Interview
Interview mit Suidakra (25.11.2006)
Nach dem eher durchwachsenen Album Command To Charge warten die Folk-Metaller Suidakra in diesem Jahr wieder mit einem enorm starken Album auf, bei dem es deutlich back to the roots geht. Wie es hierzu kam, ob Kalkül dahinter steckte und warum Marcel wieder mit an Bord ist, verriet mir Bandkopf Arkadius.
HH: Hi, wie geht's euch mit dem starken Album Caledonia im Rücken? Wie bist du mit den bisherigen Reaktionen zufrieden?
Arkadius: Ja muss sagen wir sind alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis, da die Reaktionen im Gegensatz zu Command To Charge sehr positiv sind. Einzige Ausnahme bildet da mal wieder Rock Hard, wo wir zwar 8 von 10 Punkten bekommen haben, aber im Soundcheck mal wieder im unteren Drittel gelandet sind... Keine Ahnung was wir da noch machen sollen.
HH: Gibt es bereits jetzt etwas, das du anders machen würdest?
Arkadius: Nein da wir uns bei Caledonia so intensiv wie noch nie mit dem Songwriting beschäftigt haben, um genau das zu vermeiden. Diesmal wussten wir im Studio genau was wir wollen und mussten keine Einschränkungen machen. Also haben wir alles verwirklichen können was wir uns vorgenommen hatten.
HH: Wo siehst du die Unterschiede zum direkten Vorgänger Command To Charge, außer den wieder verstärkten Folk-Anteilen?
Arkadius: Musikalisch geht es viel bombastischer zu, wir haben gar keine Metalcore-Einflüsse mehr, ich habe viel mehr Keyboards eingespielt um mehr Atmosphäre zu schaffen und wir haben alle Gesangsparts an das lyrische Konzept angepasst. Den Dudelsack, der auch vereinzelt auf dem Vorgänger vertreten war, haben wir im Vorfeld viel stärker ins Songwriting mit einbezogen. Ich finde, es ist so ziemlich das kompakteste und ausgewogenste Album, das wir je geschrieben haben, sowohl musikalisch als auch textlich.
HH: Bei der Promo lagen leider keine Texte bei. Kannst du kurz zu dem ein oder anderen Song etwas erzählen? Wovon handeln die Texte?
Arkadius: Der Grundgedanke des lyrischen Konzepts von Caledonia ist, die mystische Seite des Stammes der Pikten (die Ureinwohner des alten Schottland) zu beleuchten, ihren Krieg gegen das angreifende Römische Reich und dadurch das Zusammentreffen von zwei grundsätzlich verschiedenen Welten. Das Zentrum der Geschichte bilden die spirituellen und kulturellen Aspekte, der beiden aufeinander prallenden Welten. Wir wollten aber keine Geschichtsdoku machen und haben deshalb auch die tieferen Bedeutungen solcher Ereignisse beleuchtet und wir haben uns natürlich auch den Freiraum gegönnt, ein paar Dinge ein wenig auszuschmücken.
HH: Die Folk-Einflüsse sind auf Caledonia wieder verstärkt worden. Wie kam es hierzu?
Arkadius: Das ist schon richtig. Zum Einen bietet uns ein Konzeptalbum natürlich die Möglichkeiten, viele Folkelemente in unseren Sound mit einzubauen. Auf der anderen Seite hatten wir nach dem musikalischen Ausflug von Command To Charge wieder viele neue und frische Ideen für das kommende Album. Es hat sich schon recht früh abgezeichnet, dass Caledonia folkiger ausfallen wird.
HH: Euer neues Label sprach bereits beim Vorgängeralbum vom bevorstehenden großen Durchbruch. Wie siehst du eure Chancen im umkämpften Metal Markt?
Arkadius: Natürlich hoffen wir, dass sich das neue Album verkauft. Nicht, um damit Geld zu machen oder den großen Durchbruch zu schaffen, denn das ist ohnehin eine Illusion. Gute Musik schreiben reicht heute dazu leider nicht mehr.
Es geht uns einfach nur darum, unseren musikalischen Qualitätsstandard zu sichern und um die Möglichkeit zu haben weiter zu machen. Es ist gerade heutzutage bei der Downloadproblematik nicht einfach und wir merken schon, dass es Einschnitte bei uns gibt. Auf der anderen Seite glaube ich nicht dass die Leute, die sich die Songs illegal downloaden, mit einer 4 Spur Aufnahme zufrieden wären...
Wie du siehst ist der "Durchbruch" eine reine Definitionssache.
HH: Noch ein Rückblick zu Command To Charge, welches ich zwar recht gelungen finde, aber in mancherlei Hinsicht etwas zu kalkuliert, etwas zu berechnend. Wenn ich mir im Internet das ein oder andere Review dazu durchlese, stehe ich mit der Meinung nicht ganz allein. Wie steht ihr mit zeitlichem Abstand zu diesem Album?
Arkadius: Wir stehen nach wie vor zu diesem Album, weil es ohne Command To Charge kein Caledonia geben würde. Nach Signs For The Fallen hatten wir das Gefühl, jede folkige Melodie, die man erfindet, schon mal gespielt zu haben und hatten auch nicht das Gefühl, uns weiterzuentwickeln. Wir hatten das Bedürfnis, etwas Neues auszuprobieren und das haben wir auch getan. Nach Command To Charge war die Sache dann für uns gegessen. Da habe ich auch den Abstand zu unserem eigentlichen Sound gehabt, was neue und frische Ideen hervorgebracht hat. Es ist nicht so gewesen, dass wir wegen dem schlechten Abschneiden von Command To Charge meinten, back to the roots gehen zu müssen, sondern wir haben einfach angefangen neue Songs zu schreiben und die fielen einfach bombastisch aus.
HH: Was hältst du von der Mittelalter-Metal-Szene mit ihren Bands wie z.B. In Extremo als Flagschiff, Schandmaul, Subway to Sally und Co.?
Arkadius: Nun ja, um ehrlich zu sein, ist es überhaupt nicht mein Musikgeschmack. Ich beschäftige mich mit diesen Bands nicht wirklich und habe auch daher keine wirkliche Meinung dazu. Ich weiß nur, dass diese Szene und die Bands existieren, weil man ja in den Medien immer wieder etwas mitbekommt, aber an dieser Stelle ein Statement dazu abzugeben würde den Bands und der Szene selbst nicht gerecht.
HH: Was waren eigentlich die Gründe für den Split mit Century Media? Immerhin ist es ja eines der größten Labels. Was gibt euch Armageddon Music, was euch Century Media nicht geben konnte?
Arkadius: Die Gründe waren ziemlich einfach. Century Media mochten das Material von Command To Charge nicht und gaben uns entweder die Möglichkeit ein komplett neues Album zu schreiben oder den Vertrag aufzulösen. Da wir als Band hinter dem stehen was wir auch musikalisch machen, gab es für uns nur eine Entscheidung. Also haben wir Command To Charge in Eigenregie aufgenommen und uns dann mit dem fertigen Resultat nach einen neuen Label umgeschaut.
Bisher haben Armageddon gute Arbeit für uns gemacht. Wir sind auf jeden Fall mehr zufrieden als mit Century Media, weil uns einfach mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich habe früher unsere Labels auch immer gelobt und dann sind wir auf die Nase gefallen, daher kann ich dir eine endgültige Meinung nach der Veröffentlichung von Caledonia abgeben hahaha
HH: Wo wir grad bei Splits sind: Marcel ist nach einem Album "Pause" wieder in der Band, wogegen Mathias wieder seinen Hut nehmen musste. Wie kam es zu dieser personellen Entwicklung?
Arkadius: Matthias wollte sich mehr um seine eigene Band kümmern und da habe ich einfach Marcel angerufen und gefragt ob er nicht wieder fest bei uns einsteigen will...
HH: Als ich euch das letzte Mal gesehen habe (08.2004 und letztes Jahr auf dem Metalcamp) habt ihr ja keine Setlist gehabt. Hat sich da was geändert, sprich, spielt ihr immer noch "frei Schnauze"?
Arkadius: Es hat sich einiges verändert, "frei Schnauze" gibt es nicht mehr hahaha. Wir arbeiten auch im Live-Sektor immer an uns und der Organisation. Wir versuchen den Sound, Show und den Ablauf immer wieder zu verbessern. Je besser man vorbereitet ist, desto intensiver kann man mit dem Publikum agieren, und das ist uns sehr wichtig. Also bei deinem nächsten Gig wirst du 100%ig eine Setlist vorfinden hehehe
HH: Was treibt ihr sonst, wenn ihr nicht gerade Musik macht?
Arkadius: Wir kümmern uns um all die organisatorischen Dinge die mit SuidAkrA verbunden sind. Ansonsten machen wir den Kram, den alle anderen Leute auch machen. ;-)
HH: Welche Kuriositäten sind euch generell schon auf Tour passiert?
Arkadius: Auf Tour passieren natürlichen jeden Tag irgendwelche lustigen Stories. Aber es gibt da jetzt keine besondere Geschichte, die man hervorheben müsste. Es war bisher das übliche Chaos on the road und am Ende hat doch immer alles geklappt. Aber ich hätte an dieser Stelle einen interessanten Studioreport zu bieten. ;-)
HH: Hast du Angst vor dem Älter werden?
Arkadius: Nein, denn es stimmt tatsächlich, dass man nur so alt ist wie man sich fühlt. Im Grunde genommen ist es nur eine Zahl die dein Alter definiert. Für mich persönlich ist bisher keine gravierende Veränderung zu sehen nur weil ich älter geworden bin.
HH: Euch gibt es ja inzwischen elf Jahre und ihr werdet noch als "Geheimtipp" gehandelt. Ärgert dich das angesichts des Hypes, der um andere Band gemacht wird?
Arkadius: Uns wurde schon sehr früh von der deutschen Presse ein Durchbruch prophezeit, leider ließ er aber auf sich warten. Um uns nicht frustrieren zu lassen, haben wir solche Prophezeiungen nicht mit unseren eigenen Zielen gleichgestellt, sondern uns auf das Wesentliche konzentriert: Musik & Spaß an der Sache! Wir haben uns bei jeder Veröffentlichung das Ziel gesetzt, alles zu geben und uns von Album zu Album zu steigern. Das und die Tatsache, dass wir selbst uns nicht an den Erfolg anderer Bands messen hat uns, denke ich, vor Frustrationen bewahrt und das ist es, weshalb wir auch heute noch Alben veröffentlichen und auf der Bühne stehen.
HH: Mit wem würdest du am liebsten mal in einen Raum eingesperrt werden?
Arkadius: Mit einem schönen Mesa Boogie Topteil + Box und dazu den Rest der Band hehehehe
HH: Und mit wem gar nicht?
Arkadius: Mit mir selbst ;-)
HH: Wie weit würdest du für die Musik gehen?
Arkadius: Ich kann klar sagen dass ich sehr weit gehen würde, ja sogar Journalisten töten würde. Kein Problem für mich... hahaha
Nö, mal im Ernst. Diese Frage habe ich mir nie gestellt, da Musik für mich ein Hobby ist und es eigentlich dazu dient sich frei zu entfalten ohne jegliche Zwänge. Also steht das für mich irgendwie im Widerspruch.
HH: Danke, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast. Die letzten Worte gehören dir.
Arkadius: Ein fettes "Danke" an dich und alle, die SuidAkrA bis hierhin unterstützt haben!
Jeder, der sich irgendwann in den vergangenen zwölf Jahren mit SuidAkrA identifizieren konnte, sollte in Caledonia auf jeden Fall reinhören! Wir sehen wir uns sicher bei einem unserer Gigs in 2007.