Interview
English VersionInterview mit Poisonblack (15.02.2007)
Lang haben sich die finnischen Gothic-Metaller Poisonblack unter der Führung von Ville Laihiala mit dem Nachfolger für ihr 2003er Debüt Escapextasy Zeit gelassen. Mitte 2006 war es dann soweit: Lust Stained Despair erblickte das Licht der Läden. Ville selbst erzählt von Band-Umbauten und dem langen Entstehungsprozess des Albums.
HH: Hallo Ville, wie geht's dir jetzt, wo Lust Stained Despair endlich bei den Fans angekommen ist?
Ville: Ich bin erleichert und stolz. Nachdem das Album 2004 aufgenommen worden war, passierte eine Menge, was den Erscheinungstermin immer weiter verschoben hat. Kämpfe gegen den Alkohol, der letzte Amoklauf mit Sentenced und anderes schwieriges Zeug. Aber die Hauptsache ist, dass das Album endlich rauskommt und die Zukunft weit offen steht.
HH: Warum hat euer Sänger J.P. bei Poisonblack aufgehört?
Ville: Er will sich auf seine große Liebe Charon konzentrieren. Das ganze Ding mit J.P. war von vorneherein so ausgelegt, dass er eigentlich nur ein Demo-Tape einsingen sollte. Nachdem wir dann einen Vertrag hatten, hat er zugestimmt, das Album einzusingen und eine Tour mitzumachen. Wir wussten also, dass er kein ständiges Mitglied der Band sein würde.
HH: Und warum haben die beiden Jannes Dahlgren (Gitarre) und Kukkonen (Bass) die Band verlassen?
Ville: Dahlgrens Einstellung der Musik von Poisonblack gegenüber war nicht so intensiv wie ich wollte und deshalb wurde er rausgeschmissen, wobei wir trotzdem Freunde geblieben sind. Kukkonen wollte schlicht was anderes aus seinem Leben machen, was ich absolut respektiere.
HH: Wo habt ihr denn ihren Ersatz Janne Markus (Gitarre) und Antti Remes (Bass) gefunden?
Ville: Beide spielen seit Jahren Musik und wir sind mit ihnen schon seit sehr langer Zeit befreundet, die Zeit vor Sentenced. Janne war Gitarrist in einer Band namens Scent und Antti spielt Bass in der finnischen Band May. Von unserem Drummer bekam ich ein Demo-Tape von Janne, wie er ein bisschen Gitarre spielt. Mir hat es sofort sehr gut gefallen und nach einer Überprüfung habe ich ihn sofort eingeladen, bei uns einzusteigen. Antti habe ich in einer Bar getroffen, ihn ebenso überprüft und - siehe da - die Band war vollendet. Endlich. Bis auf den Sänger...
HH: Euer erstes Album Escapexstasy kam 2003 raus. Das zweite Album Lust Stained Despair erst im August 2006. Ich habe gelesen, dass das daran lag, dass du mit dem ersten Mix nicht zufrieden warst. Wann waren die Aufnahmen zu Lust Stained Despair denn abgeschlossen?
Ville: Wie ich schon sagte, im Frühling 2004. Wir gingen ins Studio zurück, haben aber nichts mehr neu aufgenommen. Wir nahmen lediglich drei neue Lieder auf und legten einige Keyboard-Teile hier und da auf die bereits aufgenommenen Sachen. Nachdem wir herausgefunden hatten, dass wir das Album zwar produzieren können, mit dem Mixen jedoch nicht so recht zurecht kommen, haben wir einen Song zu Tue Madsen in den Antfarm Studios geschickt. Er hat diesen rockigen, schweren, fast live klingenden Sound zusammengenagelt, den wir von Anfang an im Sinn hatten.
HH: Wie hat eure Plattenfirma Century Media reagiert, als ihr ihnen gesagt habe, dass ihr die erste Aufnahme nicht veröffentlichen wollt?
Ville: Das war eine beidseitige Vereinbarung. Innerhalb von Band und Plattenfirma.
HH: Was hast du genau gemacht, also du "ein bisschen gelebt hast, ein bisschen gestorben bist", bevor du "die Lieder wieder im richtigen Gemütszustand angegriffen" hast?
Ville: Ich habe versucht, meinen Alkoholkonsum auf ein normales Maß herunter zu bekommen und eine Menge Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern verbracht. Im Grunde habe ich angefangen, diesen Sack voll Scheiße auszuleeren, den ich ich seit Jahren mit mir herumtrage. Ich arbeite immer noch daran.
HH: Lass uns lieber von der Musik auf Lust Stained Despair reden. Ich denke, dass ihr das sanfte Gothic-Zeug fast verlassen habt, um im Gegenzug viele moderne Einflüsse zu integrieren; das Meiste davon im Gitarrensound und in der Art, wie du singst. Beispiele dafür: Der Anfang von "Rush" oder Teile von "Raivotar". War das ein überlegter Schachzug oder haben sich diese Veränderungen einfach so ergeben?
Ville: Die Grundidee hinter Poisonblacks Musik hat sich nicht geändert. Dieses Mal waren die Gefühle, die ich ausdrücken wollte, gehärteter und schmutziger, also hat sich die Musik auch in diese Richtung entwickelt. Einfach so. Das Grundgerüst aus dem Gothic ist immer noch da; es wurde lediglich durch Elemente aus Rock und Metal gewürzt. Als ich die Musik für Lust Stained Despair geschrieben habe, war die sanfte Seite der Musik einfach nicht ausdrucksstark genug, um mich wirklich erleichtert zu fühlen und meine Botschaft in einer wütenden, frustrierten Art rüberzubringen.
HH: Haben die neuen Bandmitglieder auf die Gitarren- und Basssounds Einfluss genommen oder war Lust Stained Despair schon fertig geschrieben, bevor sie kamen?
Ville: Das Album war bereits fertig aufgenommen, als Antti und Janne zu uns stießen. Daher stammen sowohl der Bass als auch alle Gitarren von mir, bis auf die drei neuen Lieder, die von der gesamten Band aufgenommen wurden. Die Produktionsverantwortung lag zwar auf meinen Schultern, aber alles wurde gemeinsam durchgesprochen. So wird es auch von jetzt an sein.
HH: Hast du die Intro-Melodie von "Nail" von den "Tubular Bells" von Mike Oldfield kopiert? Hört sich ziemlich gleich an.
Ville: Die Inspiration für dieses Lied war der Film "Der Exorzist".
HH: Was ist eigentlich ein "Raivotar"?
Ville: Ein finnisches Wort für ein wütendes Weibchen in Hitze.
HH: Wie macht ihr das live: Stellt ihr einen Tour-Gitarristen ein oder wirst du auf der Bühne beides machen, singen und Gitarre spielen?
Ville: Ich werde singen und die Leadgitarre spielen. Das habe ich vor Sentenced schon gemacht, ist also ganz natürlich für mich.
HH: Vielen Dank für deine Zeit? Letzte Worte?
Ville: Heil Satan, Gott ist tot.