Interview
Interview mit Bellgrave (27.01.2009)
Bellgrave kann man zweifellos dem Death'n'Roll zuordnen, doch auch wenn Gorefest oder Entombed im Sound der Berliner ihre Spuren hinterlassen haben, bringen die Jungs definitiv ihre eigene Note in ihre Musik ein. Evil Mood, das neueste Album aus dem Hause Bellgrave zeigt dann auch, dass die Jungs ordentlich Arsch treten können und trotzdem ein Gespür für feine Melodien haben. Sänger Danny war so freundlich, unsere Fragen zu beantworten.
HH: Servus beinand, wie geht's euch nach all den Feiertagen? Wie hat das neue Jahr für euch begonnen?
Danny: Danke der Nachfrage. Insgesamt haben wir den ganzen Feiertagstrubel sehr gut überstanden. Und da man in dieser Zeit immer ein bisschen sentimental und faul wird, haben wir eine kleine Bandpause eingelegt, um mit voller Kraft ins neue Jahr zu starten.
HH: Evil Mood ist inzwischen euer drittes Album, Make It Or Break It wie es immer so schön heißt. Würde man mich fragen, zeigt der Daumen nach oben! Was haltet ihr von dieser "Weisheit" und wie seht ihr sie in Bezug auf euch?
Danny: Dieses "Make it or break it" trifft bei uns dann wohl eher beim nächsten Album zu. Das erste Album Hard Blues 1 haben wir ja quasi in Eigenregie vertrieben. So gesehen ist unser Zweitwerk My Soul Is My Gun das erste Album, was mit einem richtigen Vertrieb an den Start gegangen ist. Aber ob dieser Spruch in der heutigen Zeit noch Gültigkeit besitzt, ist fraglich. Mittlerweile kommen monatlich so viele Alben auf den Markt, dass man als Band schon einen langen Atem haben muss. Besonders wenn es musikalisch etwas derber zu Sache geht. Aber es freut uns, wenn dein Daumen nach oben zeigt. Dann ist es jetzt deine Aufgabe, deinen Daumen jedem zu zeigen, haha.
HH: Zwischen eurem zweiten Album My Soul Is My Gun und Evil Mood sind vier Jahre vergangen, was war in dieser Zeit los bei euch?
Danny: Zum einen haben wir einiges an Konzerten im In- und Ausland gespielt. Zum anderen haben uns die negativen Erfahrungen mit der alten Plattenfirma hier und da den Wind aus den Segeln genommen. Es ist schon schwer, sich immer wieder neu zu motivieren. Trotzdem haben wir uns wieder aufgerafft und eine Fuck You-Mentalität entwickelt. Scheiße passiert halt. Das wissen wir jetzt. Dann kam auch noch hinzu, dass wir natürlich erst vom alten Label vertragsfrei gegeben werden mussten, um uns nach einer neuen Firma umzusehen. Das aktuelle Album Evil Mood haben wir dann erst einmal komplett vorfinanziert. Und so was schüttelt man dann auch nicht mal locker in einem Monat aus dem Ärmel. Doch zum Schluss dann auch noch eine kleine Wahrheit: man wird auch nicht unbedingt tüchtiger, wenn man als Band keinen zeitlichen Druck hat, hehe.
HH: Wie unterscheiden sich die beiden Alben voneinander?
Danny: Mit Evil Mood haben wir es endlich geschafft, die Band auf Platte so klingen zu lassen, wie sie dir auch live die Kauleiste bearbeitet. Außerdem ist Evil Mood in sich schlüssiger und klingt homogener als noch der Vorgänger. My Soul Is My Gun ist über einen längeren Zeitraum entstanden. Das hört man dem Album auch an. Man hat irgendwie keinen roten Faden, der sich musikalisch durch alle Songs zieht. Auf dem neuen Album ist das definitiv anders. Da haben wir die Songs zwar auch über einen längeren Zeitraum geschrieben, sie jedoch kurz vor der Aufnahme nochmals auseinander genommen und stimmig arrangiert. Klar findet man als Band auch immer mehr seine eigene Linie, je mehr Songs man schreibt. Das ist wohl eine logische Entwicklung denke ich.
HH: Was auch höllisch ins Beinkleid fährt ist der Groove, den ihr auf Evil Mood auffahrt. Steht ihr generell mehr auf langsamere groovige Musik denn auf schnelles Geknüppel?
Danny: Nö. In unseren Plattenschränken steht von Doom bis Black Metal alles rum. Nur versuchen wir nicht alle auf Teufel komm raus unsere Lieblingsbands zu kopieren, sondern schon Bellgrave treu zu bleiben. Aber hey, vielleicht wird ja das nächste Album das pure Geknüppel. Wer weiß das schon, haha.
HH: Ihr legt auch sehr viel Augenmerk auf Melodie in euren Stücken. Woher kommt diese Facette?
Danny: In diesem Punkt sind wir uns wohl alle einig: Melodien sind schön, haha. Aber Spaß beiseite. Da wir versuchen, unseren Songs ein eigenes Gesicht zugeben, kann man nicht nur drauflos knüppeln. Das machen schon genug andere Bands. Wir wollen Melodien, an die sich der Hörer nachher erinnert, eigentlich immer in die Songs integrieren. Sonst bleibt beim Hören einfach nix hängen.
HH: Ich behaupte ja, dass Entombed und Gorefest mit ihrer Death'n'Roll-Phase einigen Einfluss auf eure Musik hatten. Wie seht ihr das?
Danny: Das kommt definitiv hin. Es gibt keinen in der Band, der gerade mit den beiden genannten Bands nichts anfangen kann. Doch uns hat es nie zum einem Bandmeeting getrieben, in dem wir festgelegt haben, dass wir so klingen wollen. Das hat sich einfach so ergeben. Einem gewissen Einfluss kann man sich sicherlich nicht entziehen, ob nun bewusst oder unbewusst.
HH: Welche Bands und Musiker würdet ihr denn als Einflüsse für Bellgrave bezeichnen?
Danny: Au ha. Schwierige Frage. An Bands kann man sicherlich die bereits erwähnten Entombed und Gorefest nennen. Doch auch Metallica, Motörhead, Slayer usw. standen irgendwie irgendwo Pate. Das sind halt die Bands, die einen schon ewig begleiten. Da kann man sich nicht dagegen wehren. Bei Ulf (Gitarre), der den Hauptanteil der Ideen liefert, finden sich sicherlich auch einige Stoner Rock-Bands als Einfluss wieder. Direkte Musiker zu nennen wäre ziemlich fraglich. Meistens sind die herausragenden Persönlichkeiten erst in einem funktionieren Bandgefüge das wert, was sie wirklich sind. Hetfield ist ohne Frage einer der genialsten Musiker. Doch wäre er das auch ohne die anderen?
HH: Evil Mood könnte man mit "schlechte Laune" übersetzen, was ist euch über die Leber gelaufen, um diesen Titel zu wählen?
Danny: Da ist unser Gitarrist Ulf dran schuld. Bei dem zieht sich die schlechte Laune auf andere Leute, die ihn mit ihrer Ignoranz und Dummheit nerven, schon wie ein roter Faden durch sein Leben. Außerdem, so fällt es mir jetzt beim Schreiben auf, hat er bisher alle Albumtitel vorgeschlagen und wir konnten uns darauf einigen. Aber uns anderen fällt bestimmt auch mal was Sinnvolles ein, haha.
HH: Könntest du bitte ein paar Worte zu den Texten auf Evil Mood sagen? Worübr handeln sie, was wollt ihr damit ausdrücken?
Danny: Die Texte handeln zum Teil von fiktiven Geschichten, die mir irgendwann irgendwie eingefallen sind. Sie sollen einfach nur unterhalten und Spaß machen. Andere wiederum verarbeiten persönliche Erfahrungen und Begebenheiten. Darauf näher einzugehen würde hier den Rahmen sprengen. Da kann sich dann jeder seine eigenen Gedanken machen. Im Großen und Ganzen sollen die Texte aber keine tiefgründige Message transportieren sondern wie bereits gesagt unterhalten.
HH: Werdet ihr Evil Mood live größer präsentieren?
Danny: Das wäre eine schöne Sache, wenn sich die Gelegenheit bietet. Doch eine Tour ist (noch) nicht in Planung. Da müssen wir sehen was sich ergibt. Leider fehlt uns die Kohle, damit wir uns in eine größere Tour einkaufen können. Deshalb konzentrieren wir uns auf so viel wie mögliche Einzelgigs. Also immer her mit den Angeboten...
HH: Wenn Evil Mood eine Frucht wäre, welche Frucht wäre das und warum?
Danny: Das ist mit Abstand die originellste Frage, die jemals in einem Inti gestellt wurde. Wirklich jetzt. Aber die Antwort ist schwer zu finden. Mir fällt da spontan ein Granatapfel ein. Warum? Evil Mood ist eine runde Sache mit explosiver Note.
HH: Vielen Dank für deine Zeit, die letzten Worte gehören dir!
Danny: Wir danken natürlich jedem, der unser Album gekauft hat oder dies jetzt noch vor hat. Wir sehen uns beim nächsten Gig...