Interview
English VersionInterview mit Astral Doors (18.04.2006)
Die Schweden um Workaholic Patrik Johansson legen mit Astralism ihr drittes Full-Length Album vor. Und wie immer rockt es gewaltig, auch wenn ich dieses Mal ein wenig länger brauchte, um mich in das Album einzuhören. Aber das Astralism komplexer wäre als Evil Is Forever, will der Sänger nicht gelten lassen. Lest selbst...
HH: Hallo Leute, Glückwunsch zu eurer neuen CD Astralism. Seid ihr zufrieden? Was wollt ihr damit erreichen?
Patrik: Danke! Wir sind von der neuen Platte absolut begeistert, da kannst du einen drauf lassen! Es ist das bisher härteste und raueste Album in der Karriere von Astral Doors. Ich hoffe dass es viele Metalheads auf der ganzen Welt zufriedenstellen wird. Unser Ziel war es schon immer, eine der größten Bands der Geschichte zu werden. Rock'n Roll ist dazu da um Ärsche zu treten, und ich genau das macht dieses Album.
HH: Ich muss zugeben, dass ich anfangs ein wenig geschockt war, weil Astralism nicht annähernd so catchy ist wie Evil Is Forever, ich habe länger gebraucht um mich an das neue Material zu gewöhnen. Stimmst du mir zu und kannst eventuell erklären, wieso das so ist?
Patrik: Kann es Songs geben, die eingängiger als "Black Rain", "London caves", "Oliver Twist" oder "Fire In Our House" sind? Ich glaube nicht. Die Songs auf diesem Album sind die besten die wir je gemacht haben und wir würden nichts an ihnen ändern, nicht mal wenn sich die Gelegenheit dazu ergäbe. Die Dio und Black Sabath-Einflüsse sind immer noch da, aber ich denke, dass wir auf diesem Album den Astral-Sound gefunden haben.
HH: Meiner Ansicht nach ist "In Rock We Trust" das einzig eingängige Stück auf Astralism, ein Song den man einmal hört und sofort mitsingen kann. Auf Evil Is Forever gab es drei solcher Songs gleich zu Beginn der Platte ("Pride of Christ", "Time To Rock" und das Titellied). War es
eure Absicht, Astralism komplexer als den Vorgänger zu gestalten?
Patrik: "In Rock We Trust" ist die Fortsetzung von "Time To Rock", ein Gassenhauer mit diesem fußballchorartigen Refrain. In etwa eine Mischung aus Dio und Accept. Es wäre ziemlich seltsam, ein Album mit 13 Fußballchorsongs aufzunehmen, verstehst du was ich meine? Ich finde nicht wirklich, dass das Album komplexer ist als Evil Is Forever, aber es hat weniger "Fußballchöre", wie du ja bereits selbst festgestellt hast. Statdessen gibt es mehr melodische Refrains. Ich finde, dieses Album ist sogar eingängiger als Evil Is Forever. Es ist randvoll mit Hooks.
Es freut mich zu hören dass du findest, das das Album mit jedem Durchlauf wächst. Das ist eine gute Sache und trägt zum Langzeithörwert der Platte bei. Die Reaktionen der Metalpresse sprechen für sich. Astralism ist bei den Kritikern bei weitem unser meist gefeiertes Album.
HH: Abgesehen von meiner Meinung, wie sind die Reaktionen auf das Album? Sind eure Fans zufrieden?
Patrik: Ich freue mich darauf wieder auf Tour zu gehen, unsere Fans zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Ich meine, ohne unsere Fans würden wir kein Musik machen. Die Reaktionen waren bisher fantastisch. Ich bekomme jeden Tag Mails von glücklichen Fans die uns gratulieren wollen.
HH: Ich mag besonders "Apocalypse Revealed", ein für Astral Doors eher untypisches Stück, sehr lang und komplexer als die früheren Songs. Worum geht es in diesem Song und was wollt ihr damit zum Ausdruck bringen?
Patrik: "Apocalypse Revealed" schlägt in dieselbe Kerbe wie "Path To Delirium" vom letzten Album, ein epischer Song über das Ende der Welt und die Tatsache, dass wir langsam aber sicher unseren Planeten zerstören. Er wird das nicht mehr lange aushalten. Ein sehr dramatischer Song und gleichzeitig einer meiner Favoriten: finster, majestätisch und böse. Es würde sicher Spaß machen, ein ganzes Album mit solchen Songs aufzunehmen. Mal sehen was die Zukunft bringt.
HH: Auf Astralism werden eine Menge heikler Themen behandelt, beispielsweise bei "Black Rain", "Israel", "Vendetta" und "The Green Mile". Zufall oder Absicht? Sind alle Songs vielleicht durch ein übergreifendes Thema miteinander verbunden?
Patrik: Da hast du recht, der Großteil der Songs beschäftigt sich mit brisanten Themen wie korrupten Politikern, religiösen Fanatikern, Heiligen Kriegen, der Todesstrafe und so weiter. Die Songs sind in soweit miteinander verbunden als das sie alle Geschichten von furchterregenden Dingen erzählen. Das ist der rote Faden. In der Hinsicht ist das unser ausgereiftestes Album. Metal für Körper und Geist.
HH: Wer hat die Musik und die Texte auf Astralism geschrieben?
Patrik: Es beginnt meistens damit, dass Johan Lindstedt und Joachim Nordlund oder Martin Haglund ein Instrumentaldemo aufnehmen. Das geben sie mir dann und ich versuche die Gesangsmelodien dazu zu schreiben. Für uns ist das eine großartige Arbeitsweise. Natürlich schreibe ich alle Texte.
HH: Ist es für euch als Band schwierig, die Ansichten und Meinungen von sechs Migliedern unter einen Hut zu bringen? Gibt es oft Streitigkeiten oder herrscht bei euch Friede, Freude, Eierkuchen?
Patrik: Wie schon gesagt, die meisten Songs werden von mir, Joachim Nordlund und Johan Lindstedt geschrieben. Martin Haglund hat auch drei oder vier beigesteuert. Wir präsentieren die Songs dann den anderen Mitgliedern und lassen sie ihr Ding durchziehen. Da gibt es keinerlei Probleme. Sie fühlen sich geehrt, Teil dieser Hitmaschine zu sein, haha. Aber mal im Ernst, wir sind eine verdammte Metalfamilie. Einer für alle, alle für einen. Ich war in meiner Karriere schon in vielen großartigen Acts beteiligt, aber Astral Doors ist bei weitem der beste Haufen, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Da gibt es keine zwei Meinungen: meine Bandkameraden zählen als Instrumentalisten zu den Besten im Geschäft.
HH: Was gibt euch die Energie, solch geil rockende Musik zu schreiben?
Patrik: Hast du als Kind nicht davon geträumt, ein Rockstar zu werden? Unser Ziel ist es, wie ich schon erwähnt hatte, den Leuten als eine der besten Bands aller Zeiten in Erinnerung zu bleiben. Das treibt uns an. Wir wollen immer bessere Songs schreiben und immer bessere Performances hinlegen.
HH: Könnt ihr von der Musik leben? Ist das euer Traum oder wollt ihr nur Spaß haben?
Patrik: Wir versuchen so gut es geht von der Musik zu leben. Es ist scheißschwer, aber mit diesem Album könnten sich die Dinge ändern. Astral Doors bedeutet uns alles und wir sind bereit, alles Notwendige dafür zu tun.
HH: Wie jeder weiß, werdet ihr Blind Guardian im September und Oktober auf Europatour begleiten. Welche Erwartungen habt ihr an die Tour? Denkt ihr, dass euch die Diehard-Blind Guardian Fans akzeptieren werden?
Patrik: Ich bin fest davon überzeugt, dass Blind Guardian und Astral Doors perfekt zusammenpassen: erst eine Stunde geradlinigen klassischen Hard Rock von uns und danach der epische, symphonishe Metal von den Helden Blind Guardian. Für mich riecht das nach einem perfekten Metalabend. Wir werden alles tun, um das Publikum zufriedenzustellen, soviel ist sicher.
HH: Letzte Frage: wer wird Fußballweltmeister?
Patrik: Ich liebe Fußball. Ich werde mir jedes Spiel im Fernsehen anschauen. Das schwedische Team ist nicht so gut wie letztes Mal, deswegen wir es für uns ziemlich hart werden. Deutschland hat bestimmt gute Karten. Der Heimvorteil ist bei so einer Veranstaltung sicher wichtig. Für Italien sieht es auch ziemlich gut aus. Ich bin sicher, dass ein europäisches Team den Pokal gewinnt!
HH: Danke für deine Zeit. Letzte Worte?
Patrik: Holt euch unsere Scheiben! Wir sehen uns auf Tour, keep on banging them heads! In Rock We Trust!
Thorsten