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Interview mit Overkill (10.10.2005)

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Overkill sind ja nun wirklich eine Institution im Metal Bereich und ein Garant für mitreißende Shows, immerhin sind sie nun schon über 20 Jahre am Start. Auf dem diesjährigen W:O:A hatte ich Gelgenheit, dem Gründungsmitglied D.D. Verni mit meinen Fragen auf den Nerv zu gehen, der sich die Zeit hierfür nahm und sich sympathisch meinen Fragen ergab.

HH: Hi, wie geht's?

D.D. Verni: Hi... oh mein Gott, was ist das denn? (deutet auf meinen MP3-Player), unglaublich ha ha.

HH: Na ja, mehr kann ich mir nicht leisten ha ha. Wie geht's euch bislang hier auf dem Wacken Open Air?

D.D. Verni: Nun, wir sind heute erst angekommen. Das Wetter hier ist ja wirklich nicht das Beste, aber ich denke, wir werden morgen eine tolle Show hinlegen. Es wird zwar wahrscheinlich in Strömen regnen, aber wenn wir was zu trinken haben, ist alles in Ordnung ha ha

HH: Gibt's eigentlich schon Pläne für eine neue Tour durch Deutschland?

D.D. Verni: Hmm, wir werden sehen... wir haben ja schon einige Shows dieses Jahr auf deutschen Bühnen gespielt. Wir werden im November in Europa unterwegs sein mit Prong, mit denen wir ja schon in den Staaten unterwegs waren. Sie werden uns diesmal hier begleiten. Auf dem Programm stehen vorerst Italien, Spanien, Portugal und Skandinavien. Ob Deutschland auch auf dem Plan steht, und wenn ja, mit wie vielen Shows, kann ich im Moment noch nicht sagen. Darüber haben wir noch nicht gesprochen.

HH: Okay. Lass uns kurz über eure aktuelle CD RelixIV sprechen. Wie zufrieden seid ihr mit den bisherigen Reaktionen?

D.D. Verni: Oh, bislang sind wir äußerst zufrieden. Die Presse mag das Album und auch die Fans sind begeistert. Du wirst immer Stimmen haben, die die neuen Songs mit den alten vergleichen und meinen, der Song hört sich an wie Song XY, aber solange Bobby (Ellsworth – Vocals) und ich die Songs schreiben, wird es sich immer nach Overkill anhören, egal was die anderen sagen. Es ist einfach der jetzige Status Quo der Band. Bei RelixIV haben wir ja diesmal komplett alles in Eigenregie gemacht, also produziert, gemixt, einfach alles, was in den letzten Jahre ja nicht der Fall war. Ich habe ja mein eigenes Studio in New Jersey und wir haben das Album dort aufgenommen, was sehr entspannend für uns war. Wir konnten uns Zeit lassen, alles war relaxed, so wie es sein muss.

HH: Wenn du die verschiedenen Szenen, z.B. hier in Deutschland oder Europa und bei euch in den Staaten, vergleichst, was sind deiner Meinung nach die größten Unterschiede?

D.D. Verni: Nun, speziell hier in Europa ist Power Metal extrem angesagt, ganz im Gegensatz zu uns daheim in den Staaten. Wir haben zwar auch eine Power Metal Szene bei uns, aber die ist wirklich klein im Gegensatz zu eurer. Dagegen ist bei uns Metalcore gerade mega angesagt, während es hier gerade erst am Kommen ist.

HH: Metalcore ist ein gutes Stichwort. Was denkst du über diesen Stil, diese Szene? Vor allem vor dem Hintergrund, dass eben dieser Stil derzeit durch die Medien extrem gepusht wird, sei es nun MTVIVA oder die einschlägigen Printmedien. Was hältst du von dieser Pusherei?

D.D. Verni: Hm, für mich ist es eigentlich egal, wie eine Musikrichtung bezeichnet wird, solange sie sich gut anhört. Einiges vom Metalcore mag ich und höre es mir auch an weil es so schön aggressiv ist, aber die Art des Singens sagt mir überhaupt nicht zu. Dagegen sagen mir aber auch z.B. die Vocals beim Power Metal auch nicht zu. Das, was ich mag, liegt in der Schnittmenge dazwischen, beides muss ausgewogen sein, nicht zu viel Aggressivität in der Musik oder den Vocals, eben ausgeglichen. Für die jungen Kids mag Metalcore aufgrund der Wut, der Aggressivität gut geeignet sein, um selbst Aggressionen abzubauen, natürlich in einer friedlichen Art und Weise. Für mich alten Mann ist das nichts mehr ha ha...

HH: Wenn du nun die Metal Szenerie von heute mit der vor, sagen wir mal, 20 Jahren vergleichst, wie beurteilst du sie heute? Nicht nur, dass sich natürlich der Musikstil verändert hat, auch das ganze Umfeld hat sich geändert, wenn man z.B. mal auch an die Kleidung denkt. Was denkst du darüber und wie beurteilst du diese Entwicklung?

D.D. Verni: Nun, das Wichtigste ist doch, dass es immer eine Metalszene gegeben hat und auch weiter geben wird. Als ich jung war, gab es genauso wie heute brandneue Bands, die vorher niemand gehört hat, damals hießen sie halt Judas Priest und Iron Maiden. Damals konnte man z.B. T-Shirts von diesen Bands in keinem Laden kaufen, wir mussten sie uns selber machen, das machte die Szene damals aus. Und auch heute gibt's es noch diesen Underground, in dem man neue Bands entdecken kann, nur ist es heute etwas leichter. Damals gab's auch kaum Metal Platten zu kaufen, da musste man schon in spezielle Shops gehen. Magazine waren noch schwerer zu bekommen, in denen von deinen Lieblingsbands was zu finden war. Dann kamen die neuen Stile, wie z.B. Thrash Metal, und alles fing wieder von vorne an, jede Band musste darum kämpfen, bekannter zu werden, weil es die Möglichkeiten von heute noch nicht gab. Jedoch haben es die Bands von heute deswegen nicht leichter, weil die Szene immer größer wird. Ja, der Underground lebt.

HH: Ihr seid nun schon 21 Jahre im Geschäft. Wo siehst du Overkill in weiteren fünf bis zehn Jahren?

D.D. Verni: Uff, keine Ahnung! Was ich sagen kann ist, dass wir für weitere fünf Jahre unter Vertrag stehen, also wird es mit Sicherheit noch zwei weitere Alben von Overkill geben. Und solange es Fans gibt, die uns unterstützen, die an uns interessiert sind und unsere Musik hören wollen, werden wir weiter machen. Schau dir Lemmy an oder Udo (Dirkschneider) dort drüben, die machen es schon länger als wir, und solange man uns hören will, machen wir weiter.

HH: Also denkst du, Overkill wird es in fünf Jahren noch geben?

D.D. Verni: Oh yeah! Da bin ich mir sicher, es sei denn, einem von uns passiert etwas. Das ist schließlich etwas, was wir seit 20 Jahren machen, wir lieben es, die Fans lieben es, also machen wir weiter, solange es geht. Es ist tausend Mal besser als ein "normaler" Job!

HH: Was wäre aus euch geworden, wenn Metal oder speziell Overkill nicht diesen Erfolg gehabt hätten?

D.D. Verni: Nun, ich spiele ja in dieser Band seit ich ein Kid war, wir wurden unter Vertrag genommen als ich gerade mal 20 Jahre alt war. Wir alle hatten zwar während der High-School Zeit hier und da immer wieder Gelegenheitsjobs, aber die meiste Zeit waren wir doch mit Overkill beschäftigt, und das nun schon mein ganzes Leben lang. Wir hatten Glück und konnten mehr oder weniger davon leben. Wenn dies nicht passiert wäre... ich habe keine Ahnung, was aus uns geworden wäre. Und da dies nicht geschehen ist, brauche ich auch nicht darüber nachzudenken, sondern einfach nur zu spielen ha ha.

HH: Was genießt du am meisten an eurem Status? Ist es nur das Geld, sind es die Fans, die Mädels oder sonst was?

D.D. Verni: Als ich jünger war, war es eine Mischung aus allem, dem Geld, den Girls und den Fans. Heute ist die Sache etwas anders. Heute genieße ich es einfach, mit der Band unterwegs zu sein und mit den Jungs ein Bier zu trinken. Wenn man auf Tour ist, hat man viel Freizeit tagsüber und dadurch auch eine Menge Zeit, nachzudenken. Wenn dann eine Tour zu Ende ist, fahr ich einfach schnell nach Hause. Ich habe dort zwei Töchter, mit denen ich dann so viel Zeit wie möglich verbringen will. Also ist es für mich zur Zeit das Schönste, sich diese Zeit mit der Familie leisten zu können. Aber in der Band zu sein bedeutet für mich auch eine schöne Zeit zu haben. Ich bin gern mit den Jungs im Studio, liebe es, Gigs zu spielen und auf Tour zu gehen. Viele sagen ja, touren ist anstrengend... das ist es nicht. Du bist zwar viel unterwegs, hast aber jede Menge Freizeit, die Leute behandeln dich gut, also was ist daran anstrengend???

HH: Für viele ist es wohl das anstrengendste, weit weg von der Familie zu sein. Wie denkst du darüber?

D.D. Verni: Natürlich vermisse ich auch meine Familie, aber wir haben gelernt, damit zu leben. Wir machen auch keine langen, ausgedehnten Tourneen mehr, die meisten spielen sich im Zeitraum von sechs bis acht Wochen ab. Und auch während diesem Zeitraum gibt es die ein oder andere Woche, in der kein Gig gespielt wird und man heim zur Familie kann. Aber wirklich hart ist es nicht, schau dich doch mal hier um, keiner schaut hier fertig aus. Wir schlafen im Hotel oder im Nightliner, das Essen ist gut, also wirklich hart ist es nicht.

HH: Nehmt ihr eure Familien auch mal mit auf Tour?

D.D. Verni: Na ja, manchmal schon, nur ist meine kleinste Tochter derzeit noch zu jung dafür. Später, wenn sie älter ist, werde ich sie bestimmt auch mitnehmen. Meine Frau war früher auch öfter mit dabei, zwar selten für eine ganze Tour, aber hin und wieder bei dem ein oder anderen Gig, den sie als interessant befunden hat, ist sie mitgekommen. Aber definitiv ist für die Familie das Touren härter als für uns als Band. Ich bin es schließlich gewöhnt, aus dem Koffer zu leben, ich mach das ja schon lange genug, aber für jemanden, der an diesen Lebensstil nicht gewöhnt ist, mag es schon sehr anstrengend sein.

HH: Gut, lass uns nun etwas in der Zeit zurück gehen, sagen wir mal 20 Jahre. Was war dein erster Kontakt mit Heavy Metal bzw. was war für dich der Grund, in einer Band zu spielen?

D.D. Verni: (blättert grad in einem Magazin und kommt just in diesem Moment auf eine Seite mit leicht bis gar nicht bekleideten Frauen an) DAS war der Grund für mich ha ha ha. Ich dachte mir, die Jungs sind in einer Band und bekommen solche Frauen??? Ich will einer dieser Jungs sein ha ha ha. Schon als Kind liebte ich die Musik, mein erstes Konzert war Led Zeppelin, das zweite war Kiss, ich denke 1978, und das hat mich einfach nur umgehauen! Ich war so beeindruckt als Fan und da stand für mich fest, das will ich auch machen. Zuerst machten wir Musik im Stile von Kiss, Aerosmith, Ted Nugent und so, später kamen dann Judas Priest und Iron Maiden dazu. Aber so richtig los ging es für mich und Overkill erst mit dem Punk, mit den Sex Pistols oder den Ramones. Ich meine jeder von uns hörte sich diese beiden Stile an und dann war da auf einmal Motörhead: beide Musikstile zusammen in einer Band! Das war der Hammer! Dann haben auch wir angefangen, schneller zu spielen und mehr in Richtung Thrash zu gehen, so wie eben Testament, Exodus oder Metallica.

HH: Kiss ist oder war für dich die wichtigste Band?

D.D. Verni: Definitiv Kiss, neben den Ramones und natürlich Motörhead, diese Band haben mich wirklich beeindruckt und beeinflusst.

HH: Bei mir hat es ja auch mit Kiss angefangen, vor allem Gene Simmons (Bass und Vocals bei Kiss) hat es mir angetan. Wer ist dein Lieblingsmusiker bei Kiss?

D.D. Verni: Definitiv auch Gene! Ich bin ja ein richtiger Sammler von Kiss Merchandise, habe Puppen in verschiedenen Größen zuhause stehen und auch sonstiges Merchandise. Einige meiner Freunde sind ebenfalls Sammler, die von jedem Kiss Musiker alles sammeln, aber mein Favorit ist Gene.

HH: Wie sieht das Musikgeschäft von der Künstlerseite aus?

D.D. Verni: Nun, das Musikgeschäft ist ziemlich hart und nicht gerade das ehrlichste, du hast es mit jeder Menge unehrlicher Menschen zu tun. Es braucht schon eine Menge Durchhaltevermögen, um darin bestehen zu können, heute liebt dich dein Label, morgen lässt es dich fallen, heute hast du Freunde, morgen schon wieder nicht mehr. Es ist halt ein Geschäft in dem Geld regiert, alles dreht sich nur ums Geld. Es passiert schon eher selten, dass sich auch Freundschaften entwickeln, meistens geht es nur knallhart ums Geschäft und Geld.

HH: Auf dem Rock Hard Festival kam vor eurem Gig die Ansage, dass ihr keine Zugabe spielen werdet, weil ihr stinksauer seid, dass sie euch nicht früher eingeladen haben. Was war genau los bei euch? Schließlich gab es auch keine Zugaben, nur den regulären Set.

D.D. Verni: Na ja, stinksauer waren wir nicht wirklich, aber schon etwas verärgert, denn wir hatten bereits drei Mal versucht, auf diesem Festival zu spielen und nie hat es geklappt. Das Rock Hard Festival hat uns einfach die ganze Zeit gereizt, weil die Fans einfach gigantisch mitgehen, darum wollten wir unbedingt dort spielen und dieses Jahr hat es nun endlich geklappt.
Und wir spielen auf Open Airs grundsätzlich keine Zugaben aus einem ganz einfachen Grund: uns steht ja nur eine begrenzte Spielzeit zur Verfügung, in der Regel eine Stunde, und wir wollen keine Zeit verschwenden, indem wir von der Bühne gehen, uns bejubeln lassen um dann wieder zu kommen. Also bleiben wir einfach auf der Bühne, so können wir mehr Songs spielen. That's it.
Generell muss ich sagen, macht es mehr Spaß, auf kleineren Festivals zu spielen, eben zum Beispiel auf dem Rock Hard Festival, wo ca. 6.000 bis 8.000 Fans kommen, da ist die Atmosphäre etwas entspannter. Sicher macht Wacken auch Spaß, aber das ist schon eine ganz andere Dimension hier.

HH: Jede Band hat Songs, Klassiker, die sie einfach spielen müssen. Bei euch ist es zum Beispiel "Fuck You". Wird man nicht irgendwann einmal müde, immer wieder dieselben Songs zu spielen?

D.D. Verni: Nein, müde werde ich niemals. Wir spielen diesen Song schon seit Jahren, es ist einfach der Abschluss unseres Sets und die Fans lieben ihn einfach. Nur bei den Proben ist es schon manchmal ermüdend immer und immer wieder dieselben Songs zu spielen, aber auf der Bühne, wenn man sieht, wie die Fans abgehen, ist dieses Gefühl wie weg geblasen. Und es ist ja nicht nur der eine Song, nimm z.B. "Rotten To The Core", der auch ein fester Bestandteil unseres Sets ist. Wenn man die Fans sieht, entschädigt das für vieles.

HH: Lass uns noch kurz über Blitz reden, der ja wirklich hart im Nehmen ist. Zuerst hat er den Krebs überwunden, dann den Schlaganfall... wie viel mehr kann er wegstecken?

D.D. Verni: Keine Ahnung, ich hoffe jedoch noch eine Menge ha ha, schließlich brauchen wir ihn noch ein paar Jährchen. Aber er hat wirklich eine Menge aushalten müssen, er hing ja auch noch ne ganze Weile an der Flasche und hat hier auch den Absprung geschafft. Vielleicht hat ihn das alles stark gemacht und hebt ihn von anderen Sängern ab, die regelmäßig auf Tour den ein oder anderen Tag Pause brauchen. Blitz braucht das nicht, er steht Abend für Abend auf der Bühne und gibt einfach alles. Und das macht ihn zu etwas Besonderem. Es ist für ihn, und auch für mich, nicht nur ein Job, es ist mehr. Und das hat uns über all die Jahre geholfen, so ein gutes Team zu werden, auf das man sich verlassen kann.

HH: Was ist – außer Kiss – deine Lieblingsband?

D.D. Verni: Wow, schwer zu sagen, ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem. Ich höre mir kaum noch die alten Sachen an sondern bin ständig unterwegs nach neuen, interessanten Bands. Machine Head gehören zu meinen Faves genauso wie Sentenced. Auch die neue Nightwish gefällt mir, worüber ich aber auch erstaunt bin.

HH: Danke für das Interview, die letzten Worte gehören dir.

D.D. Verni: Danke auch und genieße morgen die Show.

Ray

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