Review
Whitesnake - Live In The Shadow Of The Blues
VÖ: 24. November 2006
Zeit: CD1 45:10 - CD2 48:40
Label: Steamhammer
Homepage: www.whitesnake.com
Wie viele Best Of oder Live-Scheiben von Whitesnake gibt es eigentlich? Gefühlt mindestens 20. Warum genau brauchen wir dann also ein weiteres Live-Dokument, wo Meister Coverdale doch erst vor einigen Monaten die - zugegebenermaßen sehr flotte! - Live-DVD In The Still Of The Night auf uns losgelassen hat? Auf dem Inlay der Cd will der Scheffe uns glauben machen, dass sich die Fans selbst per online-Voting für ein Live-Album entschieden haben - das lassen wir mal so stehen. Ein Schelm, der Kommerzielles dabei denkt. Andererseits sei es den alten Recken ja gegönnt, dass sie sich ihr x-tes Comeback angemessen versilbern lassen, wenn zumindest die Qualität der Publikationen fröhlich stimmt.
Zur vorliegenden Scheibe gilt kurz und gut: wer mit Whitesnake etwas anfangen kann, der wird sich auch an dieser Dokumentation der Tournee 2004/2005 erfreuen, für wen Coverdale aber der Inbegriff des 80er-Haarspray-Posers ist, der den Blues verraten hat, der wird auch hiermit seine Meinung nicht ändern. Man findet alle schönen und großen Songs des britischen Gentleman, die von seiner aktuellen Kombo gekonnt und deutlich weniger bombastisch als zu 1987-Zeiten in Szene gesetzt werden. Vom ersten "Eeer's a song for ya!!" gibt es keinen Zweifel: an seinem Act hat Coverdale keinen Deut geändert, und der Berliner Bürgermeister würde sagen, das sei auch gut so. So donnert er sich fröhlich durch Evergreens neueren und älteren Datums, wie "Bad Boys", "Fool For Your Lovin'", "Slide It In", "Ain't No Love In The Heart Of The City" (immer wieder unschlagbar), das gewaltige "Judgement Day" und natürlich die unvermeidlichen Reißer (oder Heuler, je nach Geschmack) "Crying In The Rain", "In The Still Of The Night" und die 1a-Dorfmusi-Granate "Here I Go Again".
Auf CD zwei gibt's dann auch illustrere Dinge zu bestaunen, wie etwa das schöne Medley der Deep Purple-Nummern "Burn" und "Stormbringer", mit dem Coverdale uns ja auf der Gastspielreise überraschte, und die Songs aus der Apostrophen-Phase ("Ready an' willin'"). Zum Live-Teil ist zu konstatieren: saubere Leistung, Sound leider etwas dumpf, deutliche Spuren von Nachbearbeitung, sehr lastig auf den Gitarrenspuren von Doug Aldrich. Nun denn. Launige Ansagen, leider die immer wieder nervigen Faktoren in vollem Schwung: endloses Schlussgetöse nach jedem Song und unnötiges Zeitschinden durch Solo-Einlagen. Soweit also nichts Neues.
Das kommt dann aber noch in Gestalt von sage und schreibe vier brandneuen Nummern, die Coverdale eigens für uns auf die Scheibe gebannt hat. Wir sagen brav danke und hören zu. Nummero eins: "Ready To Rock". Belanglos wie der Titel, viel zu hoch gesungen, würde auf einer Whitesnake-Platte im hinteren Drittel versinken. Zweites Stück "If You Want Me": herausragende Ballade, die alle Stärken der Stimme Coverdales ausspielt. Dritter Akt, "All I Want Is You" (wie die Titel schon sagen, es sind wieder songs about bonking, wie der Meister selbst ausführte): vernünftig, aber nicht berauschend. Letzter Streich, "Dog": wieder ein Beitrag aus dem Kapitel Dinge, die die Welt nicht braucht.
Also, was sagt man dazu? Beim Live-Teil gibt's krassen Punktabzug wegen des Rumpelsounds. Und in dieser Form bitte noch kein vollgültiges neues Album abliefern, da fehlt die songwriterische Substanz. Aber eigentlich ist das doch auch gar nicht nötig, wenn ein solches Füllhorn an Hochkarätern in der Historie lauert. Also, Dave, gut erholen und dann wieder vorbeikommen. In der Zwischenzeit alle zusammen: "sweet satisfaction..."