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Festival-Bericht
Summer Breeze 2023
mit In Flames, Powerwolf, Musikverein Illenschwang, Kataklysm, Megadeth, Sepultura, U.D.O., Gutalax, Be'lakor, Terror, Grave Digger, Obituary, Fit For An Autopsy, Legion Of The Damned, Eluveitie, Abbath, Excrementory Grindfuckers, Nervosa, Implore, Dragonforce, Rage, Tankard, Killswitch Engage & Trivium
Flugplatz Sinbronn, Dinkelsbühl 16.08. - 19.08.2023
Alle Jahre wieder ist sie groß, die (Vor-)Freude auf das Summer Breeze im beschaulichen Dinkelsbühl. Deshalb verwundert es auch nicht, dass der Campingplatz bereits am Dienstag wieder prall gefüllt ist. Bei bestem Wetter ist feiern bis zum Abwinken angesagt, untermalt wird das Ganze mit einer illustren Schar an Bands, die einem die kommenden Tage mehr als nur versüßen.
Mittwoch, 16.08.2023
Traditionen haben so ihre Tradition beim Summer Breeze und so begibt es sich, dass auch 2023 der Reigen wieder mit der Blasmusik Illenschwang eröffnet wird. Wie immer können sich die Musiker*innen über ein brechend volles Infield freuen. Auch mit neuem Dirigenten überzeugt die Kapelle auf ganzer Linie. Etliche Crowdsurfer, Headbanger und natürlich die ewig langen Polonaisen duch's Publikum zeugen von der ausgelassenen und freudigen Stimmung. Wie immer ein hervorglänzender Einstieg, der Lust auf mehr macht.
Kataklysm beglücken uns in diesem Sommer nicht nur auf einigen exklusiven Release-Shows (die ich leider wegen Summer Breeze nicht besuchen kann, man muss halt Prioritäten setzen), aber wenn die Kanadier schon mal da sind, dürfen sie beim Summer Breeze nicht fehlen. Kataklysm geben von Beginn an Vollgas und nehmen keine Rücksicht auf Befindlichkeiten. Während sich Maurizio zunächst noch etwas irritiert gibt ob des zu kleinen Moshpits, so erhellt sich seine Mine spätestens beim alles zermalmenden "As I Slither", bei dem nicht nur die Grabenschlampen ins Schwitzen kommen, sondern auch im Publikum angesichts der Menge an Crowdsufern die Schweißperlen zu rinnen beginnen. So kann man Kataklysm erneut attestieren, wohl mit einer der intensivsten Live-Acts dieses Jahr zu sein, obwohl das Festival noch so jung ist.
Megadeth durfte ich wenige Tage vorher bereits in Wacken "genießen" wobei der Auftritt im Hohen Norden einen eher schalen Beigeschmack hatte. Entsprechend gemischt sind meine Gefühle, das Dave Mustaine und Co. auf der Bühne erscheinen. Megadeth starten wieder mit "Hangar 18" und haben damit das Publikum sofort auf ihrer Seite. Untermalt wird jedes Lied mit riesigen Animationen auf den LED-Wänden, die sich thematisch mit den Songs auseinandersetzen. Klar, dass Vic Rattlehead hier im Focus steht und sich fröhlich grinsend durch allerhand Leute und militärisches Gefährt schnetzelt. Auch wenn Megadave nach wie vor nicht sonderlich viel Kommunikation Richtung Publikum betreibt, so frisst ebenjenes ihm durchaus aus der Hand und quittiert jeden Song mit entsprechendem Jubel. Die Band an sich wirkt auch deutlich engagierter und motivierter als beim erwähnten Auftritt in Wacken so dass man Megadeth hier einen gelungenen und überzeugenden Gig attestieren muss.
Zu später Stund darf nochmal das Groove-Bein geschwungen werden, denn Sepultura bitten zum Tanz. Die Brasilianer sind extremst gut drauf, allen voran natürlich Derek Green, der gewohnt agil auf der Bühne unterwegs ist und immer gekonnt den Animateur gibt. Das Set besteht natürlich aus Songs neueren Datums, aber den meisten Zuspruch erhalten Sepultura dennoch, wenn alte Kamellen ausgepackt werden. So steppt der Bär zu "Territory" fast noch mehr als zu "Arise", am bewegungsfreudigsten ist das Publikum aber ganz am Ende, als "Roots" durch die Boxen pulsiert.
U.D.O. hatten schon mal bessere Plätze im Billing, nachts um eins ist der ein oder andere dann vielleicht doch nicht mehr so fit. Aber das macht dem guten Udo Dirschneider gar nichts aus und so haut das Heavy Metal Urgestein auch spät nachts einen Klassiker nach dem anderen in absolut professioneller Manier raus. Udo ist gut gelaunt, die Anwesenden auch. Udo verbreitet gute Stimmung, die Zuschauer geben es dankend zurück. Die Show ist natürlich auf eine gewisse Art durchgestylt, aber da hab ich in der Vergangenheit schon deutlich steifere Auftritte gesehen. Jedenfalls präsentiert sich Udo sehr locker, hat Spaß in den Backen und heizt dem Publikum mit einem reichhaltigen Fundus von Klassikern ein, das am Ende freudig grinsend von dannnen zieht.
Donnerstag, 17.08.2023
Gutalax erspielen sich in den letzten Jahren durch ihre energiegeladenen Shows einen gewissen Kultstatus und so verwundert es auch nicht, dass das Infield vor der Mainstage brechend gefüllt ist. Viele Besucher sind mit obligatorischen Toilettenutensilien wie Klobürste und -papier bewaffnet, um die nicht immer ganz geschmackssichere Show der Tschechen adäquat zu zelebrieren. Bei sengender Hitze toben sich Band und Publikum aus als gäbe es kein Morgen mehr und feiern als Höhepunkt die Veröffentlichung des neuen Gutalax Videos "Diarrhero".
Deutlich ruhiger und gediegener geht es bei Be'lakor zu Werke. Der intensive und anspruchsvolle Melodic Death Metal der Australier lädt dann zwar zum Headbangen ein und auch ein überschaubarer Circle Pit zollte den Jungs Tribut, doch letztendlich genießt das Publikum die Darbietung und erfreut sich epischer Werke wie "Countless Skies", das mit ca. zehn Minuten Spielzeit ungewöhnlich viel Platz im Set in Anspruch nimmt, aber dennoch trotz Mittagssonne genau wie der Rest des Sets für Gänsehautstimmung sorgt.
Wer bei Gutalax noch nicht genug Workout hatte, kann das bei Terror nachholen. Terror nehmen keine Rücksicht auf irgendwelche Befindlichkeiten, weder auf die pralle Hitze noch auf den staubtrockenen Untergrund. Terror geben Gas und wie! Hier bleibt kein Stein auf dem anderen und das Publikum weiß dies zu schätzen. Gemäß der Beobachtungen von außen dürfte sich im Anschluss an diesen Gig der ein oder andere über eine fulminante Staublunge gefreut haben. Die Stimmung wird von Song zu Song besser und der Pit immer größer. Respekt vor denjenigen, die nach diesem Power-Auftritt noch nicht genug hatten!
Lange ist's her, dass Grave Digger auf meiner persönlichen Karte standen, entsprechend baff bin ich, zu sehen, wie alt die Band (und damit auch ich) inzwischen geworden ist. Aber egal, das stört hier keinen, vor allem keinen Chris Boltendahl, der engagiert und gut gelaunt auf der Bühne stolziert und einen guten Draht zum Publikum pflegt. Aber nicht nur lockere Sprüche hat der Gute im Gepäck, nein, auch eine ganze Palette Teutonenstahl, über den sich das Publikum freuen kann. Da marschieren die Clans, das Gesetz wird gebrochen und der "Heavy Metal Breakdown" zelebriert. Dem Publikum schmeckt's, vornehmlich natürlich die Klassiker und so wird die Band standesgemäß gefeiert. Vielleicht nicht ganz, denn der Andrang insgesamt hält sich dann doch in Grenzen. Vielleicht ist die Band dann doch etwas in die Jahre gekommen.
Obituary machen seit eh und je das Gleiche und das ist gut so in diesen sich so schnell ändernden Zeiten. Von Obituary bekommt man, was man von Obituary erwartet: stampfenden, treibenden und nackenverzwirbelnden Florida Death Metal, der sofort in Mark und Bein übergeht. Das erstaunliche an diesem Auftritt ist allerdings nicht die Routine und Intensität mit der die Jungs ihre Hits rausballern, sondern, dass John Tardy tatsächlich sowas wie Kontakt zum Publikum sucht! Entweder war der Guteste besonders gut drauf oder besonders dicht, aber so viel reden und kommunizieren hab ich ihn noch nie gesehen. Cool.
Volles Haus bei Trivium. Kein Wunder, denn die Truppe aus Florida ist seit Jahr und Tag nicht nur für intensive Alben und Song mit Killerrefrains bekannt, sondern auch für schweißtreibende Shows. Und so darf sich das Summer Breeze heuer auf ein absolutes Spektakel freuen. Matt Heafy und Co. sind bester Laune und steigen fullminant in ihr Set ein. Diese Energie soll sich dann auch wie ein roter Faden durch das Set ziehen, bei dem Matt immer wieder mit sympathischen Ansagen und kleinen Anekdoten punktet. Auch wenn das Infield proppevoll ist und jeder singt, tanzt, mosht und die Stimmung zum kochen bringt, so sind Trivium der Meinung, dass die Zuschauer beim Brutal Assault wohl besser gewesen seinen. Dieser infamen Unterstellung tritt das Summer Breeze Volk sofort entschieden entgegen und presst den letzten Tropfen Energie aus sich heraus, was Matt schelmisch grinsend quittiert. So geht es euphorisch weiter, bis Matt schließlich für ein Solo in den Fotograben steigt und so nochmal näher am ausrastenden Publikum ist. Wie Headliner geht, wissen Trivium ganz genau und sie zeigen das in aller Deutlichkeit beim Summer Breeze 2023.
Keine Erwartungen habe ich an Frog Leap, aber die wurden vollends erfüllt. Während viele das als Youtube-Kanal gestartete Cover-Projekt des Norwegers Leo Moracchioli wohl kennen, ist mir die Truppe unbekannt. Aber das soll sich an diesem Abend zu positiven verändern. Leo und Co. verwursten viele bekannte Hits, darunter "House Of The Rising Sun" oder "Hello" von Adele, die im harten Metalgewand gar nicht mal so schlecht klingen. Dazu gesellen sich dann lockere Sprüche, die den Anwesenden immer wieder ein Grinsen oder Lachen ins Gesicht zaubern. Garniert mit einer fulminanten Show und weiteren Hits ("Eye Of The Tiger") zelebrieren Frog Leap eine zauberhafte Show, bei der auch gerne Mal die Instrumente gewechselt werden. Als dann zum Ende hin Roxette mit "Listen To Your Heart" bedacht und die Cranberrie-Zombies beschworen werden, haben Frog Leap schon längst gewonnen und dem Publikum eine Stunde bester Unterhaltung geboten.
Freitag, 18.08.2023
Vor Fit For An Autopsy gab es ja schon die ein oder andere Möglichkeit, sich wachrütteln zu lassen, wer diese aber nicht wahrgenommen hat, ist bei der Truppe aus New Jersey goldrichtig. Mit brutalem Sound und jeder Menge Spaß in den Backen verpassen sie den Anwesenden eine ordentliche Fönfrisur, die sich nur durch Dauerheadbangen oder Circle Pit Gekreisel einigermaßen im Zaum halten lässt. Glücklicherweise passen auch die Grabenschlampen auf das Publikum auf und bieten Abkühlung mit dem Wasserschlauch, bevor sich der Pit kollektiv in eine Wall Of Death stürtzt. Wer danach noch nicht wach ist, dem ist nicht mehr zu helfen, aber Fit For An Autopsy haben sich den Applaus am Ende ihres 45 minütigen Sets redlich verdient.
Bitte nehmen Sie Ihren Platz ein, schnallen Sie sich an, denn Legion Of The Damned bitten zum Tanz. Alternativ kann man natürlich auch einfach die Matte kreisen lassen, was die meisten tun, sich im Circle Pit fit halten oder entspannt über die Menge hinweg surfen. Alles Optionen, die sich bei den äußerst gut aufgelegten Holländern bieten. Egal ob Klassiker oder neues Material der Marke "Beheading Of The Godhead" Legion Of The Damned bieten Kraftfutter allererster Güte und knallen ein Riffgewitter raus, das sich gewaschen hat. Dabei merkt man gar nicht, dass mit Fabian Verweij ein relativ neuer Gitarrist an Bord ist, die gesamte Mannschaft bietet eine tighte Performance, an der es nichts auszusetzen gibt.
Was soll man zu Powerwolf schon noch großartig schreiben? Dass die Band ein absolutes Zugpferd beim Summer Breeze ist? Dass gefühlt 100000 Jünger*innen vor der Bühne stehen und Fronter Attila Dorn quasi aus der Hand fressen? Dass die Stimmung bei Krachern wie "Amen And Attack", "We Drink Your Blood" und "Werewolves of Armenia" am Überkochen ist? Dass die Ansagen Attilas einmal mehr vorhersehbar sind, er das Publikum damit aber trotzdem wieder zum Schmunzeln und Lachen bringt? Ja, das alles kann man schreiben und das alles trifft auch beim Summer Breeze 2023 zu. Einen zusätzlichen Hingucker haben die Jungs allerdings mit der Videoleinwand im Hintergrund im Gepäck, denn dort gibt es passend zu den Songs verschieden animierte Hintergrundbilder, bei denen man meinen könnte, sie wären real. Schon cool, wie ein Schiff im Wasser "tanzt" oder der Wolf sich mal als Sensenmann, König oder Kriegsherr verdingt. Auch cool die Animation des Wolfes auf den Seitenleinwänden, der mal eben über die Summer Breeze Bühne lugt, um sich ein Bild vom Publikum zu machen. Keine Frage, von der Stimmung her gehört dieser Auftritt definitiv zu den Highlights des SB 2023.
Nach Powerwolf dürfen Eluveitie dem Publikum vor der Mainstage nochmal einheizen. Das gelingt mir ihrer Mischung aus Melodic Death und Folk Metal überwiegend sehr gut, vor allem auch, weil immer noch sehr viele Menschen vor der Bühne versammelt sind, die den mal garstigen, mal getragenen Klängen der Schweizer lauschen. Gekonnt moderiert Bandleader Torsten Sträter, äh, Chrigel Glanzmann durch das Set, das eine gelungene Mischung aus Klassikern und neuerem Material zu bieten hat. Zwischen Flöten, Harfen, Drehleier, harten Gitarren, vielfältigem Gesang und pumpenden Schlagzeug mosht, tanzt und singt sich das Publikum durch ca. 70 Minuten erstklassiger Musik und zieht schließlich glückseelig von dannen.
Abbath nebeln wie schon in Wacken die Bühne wieder mit unglaublich viel Rauch ein, so dass die Sicht nur bis zum Bühnenrand reicht, egal, ob man vor oder auf der Bühne steht. Nichtsdestotrotz hat Abbath alles im Griff, Mimik und Gestik sitzen und werden grimmig zur Schau getragen, während das Publikum wahlweise staunt oder die Matte kreisen lässt. Jubel am Ende der Songs ist aber immer garantiert, vor allem als Abbath den Immortal Song "One By One" ausgräbt und zum Besten gibt. Als Sahnehäubchen präsentiert Abbath noch eine Feuerspuk-Einlage, die auch beim Publikum gut ankommt. Ich denke in Wacken waren Abbath einen Tacken besser, aber enttäuscht wird an diesem Abend definitiv niemand.
Samstag, 19.08.2023
Neuer Tag, neues Glück, Morgensport mit den Excrementory Grindfuckers. Pünktlich zur Mittagszeit betreten die Jungs in Steinzeitkostümen die Band, um mit "The Final Grinddown" oder dem "Grindcore Out Of Hell" auf Jagd zu gehen. Das sorgt für ordentlich Stimmung, die sich in mehreren riesigen Polonäsen, Mosh- und Circle Pits niederschlägt. Wer davon noch nicht genug hat, der darf sich dann noch über den Grindfucker-Dino freuen, der lustig von der Bühne watschelt und schließlich ein Crowdsurfer-Bad in der Menge nimmt. Hut ab vor so viel Spaß und Engagement!
Wem die Grindfuckers zu grindig sind, der darf sein Glück anschließend bei Nervosa probieren. Thrash Metal ist angesagt, mal zünftig schnell, mal groovig langsam, aber immer mit einer gehörigen Portion Groove. Die Brasilianerinnen freuen sich wie Bolle, hier spielen zu dürfen und heizen dem Publikum ordentlich ein. Die Stimmung ist gut aber nicht überragend, nach drei Tagen Festival und bei einer Bullenhitze zur Mittagszeit auch nicht verwunderlich. Dennoch ist der Gig als gelungen zu bezeichnen, zumindest den zufriedenen Gesichtern zu folge, die sich im Anschluss Richtung Bierstand bewegen.
Wer gerne mal vom Zug überfahren werden möchte, der sollte sich eine Implore-Show reinziehen. Das international aufgestellte Quartett bietet eine absolut hammermäßige und energiegeladene Show, die sich gewaschen hat. Implore gehen von Beginn an steil und punkten mit viel Bewegung, tightem Spiel und erwachsenen Ansagen. Im Publikum gibt es entsprechende Reaktionen, die sich vornehmlich in good friendly violent Fun widerspiegelt. Der Mob tobt, die Haare fliegen und die Band verausgabt sich auf der Bühne. Wer von dieser Energie nicht mitgerissen wird, ist entweder tot oder Fan der Kelly Family. Hut ab und schade, dass es die Band inzwischen nicht mehr gibt.
Dragonforce sind lange Zeit von meiner musikalischen Landkarte verschwunden, Zeit also, sich anzuschauen, was sich im Land der Drachen und Feen so alles getan hat. Ja, auch 2023 sind Dragonforce im Namen aller Geschwindigkeitsrekorde unterwegs. Das Bühnenbild im Arkade-Design passt dazu genauso wie die Videosequenzen auf Warcraft-Basis. Das alles untermalt den Irrwitz, der auf der Bühne an den Instrumenten zelebriert wird und befeuert die Stimmung im Rund. Ja, auch 2023 sind Dragonforce immer noch eine Macht auf der Bühne und mit einem Bier in der Hand gemütlich anzuschauen.
Bei Rage ist erstmal gediegenes Headbangen angesagt, denn in größter Mittagshitze will keiner so richtig die Sau rauslassen. Abgesehen von Gitarrero Jean Bormann, der auf der Bühne den Derwisch mimt und einiges an Kilometern abreist. Sänger Peavy dagegen freut sich über Tourshirt aus den 80er/90er Jahren und hat die Meute bei älterem Material der Marke "Solitary Man", "Nevermore" oder "Refuge" ebenso im Griff wie bei Mitsingkrachern a la "End Of All Days", "Don't Fear The Winter" und dem finalen "Higher Than The Sky". Fulminanter Auftritt, der ruhig hätte länger dauern dürfen.
Bei Tankard ist natürlich immer Stimmung, auch wenn mir Gerre dieses Mal etwas gezügelter erscheint als beim letzten Auftritt. Natürlich weiß er wie man das Tankard-Publikum anfassen muss, um maximale Stimmung zu erzeugen, dennoch werde ich den Eindruck nicht los, dass er nicht ganz so darf wie er gerne möchte. Politische Statements bleiben diesmal überwiegend auf der Strecke, aber dafür lässt die Band mal wieder allerhand Klassiker vom Stapel. Neben "Rectifier" und "The Morning After" dürfen auch "Chemical Invasion" oder "Zombie Attack nicht fehlen. Dass es sich auch diesmal wieder um einen absoluten Siegeszug der trinkfesten Thrasher handelt ist selbstverständlich ebenso wie die großartige Stimmung vor und auf der Bühne.
Killswitch Engage sind für mich Neuland, deshalb ab vor die Bühne zu den anderen gefühlt 40k Leuten, die dem Auftritt der US-Kapelle entgegenfiebern. Kein Wunder, denn zum einen handelt es sich hier um das Summer Breeze Debüt der Jungs, zum anderen kann die Truppe um Jesse Leach und Gitarrero Adam Dutkiewicz auf eine imposante Karriere mit allerlei Hits zurückblicken. Und so verwundert es nicht, dass sich Killswitch Engage extrem spielfreudig zeigen, aber auch den Kontakt zum Publikum suchen und deshalb im Fotograben mit den Fans abklatschen. Das erzeugt formidable Stimmung, aber auch die Jungs auf der Bühne zeigen sich ob der Publikumsperformance begeistert. Immerhin dürfen sie sich über teilweise vier gleichzeitige Circle Pits freuen. Auch die Crowdsurfer, die stehenderweise auf anderen Crowdsurfern über die Menge schweben, haben es den Jungs angetan. Und so geht es bei Stücken wie "The Arms Of Sorrow" oder "A Bid Farewell" oder "The Signal Fire" und "The End Of Heartache" rund bevor das Ganze in Dio-Cover "Holy Diver" sein formidables Ende findet.
Mit etwas Verzögerung entern In Flames schließlich als Main-Act die Bühne und servieren von Beginn an gleich das volle Brett. "The Great Deceiver" und "Pinball Map" sorgen für ordentlich Bewegung in einem Monster- und diversen kleineren Circle-Pits am Rande. Erst nach ein paar weiteren Songs richtet sich Fronter Anders Friden erstmals ans Publikum für etwas Smalltalk und lässt es sich dabei auch nicht nehmen, die positive Atmosphäre in sich aufzusaugen. Während des Sets sitzt der Gute immer wieder teilweise mehrere Minuten schweigend und staunend am Bühnenrand und genießt einfach die Stimmung und die riesengroße Party, die da zu seinen Füßen stattfindet.
Für ihr Set greifen In Flames nicht nur auf aktuelles Material zurück, sondern bieten mit "Behind Space" oder "The Hive" auch Fans der ersten Stunde etwas. Überhaupt lassen In Flames lieber ihre Songs sprechen, entgegen bisheriger Headliner der vergangenen Jahre verzichten die Schweden auf eine extravagante Lichtshow oder sonstige ablenkende Elemente. Während es mit "Cloud Connected", "Only For The Weak" und "The Mirror's Truth" dann nochmal so richtig auf die Mütze gibt, findet die Party mit "Take This Life" dann aber auch irgendwie ein abruptes Ende, das für etwas Verwirrung sorgt, immerhin verlässt die Band deutlich vor dem Ende ihrer Spielzeit ohne Worte und Zugabe die Bühne. Etwas schade, aber dennoch ein gelungener Gig, der viele begeisterte Headbanger zurücklässt.
Am Ende ist es wie alle Jahre, ein fantastisches Summer Breeze findet viel zu früh sein Ende. Zwar merkt man gerade am Samstag, dass die Luft ob des überwiegend warmen bzw. heißen Wetters raus ist, dennoch spürt man auch am Ende noch den Spaß und die Freude, die alle auf dem Gelände bis zum Schluss haben. Auch organisationstechnisch ist diesmal alles rund, positiv hervorzuheben an der Stelle ist sicherlich der Merchverkauf, der durch Vorbestellungen und feste Abholzeiten deutlich entspannter gestaltet als die vergangenen Jahre. Darf gerne wieder so sein. Bis zur nächsten Ausgabe und see you in Dinkelsbühl.