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Festival-Bericht

Metal Female Voices Festival

mit Epica, Xandria, Arch Enemy, Lacuna Coil, Trail Of Tears & Delain

Oktoberhallen, Wieze, Belgien 20.-21.10.2012

Dass Belgien ein weitgehend sinnfreies Land ist, bedarf keiner größeren Diskussion. Nicht nur wegen der dort ansässigen Regulierungsoberbehörde (auch genannt EU), nein nein. Wo man auf der Autobahn Straßenlaternen aufstellt und allnächtlich hunderte Kilometer in anheimelndem Orange einfach mal so beleuchtet, da darf ein Fragezeichen erlaubt sein. Und einkaufen kann man dort auch nicht. Letzteres ist eine natürlich völlig absurde und haltlose Behauptung meinerseits, die ich dennoch beherzt verfechte. Lasst mir meinen Spaß.

Aber, und irgendwann kriegen wir jetzt gleich die Kurve, aber es gibt auch ausgewählte Ereignisse, die eine Reise nach Flamen plötzlich spannend machen. Denn aus kuriosem Grunde findet in der Weltstadt Wieze nahe Lebbeke (nie gehört? Genau!) alljährlich ein Festival der etwas anderen Art statt. Hier versammelt sich nämlich stets die holde (na ja bisweilen auch weniger holde) Weiblichkeit am Mikro und feiert sich zwei Tage standesgemäß ab: das Metal Female Voices Festival bietet, wie der Name fast vermuten lässt, ausschließlich Bands, bei denen eine Grazie die Sangeskünste pflegt. Und nachdem es von diesen Kombos mittlerweile a) jede Menge gibt und b) uns die ja teilweise ausnehmend gefallen, machen wir uns also auf die durchaus nicht ganz kurze Reise (also weiter ist's nach Wacken glaube ich auch nicht...).

Nach Aachen geht's kurz durch Holland und dann hinein in die Gefilde der Autobahnstraßenlaternen. Auch am Tag ein durchaus absurder Anblick. Aber fahren tut man höflich und gepflegt, und so macht es auch gar nichts aus, dass wir uns in Antwerpen einmal verfranzen. Die erste wirklich knallige Positivüberraschung ist dann unser Nachtlager, das wir zuerst zwecks Gepäckabwerfen kurz aufsuchen: hinter der Fassade eines idyllisch gelegenen, denkmalgeschützten Bauernhofs verbirgt sich ein absolut hochkarätiges Restaurant und sage und schreibe zwei Zimmer, die wirklich vom Feinsten sind. Mein wirklich nicht leicht zu beeindruckender Mitstreiter kommentiert anerkennend, dies sei die beste Bleibe die ich je auf unseren Ausritten gewählt habe. Lecker belgisches Frühstück, nur zum Mittagessen kamen wir nicht... also, wer mal zufällig in der Ecke ist: www.appelsveer.be.

Aber jetzt nix wie los zum Ort des Geschehens, und der ist... auf dem Land. Wie der Lüdenscheider gerne sagt, in the middle of nowhere. Die Straße wird immer kleiner, die durchaus unhöfliche Navi-Stimme besteht dennoch auf Weiterfahrt, und auf einmal, tatsächlich, ein Schild in Richtung Oktoberhallen Wieze. Welch ein Glück, im November hätte man uns offenbar nicht reingelassen...Wenn man sich einem Festival nähert, weiß man ja üblicherweise ob der Heerscharen schwarz gekleideter Gestalten schon in einiger Entfernung dass man richtig ist, und kaum gebe ich meiner Verwunderung Ausdruck, dass dem hier irgendwie nicht so sei, da sehen wir endlich zwei verlorene Gestalten marschieren. Hm, wird das etwa ein Reinfall, es ist Female Metal und keiner geht hin? Der Parkplatz vor der Halle ist noch eher locker gefüllt, aber das ist bestens - man parkt hier gewissermaßen komplett VIP, direkt vor dem Einlass, für schlappe drei Euronen, und das kommt den beiden älteren Herren doch sehr zupass, da man im Verlauf des Tages immer wieder mal rückkehren und Material fassen kann. Denn, wie erwähnt, da es in Belgien keine Einkaufsmöglichkeiten gibt, führe ich selbstverständlich massiv Proviant mit, und nach anfänglichen Protestnoten ("Wer soll denn das alles essen? Wie lange willst du denn bleiben? Und toll, du hast Wurst, Wurst und ein bisschen Wurst dabei") ergibt sich auch bei meinem Mitstreiter eine gewisse Einsicht, denn die dargebotenen Speisen neben der Halle sind nicht gerade vertrauenserweckend (der Bio-Pommes-Stand war gleich so exklusiv, dass er teilweise gar nichts verkauft hat - sehr ihr, es gibt nichts zu kaufen!). Wobei der Sinneswandel (alsbald hieß es: "wieso hast du nicht mehr Wurst gekauft?") dann schon bezeichnend ist. Undank ist der Welt Lohn.

Samstag, 20.10.2012

Aber wurst jetzt, auf geht's, rein, die Oktoberhalle fasst schätze ich mal um die 3000 Leutchen, und als wir einlaufen, ist es noch gut überschaubar, wird dann aber im Verlaufe des Tages immer voller. Auf der durchaus großen Bühne agieren gerade die Skeptical Minds, die mit Cellist und Sängerin (Überraschung!) durchaus brauchbares Material fabrizieren. Stückchen wie "No Way Out" oder "Broken Dolls" bieten uns einen guten Festival-Auftakt, der Sound geht ok, die Lightshow mehr als standesgemäß, und das Ganze scheint doch sehr gut organisiert, von entspannter Security (kann mich gar nicht mehr erinnern, bei einem Konzert nicht einmal durchsucht worden zu sein) bis hin zu durchweg freundlichen Leuten. Nur die Preise sind im Gegensatz zum Parken belgisch gesalzen - 2,50 für 0,25 Bier ist schon happig, und zehn Euro (!! In echtem Geld sind das zwanzig Mark!!) für einen Vodka Bull fast schon unverschämt, da kann sich der komische Typ von mir aus fünfmal aus seinem Raumschiff schmeißen, auf diesem Niveau drängen sich Neuengagements nicht auf, wie man in meiner lustigen Branche gerne sagt wenn man meint "is fei scho saudaier".

Weiter mit Amberial Dawn, die uns melodischen Power Metal mit symphonischen Einsprengseln kredenzen. Zu den Klängen von "Crimson Flower" und "Arctica" füllt sich die Halle zusehends, fein so, auch wenn mein Mitstreiter die nervigen Knödelsoli bemängelt. Unser Versuch, ein Festival-Shirt zu erstehen, gerät hernach leider zum Fehlschlag: offenkundig vollkommen begeistert von der Möglichkeit, Ware käuflich zu erstehen, sind alle Shirts schon am Nachmittag des ersten Tages ratzeputz ausverkauft. Also, dann kaufen wir uns halt wenigstens ein Lanyard, so ein Schlüsselbändchen halt, das sieht doch cool aus. Auch nix mehr zu machen? Ok, alles klar, rufsd emal an.

Mein Mitreisender äußert sich nun durchaus erwartungsfroh über den kommenden Act, das sei jetzt große Klasse, das müsse man sich ansehen. Und ich muss sagen, Recht hatter, denn was die Russen von Ankona hier abziehen, ist professioneller Tennissport. Nix Frontelfe, nix episch, hier gibt russische Folklore auf Amphetaminen auf die Mütze, gemischt mit Death und was weiß ich noch alles. Sängerin Masha "Scream" Arhipova gibt gehüllt in ein Tierfell den weiblichen Derwisch (sah aus wie ein Fuchs irgendwie), man hat Dudelsack und Flöte an Bord, und Ivan Rebroff spielt offenbar mittlerweile bestens Gitarre, denn ich schwörs euch das war er. Knüppelparts wechseln mit wunderbaren Chören, bei denen man denkt die Wolga fließt direkt durch die Halle, und Maria beweist, dass ihr englischen Wortschatz in der Tat überschaubar ist (unser Interview-Wunsch wurde mit der Begründung abgelehnt, dafür reichten die Sprachkenntnisse der Dame dann doch nicht aus): "Super! My friends!". Als sie dann eine Wall Of Death fordert, geht erst mal gar nix, aber dann gibt's doch einen sauberen Pit, die Leute sind gut drauf, die Stimmung tobt. Die erste massive Überraschung und ein heißer Anwärter auf den Tagessieger!

Den meisten Zuspruch in Sachen Publikum und Atmosphäre ernten dann jedoch Delain. Die Holländer um ex-Within Temptation-Keyboarder und Westholt-Bruder Martijn erwischen ihre Bestform und versetzen mit melodischem, epischem Material die Menge in Verzückung. Bei "Get The Devil Out Of Me" oder "Come Away" demonstriert Charlotte Wessels, dass sie (in Strapsen, haha) nicht nur blendend aussieht, sondern auch stimmlich absolut auf der Höhe ist. Zu "Pristine" holen sie als Gast dann den ex-Tempation-Grunzer George Oosthoek auf die Bühne, und ab dann ist irgendwie ein wenig der Wurm drin, die ganz große Sause ist es irgendwie jetzt nicht mehr, auch wenn sie mit "We Are Others" auch ihre neue Single am Start haben. Aber "Electricity", "The Gathering" und "Not Enough" sind dennoch zweifelsohne famose Songs, so dass unterm Strich ein gelungener Auftritt steht.

Aber jetzt, meine Herren. Wie ein gewisser Ben Grimm zu sagen pflegte, "jetzt geht's rund". Wobei der Originalspruch "It's clobbering time!" noch besser passen würde, jetzt wird geprügelt. Denn weil uns die liebe Tante Angela dieses Jahr beim Bang Your Head ja schon mal so derbe über Knie gelegt hatte, tun wir uns das allzu gerne noch mal an: mit identischem Bühnenbild und gleichem Start wüten Arch Enemy zu "Yesterday Is Dead And Gone" wieder durchs (dieses Mal nicht badische, sondern belgische) Unterholz, dass es eine Art hat. Sauerei ist das wieder ein Brett. Michael Ammott ist ohnehin im melodischen Death längst eine Größe für sich, und Frau Gossow keift, grunzt und kreischt, dass einem fast Angst und Bange wird. Aber nur fast, denn zwischendrin macht sie ja auch mal Ansagen und zeigt, dass sie auch normal reden kann..."Blood Stained Cross" ist wieder ein Fest, "Under Black Flags We March" groovt wie ein Wildschwein, und das monströse "My Apocalypse" demonstriert einmal mehr, warum diese Formation vollkommen zu Recht in diesem Spielfeld derzeit das Maß aller Dinge ist. Auch wenn mein Kollege dieses Mal leider keinen Wurzelsepp-Tanz dazu vollführt. Aber auch das halbwegs entspannte "No Gods, No Masters" tritt Arsch, zwischendurch witzelt sich Angela durch die Gegend ("I see the women are crazier than the men here!"), und als sie dann endlich mal die Jacke auszieht, sehen wir erneut: Frau, ein paar Kilo mehr und du wärst so richtig gut dabei. Aber mann kann ja nicht alles haben, also bewundern wir die gewohnt schwarz untermalten Augen und die Tatsache, dass ein angeschossener Rottweiler auch nicht aggressiver klingen kann. Am Ende bekommen sie dann noch zwei Preise verliehen, offenkundig gewählt vom Publikum, und dann ist Schicht im Extrem-Schacht. Was soll man sagen: wieder frontal in die Fresse. Kolossal.

Aber jetzt ists dann endlich Zeit für den Hauptact des Abends, und wenn ich mit Lacuna Coil ja so manches Problem habe, muss ich doch neidlos anerkennen, dass Cristina und ihre Freunde hier eine mehr als blitzsaubere Leistung abliefern. Mit schlichtem Backdrop und Partnerlook (jeder trägt ein seltsames schwarzes Hemd) betreten die Kollegen die Bühne, Gesichter Wild-West-Style mit Halstüchern vermummt als ob sie den nächsten großen Eisenbahnraub planten, aber das gibt sich schnell, als sie mit "I Don't Believe In Tomorrow" ins Set einsteigen. Und zwar mit der durchaus interessanten Instrumentierung zwei Gitarren, aber dafür kein Bass, der dann wohl irgendwie hineingesampelt war. Der durchaus unnötige Bühnenkasper Andrea Ferro entpuppt sich trotz allen Herumtollens als veritabler Sangeskünstler, der die Parts glaubhaft meistert. Blickfang ist natürlich Cristina, die dieser Ansammlung von Alternative Gothic Metal-Stückchen eine ganz besondere Note verleiht. Nach Krachern wie "Kill The Light", "Heaven's A Lie" oder "Entwined" entern sie dann aufgrund des 15jährigen Bandjubiläums in ein Akustik-Set, in dem sie "Fallen" und "Closer" nur mit Gesang und Gitarre servieren. Dann ist Cristina noch ein wenig verwirrt ("This is a song from the new album" - Meister Ferro: "No, it's not." - "No? Fuck!"), es gibt "To Leave Is To Hide", "Trip The Darkness" und "Spellbound", bevor dann mit "My Spirit" Schluss ist. Gute Leistung, keine Frage, aber mein Hintern tut von Arch Enemy noch wohlig weh. Die Videoleinwand sagt uns: "See You Tommorrow". Also gut.

Sonntag, 21.10.2012

Nach einer wirklich ausnehmend guten Nachtruhe und einem kultivierten Frühstück mit belgischem Süßzeugs und vier Espresso für mich (aber das klappt nicht, ich sehe nach wie vor nicht aus wie der Clooney, ich mach was falsch) schwingen wir uns wieder Richtung Oktoberhallen, locker parken, wir bestaunen erneut die Fress-Stände (gerne macht man hier "frituur", also einfach rein in die Pommes), und schauen dann drin mal, was die 69 Chambers denn so treiben. Also zum Wohnen brauchen die keine 69 Zimmer, denn die drei Personen würden auch ein einer Zweiraumwohnung unterkommen. Soundtechnisch geht aber alles in Ordnung, klassische Besetzung (Bass, Gitarre, Schlagzeug, aus), Sangesdame Nina Treml in Ledergedöns gehüllt, alles im grünen Bereich. Wieder fällt die aufwendige Lightshow auf, die auch die "kleineren" Bands wortwörtlich ins rechte Licht rückt. Ohne Keyboard oder Orchester-Einsprengsel ballern die drei ihren geradlinigen Heavy Rock ins Publikum. Nach "Day Of The Locust" schließt sich ein wie stets vollkommen unnötiges, aber wenigstens kurzes Drumsolo an, bevor ich mir erläutern lassen darf, dass "Torque" ("this is a new song, and it is about cars) auf Deutsch wohl Drehmoment heißt. Ah ja.

Amanda Somerville von Trillium (bekannt unter anderem durch ihre Mitwirkung bei Tobi Sammets Avantasia und dem Kiske-Somerville-Scheibchen) sticht optisch nicht nur aufgrund ihrer perfekt rubenesken Figur hervor, sondern auch mit ihrem in der Szene eher weniger oft gesehenen Kleiderstil. Durchaus bewegt informiert sie uns, dass dies die erste Show ohne den kürzlich verstorbenen Keyboarder sei, was eine persönliche Note ins Geschehen bringt. Melodisch rockend erleben wir erneut eine andere Facette des Frauenmetal zwischen Trällerelefen und Knüppelei - wobei, als sie meint, die Welt sei zwar bedrohlich, "but when I look at you I know everything will be alright", schaue ich mich um und zweifle daran dann doch, bevor mich mein Mitstreiter aufklärt: "Die meint nur uns zwei!" Stimmt. Gesegnet mit herausragendem Gesang kredenzen Trillium hervorragende Songs wie "Utter Descension", bevor sie den ehemaligen Gitarrero von After Forever auf die Bühne holen, mit dem Frau Somerville sämtliche Songs geschrieben hat, und der Ton merklich rauer wird. Amanda lässt sie langen blonden Haare kreisen dass es eine Art hat, so dass Nummern wie "Bow To The Ego" (hier geht es um die beliebte Jahrmarktattraktion "Bieg Den Egon") oder "Path Of Least Resistance" zu kleinen Highlights werden. Famos!

Etwas dann doch zu viel des Guten wäre die nachfolgende Dame wohl sogar dem oben schon herangezogenen Peter Paul R. gewesen - aber Sarah Jezebel Deva (auch genannt Dezibel) schert sich wie immer keinen Deut um irgendwelche Moral-, Stil- und Figurwächter und tritt gewohnterweise in Strapsen und Mieder an. Sie verkündet der irgendwie spärlicher werdenden Menge, dass man sich freue, wieder hier zu spielen ("Last time didn't go so well for us", was immer da wohl passiert sein mag), und relativ bald gibt's ein Stückchen von ihrem Hauptarbeitgeber zu hören: "This Is My Curse" sei eigentlich für sie und Dani Filth, aber der sei nicht da, sondern grade beim Bingo, erklärt sie uns in feinstem Englisch. Dani grunzt somit vom Band, der Song ist trotzdem gut, sie macht ein wenig Propaganda für Sea Shepherd, die umstrittene Organisation des verwegenen Paul Watson, den auch schon Tommy Lee beim Crüe-Konzert in Bamberg hochleben ließ (man scheint die Szene zu eigenen Zwecken zu nutzen, und es scheint zu klappen), es folgen noch "Silence Please" und "I'm Calling", bevor dann plötzlich aus ist. Obwohl noch 15 Minuten Spielzeit da gewesen wären. Also, Sarah, wenn du insgesamt nur 50 Minuten hast und davon eine viertel Stunde ungenutzt lässt, dann brauchst dich nicht wundern wenn dich keiner irgendwohin bucht. Strange.

Die nun tobenden Trail Of Tears aus Norwegen kann ich nur für einige Minuten beobachten, da uns zeitgleich Xandria-Chef Marco Heubaum Rede und Antwort steht (im übrigen war der Backstage-Bereich sehr entspannt und bot VIP-Bieseln, da man dort nicht wie im Rest der Halle 50 Cent berappen musste - eigentlich ein Gag bei 70 Euro Eintritt!). Die Tränenspur glänzt dabei durch schlichte Kleidung, eine Mischung aus Grunz- und Cleangesang und einem ziemlich heavy Gothic/Dark Metal-Sound, der ganz und gar ohne Symphonie auskommt.

Wie er uns im Interview bereits ankündigt, serviert Marco Heubaum und seine Kombo Xandria in ihrem Gig fast ausschließlich Songs vom aktuellen Album Neverworld's End, das durch eine deutliche Kurskorrektur hin zu heftigerer Gangart gekennzeichnet ist. "A Prophecy Of Worlds To Fall", "Valentine", "Call Of The Wind", ich kenne trotz durchaus belegter Xandria-Freundschaft nix (neues Album fehlt noch in der Sammlung), aber es geht durchaus deftiger zur Sache als früher. Die wieder angeschwollene Publikumsschar zeigt sich entzückt, Sängerin Manuela Kraller, die seit 2010 den Platz von Lisa am Mikro eingenommen hat (die im Backstage-Bereich auch umherschwirrt und meinen Kollegen und mich erst mal halb niederknutscht, nachdem ich ihr erzählt habe, dass wir schon drei Mal gequatscht haben), passt bestens zum krasseren Sound, und es dauert bis ganz zum Ende des Sets, bevor mit "The End Of Every Story" und "Ravenheart" ("das müssen wir spielen", meint Marco im Interview, "das ist ja unser Smoke On The Water!") zumindest zwei Songs aus der älteren Schaffensphase folgen. Nachdem ich die neuen Sachen nicht kenne, fällt mir ein Urteil etwas schwer, aber eine energiegeladene Vorstellung war das in jedem Fall. Fein.

Epica haben ja ein durchaus sperriges neues Album am Start, aber das tut der Freude am Besuch der Mannen um Simone Simons nicht den geringsten Abbruch. Gehüllt in ein futuristisch anmutendes Bühnenbild aus Scheinwerfern, schmeißen sie sich mit "Karma" und "Monopoly On Truth" gleich zwei Nummern neuesten Datums ins Volk, das durchaus berückt mitgeht. Simone ist natürlich wie stets eine Augenweide, aber auch stimmlich gibt es hier nichts zu mäkeln. "Sensorium", "Unleashed" und "Martyr Of The Free World" heißen die weiteren Kapitel in diesem letzten Akt des Festivals, bei dem sich die Kollegen auch weidlich bei den nun eingesetzten Pyro-Effekten bedienen. Das ist alles heavy und komplex, aber durchaus spannend gebracht, womit Epica einen würdigen Headliner abgeben. Zwischendurch bekomme ich von zwei belgischen Damen noch einen fetten Respekt für mein T-Shirt ("what does this mean, di sohne isd ein dreggsagg?"), bevor mit der Zugabe-Runde, bestehend aus "Delirium", "Blank Infinity" und "Consign To Oblivion" Ruhe im Karton ist.

Also, was sagen wir? Belgien an sich braucht zwar nach wie vor niemand, aber die Leute sind nett und entspannt, das Festival bestens zusammengestellt und organisiert, und in der Appelsveer steigen wir gerne wieder ab. Also gut, so schlecht ist das Land doch nicht. Nächstes Jahr Ausgabe 11.


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