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Interview

Interview mit Subway To Sally (20.03.2006)

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Subway To Sally haben mit Nord Nord Ost einen weiteren beeindruckenden Schritt gemacht. Auf der dazugehörigen Tour sprachen wir im Dezember 2005 mit einem sehr freundlichen und auskunftsfreudigen Bodenski.

HH: Hallo, fangen wir gleich mit dem Wichtigsten an: eurer Musik, genauer gesagt eurem letzten Album Nord Nord Ost. Es ist im Gegensatz zur Engelskrieger, die sehr militärisch, rammsteinisch, in die härtere Richtung orientiert war, wieder mehr in Richtung Herzblut gegangen. War das ein bewusster Schritt, wieder mehr melodisch zu werden, oder hat sich das einfach so ergeben?

Bodenski: Man muss die Entstehung der Engelskrieger im Zusammenhang sehen. Die Zeit, in der sie entstanden ist und mit welchem Anspruch wir da reingegangen sind und welche Texte da waren. Die Engelskrieger hat ja ein spezielles Anliegen. Wir haben die Arbeiten zum Songwriting kurz nach dem 11. September 2001 begonnen, nach den Anschlägen in Amerika. Die ganze Welt war in eine Art Depression gestürzt. Die Welt war nicht mehr dieselbe und man war plötzlich so verletzlich. Dies alles spiegelte sich in der Arbeit an dem Album wider. Dass das so geworden ist, hatte auch mit dem Produzenten Ralph Quick zu tun. Die letzte Platte, die Nord Nord Ost, ist unter ganz anderen Umständen entstanden und mit einem ganz anderen Team von Leuten. Ich glaube, ganz entscheidend für die Platte ist folgendes: Unser Gitarrist, der Ingo (Hampf - Kara), der die meisten Sachen komponiert und alles arrangiert, ist quasi unser Mastermind. Da haben wir gesagt, es wird jetzt einmal Zeit, dass du auch mal die Produzententätigkeit, die Hauptverantwortung für ein Album übernimmst. Er hatte also nicht noch jemand über ihm, der ihm reingeredet oder versucht hat, ihn zu beeinflussen, sondern er war derjenige, der alle Entscheidungen gefällt hat. Es ist sozusagen die erste Platte, die hundert Prozent Subway To Sally ist, weil alles aus der Band heraus kam und kein Einfluss von draußen zugelassen wurde. Daher klingt sie so, wie Fans Subway To Sally sehen und erwartet haben. Es wurde wieder viel mit den alten Instrumenten gearbeitet. Es hängt auch viel mit den Texten zusammen. Die sind viel privater, persönlicher geworden und stellen eine Art Seelenreise dar.

HH: Aber sehr viel optimistischer ist sie nicht.

Bodenski: Nö, waren wir ja noch nie. Wir haben immer ein kleines Augenzwinkern drin, eine gewisse Lebenslust, aber so richtig optimistisch ist sie nicht.

HH: Kommerziell seid ihr ja recht erfolgreich mit Nord Nord Ost...

Bodenski: Was heißt kommerziell erfolgreich?

HH: Ihr habt davon mehr verkauft als von der letzten.

Bodenski: Davon weiß ich gar nichts.

HH: Sie ist immerhin auf Platz 45 in die Charts eingestiegen.

Bodenski: Ein Chartseinstieg ist ja immer eine relative Geschichte. Das heißt nur, dass sich in der einen Woche eine Platte besser verkauft hat als andere; wieviel das in echten Zahlen ist, weiß ich jetzt gar nicht. Es ist viel zu früh, um über Zahlen zu reden.

HH: Okay. Aber wenn man diesen Einstieg trotzdem als Gradmesser nimmt: Habt ihr erwartet, dass ihr mehr Erfolg habt?

Bodenski: Nein. Man erwartet so nichts mehr. Mir persönlich ist nicht wichtig, wie hoch wir in den Charts gehen. Seit wir Platten machen, hat sich die Welt verändert. Was da immer so erzählt wird mit diesem Brennen von Musik, da ist schon was Wahres dran. Man verkauft heute wesentlich weniger Platten als noch vor ein paar Jahren. Der Gradmesser sind die Fans, die zu den Konzerten kommen. Da erleben wir gerade auf der Tour, auf der wir uns befinden, einen enormen Zuspruch. Wir haben überall volle Häuser, wir haben mehr Publikum als bei der Engelskrieger. Das zeichnet sich ab. Wir sind heute ausverkauft, wir sind morgen ausverkauft, wir spielen nächste Woche in Dortmund, da sind wir jetzt schon ausverkauft, Berlin ist ausverkauft, der Soundgarden in Köln ist ausverkauft, wir sind in Frankfurt in eine größere Halle gegangen, da gibts diese Batschkapp und da gehen nur 750 Leute rein und der Veranstalter hat uns in eine größere Halle etwas außerhalb verlegt. Da sitzt der Erfolg, den wir im Moment spüren. Auf diesem Umweg bekommt man dafür etwas zurück, dass man weniger Platten verkauft. Das eigentliche Geschenk ist ja, dass man diesen Beruf, den man gern macht, überhaupt machen und dass man davon leben kann. Das funktioniert im Moment ganz gut und wir hoffen, dass das noch eine Weile so weitergeht. Schaun wir mal.

HH: Ihr habt ja schon immer sehr viel getourt, nicht nur jetzt zur Nord Nord Ost. Verschwimmen die einzelnen Auftritte ineinander oder erinnert ihr euch an die einzelnen Auftritte, durch besondere Ereignisse... was muss passieren, damit ihr euch an einen Auftritt erinnert?

Bodenski: (überlegt) Am ehesten merkt man sich Dinge, die schiefgehen. Wenn ich ganz ehrlich bin, bestimmte Dinge verschwimmen. Aber ich schreibe seit vielen Jahren Tourtagebücher, wo man nachlesen kann. Ich hab letztens angefangen, eine Bandbiographie zu schreiben, richtig ausführlich, da sind Sachen drin von 1996, wo wir 30 Tage auf Tour waren. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Wir waren sowas von unterwegs, und es ist immer dasselbe, du bist im Club und im Hotel oder so, jetzt mit dem Bus hast du nicht einmal mehr das, und viele der Clubs kennen wir halt, weil wir schon öfter hier gespielt haben. Es gibt aber ein paar Leuchttürme, die ragen aus dem Nebel des Vergessens heraus. Es gibt Konzerte, die haben etwas Magisches, das kannst du gar nicht erklären. Das hat vielleicht auch mit einem selber zu tun. Vielleicht empfinden meine Kollegen das ganz anders, die fühlen das bei einem anderen Konzert. Ich weiß noch, zur Engelskrieger, da waren wir in Mannheim in einem Kinosaal. Die Bedingungen waren nicht besonders gut. Das war so in zwei Rängen, oben und überall die Sitze, und ich kann mich erinnern, dass das für mich etwas ganz Besonderes war. Sowas kann man vorher nicht wissen.

HH: Gibt es bei den Geschichten, die da passieren, etwas besonders Cooles oder etwas Grusliges?

Bodenski: Cool oder Gruslig? Mit einem Fan? Nö.

HH: Noch nie von irgendwelchen Weibern verfolgt worden, bis in den Bus? Sowas stelle ich mir sehr gruslig vor...

Bodenski: Jede Band hat die Fans, die sie verdient. Wir haben ziemlich Glück mit unseren Fans. Das sind meistens Menschen, die auch Grips in der Birne haben, denn du betrittst eine eigene Welt mit der Musik und den Texten und man kann sich leichter unterhalten lassen in der heutigen Zeit. Das ist meistens wirklich Menschen, die sich im Leben auskennen und zurückhaltender sind. Wir gehen ja auch raus, wir suchen Kontakt zu den Fans. Wir gehen immer an den Merchandising-Stand, wir geben Autogramme, man kann uns dann immer ansprechen und die meisten Leute tun das auch und fragen über Texte, nach dem Menschen dahinter. Aber wenn eine Grenze überschritten wird, nach der Schluss ist, wenn mir was auf den Sack geht, dann muss ich das auch sagen.

HH: Wie persönlich sind denn die Texte von Nord Nord Ost? Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass du schon mal ein Haus angezündet hast wie das Feuerkind oder eine Frau an einen Baum gekettet wie bei "Sieben"...

Bodenski: Die Leute stellen sich das immer viel zu persönlich vor. Das sind natürlich Geschichten, die durch mich hindurchgehen, ich muss das nicht alles erleben oder nachvollziehen. Aber die Texte der Nord Nord Ost sind insofern sehr persönlich, als ich in einigen Liedern versucht habe, die Situation von Ingo, in der er sich im letzten Jahr befunden hat, mit ihm zusammen ein bisschen zu vertexten. Weil er auch ankommt und mir Bilder gibt, zum Beispiel beim Feuerland, wo er sagte: "Ich stelle mir einen Text vor über ein Feuerland als Metapher für eine Seele im Grenzland oder jemanden, der in einer persönlichen Hölle gefangen ist." Er hat eine Trennung hinter sich, an der er sehr zu knabbern hatte, mit Frau und Kind und solchen Geschichten, und das spielt da ein bisschen rein. Das sind dann nicht meine Geschichten, sondern ungefähr die Hälfte der Platte ist für ihn geschrieben.

HH: Kommt er dann mit einer Melodie an und vermittelt dir die Stimmung, zu der du die Texte schreibst oder kommst du mit dem Text an und er schreibt dir die Melodie?

Bodenski: Er kommt mit einem Film, den er im Kopf hat. Da gibt's oft noch keine Musik, sondern er erzählt mir den Film, den betexte ich, und er vertont ihn anschließend. Es kommt auch schon mal vor, dass Musik da ist, aber in neun von zehn Fällen ist erst der Text da, wobei Ingo nicht zu jedem Text Musik machen kann. Irgendwas muss ihn packen, muss ihn fesseln und ansprechen, und dann kommt bei ihm die Melodie. Er komponiert ja richtig. Er ist nicht der Typ der mit der Gitarre dasitzt und improvisiert, sondern er komponiert richtig.

HH: Gibt es Texte von dir, die nicht vertont worden sind, weil ihm dazu nichts eingefallen ist?

Bodenski: Ja. Eine ganze Menge Texte sogar. Ich habe dazu ein Buch herausgebracht. Selbst einen kleinen Verlag gegründet, weil ich das selber machen wollte, und habe ein kleines Büchlein gemacht, das heißt "Inniglich", da sind im Wesentlichen meine Lieblingstexte von Subway To Sally drin, zum Teil mit anderen Strophen, die zum Beispiel rausgeflogen sind, weil der Text zu lang war oder so. Da gibt's einiges zu entdecken. Und mittendrin gibt's immer wieder Texte, die nicht vertont wurden, die aber als Liedertexte geschrieben wurden. Im zweiten Teil des Büchleins gibt's eine Lyrikabteilung, also Texte, die sich in den letzten zehn Jahren so angesammelt haben. Ich musste das mal aufarbeiten. Und wenn du so ein Buch hast, das ist dann ein fertiges Ding, das ist dann so, wie ein Kapitel zu schließen. Für mich war das zehn Jahre an Texten abschließen und dann habe ich sozusagen wieder eine freie Festplatte, um weiterzuschreiben. Das Buch gibt's am Merchandising-Stand. Wenn ihr also neun Euro investieren wollt...

HH: Wo wir gerade bei Texten sind: Wovon handelt das "Rätsel" von der Bannkreis, was ist des Rätsels Lösung?

Bodenski: Das bin ich schon oft gefragt worden. Und das ist eigentlich nicht so schwer. Bei jeder Strophe gibt's eine andere Antwort. Das ist das ganze Geheimnis. Dann kriegt man's auch raus.

HH: Ah, dann ist's okay.

Bodenski: Bei Strophe eins ist es glaube ich Gott, bei Strophe zwei ist es der Teufel und bei der letzten Strophe ist es der Mensch.

HH: Wenn man das weiß, ist es einfach.

Bodenski: Natürlich. Sonst kriegt man es nicht zusammen.

HH: "Rätsel II" dagegen ist ja viel einfacher.

Bodenski: Das ist genau der Punkt, von dem wir vorhin geredet haben, über Lieder mit Augenzwinkern. Es ist wichtig, dass es im Kontext eines Albums ein oder zwei Titel gibt, die bewusst so geschrieben und reingenommen wurden. Genau wie "Sieben" letztlich ein Lebensgefühl-Lied ist, so wie "Veitstanz", wo es um ein Lebensgefühl geht, das positiv geprägt ist.

HH: Bedeutet euch die Zahl Sieben etwas Besonderes, wo ihr ja auch sieben Bandmitglieder habt?

Bodenski: Ja, sicher. Aber ich bin kein Zahlenmystiker. Ich denke mir die Sachen eher aus, genauso wie bei "Liebeszauber". Das sind keine Rezepte, die zur Nachahmung empfohlen sind, sondern die habe ich mir einfach so ausgedacht. Menschen denken sich sowieso alles aus. Es ist nur die Frage, wie man daran glaubt und was man daraus macht.

HH: Was macht ihr live aus dem Lied, was kann man live erwarten? Ihr wart ja erst vor kurzem, naja, sooo kurz war es nicht, beim Deep Impact Festival gewesen und da habt ihr noch nichts von der Nord Nord Ost gespielt, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon fertig war. War das Absicht?

Bodenski: Ja, war Absicht. Wir spielen jetzt ein ganz anderes Programm. Wir spielen auch von der neuen Platte bis auf ein Lied alles. Wir haben das aber so über das Programm verteilt, man merkt es überhaupt gar nicht. Ich muss sowieso sagen, das ist von allen Release-Touren, die wir je zu den acht Studioalben gemacht haben, ist es die Tour, bei der sich die neuen Stücke so harmonisch und problemlos in das einfügen, was wir sonst so machen. Und die Fans, wie die die neue Platte annehmen, das ist unglaublich. Das hat bei anderen Platten länger gedauert. Man spürt das. Da spielst du einen neuen Song und dann spielst du einen alten Song... das ist bei diesem Album komischerweise total anders. Wir machen nicht vorne einen Block "neues Album", sondern ein Riesending, ganz verteilt.

HH: Ich habe beim Deep Impact schon geschrieben, ihr habt euch mit der Vergangenheit quasi ausgesöhnt. Das war bei der Engelskrieger-Tour nicht so. Da wolltet ihr das "Julia" nicht haben, habt es abgelehnt, aber dann später so "Hey, okay, das sind wir..." hat sich da ein neues Verständnis herausgebildet, habt ihr euch daran gewöhnt, dass ihr das nicht loswerdet?

Bodenski: Das hat bestimmt mit vielen Dingen zu tun. Das führt jetzt ein bisschen zu weit, da müsste man jetzt tiefenpsychologisch rangehen, aber... Als der David, unser Schlagzeuger, uns verlassen hat, ist nicht nur ein Musiker gegangen, sondern auch ein Einfluss, ein Mensch, der eine bestimmte Art hatte, Dinge zu sehen, oder etwas anzuschieben, oder eine professionelle Sicht auf bestimmte Dinge hatte, die eine bestimmte Stimmung in der Band gemacht hat. Und mit seinem Weggang ist da sozusagen ein bisschen mehr Harmonie zurückgekehrt in die Band. Dieses Aussöhnen hat auch damit zu tun, dass wir jetzt eine andere Truppe sind.

HH: Mit dem neuen Schlagzeuger kam eine andere Persönlichkeit und ihr habt euch neu zusammengefunden, kann man das so formulieren?

Bodenski: Nein, das war schon mit dem Ausscheiden vom David. Wir wussten das ja schon ein Jahr vorher, bevor das die Fans erfahren haben, insofern hatten wir da ein bisschen Zeit. Sowas kündigt sich ja auch an. Das ist ein Prozess, der alles in allem sicher weit über ein Jahr ging. Der hat uns auch gezeigt, dass uns überhaupt jemand verlassen hat, hat uns gezeigt, wie verletzlich man als Band sein kann. Das hätte ja auch das Aus bedeuten können. Es hätte ja noch jemand sagen können "Dann hab ich auch keinen Bock mehr...", es hätte alles auch anders kommen können. Ich denke, dass das alles dazu beigetragen hat, dass wir uns bewusst gemacht haben, was wir geschafft haben und was wir noch wollen. Wir haben vor zwei, drei Jahren überlegt, ob wir die "Räuber" nicht mal ernsthaft aus dem Programm schmeißen.

HH: Das schafft ihr nicht.

Bodenski: Ja. Wie du schon sagtest, wir haben unseren Frieden damit gemacht. Es geht ja nicht darum zu sagen, das ist ein künstlerisch hochwertiges Lied, hinter dem man heute noch steht, sondern es ist halt wirklich dieser Schlachtruf, unter dem sich die Fans versammeln. Das ist die Standarte, die wir vor uns hertragen. Insofern hat da wirklich eine Aussöhnung stattgefunden, wir werden es auch auf keinen Fall weglassen, gar keine Frage.

HH: Werdet ihr das auch auf der Akustik-Tour bringen?

Bodenski: Keine Ahnung. Mal sehen, wie es klingt, ohne E-Gitarre, aber warum nicht?

HH: Was darf man sich unter einer Tour vorstellen, die "Nackt" heißt?

Bodenski: Erst einmal wollten wir einen etwas provozierenden Titel haben, denn wenn man hört Akustik-Tour, unplugged, dann denkt man erstmal so Auweia, die auch noch, aber bei uns ist das ja so, wir kommen ja daher. Wir arbeiten soviel mit akustischen Instrumenten, und dann ist es auch für uns mal ganz spannend, die brachiale Gewalt der E-Gitarre einfach mal abzuziehen. Wir haben ja sowieso immer mal wieder akustische Titel im Programm. "Kleid Aus Rosen" spielen wir auf dieser Tour wieder die Rockversion, aber wir haben davon auch die akustische. Oder "Minne", die wir jahrelang so gespielt haben. Das alles hatten wir schon. Wenn wir einmal alles zusammentragen, was sich so anbietet, werden wir ein paar Stücke anders spielen. Ich freue mich sehr darauf. Wir haben in den Jahren eine technische Entwicklung durchgemacht, es ist sehr viel Technik auf der Bühne. Wir haben in-ear-Monitoring und so. Es macht natürlich die Show besser, du singst besser und kannst besser arbeiten, es ist besser für dein Gehör, aber du vermisst auch einiges. Dass sieben Leute im Halbkreis auf der Bühne sitzen und miteinander Musik machen, das wird ganz schön werden, da freue ich mich sehr darauf. Das geht den anderen auch so. Das wird sozusagen Subway To Sally hautnah.

HH: Habt ihr dann auch kleinere Clubs im Auge?

Bodenski: Die Clubs sind bewusst - ich weiß nicht, ob es eine Fehlentscheidung ist - wo's passt, erstmal eine Nummer kleiner. Hier in München ist es das Backstage. Das ist hier auch gleich nebenan, oder?

HH: Ne, das ist inzwischen an der Friedenheimer Brücke.

Bodenski: Oh. Schon wieder umgezogen. Ich kenne noch das ganz alte. Jedenfalls haben wir das angepeilt. Ein Laden in der 800er Größenordnung. Weil angeblich in der Branche gesagt wird, dass zu einer Akustiktour weniger Leute kommen. Das kann ich mir bei uns aber gar nicht vorstellen. Schauen wir mal. Wenn die Vorverkäufe durch die Decke gehen, dann werden wir gucken, dass wir was anderes kriegen. Mal abwarten. Der Vorverkauf hat nämlich schon begonnen. Es sind schon an die 200 Karten weg, unglaublich.

HH: Wo wir grad bei Akustiktouren sind: Eric Fish, euer Sänger, macht mit seinem Soloprojekt auch mehr nur mit Gitarre und akustisch und so... Wie steht ihr als Rest der Band zu seinem Soloprojekt? Nimmt das Zeit von Subway To Sally weg oder sagt ihr das ist cool so, wie er das macht?

Bodenski: Erstmal ist festzuhalten, dass es da gar keine Frage gibt, Eric ist hundertprozentig für die Band da und da gibt es ihm überhaupt nichts vorzuwerfen. Das ist Nummer eins und es wird auch keine Kraft davon abgezogen. Bei ihm ist es so, er ist extrem gerne unterwegs. Man muss wirklich sagen, wir haben es früher in bestimmten Jahren auf 110 Konzerte im Jahr gebracht. Da haben wir noch in Studentenclubs und so gespielt. In solchen Clubs wie diesen hier schaffst du in Deutschland keine 110 Konzerte im Jahr. Wir machen sicherlich mehr Festivals und so, aber wir spielen inzwischen gerade mal noch 60, 70 Konzerte im Jahr. Was immer noch eine Menge ist. Aber Eric ist halt wahnsinnig gerne unterwegs. Außerdem kommt er eigentlich daher, das ist eher seine Geschichte. Er hat auch einen wesentlich größeren Output an Songs und Sachen, die sich für Subway To Sally gar nicht so eignen. Deswegen zieht er das durch und er braucht das. Es gibt ihm das gute Gefühl, etwas neben der Band zu machen. Das ist völlig in Ordnung. Er muss das machen.

HH: Wie seid ihr eigentlich von Universal zu Nuclear Blast gekommen? Ist euer Deal abgelaufen und ihr habt euch neu umgesehen? Wer kam zu wem?

Bodenski: Ja. Nuclear Blast kannten wir schon. Wir waren vor ein paar Jahren schon einmal vertragsfrei, nachdem wir den Vertrag mit der BMG erfüllt hatten, dann sind wir durch's Land gejettet und haben uns mit allen unterhalten, haben einige Angebote bekommen und waren damals eigentlich schon bei Nuclear Blast. Der Markus Staiger ist ein riesen Fan von uns. Aber wir dachten, naja, das ist ja mehr ein Metal-Label und die machen nichts anderes, und vielleicht ist irgend eine Major-Firma doch besser. Im Nachhinein war es wohl eine Fehlentscheidung. Aber damals waren Universal noch eine Hamburger Firma und kurz davor, nach Berlin zu ziehen. Wir fanden die Idee schön, eine Plattenfirma zu haben, die man vor der Haustür hat, kurze Wege und so, außerdem ist es ein Traum, dass sich eine Major-Firma um einen bemüht. Nachdem dieser Vertrag wieder ausgelaufen war, wollten wir ihn nicht verlängern. Die haben einen Haufen Leute entlassen, die ganzen A&Rs, mit denen wir zu tun hatten, war nicht mehr da. Bei Nuclear Blast gibt es mehr Beständigkeit. Die funktionieren noch ein bisschen anders. Da gab es dann gar keine große Überlegung, da hinzugehen und zu sagen "Wir sind soweit, wir sind bereit für euch, jetzt endlich."

HH: Habt ihr die Sonderausgabe von der Nord Nord Ost, diese Holzkiste, mal bekommen oder gesehen, habt ihr da einen kreativen Input reingesteckt oder macht das die Plattenfirma ganz alleine?

Bodenski: Wir kriegen Belegexemplare, ja. Wir haben schon ein bisschen Input gegeben, aber die Sachen, die denen einfallen, da würden wir nie drauf kommen. Sie haben ja auch eine Menge Erfahrung damit. Wie man die Fans verwöhnt und sich Specials ausdenkt... da sind sie wirklich einzigartig.

HH: In Deutschland seid ja recht fest verankert, also wenn ihr irgendwo spielt, dann kommen die Leute. Habt ihr auch mal vor, in andere Länder zu expandieren?

Bodenski: Das werde ich oft gefragt. Man denkt immer, wir müssten nach Amerika gehen. Wir wollen schon lange ein bisschen raus aus Deutschland, aber nicht um jeden Preis. Wie du sagst, sind wir fest verankert, wir kommen klar. Was wir mal machen würden, wäre vielleicht eine wirklich große Band im Ausland zu supporten, aber da hat sich bisher nichts ergeben.

HH: Gäb's da eine Traumband, die ihr mal supporten wolltet?

Bodenski: (grinst) Rammstein.

HH: Wirklich?

Bodenski: Weiß ich nicht. Mir ist wichtig, dass es eine Band ist, wo viele Leute kommen. Vielleicht auch Nightwish, ich weiß nicht, ob's die mal wieder geben wird. Eigentlich ist mir das wirklich egal, es muss eine Band sein, die international am Start ist und die in großen Hallen spielt und Leute zieht. Wir werden jetzt ein paar Festivals machen. Es gibt ja so viele Bands auf der Welt... Viele Veranstalter können sich nicht retten vor Angeboten. Und dann ist die erste Frage, die sie haben: Seid ihr veröffentlicht hier in dem Land? Und bei Nuclear Blast ist die Veröffentlichungspolitik viel offener als bei den Major-Firmen. In vielen Ländern sind unsere Platten nicht rausgekommen, weil die vor Ort selber entscheiden können, ob sie ein Thema bearbeiten, und da ist es für eine deutsch singende Band immer noch schwierig. Also wir gucken mal. Wir sind jetzt dabei, für Spanien ein Festival klarzumachen. Dann muss man sehen.
Was wir nicht machen werden: Wir werden nicht versuchen, mit einer Clubtour Frankreich von unten her aufzurollen. So vor zehn Leuten zu spielen und zu sagen, wenn ihr das nächste Mal kommt, bringt eure Kumpels mit, dann sind's 20, das nächste Mal 40... So hat's ja bei uns angefangen, wir hatten nicht immer volle Hallen. Diese Tour von 1996, von der ich erzählt habe, wo wir 30 Tage am Stück gespielt haben, da waren Tage dabei, wo nur sieben oder zehn Leute da waren. Da bin ich zu alt dafür, das will ich nicht nochmal. Man kennt uns ja. Es ist nicht so, dass man uns nicht kennt. Aber für Veranstalter sind wir kein Name. Die wollen nur Geld verdienen. Das ist der Punkt, darum dreht sich doch alles.

HH: Wie werdet ihr euch musikalisch entwickeln, wohin geht die Reise da?

Bodenski: Also jetzt machen wir erstmal die Akustik-Tour, das ist nochmal für uns sowas... dass wir uns nochmal sortieren...

HH: Ich gehe jetzt davon aus, dass du auf Tour deine Songs schreibst...

Bodenski: (entsetzt) Nö.

HH: Nicht? Wann dann? Ihr seid doch ständig unterwegs...

Bodenski: So kann ich nicht schreiben. Hier? Du hast doch gesehen, was hier los ist. (Wir wurden vorher ein paar Mal durch Besucher unterbrochen - Kara) Das funktioniert nicht. Mir kommt mal eine Idee, ich schreibe mal eine Zeile, aber arbeiten tu ich zuhause, am Schreibtisch.

HH: Und wo geht dann die Reise hin?

Bodenski: Ich weiß es noch nicht. Das hat ja auch was mit Lebensgefühl zu tun, ich selbst würde gern an "Sieben" anknüpfen, ich hätte mal Bock, ein bisschen nicht ganz so elegisch zu sein. Das kommt auch auch Ingo drauf an, muss mich mit dem mal zusammensetzen und gucken, wie er so drauf ist. Vielleicht bekommt er wieder eine neue Freundin, dann ist das Leben wieder schöner, ein bisschen sonniger für ihn, das wird sich dann in der Musik widerspiegeln.

HH: Ihr plant das also nicht.

Bodenski: Wir haben noch nicht angefangen, aber wenn wir anfangen, dann ist der Startschuss für ein neues Album ein Gespräch: Was wollen wir denn jetzt machen? Dieses Gespräch hat noch nicht stattgefunden. Das wird wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres sein, dass wir sagen: So, was können wir uns vorstellen, woran wollen wir arbeiten... das fängt ja alles mit den Texten an. Wie ich gesagt habe, er muss mir dann einen Film erzählen, dann kommen die ersten Texte.

HH: Vielen Dank für das Interview. Letze Frage: Was wollt ihr den Fans draußen sagen?

Bodenski: Fahrt nicht betrunken Auto. (lacht)

Kara

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