklichen versucht, was man da schreibt, und anderen damit seinen Willen aufzwingt oder schlimme Dinge verrichtet (politischer oder anderer Natur), finde ich auch nichts Bedenkliches daran. War es das, was du meintest!? (na ja, nicht so ganz - Ray) Denn dann sollte man meiner Meinung nach tatsächlich unterscheiden. Was allerdings beispielsweise Bands wie Die Ärzte oder von mir aus auch die Böhsen Onkelz vermitteln möchten und auch ausleben, finde ich nicht bedenklich, da sie dabei immer noch zurückhaltend genug sind.

HH: Wie sieht es mit einer Tour aus um das Album entsprechend zu promoten? Die Tour mit Kataklysm und Behemoth war ja noch vor Veröffentlichung von The Recent Foresight.

Aggreash: Das ist richtig. Natürlich wäre uns der Zeitraum direkt nach der Veröffentlichung wesentlich lieber gewesen, aber als Supportband kannst du dir das nicht aussuchen. Außerdem waren wir sehr froh, gleich als erste Tour unserer Bandgeschichte eine so große bestreiten zu dürfen. Da The Recent Foresight gerade noch rechtzeitig fertig wurde, konnten wir sie bereits auf die Tour mitnehmen, allerdings fehlte im Vorfeld komplett die Promotion und alle Konzerte fanden im Ausland statt, wo man uns meist - Österreich und die Schweiz ausgenommen - noch gar nicht kannte. Wir möchten auf jeden Fall in der ersten Jahreshälfte 2008 eine weitere Tour mit Konzerten hauptsächlich in Deutschland spielen und hoffen, dafür bald ein gutes Bandpaket zu finden.

HH: Wie lief diese Tour mit euch? Wart ihr zufrieden? Gab es besondere Vorkommnisse?

Aggreash: Insgesamt gesehen waren wir sehr zufrieden. Wir wurden jederzeit sehr fair behandelt sowohl von den Headlinern als auch von der Tourleitung und welche Band darf schon ihre erste Tour gleich in einem derartigen Paket mit Behemoth, Kataklysm und Aborted und 19 Auftritten in zehn europäischen Ländern bestreiten. Jedes Konzert war gut bis sehr gut besucht und auch mit den Resonanzen aus dem Publikum waren wir zufrieden, wenn man bedenkt, dass eigentlich niemand wegen uns kam, da The Recent Foresight ja erst danach veröffentlicht wurde und es zu dem Zeitpunkt folglich auch noch keine Promotion gab. Für uns war im Grunde genommen fast alles ein besonderes Vorkommnis. Woran ich mich spontan erinnere, waren beispielsweise die Trinkfestigkeit sowie die gute Stimmung und Partylaune unserer Buskollegen Behemoth, mit denen wir jeden Abend nach Abfahrt im Bus versumpften. Außerdem erinnere ich mich gerne an die Bodenständigkeit und nette Gespräche mit Kataklysm zurück oder an die Verrücktheit der Jungs von Aborted, die am letzten Abend in Lyon sogar eine Show von Behemoth nachahmten mit Corpse Paint, kopierten Ansagen und nachgestellten Showeinlagen. Uns selbst werden vor allem die Konzerte in Stockholm, Göteborg, Linz und allen voran unser "mehr oder weniger Heimkonzert" in Strasbourg in Erinnerung bleiben wegen einer phantastischen Stimmung und einem sehr offenen und euphorischen Publikum, wie sie für eine erste Supportband absolut nicht selbstverständlich sind.

HH: Wie sehen die weiteren Pläne für die Zukunft aus? Kann man mit euch auf dem einen oder anderen Festival rechnen?

Aggreash: Neben den bereits genannten Tourplanungen für 2008 haben wir auch schon die eine oder andere Festivalbestätigung. Wer Interesse hat und terminlich auf dem Laufenden bleiben will, sollte ab und zu unsere Homepage besuchen, dort stehen ständig aktualisiert alle Konzertankündigungen. Mitte/Ende 2008 möchte ich dann mit dem Schreiben neuer Songs anfangen, einen groben Veröffentlichungszeitraum für unser drittes Album möchte ich aber noch nicht nennen.

HH: Danke, dass du dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Die letzten Worte gehören dem Künstler.

Aggreash: Nehmt euch die Zeit und hört in The Recent Foresight rein! Wir sehen uns auf einem der kommenden Konzerte!

Ray

Zur Übersicht
Zur Hauptseite

Weitere Berichte und Infos

© www.heavyhardes.de