Interview
Interview mit Into Eternity (26.03.2004)
Into Eternity setzen sich mit ihrer Musik zwischen alle Stühle, indem sie das Beste aus den Bereichen Prog und Death Metal in ihrer Musik vereinen. Aber dass sie damit Recht haben, zeigen die durchweg guten Bewertungen in vielen Medien. Tim Roth (Voc./Git.) stellt die Band ein wenig genauer vor.
HH: Hi, wie geht's dir? Erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album "Buried In Oblivion", das ein ziemlich großartiges Stück Heavy Metal Musik geworden ist. Dummerweise habe ich vorher noch nichts von Into Eternity gehört, kannst du uns deshalb einen kleinen Überblick über die Bandgeschichte geben?
Tim: Also, die Band gibt es seit 1997, wobei der Kern der Band immer der gleiche geblieben ist, Jim (Drums), Scott (Bass) und ich (Clean Death Vocals / Gitarre). 1998 haben wir dann einfach so zum Spaß ein Album mit den Songs aufgenommen, die wir gerade hatten. Auf diesem selbstbetitelten Album habe ich den kompletten Gesang übernommen. Scott dachte dann, es wäre cool, einfach 50 Kopien an einige Labels zu schicken und wir haben Tonnen an Antworten erhalten. DVS war dabei das einzige Label, das nicht von uns verlangte, dass wir unseren Sound ändern, weshalb wir bei ihnen unterschrieben haben. Der Vertrag ging aber nur über zwei Alben für Europa. 2001 haben wir dann "Dead Or Dreaming" in Europa veröffentlicht und waren einen Monat auf Tour. Während dieser Zeit standen wir auch in Kontakt mit Century Media. Bei CM haben wir dann 2002 einen Vertrag über fünf Alben unterschrieben und ausserdem wollten sie "Dead Or Dreaming" auch in den USA und in Kanada veröffentlichen, das war irgendwann im Herbst. Im Januar waren wir dann auf US-Tour mit Hate Eternal, Kataklysm und Dying Fetus. Danach nahmen wir zwischen April und September 2003 unser drittes Album "Buried In Oblivion" auf. Zwischendrin haben wir dann auch einige westkanadische Touren absolviert, was uns zum Hier und Jetzt bringt. Das Album ist inzwischen weltweit erhältlich und zugleich unser erstes Album für Century Media.
HH: Eure Musik ist ziemlich komplex und ihr versteht es, einen großartigen Mix aus progressiven und Death Metal Elementen zu kreïren. Während viele Bands normalerweise in einem der Bereiche bleiben - entweder sie spielen härteren Progressive Metal oder technischen Death Metal - mixt ihr das Beste aus beiden Welten zusammen und setzt euch damit zwischen alle Stühle. Wie seid ihr auf dieses Konzept gekommen?
Tim: Das habe ich schon immer in meinen Bands gemacht und das schon seit 1992. Von Cynic war ich zum Beispiel wahnsinnig fasziniert, die ja einen ähnlichen Stil hatten und sowohl Death Metal als auch cleanen Gesang in ihrer Musik vereinten. Wir haben uns also nicht hingesetzt und überlegt, welche verschiedenen Stile wir in einem Song vereinen könnten. Ich denke, dass es keine Regeln im Metal gibt, zumindest nicht in unseren Augen. Meine vorherige Band hatte zwar keinen Plattenvertrag, aber wir haben schon immer diese Art von Musik gemacht. Das war zwar primitiver, aber dafür haben wir heutzutage mehr Energie und uns auch spieltechnisch um 100% gesteigert.
HH: Ich glaube, für viele Leute ist eure Musik zu komplex, während sie für andere gleichzeitig zu brutal ist. Wie reagieren denn die unterschiedlichen Hörer auf euch, wie reagiert zum Beispiel der Proggie oder der Deather?
Tim: Ich denke, die Leute sind heutzutage ziemlich open-minded. Viele andere Bands kombinieren verschiedene Elemente und Gesänge, um ihre Musik zu verbessern. Hör dir einfach mal die Alben von God Forbid, Arch Enemy, Shadows Fall oder Killswitch Engage an und du weißt, was ich meine. Einige unserer Fans wollen natürlich, dass wir nur Death Metal Gesang benutzen und andere betteln, dass wir nur cleane Vocals einsetzen. Das wussten wir aber schon, als wir mit dieser Musik angefangen haben. Ich denke, dass wir die verschiedenen Stile ziemlich gleichwertig einsetzen und wenn du dir das Album ein paar mal angehört hast, gewöhnst du dich daran.
HH: Habt ihr schon mal überlegt, nur einen dieser Stile zu spielen und den anderen beseite zu lassen, also, entweder ein reines Prog Album oder eine reine Death Scheibe einzuspielen, um damit ein breiteres Publikum zu erreichen?
Tim: Nein, nicht wirklich. In der Tat hat es uns zwei Jahre gekostet, einen Plattendeal zu bekommen, weil wir unseren Stil nicht ändern wollten. Damit würden wir uns wohl verkaufen. Wir spielen diese Art Musik, weil es immer interessant ist und uns auch von anderen unterscheidet. Hoffentlich erreichen wir irgendwann ein breiteres Publikum mit der Musik, die wir spielen und spielen wollen.
HH: Ein paar Worte zu den Texten. Ich habe leider wieder mal keine Texte vorliegen, kannst du uns kurz was darüber erzählen? Steckt zum Beispiel ein lyrisches Konzept hinter "Buried In Oblivion"?
Tim: Es steckt insofern ein Konzept dahinter, als dass sich die verschiedenen Texte um recht ähnliche Themen wie Tod, Depressionen und Sorgen drehen. Der Text zu "Splintered Visions" behandelt das Thema Pillensucht, "Point Of Uncertainty" dreht sich um einen Typ, der die Band mal über's Ohr gehauen hat. Es dreht sich grundsätzlich um seinen Untergang und wie er vielleicht mal enden wird. "Beginning Of The End" handelt vom Weltuntergang, die Welt bewegt sich langsam dem Ende zu. Die Zeit, in der wir Texte für das Album schrieben, war sehr hart für uns, weil Rob (Git.) und ich Familienmitglieder verloren haben, die uns sehr nahe standen. Deswegen war das Album auch ein gutes Ventil für uns. Es war auch das erste Album, bei dem ich beim Texten unterstützt wurde. Die beiden vorigen Alben habe ich allein gemacht. Es war ziemlich cool, verschiedene Sichtweisen zu einem Thema zu haben.
HH: Ihr wart vor kurzem mit Kataklysm, Dying Fetus und Hate Eternal auf Tour, die bekanntlicherweise auch brutalen und technisch anspruchsvollen Metal spielen. Haben euch diese Bands in punkto Songwriting beeinflusst?
Tim: Nein, überhaupt nicht, weil zum Zeitpunkt der Tour bereits 90% unseres Songmaterials geschrieben waren. Der letzte Gig war glaube ich am 1.März 2003 und im April sind wir ins Studio gegangen. Wir haben aber sehr viel von diesen Bands gelernt, alle waren sehr professionell und hatten auf der Bühne Unmengen an Energie. Wir mussten uns wirklich wahnsinnig steigern, weil sie alle so verdammt intensiv waren. Was auch sehr schön war: jeder hat uns mit Respekt behandelt, auch wenn wir die Shows nur eröffnet haben. Wir hatten viel Spaß und werden ihre Großzügigkeit nicht vergessen.
HH: Wovon lasst ihr euch beeinflussen?
Tim: Jeder in der Band hat verschiedene Einflüsse. Ich bin mit dem Bay Area Thrash der späten 80er aufgewachsen, mit Bands wie Sanctuary, Forbidden, Exodus, Megadeth oder Annihilator. Dann kam der ganze Death Metal Boom und da hat sich dann wieder alles verändert, ich habe dann Bands wie Death, Deicide oder Cynic gehört. Aber auch andere Bands hatten Einfluss auf mich, Fates Warning, Dream Theater, Nevermore oder Carcass. Heutzutage gibt es so viele gute Bands und ich könnte die Liste endlos fortsetzen, Shadows Fall, Symphony X, Killswitch Engage, Zero Hour und Pain Of Salvation, um nur einige zu nennen.
HH: Wie sieht's denn mit einer Tour in Europa aus? Werden wir euch auch in Deutschland live sehen?
Tim: Darüber habe ich neulich mit der deutschen Niederlassung gesprochen und sie versuchen wirklich alles, um uns dahin zu bringen. Vielleicht wird das ja was im Mai oder Juni 2004. Ich kann's kaum erwarten, in Europa wieder zu spielen, es ist schon viel zu lange her, dass wir dort waren. Vielleicht spielen wir auch auf einigen großen Festivalbühnen. Deutschland ist ein schönes Land, und wenn du's genau wissen willst, mein Großvater wurde da geboren, meine Wurzeln liegen also in Deutschland.
HH: Stell' dir mal vor, "Buried In Oblivion" wäre eine Pflanze. Was für eine wäre das und warum?
Tim: Also, ich haben keinen grünen Daumen, deshalb würde bei mir vermutlich jede Pflanze eingehen! :-) Vielleicht wäre es ein Giftefeu. Die Musik verteilt sich in deinem Blut, wie das Gift der Pflanze. Und das einzige Gegenmittel wäre, das Album zu kaufen!
HH: Ok, das war's. Vielen Dank für deine Zeit und dass du die Fragen beantwortet hast. Zum Abschluss noch ein paar Worte?
Tim: Vielen Dank für eure Unterstützung! Hoffentlich werde ich euch alle sehen, wenn wir auf Tour sind. Und hört euch unser neues Album mal an und schaut auch auf unserer Homepage für alle Informationen rund um die Band vorbei www.intoeternity.com. Keep it Metal!!!!