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Interview

Interview mit Sacred Steel (02.12.2009)

Logo Sacred Steel

Mit Carnage Victory warden die Teutonen Sacred Steel erneut die deutsche Metal-Szene spalten. Doch mir hat das Album gefallen und so muss ich Frontsau Gerrit ein bisschen auf den Zahn fühlen, wie er die Metalszene so sieht und was ihn zum Metal brachte. Dabei erweist sich der sympathische Sänger als redselig und zeigt richtig Tiefgang im metallischen Basis-Wissen.

HH: Servus Sacred Steel! Wie geht's euch und wie ist die Stimmung innerhalb der Band?

Gerrit: Servus Basti! Uns geht es prima. Die Stimmung bandintern ist prächtig. So kann das gerne bleiben.

HH: Eure neue Scheibe Carnage Victory ist nun endlich erhältlich, wie sind die Reaktionen bisher ausgefallen?

Gerrit: Gemischt wie immer. Die wenigsten Kritiker finden das Album durchschnittlich. Das pendelt wie üblich von den Reaktionen her zwischen "Oh Gott, das geht ja gar nicht!" und "Wow, super Scheibe!?". Da wir aber liebend gerne polarisieren und es genießen, nicht zu der Heerschar an
gesichtslosen, charakterarmen Kapellen da draußen zu gehören, sind wir sehr zufrieden mit der Resonanz.

HH: Wie schafft ihr es immer wieder, so dermaßen geile Riffs an den Start zu bringen? Gibt es da ein Geheimrezept für junge Gitarristen?

Gerrit: Klar! Hört euch RICHTIGE Metal-Scheiben an und lernt von den ECHTEN Helden des Untergrundes was RIFFS sind. Ich nenne hier mal nur Riffmeister wie die Gitarristen von Rigor Mortis, Pentagram (US), Siren, Druid, Witchfinder General, Manilla Road, Sabbat (UK), Exodus, Heathen, Sacrilege (UK) Autopsy, Holy Terror oder Lazarus Sin.

HH: Meiner Meinung nach sind auch dem neuen Album ein paar sehr harte Sachen, die ich so von euch eigentlich noch nie gehört habe. Woher kommt diese Wut in den Songs?

Gerrit: Nun, je älter wir werden, desto angepisster werden wir! Das ist ein natürlicher Prozess, wenn man sieht, dass die eigene Lebensuhr immer schneller am Ablaufen ist und man nur ohnmächtig zuschauen kann, wie die menschliche Rasse sich selbst und Mutter Erde in den Ruin treibt.
Geführt von den ewig gleichen Tyrannen, deren Gesichter und Namen sich zwar ändern, deren Ziele aber immer die gleichen bleiben: Profit und Macht.

HH: Was ist dein Lieblingstrack auf der Scheibe und warum?

Gerrit: Da müsste ich zwei nennen: "Broken Rites" und "Denial Of Judas". Der Erstere, da mich die Wut über die in dem Song geschilderten Ereignisse immer wieder aufs Neue packt, wenn ich den Song höre. Der Zweite, weil ich denke, dass der Song rein vom Songwriting her unsere bisherige Meisterleistung geworden ist.

HH: Carnage Victory wurde das erste Mal als digitale Promo unter das Presse-Volk gebracht. Seht ihr darin keine Gefahr, dass das Material so schneller den Weg zu illegalen Download-Portalen findet?

Gerrit: Das Hauptproblem besteht eher darin, dass sich noch weniger Kritiker wirklich mit einem Album auseinandersetzen, wenn ihnen nur ein Download
vorliegt. Wie soll man auch ein Album richtig beurteilen, wenn einem nicht einmal die Texte vorliegen? An den illegalen Downloads kann man sowieso nichts ändern. Echte Fans kaufen sich aber immer noch das richtige "Produkt", da sie wissen, dass illegale Downloads ihre Lieblingsbands auf Dauer killen.

HH: Ihr seid ja doch schon etwas länger im Geschäft als manch andere Band, daher würde ich gerne wissen, wie seht ihr die Metal-Szene heutzutage. Kommt, angesichts der vielen monatlichen Veröffentlichungen, noch etwas Echtes auf den Markt?

Gerrit: Ich denke, dass die Metal-Szene noch nie so vielfältig und lebendig war wie heute. Sicher ist es schwer noch eine eigene Duftmarke zu setzen und überhaupt
noch aus der Masse an Bands herauszuragen, aber rein vom Angebot und der Vielfalt her leben wir im goldenen Metalzeitalter. Es kommen immer noch genügend gute bis sehr gute Alben auf den Markt. Es ist nur schwerer geworden die Spreu vom Weizen zu trennen, da es einfach so unglaublich viele Metalbands gibt und man quasi alle mit einem Mausklick
anchecken kann.
Meine Generation (boah, klingt das alt) hat sich die Platten halt noch wirklich erarbeitet. Heute ist es vom Wunsch eine Band anzuchecken bis zum Hören der Band nur
noch ein paar Sekunden. Das nimmt eine Menge an Magie und Vorfreude weg.

HH: Welche Hammer-Scheibe, deiner Meinung nach, ist in den letzten Monaten herausgekommen?

Gerrit: Oha, da gab es einige. Hier mal eine lose Liste meiner aktuelleren Faves:
Jex Thoth - Jex Thoth
The Devil's Blood - The Time Of No Time Evermore
Death Row - Alive In Death
Nile - Those Whom The Gods Detest
Ripper - The Dead Have Rizen
Demonical - Hellsworn
While Heaven Wept - Vast Oceans Lachrymose
Slayer - World Painted Blood
W.A.S.P. - Babylon
Beherit - Engram
Rottrevore - Iniquitous
Moss - Sub Templum
Bunkur - Nullify
Behemoth - Evangelion
Witchcraft - The Alchemist
Mournful Congregation - The June Frost
Sacrifice - The Ones I Condemn
Slough Feg - Ape Uprising
Blizzard - The Roaring Tanks Of Armageddon
Archgoat - The Light Devouring Darkness
The 11th Hour - Burden Of Grief

HH: Welche Platte brachte dich zum Heavy Metal und gab dir so viel, dass du unbedingt in einer solchen Band spielen musst?

Gerrit: Da gab es nicht die EINE Platte. Härtere Musik habe ich durch Queens Song "Killer Queen" im Jahre 1974 kennen gelernt. Richtigen Hard Rock bzw. Metal habe ich dann aber erst ab 1980 durch Bands wie AC/DC, Kiss, Whitesnake, Plasmatics, Accept, Motörhead, Iron Maiden und Judas Priest
kennen und lieben gelernt. 1984 wurde mir durch den ersten Metal Hammer bewusst, dass es neben den ganzen bekannten Bands auch noch sowas wie einen Metal Untergrund gibt. Ab da ging die Sucht dann so richtig los. Da war das wichtigste Schlüsselerlebnis sicher das Erscheinen der Hail To England - Scheibe von Manowar. Der damals, meiner Meinung nach, neben Mercyful Fate besten Band der Welt. Leider haben sich Manowar seitdem komplett selbst ad absurdum geführt und sind längst nicht mehr relevant für echten Metal.

HH: Ihr habt eine neue CD draußen, also wann geht es auf die Straße und wie sehen sonst so die Pläne für die Zukunft aus? Neues aus dem Hause Dawn Of Winter?

Gerrit: Wir spielen so viel es geht live. Ob wir eine ganze Tour machen können, hängt viel von unseren Arbeitgebern und unseren Zeitplänen generell ab.
Ansonsten schreiben wir bereits an neuen Songs. Bei Dawn Of Winter gibt es keine News. Immerhin hatten wir ja erst drei (!) Auftritte in einer Woche, da müssen wir uns erst mal wieder ein paar Jahre von erholen, haha.

HH: Meines Erachtens wisst ihr sehr viel über den Heavy Metal Bescheid, daher will ich unbedingt wissen, wie ihr die neue Slayer findet?

Gerrit: Ich finde sie klasse! Der Sound könnte etwas mehr knallen, aber gut ist die Scheibe allemal. Wird sicher kein Klassiker, aber besser eine gute Slayer-Scheibe als
noch mal eine Diabolus In Musica.

HH: Und die neue Metallica? Ich finde ja, dass beide einen sehr ähnlichen Sound haben.

Gerrit: Fand ich zuerst ganz OK, wenn auch alle guten Parts von ihren alten Alben "geliehen" waren. Hab kürzlich noch mal rein gehört und fand sie dann nur gähnend langweilig.

HH: Wie steht ihr zu den ganzen Reunions von ehemaligen Glanz-Bands, die die Welt mit eher halbgaren Comeback-Alben bescheren und welche Band ist für euch da ganz schlimm geworden?

Gerrit: Reunions finde ich dann super, wenn dadurch die Möglichkeit gegeben wird, die Band noch mal in Glanz und Glorie zu begutachten. Leider ist auch das aber eher die Ausnahme. Die meisten Reunions sind total überflüssig. Ich denke mir dann immer nur "Jungs, wenn euch die Band so
wichtig war, wieso habt ihr dann nicht länger durchgehalten?". Da sind mir Bands lieber, die auch fette Durststrecken durchkämpfen wie Motörhead oder Saxon.
Die schlimmste Reunion? Manowar! Wenn sie alle Schaltjahre mit einem Verarschungsalbum auf dem Markt erscheinen. Als funktionierende Band kann man diese Truppe ja nun wirklich schon seit dem Ausstieg von Ross nicht mehr bezeichnen.

HH: Nun werde ich dir je zwei Begriffe nennen und du entscheidest, welcher für euch zutrifft, natürlich mit entsprechender Erklärung. Den Anfang machen: Pantera oder Damageplan?

Gerrit: Ich mag beides nicht. Pantera waren furchtbar überbewertet und Damageplan überflüssig.

HH: Lemmy oder Dio?

Gerrit: Unfaire Frage. Sind beides Legenden. Ich entscheide mich aber für Dio, da er einfach der allerbeste Metal-Sänger aller Zeiten ist. Objektiv gesehen. Subjektiv ist das natürlich Scott Reagers.

HH: Megadeth oder Metallica?

Gerrit: Metallica, wegen Ride The Lightning und And Justice For All. Beides super Scheiben. Megadeth fand ich noch nie sonderlich gut.

HH: Cannibal Corpse oder Six Feet Under?

Gerrit: Auf jeden Fall Cannibal Corpse! Alle CC Platten haben ein extrem hohes Niveau. Die Band ist definitiv eine der allerbesten Death Metal-Bands aller Zeiten. Von SFU braucht man eigentlich nur die Warpath und die Maximum Violence.

HH: Bier oder Wein?

Gerrit: Beides. Wein aber bitte nur gepantscht mit Cola.

HH: Wacken oder Bang Your Head?

Gerrit: Bang Your Head. Wacken ist der Ballermann der Metalszene.

HH: Metalcore oder Thrash Metal?

Geriit: Thrash Metal. Metalcore ist keine Musikrichtung sondern ein Sammelbecken modebewusster Trendkiddies.

HH: Metal Hammer oder Rock Hard?

Gerrit: Rock Hard. Der Metal Hammer war für mich nur in den Jahren 1984-1986 wirklich relevant. Ich lese heutzutage beide aus Informationsgründen, aber mein Herz gehört dem Rock Hard. Und das seit 1985.

HH: Nun denn, ich bin am Ende mit meinen Fragen und so bedanke ich mich für deine Zeit und Geduld. Das Abschlusswort sei dir gegönnt! Cheers!

Gerrit: Danke für das Interview und die Unterstützung! Gruß, Gerrit!

Basti


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