Interview
Interview mit Shakra (17.03.2011)
Neuer Sänger, neues Album, Höchstnote bei Heavyhardes.de - es hat sich so einiges getan im Lager von der Schweizer Hardrock-Institution Shakra. Da trifft es sich prima, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, mit dem überglücklich wirkenden Gitarristen Thomas Muster ein paar Worte zu wechseln.
HH: Hallo und Glückwunsch zu eurem formidablen, neuen Album Back On Track! Wie geht's euch, jetzt nachdem es endlich auf dem Markt ist?
Thomas: Na, formidabel, wenn ich dein Wort auch gleich gebrauchen darf! Ist ja auch klar, wir haben ziemlich intensiv an Back On Track gearbeitet und zudem sind wir auch völlig happy mit dem Ergebnis! Da muss es uns ja gut gehen!
HH: Die ersten Kritiken dürften inzwischen längst eingetroffen sein. Wie ist so der Grundtenor?
Thomas: Der Grundtenor ist klar, einige formulieren es gleich mit einem Songtitel des Albums: "Stronger Than Ever". Die Leute sind der Meinung, dass das Album klar nach Shakra klingt, nur irgendwie frischer, druckvoller und einfach eine Spur besser ist als zuvor! Und genauso wollten wir es ja auch haben! Und übrigens, die Review auf eurer Website hat mir auch ziemlich viel Spaß gemacht.
HH: Danke für die Blumen. Habt ihr so gute Reaktionen erwartet oder sind die eher eine Überraschung für euch?
Thomas: Uns war schon klar, dass das Album cool geworden ist. Wir waren auch von der ersten Sekunde an überzeugt davon, dass wir ein starkes Album liefern können. Nur weißt du natürlich nie genau, wie die Fans schlussendlich darauf reagieren werden. Ich meine, immerhin haben wir einen Sängerwechsel hinter uns! Anderen Bands bricht so was schon mal das Genick. Von daher bin ich extrem erleichtert, dass John so gut ankommt bei den Leuten! Ein fantastisches Gefühl!
HH: John Prakesh hat sich ja wirklich als erstklassige Wahl für den Posten am Mikrofon erwiesen. Wie kam es eigentlich zu Marks Ausstieg und dazu, dass John jetzt bei euch singt?
Thomas: Wir waren in Kontakt mit über hundert Sängern aus der ganzen Welt. In der engeren Auswahl waren irgendwann vielleicht noch zwei oder drei, obwohl wir mit den Jungs nicht wirklich glücklich waren. Versteh' mich da aber nicht falsch, denn da waren schlicht großartige Sänger dabei, die in ihren angestammten Bands auch wirklich geil klingen. Nur sobald sie Shakra-Songs gesungen haben, klang das einfach nicht mehr so, wie wir das gerne gehabt hätten. Bis zu dem Moment, als sich plötzlich John bei uns gemeldet hat, waren wir ziemlich ratlos, ja fast frustriert. Er ist ja wie wir in der Schweiz zu Hause und wir kannten ihn erstaunlicherweise nicht mal. Er hat uns völlig umgehauen! Nicht nur stimmlich, sondern eben auch menschlich hat's sofort gefunkt. Quasi ein Geschenk des Himmels.
Zu Mark nur ganz kurz. Zwischen uns gab es längst keinen gemeinsamen Nenner mehr. Diskussionen mit ihm wurden zuletzt immer aussichtsloser, weil er halt einfach eine völlig andere Sichtweise der Dinge hatte. Da hat jeder nur noch gelitten, es gab keinen Ausweg mehr als die Trennung. Und seien wir ehrlich: Wäre es nicht genau zu dem Zeitpunkt zur Trennung gekommen, ich fürchte, wir hätten womöglich nie das Glück gehabt, John kennen zu lernen. Es musste wohl alles so sein!!
HH: Wie wurde John denn bis jetzt von den Fans aufgenommen? Gab es Probleme bezüglich seiner Herkunft oder war das nie ein Thema?
Thomas: Du meinst wegen seiner Hautfarbe... nö, null Problem. John ist ja in der Schweiz aufgewachsen und hatte in seiner Jugend vielleicht ein-, zweimal mit rassistischen Anfeindungen zu kämpfen. Seit er bei uns ist, gab's noch nie Misstöne in dieser Richtung. In der Hard&Heavy-Szene tummeln sich ja nicht allzu viele krass-rechte Deppen, zudem ist John halt einfach ein äußerst netter, herzlicher Mensch. Das erleichtert den Umgang mit anderen Leuten ohnehin sehr. Man muss den John einfach mögen!
HH: Wenn ich mir das Album so anhöre, dann scheint mit John auch musikalisch wieder ein rauerer Wind bei Shakra zu wehen. Liegt das wirklich an ihm oder gibt es andere Gründe für die wieder rockigere Ausrichtung der Songs?
Thomas: Das liegt halt auch immer im Auge des Betrachters, oder im Ohr des Hörers in dem Fall. Manche mögen Back On Track rockiger finden, andere heavier, wieder andere gar softer als unsere früheren Outputs. Wir hatten jedenfalls nicht die Absicht, das Ganze in eine "rockigere" Richtung zu bringen oder sonstwas. Wir wollten einfach das bisher geilste Shakra-Album kreieren! Thomas (Blunier/Git) hat seit längerem ebenfalls wieder vermehrt ins Songwriting eingegriffen, von daher würde ich sagen, Back On Track klingt in erster Linie vielschichtiger als seine Vorgänger. Und John hat mich persönlich einfach zu immer neuen Songideen inspiriert, weil ich plötzlich gemerkt habe, was für ein großes Potenzial bei ihm abrufbar ist. Dadurch hat das Album auch diesen positiven Touch. Es hat uns halt einfach Spaß gemacht, daran zu arbeiten. Und ich denke, das hört man auch!
HH: Da hast du wohl recht. War John eigentlich auch schon am Songwritingprozess beteiligt?
Thomas: Klar, bei den Vocal-Lines hat er mitgearbeitet und dann hat er natürlich einige Texte geschrieben. Ziemlich coole, wie ich finde. Direkt aus dem Leben! Von John stammt auch der Text zu "Back On Track". Die Grundaussage dieses Albums ist, wir sind zurück in der Spur und es fühlt sich einfach großartig an!
HH: Man kann dir die Freude ja förmlich ansehen. Sind die "progressiven Shakra", die wir insbesondere auf Everest kennengelernt haben, damit jetzt Geschichte?
Thomas: Du sprichst vermutlich insbesondere den Song "The Journey" an. Ok, der hatte auch von seiner Länge her einen leicht progressiven Touch. Ich hatte fürs neue Album gar einen über zehnminütigen Song parat, nur wurde der von den anderen Jungs nicht unbedingt favorisiert. Aber wer weiß, es ist immer möglich, dass so was in Zukunft wieder passiert. Man kann solche Dinge nur bedingt planen, es passiert oder eben nicht. Mal sehen, aber ich steh' schon auch auf so Zeugs.
HH: Na, dann sind wir mal gespannt auf eure Zukunft. Habt ihr schon Tour- oder Festivalpläne für diesen Sommer?
Thomas: Also erstmal werden wir in der Schweiz spielen - den ganzen April. Deutschland ist dann im Herbst an der Reihe. Festivals für den Sommer sind, was die Schweiz betrifft, auch geplant, ich hoffe, da gibt's auch noch was in good old Germany! Auf www.shakra.ch bleibt ihr stets auf dem Laufenden!
HH: Überhaupt, wie waren denn die ersten Live-Konzerte mit John am Mikrofon?
Thomas: Einfach wunderbar! Obwohl du dir nie sicher sein kannst, wie die Leute auf eine so einschneidende Veränderung reagieren, hat John gleich bei unserer ersten Show allen Zweiflern die passende Antwort gegeben. Und zwar mit einer Hammerperformance. Und dabei hat es sich für uns so angefühlt, als wären wir schon immer in dieser Formation auf der Bühne gestanden! Ich hab während der ersten Shows immer wieder zu John rübergeguckt und konnte es kaum glauben, wie routiniert er die Sache gemeistert hat!
HH: Jetzt würde ich noch gerne wissen, was gerade auf deinem MP3-Player läuft...
Thomas: Die neue Mercenary hör' ich gerade ziemlich oft, ansonsten immer ziemlich viel Dream Theater und ja, Back On Track läuft bei mir auch immer wieder! Hab ich früher eigentlich nie so gemacht, die eigenen Songs anhören, aber dieses Album zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
HH: Und noch eine letzte Frage: Wohin will eigentlich die bikinibekleidete Dame zwischen den Gleisen auf eurem Coverartwork?
Thomas: Die Dame hast du sofort entdeckt, dacht' ich mir doch. Nicht aber die Flying V, die sich unter die Vögel gemischt hat (Thomas lacht). Wo sie genau hin will, weiß ich auch nicht so recht, wohl aber, wo die Reise für Shakra hingehen soll: an allen Abgründen vorbei in eine hell erleuchtete Zukunft! Und die Dame kommt wohl am besten einfach mit!