Review
Sear Bliss - Glory And Perdition
"Gut produzierten, schnellen ungarischen Black Metal mit Trompeten und frostiger Atmosphäre" präsentieren uns die fünf Hunnen von Sear Bliss laut Infozettel. Moment - Trompeten? Genauer gesagt ist es eine Posaune, die nicht etwa per Synthesizer eingespielt wurde, sondern vom einem gewissen Herrn Pal, seines Zeichens bandeigener Posaunist. Dass das mit den Blasinstrumenten auch noch ernstgemeint ist, demonstriert spätestens das CD-Cover, auf dem drei insektenartige Hornbläser den verendenden Überresten einer memschlichen Armee wohl gerade das Leben auströten.
Dabei ist die Musik von Sear Bliss gar nicht so schlimm, wie die Gesichter der beschallten Soldaten auf dem Cover vermuten lassen. Sicher, das Grundgerüst bildet recht gewöhnlicher, etwas schnellerer Keyboard-Black Metal, wie er seit der zweiten Schwarzmetall-Welle Ende der 90er wohl vielen auf die Nerven fällt. Dennoch hat die Band durchaus ihre Qualtitäten. Allerdings gehört dazu nicht so sehr der sporadische Auftritt der Posaune, diese beisst sich soundtechnisch leider sehr mit den verzerrten Gitarrren, dem etwas inflationär gebrauchten Keyboard und dem (*räusper*) Screeching. So sorgt sie in den glücklicheren Momenten durchaus für Atmosphäre, kann aber in ungünstigen zu einer fast schon schmerzhaften Klangsuppe führen. Weil ich die Idee trotzdem nett finde, würde ich das Problem eher auf die Konkurrenz zwischen Posaune und Keys zurückführen; eines von beiden müsste eigentlich reichen, um den Sound majestätisch klingen zu lassen.
A propos majestätisch: Als waschechte Hunnen kamen Sear Bliss zudem auf die Idee, den selbst ernannten Hunnenkönig Attila Csihar für zwei Songs um Audienz zu bitten, der ja in schwarzmetallischen Kreisen keinesfalls ein unbeschriebenes Blatt ist. Als Pausenfüller ist der Mann, ohne den Mayhem anno 1993 vielleicht das beste BM-Album aller Zeiten geschaffen hätten, sicher keine schlechte Wahl, da er zumindest an Wiedererkennungswert das restliche Panda-Bambusgehege bei weitem übertrifft ("Fuuuuuuneraaaaal Fooooog"; s.a. Die 100 Regeln des Black Metal).
Eigentlich haben Sear Bliss auch ohne Tröten und Attila ein gewisses Potential. Zwar fehlt es den meisten Songs noch an Wiedererkennungswert, die Spitzen im Songwriting, wie z.B. im Opener "Birth Of Eternity" sind aber durchaus vielversprechend. Vor allem wenn die klassischen Blasts mit einem wütenden Groove unterlegt werden und auf einmal wieder bedrohlich die "Mighty Horns Of War" erschallen, dann gelingt es Sear Bliss für einige Momente, eine wirklich mitreißende Atmosphäre zu erzeugen.
Tankred