Interview
English VersionInterview mit Bob Catley (26.01.2006)
Magnum sind an sich bereits eine Legende. Zwölf vollwertige Alben, diverse Live-CDs, zwei DVDs und unzählige Compilations beleuchten eine Band, die in den über dreißig Jahren ihres Bestehens (von der zwischenzeitlichen Auflösung mal abgesehen) Hardrockgeschichte geschrieben hat. Ihr Sänger Bob Catley ist dabei so umtriebig, dass er Ende Januar sein mittlerweile fünftes Soloalbum Spirit Of Man auf die Menschheit los lässt. Der Mann mit der einzigartigen charismatischen Stimme stand uns nicht nur darüber Rede und Antwort.
HH: Hallo Bob! Wie geht's dir? Du hast ja eine sehr lange Tour hinter dir.
Bob: Hallo zusammen, Bob hier. Naja, wir sind halb durch. Wir haben 14 Shows angesetzt und gerade sieben durch, heute abend ist Nummer acht, und es läuft großartig. Es fühlt sich nicht lange an, es passt und ich wünschte es würde länger dauern. Es ist schön, wieder in Deutschland zu sein. Wir haben in Schweden angefangen, jetzt haben wir fünf Auftritte in Deutschland, morgen sind wir in Nürnberg, dann geht's für eine Show in die Schweiz, dann kehren wir nach England zurück und haben dort noch fünf Auftritte. Das macht zusammen dann 14.
HH: Aber ihr wart mit der Storyteller's Tour doch schon in Deutschland, ich habe euch in der Kantine in Augsburg gesehen.
Bob: Stimmt. Das war aber im April. Da war's die Tour zum 20jährigen Jubiläum des Storyteller's Night Albums.
HH: Das ist aber schon lange her, mir kommt's wie gestern vor.
Bob: Ja, sind schon sechs Monate. Eigentlich sollten es Jahre sein. Aber die Promoter haben gesagt "Ihr müsst das nochmal machen, bitte, nur noch einmal, es war so toll, lasst es uns nur noch ein Mal machen!" Und so sind wir wieder da um die selbe Show zu bringen, hahaha!
HH: Ihr wolltet gar nicht nach Süddeutschland zurückkommen?
Bob: Doch, klar. Aber eigentlich wollten wir mindestens ein Jahr Pause einlegen und wenn wir dann zurück kommen, dann mit einem neuen Album im Gepäck. Aber jeder hat gesagt "Nein, ihr müsst noch einmal kommen, kurz vor Weihnachten!", also sind wir wieder da. Es ist die selbe Show. Wir haben zwei neue Songs hinein gepackt, um es ein kleines bisschen anders zu machen, aber es ist eigentlich die selbe Show. Dieselbe, die wir für die DVD Living The Dream gefilmt haben.
HH: Wie ist es für dich, jeden Tag wieder auf die Bühne zu steigen? Jetzt ist es das achte Mal in Folge und ihr wart im April auf Tour und ihr macht das Ganze schon eine lange Zeit.
Bob: Naja, es ist das was ich mache. Es macht einen großen Teil meines Lebens aus, auf der Bühne zu stehen. Vor großartigen Leuten, nein vor einem großartigen Publikum, was nicht dasselbe ist. Es ist was ich mache - das war's.
HH: Du meinst, wie Arbeit?
Bob: Ja, ich sehe das als meine Arbeit an. Es ist jedoch keine Arbeit, es macht viel zu viel Spaß um Arbeit genannt zu werden, es ist einfach wundervoll. Es ist manchmal ein bisschen ermüdend. Man muss sich duschen und aufwachen und sich fit machen, "Auf geht's!", es ist jeden Tag die selbe Routine, wenn man auf Tour ist. Eine Menge unterwegs sein. Wir schlafen im Bus. Wenn wir Tage frei haben, schlafen wir im Hotel, das ist nett. Aber die Entfernungen sind einfach zu groß als dass man jede Nacht im Hotel verbringen könnte, also haben wir einen netten Bus mit Betten drin und das passt. Es gibt Fernsehen und Musik und Bier und alles. Es gibt gutes Essen und es ist keine Strapaze, es ist sehr nett. Und was sollen wir sonst machen? Es ist, was Musiker in einer Band machen. Sie nehmen Alben auf, was auch großartig ist, und dann musst du rausgehen und dieses Album promoten. Unser letztes Album war Brand New Morning, das ist letztes Jahr rausgekommen, also spielen wir immer noch Lieder davon, plus das Ding mit dem 20jährigen Jubiläum der Storyteller's Night, jetzt haben wir die DVD draußen; also promoten wir gleich drei Produkte auf dieser Tour. Es gibt eine Menge zu tun und du kannst das nicht von daheim aus machen, so nach dem Motto "Ich wünschte ich wäre jetzt auf der Bühne, oh, eigentlich sollte jetzt Soundcheck sein, und dann wären wir auf der Bühne..." Es geht alles sehr kultiviert zu und ist sehr nett. Wir sind alle ein bisschen erwachsener geworden und mögen unsere Annehmelichkeiten. Und es ist halt ein Geschäft wie jedes andere. Du musst es lieben, auf der Bühne zu stehen, sonst brauchst du gar nicht erst anfangen. Und du musst alles aushalten: die Müdigkeit, und das unterwegs sein und das "Wo sind wir?" und das schlechte Wetter und all das. Es ist was wir tun, es ist wundervoll.
HH: Wirst du auch mit dem Soloalbum auf Tour kommen?
Bob: Ja, zumindest ist das geplant. Mein Solo-Album Spirit Of Man kommt Ende Januar auf Frontiers Recors heraus - Gott segne sie! - sie waren so nett mich auf ihr Label zu nehmen. Wir kommen sehr gut miteinander aus. Sie tun eine Menge für mich, Promotion-mäßig, ein Haufen Interviews sowie das ganze Radio-Zeug; und ich werde das Album auf Tour nächstes Jahr promoten können, so zwischen den Aufnahmen für ein neues Magnum Album. Ich mache einfach beides. Magnum wird nächstes Jahr vielleicht auf ein paar Festivals spielen, vielleicht mache ich auch ein paar, das hängt davon ab, welche Jahreszeit ist. Ich möchte ein paar Shows in Deutschland und Skandinavien spielen. Ich glaube, ich werde mit einer Band namens M.ill.ion aus Schweden auftreten können, so im Frühsommer. Vielleicht ergeben sich einige Auftritte durch das Gotthard Management. Frank, deren Manager, versucht mir ein paar Shows in Deutschland zu organisieren, entweder mit der kompletten Band oder ein bisschen Akustikzeug, als Vorband für Gotthard oder Edguy oder so. Wir werden sehen. Es wäre toll. Aber es gilt immer noch das Magnum-Rad am Laufen zu halten. Ich werde beides machen, wenn ich kann.
HH: Lass uns nun über dein Soloalbum reden. Wer hat es geschrieben?
Bob: Ich habe dieses Mal gleich drei Songwriter. Ich nehme jedes Mal andere Leute. Es kommt darauf an, wer verfügbar ist, wer überhaupt will, wer Lieder für mich hat, ob ich sie singen will, taugen sie was? Dieses Mal habe ich zwei Typen, die ihre eigene Band namens Lost Weekend haben, denen sind ein paar sehr gute Songs für mich eingefallen. Sie heißen Dave Thompson, er ist der Gitarrist, und Paul Uttley, der Sänger der Band. Und sie haben sich gemeldet, als ich nach Leuten suchte, so "Ja, ok, wir machen's, hier herüben" und sie haben mir ihr Zeug vorgespielt und ich habe mir einige Lieder zum Aufnehmen ausgesucht. Manche haben mir gar nicht gefallen, andere sind mir voll ins Gesicht gesprungen und ich dachte mir "Oh ja, ich höre mich schon, wie ich das singe". Das sind also zwei. Der dritte ist der Gitarrist meiner Soloband, er heißt Vince O'Regan. Er ist mein kleiner Kumpel und er spielt Gitarre und er schreibt auch ziemlich gute Songs, was ich bisher nicht wusste. Und er hat mir auch eine Menge Lieder vorgespielt und wieder machte ich: "Ja, vielleicht, weiß nicht, okay, das ist gut..." So hatte ich schließlich drei Lieder von Vince und neun von den anderen beiden und habe sie zusammen auf das Album gepackt. Ich denke, es ist eine gute Mischung, sehr gutes Zeug, ich habe es wirklich genossen dieses Album aufzunehmen. Ich bin sehr stolz darauf und ich hoffe, dass es allen gefällt. Es ist mein fünftes Bob Catley Album und es hat etwas für jeden. Ein bisschen Heavy Metal, ein bisschen Balladen, ein kleines bisschen Magnum, aber nicht dasselbe. Mehr Riffing, mehr Gitarren, Heavy Metal Gitarrensolos, einfach mehr. Es spricht ein leicht anderes Publikum an, aber zum größten Teil würde ich sagen sind es Magnum Fans, die zu mir kommen, was wirklich großartig ist.
HH: Jetzt wo Magnum wieder voll da sind, so mit zwei Alben und an einem dritten arbeitend: Warum braucht die Welt noch ein Bob Catley Soloalbum?
Bob: Weil ich das sage. *lacht* Und Frontiers sagt es. Ich brauche eine Plattenfirma die sagt "Ja, wir wollen das rausbringen, das ist gut." Ich weiß aber, was du meinst. Es läuft so gut mit Magnum, warum also die Mühe? Weil ich es gerne tue, wenn ich die Zeit dazu habe. Und ich mache meine Soloalben immer im Abstand von zwei bis drei Jahren. Also ist jetzt wieder Zeit für eins. Vielleicht mache ich nach drei Jahren kein neues, ich weiß nicht. Vielleicht mache ich nie wieder eines. Aber ich hoffe doch. Mal sehen, wie das hier aufgenommen wird. Wenn Frontiers will, dass ich wieder eins mache, werde ich da sein und wir werden drüber reden und sie werden sagen "Wir haben diesen Songwriter für dich und jenen Produzenten..." Ich mache beides so gerne. Oh, lass mich beides machen! Die Leute lieben es.
HH: Ja, ja, ist schon gut! Hattest du jemals Ambitionen, selbst Lieder zu schreiben?
Bob: Nein.
HH: Warum nicht?
Bob: Ich hab's nie probiert. Ich kann nicht Gitarre spielen, ich singe nur. Ich bin ein Sänger. Und ich bin sehr stolz darauf, was ich tue. Lass mich bitte nur singen. Ich könnte mit Songwritern nicht mithalten, ich meine, ich habe mein ganzes Leben lang mit Tony Clarkin gearbeitet, mit Magnum, also warum sollte ich?
HH: Was ist mit Texten?
Bob: Nein. Ich setze mich mit Tony zusammen wenn er die Lieder schreibt. Wir fangen an, sie aufzunehmen, und er setzt Text und Melodie zusammen und er sucht vielleicht nach einem Wort oder zwei... da kann ich dann sagen "Vielleicht dieses Wort oder jenes Wort"... das war's, ein kleiner Beitrag. Normalerweise schreibt Tony die ganzen Texte selbst. Er braucht mich nicht dazu. Ich bin kein Songwriter.
Aber ich bin der Sänger, und das ist es, was wir zusammen manchen. Wir arbeiten schon sehr lange zusammen. Er schreibt die Songs, spielt Gitarre, alle kommen und nehmen den Bass auf, die Keyboards, das Schlagzeug, und ich singe die Lieder. Ich mache alle Gesangsspuren auf dem Album. Auf der Bühne singen wir zu dritt, aber ich singe alles auf dem Album. So mögen wir das, so hört sich das gut an. Ich bin glücklich damit. Ich bin der Frontmann der Band, alle klatschen und johlen, das ist mein Gig. Es ist genug.
HH: Dein neues Album ist offensichtlich kein Konzept-Album. Würdest du uns was über die Texte erzählen?
Bob: Die Texte handeln von allem Möglichen. Beim ersten Song, "Heart Of Stone", geht's um die Trennung einer Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau... oder es könnte auch ein Mann und ein Mann sein, keine Ahnung, oder eine Frau und eine Frau. Es geht um, du weißt schon, "Hau ab, geh weg, ich mag dich nicht mehr, du behandelst mich wie Scheiße", aber es ist ein Rock'n'Roll-Song, er leitet das Album ein, wirklich sehr gut. Dann geht's über in "Moment Of Truth". Dieser Text kann in vielerlei Hinsicht gedeutet werden, es geht um sehr vieldeutige Dinge, verstehst du? Ich überlasse das dem Hörer.
HH: Was er für sich selbst da rausholt.
Bob: Ja. Ich könnte jetzt eine Menge sagen, die Songwriter könnten eine Menge sagen. Es kommt auf die Ohren des Hörers an und was er aus dem Lied heraushört. Also lasse ich es dabei. "Spirit Of Man", der Titeltrack, ist sehr eingängig, sehr stürmisch, es geht darum dass man zusammen hält und die Feinde kommen und "Lasst uns alle zusammen stehen und wir sind alles stolze Völker, kämpfe für dein Land und steh auf für deine Rechte" und all das ist "Spirit Of Man". Es geht darum, was man im Herzen hat.
HH: Das ist jetzt zwar ein ganz anderes Thema, aber dieses "Haltet zusammen" erinnert mich an die Terroranschläge in London und an die englische Anti-Terror-Gesetzgebung, die effektiv die eigenen Bürger bespitzelt. Was hältst du von diesen Gesetzen?
Bob: Ich denke, dass die Leute aufgrund dessen, was passiert ist, sehr viel Angst haben. Ich würde sagen dass die Regierung das Richtige tut. Nicht jeder stimmt damit überein, aber es muss etwas getan werden. Wir liegen jetzt mit den Terroristen im Krieg, nicht nur England, sondern überall.
HH: Denkst du, dass all diese Kameras (allein in London soll es über 20.000 geben - Kara) und die Gesetze gegen die Terroristen helfen werden?
Bob: Ich denke schon. Ich hoffe es. Es muss etwas getan werden. Du kannst dich nicht einfach zurücklehnen und sagen "Oh, es ist ein Eingriff in die Privatsphäre und in die Menschenrechte..." Das stimmt auf der einen Seite schon auch, aber es muss etwas getan werden, Terror in den Griff zu bekommen und zu verhindern, dass so schlimme Sachen je wieder passieren.
HH: Du denkst wirklich, dass das die richtigen Maßnahmen sind? Die Speicherung all dieser Daten, wer wann mit wem telefoniert... (die EU hat unter englischer Ratspräsidentschaft die Vorratsdatenspeicherung von Telefon- und Internetdaten verabschiedet - Kara)
Bob: ... ja, ich weiß, es bekommt den Beigeschmack von Big Brother und 1984. Es geschieht schon eine ganze Zeit. Ja, es ist schlecht, aber es ist passiert. Ich mag es nicht. Ich mag keine Kameras auf mich gerichtet sehen und dass mir Leute beim Telefonieren zuhören, aber etwas... Ich weiß nicht, es muss einen Grund dafür geben. Sonst lebe ich in England in einem Polizeistaat und das habe ich nicht gewählt.
HH: Also gehst du wählen.
Bob: Ich bin dagegen, ja. Aber ich versuche zu verstehen, warum sie es machen. Ich mag es nicht. Niemand mag es. "Hey, das ist ein Privatgespräch, verpiss dich!" Und all die Kameras, die dich ansehen. Aber es muss Gründe dafür geben. Vielleicht welche, die wir nicht verstehen. Ich mag es nicht. Aber ich kann nichts sagen, ich habe diese Regierung mit gewählt, also kann ich mich nicht beschweren. Vielleicht werde ich sie nicht wieder wählen. Eine Menge Leute im Vereinigten Königreich und in anderen Ländern sind absolut dagegen. Es steht mir nicht an, darüber etwas zu sagen, ich bin kein Politiker. Ich bin Sänger in einer Band.
HH: Ich war nur neugierig.
Bob: Passt schon. Ich mag es nicht. Jeder den ich kenne, mag es nicht. Es ist ein Eingriff in die Privatsphäre. Es muss aber einen Grund geben.
HH: Okay. Jetzt lass uns zurück zur Musik kommen.
Bob: Sicher! Oh bitte, ja.
HH: Lass uns über deine Familie sprechen. Deine Mutter hat dich immer unterstützt, sie hat Fanpost beantwortet, glaube ich...
Bob: Ja, sie heißt Ollie Catley. Sie hat den Informations-Dienst ins Leben gerufen. Sie hat mich sehr unterstützt. Die gesamte Familie hat mich sehr unterstützt.
HH: Hat sie oder jemand anders aus deiner Familie je versucht, dich davon abzuhalten, Musiker zu werden?
Bob: Als ich angefangen habe, vor vielen Jahren, war ich 18 und mit der Schule fertig und wusste nicht, was tun. Vielleicht einen Job bei der BBC... Ich habe Musik und Aufnehmen schon immer gemocht und habe viel mit Aufnahmegeräten und Mikrophonen rumgespielt. Ich wollte irgendwie dem Musikgeschäft angehören. Vielleicht nicht gerade in einer Band. Also habe ich erstmal einen Job bei der GPO Telekommunikationsgesellschaft angenommen, Telefone und so Zeug. All diese Drähte und so, es war sehr interessant. Dann bin ich auf die technische Oberschule gegangen, um den technischen Teil zu lernen. Ich war sehr jung. Und dann habe ich einen Haufen Typen getroffen, die in einer Art Band waren. Sie suchten nach einem Sänger. Wir sind ins Gespräch gekommen und ich sagte "Ja, ich kann singen!" - Lügner! So bin ich in die Band gekommen und so hat alles angefangen. Wir haben angefangen, Auftritte zu spielen, sieben Abende in der Woche. Ich habe mehr verdient als bei dem langweiligen Job, den ich hatte - und ich hatte mehr Spaß. So sagte ich "Ich bin weg, macht's gut!" Das war das letzte Mal dass ich einen Job hatte, als ich 18 war, eine lange Zeit ist das her. Und das war's, wirklich, ich habe mit dem Singen in verschiedenen Bands in den Sechzigern weitergemacht, dann 1972 habe ich angefangen, mit Tony zu arbeiten.
HH: Und deine Familie hat nie gesagt "Das ist nichts Gescheites, geh zurück zur Telekommunikation"?
Bob: Nein. Keine Chance. Ich hätte es eh nicht getan. Ich hatte so viel Spaß und es war genau das, was ich wollte. Ich lernte die ganze Zeit, wie man singt. Wie macht der das, weißt du. Das muss man so machen. Ich glaube nicht, dass jemand einfach als guter Sänger geboren wird. Man muss daran arbeiten. Es hat mich sehr viel Zeit gekostet.
HH: Hast du Vorbilder, Leute wo du sagst "Das ist ein guter Sänger, ich will so singen wie er"?
Bob: Ja. Als ich jung war, wollte ich immer Mick Jagger von den Rolling Stones sein.
HH: Du siehst aber viel besser aus als Mick Jagger.
Bob: Naja, ich weiß nicht. Er war damals mein Held. Dann wollte ich so singen wie Elvis Presley und dann wollte ich so singen wie David Coverdale und Ronnie James Dio und Steve Perry von Journey und Sam Cook und Frank Sinatra und Luciano Pavarotti... brilliante Sänger für mich. Aus dem Rock-Bereich, Pop, überallher. Ich habe überall kleine Stückchen mitgenommen, ich war sehr beeinflusst, jetzt natürlich nicht mehr, aber damals. Ich habe weiterhin in Bands gearbeitet und Leuten beim Singen zugehört und ich habe sie gesammelt und sie quasi in mir vereinigt. Dabei kam mein eigener Stil heraus.
HH: Und jetzt gibt es sicher einen Haufen junger Sänger die sagen "Ich will so singen wie Bob Catley". Ich denke, du hast einen großartigen Stil.
Bob: Toll! Dankeschön.
HH: Überall wo man dich hört, sagt man sofort "Das ist Bob Catley!"
Bob: Aber damit wurde ich nicht geboren. Ich musste daran arbeiten. Aber ich denke, jetzt hab' ich's.
HH: Du bist die letzten 30 Jahre Teil der Musikszene gewesen. Wie hat sich sich während dieser Zeit verändert?
Bob: Ich denke, es ist sehr viel härter geworden. Härter für die Bands, sich zu vermarkten, jüngere Bands. Ich meine, die großen Plattenverträge gibt es nicht mehr. Außer du bist Madonna. Entweder du bist groß, groß, groß oder du bist nichts. So zu sein wie Magnum, so zwischendrin, das ist sehr schwer mittlerweile, das war früher viel einfacher. Es gibt so viel Konkurrenz. Mir tun die jungen Bands leid, manche sind wirklich gut, aber sie bekommen die Durchbrüche nicht mehr. Es ist inzwischen sehr schwer, von einer Plattenfirma Geld für ein Video zu bekommen und es auf MTV zu bekommen und so Zeug. Das hat sich geändert. Das Internet hat alles geändert. In den alten Tagen bist du in die Abbey Road Studios gegangen, hast eine Menge Geld verbraten und bist dort sechs Monate geblieben. Jetzt geht eine Band in irgendein Schlafzimmer und "Auf geht's! Das klingt gut!" - nimmt ein Album auf. Jeder der will, kann etwas selbst herstellen. Aber ich denke auch, dass es immer noch eine großartige Sache ist, in einer Band sein zu wollen und ich würde jeden ermutigen... ja, mach es. Aber erwarte nicht, sofort dafür bezahlt zu werden, das wird erst später kommen, wenn du ein paar Alben verkaufst. Hm, ich schätze, es ist doch nicht so verschieden zu früher. Aber eine Menge Bands verkaufen ihre Alben jetzt im Internet, sie scheren sich nicht um Plattenfirmen oder Plattenläden. Eine Menge Plattenläden machen dicht, weil die Leute ihr Zeug im Internet kaufen. Ich denke, das ist nicht gut. Es ist zwar gut für sie. Aber wo soll ich durch die Stapel an Platten wühlen? Die Plattenläden verschwinden. Jeder bekommt sein Zeug von amazon.co.uk oder amazon.com und Napster und dem ganzen Zeug. Nur um ein bisschen Geld zu sparen, was mich ärgert, weil ich auf der anderen Seite des Zauns stehe. Es ist zwar toll wenn du billige Musik für einen Appel und ein Ei bekommst, du kannst diese iPods haben mit Millionen von Liedern, das hat es alles in der alten Zeit nicht gegeben.
Du hast ein Album gekauft und die Nadel draufgesetzt und zugeschaut, wie sie rundum gegangen ist. Du hast das Artwork angeschaut auf einem 12" Album und das ist jetzt alles weg, es gibt nur noch die Millonen Tracks. Was für die Leute toll ist, aber... ich mag es auf die alte Art.
HH: Also hast du keinen iPod.
Bob: Auf keinen Fall! Ich habe auch keinen Computer.
HH: Du bist also ein Vinyl-Fan?
Bob: Ja, ich wünschte das alles würde zurückkommen. Bei den CDs brauchst du ja ein Vergrößerungsglas um das Cover anständig anschauen zu können. Die alten Platten, mit Bildeinbänden und dem ganzen tollen Zeug, das gibt es alles nicht mehr, danach sehne ich mich.
HH: Wie hast du dich in den letzten 30 Jahren verändert?
Bob: Ich bin älter geworden. *lacht* Und weiser. Und reicher. Hoffe ich. Glaube ich. Ich bin immer noch derselbe. In meinem Kopf bin ich immer noch 18. Im Herzen. In meinem Kopf bin ich dumm. Ich bin jetzt ein alter Knacker, aber das ist mir egal. Ich gehe immer noch auf die Bühne und hüpfe auf und ab. Ich glaube nicht, dass das viele Typen in meinem Alter könnten, Abend für Abend für Abend. Ich habe es immer noch in mir und ich bin immer noch ein Kind. Ich werde ganz aufgeregt, so "Oh, wir gehen auf Tour, uuh, wie wird wohl der Bus sein, uuh, schau mal, da ist Bier im Kühlschrank, fantastisch, auf geht's!" Es reizt mich immer noch. Ich bin nicht erwachsen geworden und ich werde es auch nie. *lacht*
HH: Wie ist es für dich, mit den anderen Jungs auf Tour zu sein, gibt es Ärger zwischen euch, weil ihr so viel Zeit miteinander verbringt, reiben sich die Charaktere aneinander?
Bob: Nein. Du kannst dir unterwegs nicht aus dem Weg gehen. Du siehst die Jungs im Bus oder im Umkleideraum oder beim Soundcheck oder beim Essen im Gemeinschaftsraum, ihr seid immer zusammen. Tag für Tag für Tag. Und es ist gut. Wir mögen uns. Es gäbe uns sonst nicht. Ich weiß nicht, ob es für andere Bands genauso ist. Wir haben keinen Streit und keine Auseinandersetzungen, manchmal eine kleine Meinungsverschiedenheit hie und da. Kleine Dinge, nicht mehr.
HH: Man hört schon, dass andere Bands ständig streiten, weil sich sich auf engem Raum nicht abkönnen.
Bob: Das könnten wir nicht. Es sollte auch nicht so sein.
HH: Jetzt zu etwas völlig anderem: Kennst du das Edguy-Cover von "The Spirit"?
Bob: Ich habe es hier. Tobi hat mir und Annie, meiner Managerin, ein paar Scheiben geschickt. Es ist großartig, eine wirklich gute rockige Version. Naja, ich mag Edguy eh sehr gerne, die können bei mir nichts falsch machen.
HH: Wie war es, der Baum der Erkenntnis auf Avantasia zu sein?
Bob: *lacht* Großartig. Tobi nennt mich den Baum. "Meine besten Grüße an den Baum." Ich nenne ihn Arschgesicht. *lacht* "Du bist das Arschgesicht, ich bin der Baum." Wir kommen gut miteinander aus. Ja, ich habe dieses Album sehr genossen, ich war sehr stolz darauf, mit Tobi zusammen zu arbeiten und ich freue mich schon darauf, wieder mit ihm zu arbeiten. Vielleicht bald.
HH: Sind konkrete Projekte in Planung?
Bob: Im Moment nicht. Wenn Zeit ist. Momentan habe ich genug zu tun.
HH: Mit Magnum und deinem Soloalbum...
Bob: Ja, es wird Ende Januar erscheinen. Ich muss dich jetzt leider rausschmeißen, ich habe noch zwei andere, die warten und dann muss ich zum Soundcheck... es tut mir leid.
HH: Passt schon. Danke für das nette Gespräch!