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Interview

Interview mit Burden Of Grief (06.07.2010)

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Burden Of Grief haben mit Follow The Flames ein absolutes Hammer-Album auf die Metal-Welt losgelassen und begeistern zudem auch mit einer gelungenen Cover-Scheibe. Grund genug, um sich Gitarrist Philipp zu schnappen und etwas auszuquetschen! Dieser entpuppt sich als entspannter Zeitgenossen mit einer guten Portion Humor!

HH: Servus Jungs! Mit wem spreche ich und wie geht es dir?

Philipp: Hier ist der Philipp am Apparat! Mir geht es momentan ehrlich gesagt nicht so toll, weil ich heute erfahren habe, dass weder meine Frau noch ich die heiß ersehnte Green Card für unsere geplante Auswanderung in die USA gewonnen haben. Jetzt müssen wir leider wieder ein weiteres Jahr warten und ich muss mich wohl oder übel weiter um Burden Of Grief kümmern, haha...

HH: So ein Pech aber auch! Ihr habt nun euer fünftes Album an den Mann gebracht, wie fühlt ihr euch nun? Wie sind die Kritiken bisher ausgefallen?

Philipp: Unabhängig jeglicher Kritiker fühlen wir uns so wohl mit unserem neuen Album, wie noch mit keinem Album zuvor. Natürlich sagt jede Band, dass ihr neues Album das Beste sei. Aber für uns hat dieses Album ja mittlerweile schon wieder ein halbes Jahr auf dem Buckel. Und ich weiß, dass wir bei allen vorherigen Alben nach einem halben Jahr bereits unzählige Sachen gefunden haben, die uns störten oder nicht mehr gefielen. Meisten waren es die Produktionen, mit denen wir sehr schnell nicht mehr zufrieden waren. Aber wir haben auch noch nie so intensiv an einem Album gearbeitet wie an Follow The Flames, und noch nie zuvor haben sich die anderen aus der Band im Songwriting so sehr eingebracht. Und wenn dann das Endergebnis halbwegs so wird, wie man es sich über all die Monate erhofft hat, dann macht das natürlich sehr zufrieden.

HH: Verliefen denn die Aufnahmen glatt, denn bei manchen Passagen kann ich mir durchaus vorstellen, dass ihr da länger dran gesessen seid?

Philipp: Die Aufnahmen waren uns dieses Mal besonders wichtig, weil eben bei Death End Road so viel schief gelaufen ist. Damals haben wir uns zu sehr von dem Zeitgeist anstecken lassen, dass die Drums unbedingt getriggert sein müssen und der Gesamtsound unglaublich laut und fett zu sein hat. Wo diese Entwicklung hinführt hat man ja auch auf Metallicas Death Magnetic eindrucksvoll sehen können. Aus dem Fehler haben wir aber gelernt und haben dieses Mal besonderen Wert darauf gelegt, dass der Sound sehr natürlich ist. Bei den Drums ist nichts getriggert, quantisiert oder reinkopiert, sondern es ist ein "echtes" Schlagzeug zu hören. Die Aufnahmen an sich haben sich schon über einige Monate hingezogen, da man auch nicht vergessen darf, dass wir immerhin eine Doppel-CD mit 18 Songs aufzunehmen hatten. Wir haben uns auch ganz bewusst keinen Zeitdruck gemacht, sondern haben solange aufgenommen, bis wir zufrieden waren. Hier kam uns auch die Arbeitsweise von Dan Swanö sehr entgegen. Er arbeitet nicht wie die meisten anderen Produzenten mit Tages- oder Wochenpauschalen, sondern wir haben vorher einen Gesamtpreis vereinbart. Nachdem dieser Preis dann feststand, haben wir solange gemeinsam am Sound gearbeitet, bis alle Seiten zufrieden waren. Und diese Arbeitsweise hat uns vieles erleichtert. Allerdings läuft man auch Gefahr, dass man sich irgendwann verzettelt und man zu gar keinem Ergebnis kommt. Aber wir sind nicht diese Art von Perfektionisten, die eigentlich nie mit sich selber zufrieden sind. Es lief also alles sehr entspannt ab.

HH: Als "Schmankerl" habt ihr der CD noch eine Cover-Scheibe beigelegt! Wie habt ihr euch auf die Nummern geeinigt, die da gezockt werden? Hat jeder einen Lieblingssong beisteuern dürfen?

Philipp: Ja, im Prinzip war das so. Wir hatten längere Zeit über eine Bonus-CD nachgedacht. Allerdings gefallen uns die meisten heutigen Bonus-CDs mit langweiligen Studio-Berichten eigentlich gar nicht. Natürlich ist auch die Idee eines Coveralbums keine bahnbrechend neue Idee, aber es sollten ja nicht nur ein bis zwei Bonustracks werden, sondern immerhin eine vollwertige Bonus-CD. Die meisten anderen Bands würden so ein Album wahrscheinlich als eigenständiges Album auf den Markt schmeißen. Wir hingegen wollen damit den Fans einen angemessenen Gegenwert für ihr Geld liefern. Bei der Auswahl der Songs haben wir dann überlegt, dass sich jeder von uns einen Song aussucht, ohne dabei Rücksicht auf die Geschmäcker der anderen zu nehmen. Wenn man nämlich ständig Kompromisse eingehen will, dann landet man automatisch immer bei den üblichen "Konsens"-Bands. So hatte aber jeder die Möglichkeit, sich mal einen Traum zu erfüllen und einen seiner Wunschsongs auszusuchen. Bei mir war das dann "Fool For Your Loving" von Whitesnake, den wir unter normalen Umständen sicherlich nie gecovert hätten. Aber so kam die, wie ich finde, gut gemischte Gesamtauswahl an Songs zusammen, die immerhin 40 Jahre Rockgeschichte abdecken. Natürlich weiß ich auch, dass Coversongs nicht jedermanns Geschmack sind. Aber dafür ist es ja auch nur eine Bonus-CD. Niemand wird gezwungen, sie sich anzuhören, haha... Wir hatten auf jeden Fall sehr viel Spaß mit diesen Songs.

HH: Zudem veredeln ja diverse Gastsänger wie Dan Swanö und Gerre eure Cover-Songs! Wie ist es zu den Zusammenarbeiten gekommen? Liegt ja nicht gerade auf der Hand, dass Gerre einen Song von Blind Guardian einsingt, hehe.

Philipp: Es war natürlich von Anfang an klar, dass Mike gesanglich weder Bruce Dickinson noch David Coverdale oder Hansi Kürsch das Wasser reichen kann. Aber darum ging es auch gar nicht, sondern vielmehr darum, diese Songs in unserem Sound und mit unserem Gesang zu interpretieren. Dazu ist es dann auch meiner Meinung nach überhaupt nicht notwendig, solche Songs umzuarrangieren. In manchen Reviews habe ich nämlich gelesen, dass es doch etwas langweilig sei, die Songs 1:1 nachzuspielen. Ich finde aber, dass die Umsetzung im Burden Of Grief-Sound vollkommen ausreicht, um diese Songs für Burden Of Grief-Fans interessant zu machen. Beinharte Blind Guardian-Fans werden natürlich die Hände über ihre Köpfen zusammenschlagen. Aber da sich im Original auch zwei Sänger den Gesang teilen, wollten wir dies ebenfalls machen. Und Gerre war der erste, der uns dabei in den Sinn gekommen ist. Wir haben ihn dann einfach gefragt, und er meinte sofort, dass er für jeden Spaß zu haben sei. Bei Sabina Classen lief es dann ähnlich. Und Dan Swanö zu fragen, lag natürlich auf der Hand, wo wir ihn schon mal mit im Boot hatten, haha... Außerdem war uns sofort klar, als wir uns für den The Doors entschieden haben, dass da Dan Swanö mitsingen muss. Dieser Song war quasi prädestiniert für ihn. Und das Ergebnis hat uns selber dann wirklich umgehauen.

HH: Ende April hab ich euch bei eurem ersten Konzert in München erleben dürfen, war aber auch gleichzeitig überrascht, dass nur eine Handvoll Leute da waren? Was war da los?

Philipp: Als Band steckt man natürlich nie drin, wie gut die Promotion vor Ort läuft. Außerdem ist München natürlich eine Stadt, wo nahezu wöchentlich Metal-Konzerte stattfinden, vor allem auch von bekannteren Bands. Da sind die Metal-Fans, ähnlich wie auch in Hamburg, natürlich sehr verwöhnt. Und man darf ja auch nicht vergessen, dass das Geld immer knapper wird. D.h. die Leute müssen sich die Konzerte schon sehr gewissenhaft aussuchen. Und da sind wir dann natürlich eine zu kleine Nummer, vor allem dann, wenn wir auch die Headliner des Konzertes sind. Um ehrlich zu sein hatten wir auch nicht viel anderes erwartet, wollten uns aber gerne vom Gegenteil überzeugen lassen. Dass es dann so schwach besucht war, ist in erster Linie schade für die Bands und für die engagierten Veranstalter.

HH: Ich hoffe, dass ihr euch davon nicht abschrecken lasst und dass man euch noch mal in München aufspielen sieht. Ist denn eine Tour geplant?

Philipp: Unsere bisherigen Abstecher nach Bayern waren eigentlich immer alle richtig toll gewesen. Die Stimmung auf den Konzerten war immer überdurchschnittlich gut. Wir haben hierzu mal die Theorie aufgestellt, dass das an dem leckeren bayrischen Bier liegt, die Stimmung auf den Gigs schnell ausgelassen werden lässt, haha... Natürlich kommen wir deshalb jederzeit gerne wieder nach München. Fest geplant ist allerdings derzeit noch nichts. Es stehen zwar schon einige weitere Konzerte fest, ob es aber zu einer kompletten Tour kommt, wage ich zu bezweifeln. Wir sind alle beruflich dermaßen eingebunden, dass wir uns eine drei-Wochen-Tour zeitlich einfach nicht leisten können.

HH: Zurück zum Album: Meiner Meinung nach hört man auf euren Songs eine gewisse Affinität für Bands wie Pantera und At The Gates. Welche Bands haben denn euch wirklich inspiriert in der Songwriting-Phase?

Philipp: Man kann die Inspiration nicht auf einige, wenige Bands beschränken. Allein die Tatsache, dass die Songs auf Follow The Flames sehr stark im Kollektiv der gesamten Band geschrieben wurden, bringt es natürlich mit sich, dass da auch die unterschiedlichen Geschmäcker der einzelnen Leute aus der Band einfließen. Sicherlich ist die Haupt-Marschrichtung nach wie vor Melodic Death Metal. Aber ich finde, dass dieser Begriff unserer Musik nicht ganz gerecht wird, weil man ihn zu sehr mit dem Göteborg-Sound verbindet. Dieser Zusammenhang wird natürlich meistens durch Mikes Gesang hergestellt, was auch völlig ok ist. Aber meiner Meinung nach haben wir viel mehr Thrash als Death Metal-Parts in unserer Musik, und vor allem auch eine Menge klassicher Hardrock-Vibes. Bestes Beispiel hierfür ist der Song "Fallen", wo wir dann auch ganz bewusst eine Hammond-Orgel mit eingebaut haben. Es ist uns mittlerweile auch überhaupt nicht mehr wichtig, das Gaspedal die ganze Zeit voll durchzutreten. Ich finde, dass es unser Drummer Robb hervorragend versteht, mit seinem unnachahmlichen Groove die Songs viel mehr "rocken" zu lassen. Ich denke, das ist das, was du mit Pantera-like meinst. Viele dieser Riffs stammen allerdings von mir, und neben Pantera waren es vor allem Bands wie Spiritual Beggars und Black Label Society, die mich in den letzten Jahren viel mehr begeistern, als das was heutzutage noch aus Göteborg kommt. Und ein nach wie vor riesiger Einfluss sind für mich die alten Hard Rock-Götter Black Sabbath und Rainbow.

HH: Wie entstehen bei euch die Songs? Jammt ihr zusammen im Proberaum bis was Anständiges dabei herauskommt oder setzt ihr euch alleine zuhause mit GuitarPro hin und bastelt selbstständig an neuem Material?

Philipp: Wir waren noch nie eine Band, die besonders gut improvisieren kann. Und genau das muss man können, wenn man im Proberaum Songs schreiben will. Ich denke, unsere Arbeitsweise wird sich nicht großartig von der vieler anderer Bands unterscheiden. Natürlich arbeitet jeder von uns seine Ideen zu Hause bis zu einem gewissen Grad aus. Dann werden die Ideen an alle weitergeleitet und anschließend treffen wir uns im Proberaum, um gemeinsam diese Ideen auszuarbeiten. Allerdings haben wir beim Songwriting zu diesem Album auch einige für uns neue Wege beschritten. Und zwar gibt es zwei Songs, bei denen unser Drummer Robb das Grundgerüst geliefert hat. D.h. bei diesen Songs standen zuerst die Drumparts, und aufbauend darauf haben wir anschließend erst die Riffs geschrieben. Generell muss man sagen, dass Follow The Flames viel mehr eine Zusammenarbeit von Joe, Robb und mir war, während Death End Road damals fast ausschließlich von mir geschrieben wurde. Dadurch wirkt aber Follow The Flames auch deutlich abwechslungsreicher und vielschichtiger, wie ich finde.

HH: Vielen Dank für deine Zeit und Geduld! Die letzten Worte sind die Deinen! Prost!

Philipp: Ich danke dir für das Interview und hoffe, viele von euren Lesern das neue Album Follow The Flames schmackhaft gemacht zu haben. Hört einfach mal rein, ich bin mir sicher, es wird sich lohnen! Take care!

Basti


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