Interview
Interview mit Reflection (15.07.2004)
Seit mehr als einer Decade spielen Reflection nun schon im Untergrund und konnten 2004 ihren wohl größten Erfolg einfahren, als sie das famose Album Made In Hell nicht nur auf die Thrash Gemeinde losließen.
HH: Reflection sind ja noch nicht in aller Mund und um aus diesem Dilemma zu entkommen, stellt euch und die Band doch bitte kurz vor!
Markus: Die Band besteht seit 2000 aus Markus Radola (Gesang), Timo Lehmann (Gitarre), Heino Drescher (Gitarre), Siggi Kwapich (Bass) und Stephan Bäumer (Schlagzeug).
Timo: Gegründet wurde Reflection zwar schon 1992, lag jedoch zwischendurch aufgrund diverser Besetzungsprobleme ein paar Jahre auf Eis.
HH: Für Made In Hell fahrt ihr regelmäßig gute Kritiken ein, was angesichts der qualitativ hochwertigen Songs auch nicht wirklich verwundert. Oder seid ihr doch überrascht?
Timo: Gerechnet hatten wir damit nicht unbedingt. Wenn man so lange Musik macht wie wir, gibt man die Hoffnung irgendwann mehr oder minder auf, dass man noch irgendwann einmal Erfolg haben könnte. Somit war das natürlich eine sehr willkommene Überraschung!
Sigi: Natürlich freut es mich, dass die CD gut ankommt, aber im Grunde ist es mir wichtig, dass wir selbst mit unserer Arbeit zufrieden sind. Wenn es dann auch Außenstehenden gefällt, umso besser.
HH: Gab's auch negative Kritiken? Was wurde denn am häufigsten bemängelt?
Timo: Natürlich gab es auch negative Kritiken, obwohl es bisher glaub ich nur drei waren, also im Verhältnis gesehen verschwindend gering. Im Prinzip hatten die allerdings nicht wirklich schlecht geurteilt, sondern eher kritisiert, dass die Songs zu sehr im 80'er Jahre Style sind und nicht wirklich Neuerungen beinhalten. Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass ein Großteil der Leute so denken würde. Wir machen eben keinen Nu-Metal, Metal-Core oder was auch immer. Da muss man natürlich damit rechnen, dass einige Leute die "mangelnde Innovation" kritisieren...
Markus: Ja. Meistens wurde halt unser "altbackener" Stil bemängelt. Aber wie es schon in unserem Info steht, machen wir Metal mit 80'er Einflüssen. Wir wollten den Thrash Metal nicht neu erfinden, sondern das machen, was wir am geilsten finden. Ohne irgendwelchen Schnickschnack. Es gibt eben nicht mehr so viele Bands die in diesem Stil Werke veröffentlichen, also müssen wir das selber machen. Es nervt mich allerdings schon ein wenig, wenn man uns mit Bands wie Exodus in einen Topf wirft und dann behauptet, wir würden nicht im Geringsten an deren Standard anknüpfen können. Erstens sind Exodus schon eine Legende, seit zig Jahren im Geschäft und haben glaube ich auch vom Budget einen "geringen" Vorteil uns gegenüber. Außerdem unterscheidet sich der Stil beider Bands doch sehr.
Timo: Zwei Kritiker hatten auch bemerkt, dass doch mehr Songs wie "The Journey" auf der Platte sein sollten, was ja nun sehr viele Power Metal Anleihen hat. Zur Hölle, dann sollen sie sich doch Power Metal Alben kaufen und sich nicht mit Thrash beschäftigen!
HH: In den letzten Monaten und Jahren haben viele renomierte Bands wie Exodus, Death Angel bzw. Destruction und Kreator ziemlich geile Alben veröffentlicht und auch der Untergrund brodelt und hat mit Abandoned, Psychotron oder eben Reflection einige Hochkaräter ausgespuckt. Inwiefern hat sich dieses "Thrash-Revival" auf euch ausgewirkt?
Sigi: Ausgewirkt hat sich das auf uns eher wenig. Es ist aber schon geil, dass sich die alten Bands wieder zu ihren Wurzeln bekennen.
Markus: Wir haben diese Musik eigentlich schon immer gemacht und nicht drauf gewartet, dass andere das machen. Wir folgen keinem Trend.
Timo: Natürlich ist es geil, wenn das was man schon ewig macht, plötzlich wieder den Stellenwert erhält, den es verdient.
HH: Gibt es unter Fans und Journalisten ein Lied auf Made In Hell, das besonderen Anklang gefunden hat?
Sigi: Spontan würde ich jetzt "Bloody Visions" sagen, da dieses Stück live immer sehr geil ankommt und von den Fans lautstark gefordert wird.
Markus: Richtig!
Timo: Bei den Journalisten ist eigentlich kein Stück besonders hervorzuheben. Jeder hat halt seinen eigenen Geschmack und dadurch wurde von jedem ein anderer Song als Highlight genannt.
HH: Wie kam es eigentlich zum Albumtitel?
Markus: "Made in Hell" ist ein Stück über religiöse Fanatiker und all den Scheiß, den die im Namen ihrer Religion verbreiten bzw. anstellen. Ich hatte den Text schon vor ein paar Jahren geschrieben und nur noch nicht verwendet. Als dann der Anschlag vom 11. September kam, musste dieser Text einfach umgesetzt werden. Deshalb sind auf dem Cover auch die Twin-Towers und eine Teufelsfratze. Wir wollen allerdings nicht nur Bin Laden kritisieren, sondern genauso Diktator Bush und seine Gesellen.
HH: Was mir an Made In Hell sehr gut gefällt, ist die Stilvielfalt, die ihr in euren Liedern verarbeitet, "Bloody Visions" hat z.B. einen heftigen Grave Digger Touch. Handhabt ihr das schon immer so, dass ihr euch stilistisch nicht limitiert?
Sigi: Die 80'er Jahre Thrash- und Metal-Szene hat uns am meisten geprägt, dass ist auch bei unseren Songs durchaus hörbar. Reflection ist ein Zusammenschluss von Musikern mit unterschiedlichen Wurzeln und dementsprechend kommen natürlich auch die verschiedenen Einflüsse zum tragen.
Timo: Die Songs werden von uns allen im Proberaum ausgearbeitet. Heino oder ich kommen mit dem Grundgerüst der Songs und der Rest ist Gemeinschaftsarbeit. Solange uns ein Song gefällt, wird er auch ins Programm genommen. Es wäre ja langweilig, wenn wir immer nur auf einer Schiene fahren würden. Im Endeffekt klingt sowieso jedes Lied von uns nach Reflection, weil wir eben unseren eigenen Stil und Charakteristika mit einfließen lassen.
HH: Textlich beschäftig ihr euch mit vielfältigen Themen, wie schon erwähnt Selbstmordattentäter und religiösen Fanatikern ("Made In Hell") oder Umweltzerstörung wie in "Badmosphere". Unschwer zu erkennen, woher ihr einen Teil eurer Inspirationen bezieht. Von was lasst ihr euch sonst noch beeinflussen?
Markus: Ich lasse mich auch von Büchern oder Filmen beeinflussen. Wenn mich irgendeine Story fasziniert, dann habe ich meistens schon irgendeine Idee für einen Text und versuche die dann umzusetzen. Aber in der Regel sind es Gegebenheiten aus dem Alltag, die mir im Kopp herumspuken.
Timo: Ich schreibe meine Texte meist sehr spontan. Man hat irgendeinen Gedanken im Kopf und anstatt den, wie andere Leute, irgendeinem Psychiater mitzuteilen, schreibe ich das Ganze eben auf. Häufig sind das Dinge, die mir einfach auf den Sack gehen und die ich loswerden muss. Entweder man schreibt einen Text und lässt so die Aggressionen raus oder läuft eben wie manch andere Leute Amok und legt die um, die den ganzen Scheiß verbrochen haben. Die erste Alternative scheint mir hierbei jedoch vernünftiger…
HH: Was macht ihr eigentlich beruflich neben Reflection?
Sigi: Ich bin Schlosser, Heino ist Werkzeugmacher und Stephan Schreiner.
Markus: Kommunikationselektroniker
Timo: Informatiker
HH: Habt ihr daneben eigentlich Zeit kleinere Touren zu spielen oder reicht es gerade mal für Auftritte am Wochenende?
Sigi: Da wir alle malochen gehen, bleibt für lange Touren leider nicht viel Zeit, so dass sich unsere Live-Aktivitäten meist nur aufs Wochenende beschränken.
HH: Ok, dann vielen Dank für eure Zeit und weiterhin noch viel Glück und Erfolg mit Reflection! Die letzten Worte gehören euch
Markus: Abschließend verwünschen wir den Papst, Arschkriecher und Schleimspurhersteller jeglicher Art, sowie alles was nicht Heavy-Metal ist!!! Keep on thrashin'...