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Festival-Bericht

Summer Breeze

mit Musikverein Illenschwang, Arsirius, Without Words, Obscure Sphinx, Amoeba, Goodbye To Gravity, Buffet Of Fate, Municipal Waste, Devil’s Train, Bullet, Rage, Tankard, Graveworm, Tasters, Be'lakor, Manegarm, Darkest Hour, Glorior Belli, Every Time I Die, Agrypnie, Stier, Epica, Peter Pan Speedrock, Napalm Death, Alcest, Iced Earth, Born From Pain, Die Apokalyptischen Reiter, Norma Jean, Behemoth, We Butter The Bread With Butter, Ski’s Country Trash, Eluveitie, Die Kassierer, Subway To Sally, Ghost Brigade, Deathstars, Excrementory Grindfuckers, In Solitude, Farsot, The Rotted, The Foreshadowing, Roterfeld, Bleed From Within, Dew-Scented, Mystic Prophecy, Crowbar, Mono Inc., Eskimo Callboy, Helheim, Unearth, Black Sheriff, Toxic Holocaust, Nile, Black Sun Aeon, Jasta Vs. Windstein, Heidevolk, Six Feet Under, Before The Dawn, Within Temptation, Insomnium, Dark Tranquillity, Ohrenfeindt, Krisiun, Immortal, Terror, Corvus Corax, Morgoth, Eisregen, Menhir, Ahab, While She Sleeps, Night In Gales, Betontod, The Unguided, Tanzwut, Bembers & The Masserfaggers, Naglfar, Audrey Horne, Unleashed, Desaster, Sepultura, Nitrogods, Incantation, Lacuna Coil, Cattle Decapitation, Paradise Lost, Nifelheim, Oomph!, Shining, Sick Of It All, Asphyx, ASP, Mambo Kurt, Vallenfyre, Amon Amarth, Deez Nuts, Katatonia, Anaal Nathrakh, Circus Insane, Entrails & Hatesphere

Flugplatz Sinbronn, Dinkelsbühl 15. - 18.08.2012

(Fotogalerien: 2012 )

Ein Drama im August, Anzahl der Akte noch unbekannt.

Darsteller:
Vincent, 8 Jahre (V)
Quentin, 6 Jahre (Q)
der Papa, genannt Hannes (H)
die Mama, genannt Tarnele (T)
Thorsten, genannt Onkel Obi (O).

Nach einer langen Woche der Trennung ward die Familie wieder vereint und alles könnte so schön sein, sogar das Wetter. Aber dann nimmt das folgende Gespräch seinen Lauf...

V: Duuuhuuu, Papa???
H: (in böser Vorahnung, dass da was Umfangreicheres auf den Schreiberling zukommt): Ja, oh Frucht meiner Lenden?
Q: Was sind Lenden?
H: Äh, eigentlich leckeres Fleisch vom Paarhufer, in diesem Falle sind aber, äh, das erklärt dir besser die Mama, die kommt aus einer Biologen-Familie...
T: (aus dem Hintergrund): DIE Suppe kannste schon alleine auslöffeln!
Q: Was, es gibt Suppe?
T: Nein, das war nur so dahin gesagt.
Q: Och menno...
H: Egal jetzt! Was wolltest du denn von mir wissen, Vincent?
V: Jedes Jahr im August schickt ihr uns für ein paar Tage zu Oma und Opa. Was macht ihr eigentlich während dieser Zeit?
H: Da fahren wir immer auf ein Metal-Festival bei Dinkelsbühl, das heißt Summer Breeze.
V: Ach ja, da bringt ihr uns ja immer was mit.
H: Genau! Dieses Jahr übrigens haben wir euch T-Shirts mitgebracht.
Q: Was zum Anziehen? Na super...
H: Hey, werd' mal nicht undankbar, das ist immerhin besser als nix. In deinem Alter hatten wir damals so kurz nach dem Krieg ja nichts.
V: Welcher Krieg?
H: Äh... Na, der Semmelkrieg gegen die Franzosen!
V: Davon hatten wir ja noch gar nichts in der Schule, da muss ich mal bei der Lehrerin nachfragen.
H: Ach, lass das mal lieber, den kennt die bestimmt nicht *räusper*
Q: Und was ist eigentlich ein Metal-Festival. Macht man da was mit Eisen und so?
H: Nö, der Begriff Metal bezeichnet eine Musikrichtung. So was wie vor ein paar Wochen, als wir beide zusammen auf dem einen Konzert waren, weißt du noch?
Q: Ach ja, der Krach, der mir ganz gut gefallen hat?
H: Genau so was!
V: Aber das dauert doch nur ein paar Stunden, was habt ihr denn die restliche Zeit gemacht?
H: Nun, ein Konzert dauert ein paar Stunden, weil da "nur" ein paar Bands auftreten. Bei einem Festival wie dem Breeze sind das gleich 100 Gruppen, deswegen dauert das auch mehrere Tage.
V: Und da bleibt ihr die ganze Zeit wach? Papa, das glaube ich nicht, du bist doch Beamter, da schläfst du doch die ganze Zeit (lacht der Respektsperson rotzfrech ins Gesicht)!
H: Nein, natürlich schlafen wir da auch, deswegen fahren wir ja auch mit dem Campingbus dort hin.
Q: Und müsst ihr da arg früh los, ist das weit zu fahren?
H: Na ja, geht so. Halb fünf in der früh sind wir aufgestanden und um halb sieben losgefahren. Bis kurz vor das Festival ging es recht flott, da waren wir gegen neun Uhr, aber dann ging der Stau los...
V: Was ist ein Stau?
H: Das ist die Situation, in der die Autos auf der Straße kaum noch vorankommen, weil so viele gleichzeitig unterwegs sind. Und da über 30000 Besucher auf das Breeze wollten, kam es halt zu einem recht zähflüssigen Verkehr kurz vor dem Gelände.
Q: Zähflüssig? Was ist denn das?
H: Das ist ein Zustand, der sich mit Honig vergleichen lässt.
V: Warum habt ihr Honig dabei gehabt?
H: Wir hatten keinen Honig dabei, ich mag den gar nicht.
V: Warum hast du das dann gesagt?
H: (verdreht die Augen): Das war nur ein Vergleich. Aber jetzt zurück zum Thema: Im Stau standen wir etwa eineinhalb Stunden, was eine Gesamtanfahrtszeit von etwa drei Stunden ergibt. Das war, zumindest im Vergleich zu den Jahren zuvor, doch recht flott.
V: Und dann ging das Konzert los?
H: Nein, dann haben wir uns erst mal unser Camping-Areal bezogen, bisserl was gegessen und das erste Weißbier getrunken, während wir den Anderen, die noch nicht fertig waren, beim Arbeiten zugeschaut haben. Da schmeckt das Bier noch mal so gut.
T (wieder aus dem Off): Als ob's dir sonst nicht schmecken würde...
H: Schweig still, Consuela! Wo waren wir gerade? Ach ja, genau, beim Bier. Nachdem das Bier leer war, sind wir dann erst mal aufs Festival-Gelände gegangen und haben dabei ein paar Shirts gekauft...
Q: Unsere?
H: Nein, das war später, eure Größen hatten die zu dem Zeitpunkt nicht da. So, nach dem Einkauf ging das Festival dann auch schon mit dem so genannten "New Blood Award" im Partyzelt los; die Blaskapelle am Anfang haben wir einfach mal ausgelassen.
Q: Warum? Machen die keinen Metal?
H: Nun, sagen wir es mal so, die spielen halt jedes Jahr, da kann man auch mal schwänzen.
V: Aber uns immer in die Schule schicken...
T: DAS ist ja was ganz anderes!
V: Warum?
T: Das versteht ihr, wenn ihr älter werdet.
Q: Was bedeutet eigentlich "nu blad aword"?
T: Nun, streng übersetzt heißt das in etwa "Preis des neuen Blutes".
Q: Wie viel kostet denn Blut? Und warum konnte man das da kaufen?
H: Arghhh... Das soll bedeuten, dass die Bands, die dort auftreten, sozusagen frisches Blut in die Szene bringen, da sie noch einigermaßen unbekannt sind. Echtes Blut ist damit nicht gemeint. An diesem Wettbewerb nahmen sechs Bands teil und die erste davon war Arsirius, die früher einmal Dead Emotions hießen. Die kommen übrigens aus München und ich habe die schon mal gesehen, deswegen habe ich mich auch recht gefreut auf die Gruppe. Aber irgendwie hat mir der Auftritt nur teilweise gefallen, manche Lieder waren recht unspektakulär, andere dagegen liefen gut rein...
V: So wie das Bier?
H: So ähnlich...
V: Was für Musik machen die denn genau?
H: Das nennt man Death Metal, also Todesmetall.
Q: Wer ist denn da gestorben?
H: Niemand, das nennt man nur so.
Q: Kann das sein, dass man vieles so nennt, wie es eigentlich gar nicht ist?
T: Ja, das ist genauso, wie wenn man den Papa "vollbeschäftigt" nennt!
H: Sehr witzig, Weib. Kannst du nicht anderswo schnippisch sein?
T: Doch, aber hier macht's gerade viel mehr Spaß.
H: Sei's drum, Jungs, Death Metal klingt recht laut, hart, brutal und meistens wird vom Sänger ins Mikrofon gebrüllt oder gegrunzt.
V: Bist du dann nachts auch ein Sänger, wenn du so komische Laute von dir gibst?
H: Nein, das nennt man Schnarchen und das mache ich nur, um die Mama vor wilden Tieren zu schützen, wobei ich mich im Laufe dieses Gesprächs immer wieder frage, wieso ich das eigentlich mache. Doch nach dem Auftritt von Arsirius kam gleich die nächste Gruppe namens Without Words, übersetzt also "ohne Worte". Aber ganz so schlecht waren sie dann doch nicht, auch wenn ich mit Metalcore, den diese Band spielt, nicht viel anfangen kann.
Q: Metalcore?
H: Ja, eine recht moderne Art Metal, die seit einigen Jahren in Mode ist und bei der neben meistens miesem Klargesang oft gekreischt wird.
V: Ah, so wie Mama, wenn du wieder mal was vergessen hast?
H: Nein, nicht ganz so schrill, aber so ähnlich. Aber wie schon gesagt, das ist nicht mein Ding, da enthalte ich mich mal einer Bewertung. Danach kamen Musiker aus Polen, die sich Obscure Sphinx nennen und bei denen eine Frau singt. Aber euch beiden die Art der Musik zu beschreiben, ist sehr schwierig, sagen wir mal, es war sehr ungewöhnlich, sehr schräg...
V: Was war schräg? Ist irgendwo was umgekippt?
H: Nein, nirgends, lasst mich doch mal ausreden. Wo war ich? Ach ja, schräg und doch sehr faszinierend. Ich hatte mir das vorher schon mal angehört und fand es eher langweilig, aber live waren die Polen echt nicht schlecht. In dem Moment war mir eigentlich schon klar, wer den Wettbewerb gewinnen würde, zumal die Band noch einen Vorteil den anderen gegenüber hatte.
T: Ja, wie der Papa auf dem Festival schon so charmant sagte: "Die gewinnen, da singen Titten"!
V und Q (unisono und empört): PAPA!
H (entschuldigend): Nun, ein paar flapsige Sprüche gehören bei so was einfach dazu. Deswegen dauert es auch noch ein paar Jährchen, bis ihr da mitdürft. Nach den singenden T... uh... Polen kam dann eine Band aus Frankreich, die aus der Konserve eigentlich recht brauchbar klangen, live und an dem Tag aber einfach nur unoriginell und austauschbar daher kamen.
Q: Wie hießen die denn und wo gibt's davon Konserven?
H: Nix Konserven, so nennt man Musik, die nicht live gespielt wird. Und die Band heißt Amoeba. Danach aber war erst mal ein kleines Verpflegungspäuschen angesagt, Mama und Papa hatten Hunger und Durst.
T: Damit meint der alte Mann, dass er Durst und Mama Hunger hatte.
V: Welcher alte Mann?
H: Danke, Vincent. Wie sich herausstellte, hatte ich mit meiner Einschätzung recht, denn Obscure Sphinx haben den Wettbewerb, allerdings völlig zu Recht, gewonnen und durften dafür am nächsten Tag als erste Band das eigentliche Festival eröffnen. Wir haben uns in der Zwischenzeit erst mal in den dortigen Biergarten gesetzt und uns mit ein paar Leuten getroffen.
Q: Ist es nicht schwer, sich zu treffen, wenn so viele Leute dort sind?
H: Nun, am Mittwoch geht das ja noch, der ist nur als Bonus für die Leute mit 3-Tages-Ticket gedacht, da sind noch nicht ganz so viele Metaller unterwegs.
Q: Hattet ihr nicht selber etwas zu Essen und Trinken mit dabei?
H: Ja, im Bus natürlich. Aber jedes Mal, wenn wir etwas zu uns nehmen wollten, die Strecke zum Campingplatz laufen und auf dem Rückweg wieder anstehen zu müssen, ist doch recht aufwendig, weswegen wir auch Einiges auf dem Festivalgelände verzehrt haben.
Q: Was gab's denn da alles?
H: Och, das Übliche halt. Pizza, Burger, Flammkuchen, Döner, etc. Dazu noch Bier, Weißbier, Limo, Wasser und Cola, es war also für jeden was dabei.
V: Und was kostet das Zeug dort?
H: Ich würde mal sagen, die üblichen Festivalpreise. 0,4 Liter Bier für 3 Euro 30, Burger für 4 Euro (glaub ich) und so weiter.
Q: Und da meckert ihr, wenn wir mal ein Eis für einen Euro haben wollen...
H: Das bekommt ihr dann doch meistens, auch wenn wir anfangs ein paar Einwände haben.
Q: Du hast gesagt, dass ihr auf dem Rückweg anstehen musstet. Habt ihr nicht in den Jahren davor leichter aufs Gelände dürfen?
H: Ja, das war früher einfacher für uns. Und auch eine deutliche Erleichterung, wenn die Mama beispielsweise die Foto-Ausrüstung zum Bus gebracht hat, weil die auf Dauer doch recht schwer wird oder der Papa auf dem Campingplatz ein paar Notizen für seinen Bericht zu Papier bringen wollte. Dieses Jahr ging das, warum auch immer, nicht und so muss ich halt alles aus dem Gedächtnis schreiben und Mama hat ein paar Bilder weniger gemacht, weil sie sich vorher sehr genau überlegt hat, ob sie die Ausrüstung denn wirklich mitnehmen will. Da fallen halt spontane Foto-Sessions einfach mal aus und der Bericht wird etwas weniger ausführlich.
V: Und dann war's das wie immer für dich, wenn du in den Biergarten gehst?
H: Hey, nicht frech werden! Nein, das war es noch nicht, denn um acht hat dann die so genannte "Nuclear Blast Label Night" angefangen.
V: Papa, das Wort heißt nukular!
H (nimmt sich vor, den Simpsons-Konsum der Brut in Zukunft strenger zu reglementieren): Narf. Die erste Band kam aus Amerika, spielt Thrash Metal und hat den schönen Namen Municipal Waste, was übersetzt etwa städtische Müllhalde bedeutet.
V: Sind die denn so schmutzig?
H: Nein, aber wie schon mal gesagt, wird gerade im Metal vieles "recht kreativ" benannt, belassen wir es einfach dabei. Die haben wir übrigens schon mal gesehen und damals waren die absolut super. Am Mittwochabend ist aber bei mir irgendwie der Funke nicht übergesprungen, wahrscheinlich sind die Jungs in einem kleinen Club mit homogener zusammen gesetztem Publikum einfach besser aufgehoben.
V (kichert): Das Publikum ist schwul zusammen gesetzt?
H: Nicht alles, was mit "homo" beginnt, bedeutet gleich schwul, hier habe ich gemeint, dass die Band vor einem Publikum, dessen Geschmack einander ähnlicher ist als an diesem Abend, an dem verschiedenste Metal-Stile geboten wurden, besser ist. Denn schon die nächste Band namens Bullet spielte einen ganz andere Stil, nämlich klassischen Heavy Metal mit Hard Rock gemischt.
Q: Tragen die Röcke?
H (verwirrt): Was, wie kommst du denn da drauf?
Q: Na, du hast doch gesagt, dass da gemischt Röcke waren.
H: Öh, so war das nicht gemeint.
Q: Wieso sagst du das dann?
H: Weil... Na, weil der Musikstil so heißt. Rock bedeutet auf Englisch Stein und somit ist Hard Rock halt steinharter Rock.
Q: Steinharter Stein?
H: Ach, jetzt ist aber gut. Das heißt halt so und basta! Auf jeden Fall haben Bullet eine Menge gute Laune verbreitet. Danach aber war der Papa aber wirklich müde...
T: Ha, müde nennt der das...
H: Ja, müde, weswegen sich eure Eltern dann auch so langsam gen Campingplatz begaben. Noch ein kleines Abschlussgetränk und dann war's aber auch schon vorbei mit dem Mittwoch.

Der Erzähler fühlt, dass das noch eine Zeit lang dauern kann und nimmt deswegen in einem der Campingstühle im Garten Platz, nicht ohne vorher sein Weißbierglas nachzufüllen.

H: Seltsamerweise hatte ich am Donnerstag dann ein wenig Kopfweh, weshalb ich gar nicht so undankbar darüber war, dass es in der Nacht geregnet hatte und der Himmel am morgen komplett bewölkt war. Zur Siegerehrung des New Blood Awards haben wir es da leider nicht geschafft, dafür aber zu einer Band aus Australien.
V (mit großen Augen): Von so weit her kommen die? Wegen einem Konzert?
H: Normalerweise nicht, meistens treten Bands, wenn sie weit reisen müssen, auf mehreren Konzerten hintereinander auf, damit sich die Reise auch rentiert.
Q: Die haben ein Rentier?
H: Hä? Ach so, rentiert ist ein anderes Wort für lohnt. In diesem Fall aber haben die Australier wohl nur zwei Konzerte bei uns in der Nähe gegeben, umso schöner also, dass wir hier die Gelegenheit hatten, die melodischen Death Metaller zu sehen.
V: Papa, du hast doch gesagt, dass Death Metal brutal und hart ist und jetzt erzählst du, dass das melodisch ist? Das verstehe ich nicht.
H: Nun, der melodische Death Metal ist halt nicht ganz so hart wie der normale, hier gibt's auch mal ganz schöne Melodien und dergleichen. Auf jeden Fall war die Band wirklich gut, die Mama hat schon gesagt "ah, das ist Mucke für mich". Zwar bewegen sich die fünf nicht wirklich viel auf der Bühne, aber schön war's trotzdem.
V: Wieso müssen die sich denn bewegen, müssen die erst ihre Instrumente suchen?
H: Nein, die stehen natürlich schon auf der Bühne bereit, aber ein bisschen gehen die meisten Musiker dann doch im Takt ihrer eigenen Musik mit, so ähnlich, wie wenn ihr zum den Liedern, die ihr hört, mit dem Kopf nickt oder mit den Füßen mitwippt.
V: Und das stört nicht beim Spielen?
H: Die Wenigsten. Aber immerhin hat sich der Sänger der Australier wesentlich mehr mit dem Publikum unterhalten als noch bei dem Auftritt vor ein paar Jahren an gleicher Stelle. Und nein, er hat nicht während der Lieder geredet, sondern in den Pausen dazwischen.

Onkel Obi betritt die Bühne und in Papa regt sich die Hoffnung, dass ihm nun nicht mehr die ganze Last des Erzählens aufgebürdet bleibt. Aber Hoffnungen sind dazu da, enttäuscht zu werden...

O: Als Be'lakor neulich ein neues Album rausgebracht haben, da haben sich viele Leute richtig drüber gefreut, weil das so gut war, wisst ihr. Und wenn Musik vielen Leuten gefällt, kommen dann auch viele Leute zum Konzert, so wie bei Be'lakor. Da waren sogar sehr viele Leute, viel mehr, als ich erwartet habe. Aber trotzdem waren die Jungs gar nicht aufgeregt, im Gegenteil, Be'lakor sind die Ruhe selbst. Die haben ganz toll gespielt und sicher noch viel mehr Leuten gefallen. Hoffentlich kaufen die sich dann auch das neue Album von denen oder gehen zu den Konzerten. Wie der Papa schon gesagt hat, mit melodischem Death Metal wurde man hier auf feinste Art und Weise versorgt.
H: Ach ja, trotz der für ein Festival doch noch recht frühen Uhrzeit waren schon eine ganze Menge Leute vor der Bühne anwesend...
O: Hab ich doch schon gesagt, hör zu alter Mann...
H: Schweig! Normalerweise dauert es immer ein klein wenig, bevor der Metaller in die Pötte kommt. Aber wisst ihr, das liegt auch daran, dass auf so einem Festival meistens doch recht viel Bier getrunken wird, das macht halt einfach müde.
Q: Ach, deswegen fährst du also da hin...
T: Genau, Quentin, gut erkannt!
H (Gesicht zur Faust geballt): Willst du weiter erzählen, oh du meine zukünftige Ex-Ehefrau?
T: Nein, Gott bewahre, DAS hier lasse ich mir keinesfalls entgehen!
H: Gut, dann schweig denn itzo. Kommen wir zur nächsten Band: MÃ¥negarm. Die kommen aus Schweden und spielen Viking Metal, also Musik, die sich mit Wikingern und nordischer Mythologie beschäftigt.
Q: Wikinger gibt's doch gar keine mehr, oder?
H: Nein, aber die singen trotzdem drüber. Und das schon seit 17 Jahren, sie gehören also zu den ältesten Bands, die diese Musik machen.
Q: Ach, dann gab's also vor 17 Jahren noch Wikinger?
H: Nein, das ist schon viel länger her. Spaß gemacht hat der Auftritt trotzdem, vor allem, weil die Band anscheinend selber recht angetan war von der ganzen Atmosphäre, welche um diese frühe Uhrzeit schon auf dem Gelände herrschte. Sogar einen ganz neuen Song, den noch niemand kannte, hat die Band gespielt.
V: Wie kann es ein neues Lied von Wikingern geben, wenn die schon lange ausgestorben sind?
H: Das ist kein Lied VON Wikingern, sondern ÜBER diese und den haben auch nicht die seligen Wikinger geschrieben, sondern Mitglieder der Band, die sich halt für dieses Thema interessieren. Die Band nach MÃ¥negarm wäre dann wieder eine so genannte Metalcore-Band gewesen und da der Papa damit nicht so wirklich was anfangen kann, war folglich ein Päuschen angesagt, das bis zum Auftritt der ersten Band im Zelt dauerte. Das war dann Agrypnie...
V und Q: Gesundheit!
H: War ja klar... Die Schwarzmetaller legten da einen absolut feinen Auftritt hin, der nicht nur Papa und Mama gefallen hat, sondern auch so ziemlich allen anderen Anwesenden.
V: Schwarzmetaller, was ist das denn nun schon wieder? Sind da alle ganz schwarz angezogen oder spielen da nur Neger?
H: Das heißt nicht Neger, das heißt maximal pigmentiert und nein, das hat nichts mit der Hautfarbe der Künstler zu tun und schwarz angezogen sind auf so einem Festival eh die meisten. Schwarzmetall oder im Original Black Metal bedeutet, dass die Musik eher kalt und böse klingen soll, manchmal sogar satanistisch.
Q (mit großen Augen): Ui, soooo böse? Darf man das?
H: Na ja, so ganz ernst nehmen konnte ich Black Metal noch nie, obwohl gerade anfangs wohl einiges davon wirklich so gemeint war und hin und wieder immer noch ist. Aber darüber macht ihr euch noch keinen Kopf, nennen wir es einfach mal künstlerische Sichtweise. Meistens wird dieser Stil musikalisch ziemlich deftig umgesetzt mit Gekreische, bösartigen Texten, komischer Körperbemalung und dergleichen mehr. Aber Agrypnie machen das anders, sie gehen wesentlich atmosphärischer und viel entspannter und langsamer an die Sache heran.
T: Und das ist das Tempo, das euer Vater am ehesten mit seinem Lebensstil vereinbaren kann.
H: Bla, bla, bla. Auf jeden Fall war das ein echt traumhafter Gig, im wahrsten Sinn des Wortes.
V: Bist du etwa eingeschlafen?
H: Nein, ich war ja nicht im Dienst. Danach waren auf der großen Bühne Epica an der Reihe, aber die haben wir nur aus sicherer Entfernung genossen, nämlich in der so genannten Merchandise-Meile. Da kann man allerhand Kram kaufen, von Klamotten über CDs und Schallplatten...
Q: Papa, was sind Schallplatten?
H: Das sind Tonträger ähnlich der CD, aber größer, unhandlicher, leichter zerkratzbar und recht umständlich zu bedienen, aber dafür mit einem viel schöneren, weil größeren Cover und einem Retro-Bonus, der gerade bei Metallern hoch im Kurs steht. Neben diesen kann noch Sachen wie Gürtel, Geldbeutel, Schmuck, Sonnenbrillen und ähnliches kaufen, sich zeitlich begrenzte Tätowierungen machen lassen, Lederausstattung mit Brandzeichen versehen lassen und und und...
V: Aber dazu muss man doch nicht extra auf ein Festival fahren, so was kann man doch auch hier im Laden kaufen?!
H: Das Meiste, was man dort erwerben konnte, hat aber was mit Metal im weitesten Sinn zu tun, so etwas findet man hier im Geschäft um die Ecke nicht.
V: Und was habt ihr gekauft?
H: Eure Shirts, paar Klamotten für uns und noch ein paar Kleinigkeiten, die ich jetzt sicher nicht alle aufzähle. Nur für die Drachenfiguren, die uns so gut gefielen, hatten wir nicht genug Geld mit dabei. Dann ging's zu Napalm Death, auch wenn ich die nun schon ziemlich oft gesehen habe, aber die Band um Barney ist immer wieder einen Besuch wert. DEN müsst ihr unbedingt mal sehen, so wie der jedes Mal auf der Bühne den Hampelmann macht, das gefällt euch sicher. Ob euch der Grindcore allerdings gefällt, steht auf einem anderen Blatt, mir jedenfalls läuft das jedes Mal extrem gut rein.
Q: Dann ist Grindcore also so etwas wie Bier?
T: Haha!
H: Örks. Grindcore ist so etwas wie Death Metal, nur viel, viel verrückter und chaotischer, mal ganz grob gesagt. Und in diesem Fall auch viel politischer, was aber bei einem derart gemischten Publikum meist eher verpufft.
O: Die Jungs von Napalm Death machen die Musik schon ziemlich lange, seit 31 Jahren. Und sie sind dabei immer noch so laut wie früher, das ist vor allem für euren Papa gut, weil in dem Alter hört man nicht mehr so gut! Auch beim Summer Breeze lassen sich Barney und Co. nicht lumpen und hauen einen Kracher nach dem anderen unters bewegungsfreudige Volk, d.h. alle tanzen zum Beispiel zu Liedern wie "Nazi Punks Fuck Off", "Suffer The Children" oder "Scum". Wobei tanzen vielleicht nicht das richtige Wort ist, vielleicht doch, ist nur viel, viel verrückter und chaotischer als das Tanzen, was eure Mama immer macht. Der olle Barney Greenway ist da immer wieder besonders fleißig, der springt und rennt da rum wie ein Verrückter. Schade nur, dass sie ihren Kumpel Shane Embury daheim lassen mussten, der war nämlich krank.
H: Auf die nächste Gruppe, die auf meinem Plan stand, habe ich mich ganz besonders gefreut, immerhin habe ich Iced Earth ja schon immer gemocht, aber live noch nie gesehen. Ein bisschen verunsichert war ich halt, ob der neue Sänger Stu Block die Stücke auch live gut singen könnte, aber schon nach den ersten Tönen gab's in dieser Richtung Entwarnung.
V: Neuer Sänger? Ist der Sänger nicht der Chef einer Gruppe?
H: Nicht immer. Bei Iced Earth zum Beispiel ist der Chef eindeutig der Gitarrist John Schaffer, Sänger gab es bei dieser Band schon einige. Der bekannteste davon heißt Matt Barlow und wird von den meisten als der beste Sänger der Band angesehen.
V: Wieso ist er dann nicht mehr bei der Band?
H: So genau weiß ich das auch nicht. Auf jeden Fall ist der neue Mann am Mikro aber über jeden Zweifel erhaben, Songs wie "10000 Strong" oder "I Died For You" zeigten, dass er keinen Vergleich mit Barlow scheuen muss.
O: Auf Iced Earth haben sich noch ganz viele andere Leute gefreut, aber dennoch hatte man gut Platz, um sich den Auftritt in Ruhe anzuschauen. Mit verrenktem Genick, wie meinereiner es hatte, war das dann auch ganz gut so. Wie dem auch sei, alle haben sich gefreut und laut gejubelt, als Jon Schaffer und Co. auf die Bühne kommen. Und dann haben sie auch noch ganz tolle Lieder gespielt, altes Zeug wie "I Died For You", "Watching Over Me" oder "Pure Evil" neues Zeug vom neuen Album Dystopia ("V", "Anthem") und auch eher unerwartete Song der Marke "Wolf" oder "Ten Thousand Strong". Die haben ihre Sache wirklich gut gemacht, sag ich euch, vor allem der neue Sänger Stu Block. Der Gute steht natürlich unter besonderer Beobachtung wie der Papa schon gesagt hat und kann auf ganzer Linie überzeugen. Dabei hilft es ungemein, dass er sich ein wenig wie der alte Sänger anhört, aber besser singen kann. Und im Gegensatz zum Ripper, auch einem ehemaligen Sänger dieser Band, strahlt er auf der Bühne Präsenz aus, wodurch ihm das Publikum von Beginn an aus der Hand frisst. Dann hatten die noch so kultiges Jeans-Outfit an. Nur das Südstaaten-Bandana von Jon ist etwas doof.
H: Und wenn die bisherigen Bands dem Papa meist ein wenig zu leise waren, so war dieser Auftritt dann endlich so laut, wie ich es liebe.
V: Ich dachte, du liebst die Mama?
H: Ja, aber die wird ja auch oft laut... Die darauf folgenden Apokalyptischen Reiter waren dann zwar nicht mehr so laut, aber boten wie immer eine mitreißende Show der Extraklasse, ganz so, wie man von ihnen halt gewohnt ist. DA war Stimmung vor der Bühne, das kann ich euch sagen, aber so ist es eigentlich immer bei den Reitern.
Q: Hatten die echt Pferde mit auf der Bühne?
H: Nein, die heißen nur so, ist ja auch keiner von denen mit Tod, Krieg, Hunger oder Pestilenz verwandt, was man zumindest optisch möglicherweise den folgenden Behemoth eher unterstellen könnte. Die Polen hatten es bisher bei mir etwas schwer, die Auftritte, die ich bisher von ihnen gesehen habe, waren zwar alle nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Diesmal aber habe ich so gar nichts an Behemoth auszusetzen, irgendwie habe ich das Gefühl, dass die ganze Sache durch Nergals Krankheit und seine anschließende Genesung davon noch eine Ecke intensiver geworden ist.
Q: Hatte er Bauchweh?
H: Nein, viel schlimmer, er hatte Krebs. Aber das nur am Rande, die Rückkehr auf die Bühne hätte nicht viel triumphaler sein können. Perfekt choreographiert und musikalisch umgesetzt, zog diese Show jeden vor der Bühne in ihren Bann. Diese Inszenierung hätte nicht besser sein können, das war ganz großes Kino, von Nergals Spruch "It feels good to be alive" bis hin zur makellosen Setlist. Ja Jungs, der Onkel Nergal hat diesmal tiefen Eindruck beim Papa hinterlassen.
O: Von Behemoth war ich bisher nur wenig begeistert, und auf der Bühne hab ich die auch noch nie gesehen, höchste Zeit also, das hier auf dem Summer Breeze nachzuholen. Und ich sags euch gleich, auch mir haben die supergut gefallen. Nur Immortal fand ich da besser. Am Anfang hatten die ein paar Probleme mit der PA, da ist der rechte Boxenturm kurz ausgefallen, das aber konnte der Show unterm Strich nichts anhaben. Begleitet von gutem und druckvollem Sound sind Behemoth einfach nur mächtig. Die spielen richtig gut zusammen und wissen genau, was sie auf der Bühne zu tun haben. Gut, man muss sowas nicht unbedingt mögen, aber mir hat's gefallen. Dann haben sie auch noch mit Feuer gespielt, was ihr auf gar keinen Fall nachmachen solltet. Feuersäulen haben die abgeschossen und ihre Mirkoständer angezündet und dann auch noch ein umgedrehtes Kreuz, ganz böse. Irgendwann kam dann sogar ein zweiter Schlagzeuger vorbei und hat auch noch auf dem Schlagzeug rumgehauen. Der war dann auch noch ganz böse mit Blut angemalt. Am Ende hat mich nur das sinnlose Zugabenspiel genervt, bei dem Behemoth verfrüht von der Bühne verschwunden sind, um dann zwei Zugaben zu spielen. Dafür haben wir zunächst Nergal mit Dornenkrone und anschließend mit Sauronmaske zu sehen bekommen. Untermalt von Flammensäulen sieht das dann schon beeindruckend aus. Nur die Flitterkanonen am Ende wollen nicht so wirklich zum restlichen Konzept passen. Ansonsten dicker Daumen!!
H: Die Mama hat dann noch Ghost Brigade angeschaut und war recht angetan von der Band, der Papa wollte eigentlich nur noch The Rotted sehen, aber die sollten erst gegen 03:20 Uhr auftreten und das war an diesem Abend einfach nicht mehr drin für euren alten Herrn, also war eher gemütliches Beisammensein zuerst im VIP-Bereich und dann beim Bus angesagt.

Weitere Einzelheiten über das angeblich "gemütliche Beisammensein" erspart der Erzähler seiner Brut wohlweislich.

H: Am Freitag haben wir uns dann von den Obersympathen Dew-Scented erstmal den Schlaf aus den Augen föhnen lassen, die verlässlich und launig wie immer das vom Onkel Doktor verordnete "Hallo wach" darstellten.
V: Wart ihr etwa krank?
H: Nein, nur ein wenig übernächtigt und da gibt es wenig Besseres als eine ordentliche Prise Thrash Metal, um in die Pötte zu kommen.
O: Das sehe ich ähnlich. Mit Dew-Scented stand das offizielle Weckkommando 2012 für den Freitag auf der Mainstage und blies zum Thrash-Halali. Der Sänger, Leif Jensen heißt er, war äußerst gut gelaunt, auch wenn seine Stimme bei den Ansagen etwas angeschlagen geklungen hat. Wahrscheinlich hat er zum Frühstück nur mit Rasierklingen gegurgelt. Zumindest klang er während der Songs ziemlich angepisst. Und bei den Ansagen war er ziemlich schlagfertig und konnte auch gut mit dem Publikum reden. Man könnte sagen, der Auftritt wurde zum gut gelaunten Schlachtfest. Das lag wohl auch daran, dass die lauter gute Lieder gespielt haben: "Thrown To The Lions" vom neuen Album oder "Never To Return" sorgten für Bewegung und bei "Cities Of The Dead" ging's so richtig rund. Das war ein echt gelungener Auftritt, wer danach noch nicht wach war, dem war nicht mehr zu helfen. Und danach hat Onkel Obi noch zwei Bands angeschaut, die dem Hannes eher nicht so liegen dürften. Mystic Prophecy bedienten eher eine Randgruppe beim Summer Breeze. Das wollen dann auch nicht so viele Leute sehen. Dafür hatten sie richtig gutes Wetter, die Sonne strahlte zum charmanten Power Metal der Jungs, die eine engagierte Rockshow lieferten. Auch wenn die Songs zunächst Schlag auf Schlag und ohne große Zwischenansagen geliefert wurden, feierte das Publikum mit Mystic Prophecy eine feine Partie und bejubelte sowohl neue Lieder vom aktuellen Album Ravenlord ("Die Now", "Ravenlord") als auch ältere Nummern ("Sacrifice Me") bis schließlich mit "Evil Empire" der Gig beschlossen wurde.
Bei Crowbar war eher Staunen und Genießen angesagt. Kirk Windstein und seine Mannen lieferten eine massive Soundwand und auch wenn die Truppe laut eigener Aussage hier ordentlich Arsch treten wollte, so wollten nicht so viele Leute tanzen, wahrscheinlich, weil es so warm war. Natürlich freuten sich alle über die Lieder und wenn der Sänger mal was zum Publikum sagte, aber "Conquering", "Planets Collide" oder der Titeltrack des neuen Albums konnten oder wollten nur mit dezentem Kopfnicken oder Haareschütteln gefeiert werden. Trotzdem hat es riesig Spaß gemacht, den sichtbar gut gelaunten Crowbar bei ihrer "Arbeit" zuzusehen.
H: Nach der folgenden Frühstückspause wurde es dann wesentlich epischer, denn wir gönnten uns den Auftritt von Helheim im Partyzelt. Ja, auch die haben sich, ähnlich wie MÃ¥negarm, die nordische Mythologie und das Wikingertum als Thematik aufs Banner geschrieben...
V: Banner?
H: Eine Fahne.
V: Wie du am Morgen?
H: Nein! So etwas wie eine Flagge.
Q: Und darauf haben die etwas geschrieben, wenn die flattert, kann man das doch nicht lesen?!
H: Nicht wirklich, das ist auch mal wieder so eine Redewendung. Auf jeden Fall boten sie mit ihren Kettenhemden nicht nur den passenden Anblick, sondern auch eine verdammt starke Show.
Q (mit großen Augen): Kettenhemden? Waren die etwa auch bewaffnet?
H (verkneift sich Ausdrücke wie "sechssaitige Äxte" oder "Schießbude"): Nur mit guten Songs und einer intensiven Show, aber das reichte, um das Zelt auf ihre Seite zu ziehen. Die darauf folgenden Toxic Holocaust zogen dann leider gegenüber den Hobby-Ägyptologen von Nile den Kürzeren, sprich, Papa und Mama machten es sich vor der Pain Stage gemütlich, um einen der eher seltenen Auftritte von Nile hierzulande zu bewundern. Ich habe die zwar auch schon mal gesehen, aber leider im Vorprogramm von Six Feet Under und da waren sie einfach deutlich zu leise. Heute aber durften sie voll aufdrehen und nutzen die Gunst der noch relativ frühen Stunde, um ein absolut geiles Brett aufzufahren. Das hatte Stil, das hatte Klasse, das hatte Schmackes und das hatte sogar mein Lieblingsstück "Lashed To The Slave Stick" in der Setlist.
O: Sehe ich mal wieder genauso. Eine Portion Ägyptologie mit Death Metal-Untermalung gefällig? Dann ist man bei Nile genau an der richtigen Stelle. Karl Sanders und Co. waren nicht nur breit wie Sau, sondern lieferten auch eine beeindruckende Show, die so ziemlich alle Schaffensphasen der Band umfasste. Die haben dann alte und neue und nicht ganz so neue und nicht ganz so alte Lieder gespielt. Für Anhänger älterer Schinken war als genauso was dabei wie für Liebhaber aktueller Alben, auch wenn es keinen Schinken zu essen gab. Lasst euch das von Papa erklären. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk wurden hier die Drums verdroschen, pfeilschnelle Riffs ins Publikum gefeuert und eine wuchtige und erhabene Soundwand gezimmert. Und nein, auch die hier waren nicht bewaffnet, vielleicht mit sechssaitigen Äxten und einer Schießbude. Geht zu Papa, wenn ihr mehr darüber wissen wollt. Jedenfalls hat's Spaß gemacht, und alle haben laut gejubelt! Großes Ohrenkino!
H: Aber der Gig hatte auch einen kleinen Makel, denn laut Plan sollte der Gig von 17:10 Uhr bis 18:00 Uhr dauern, aber kurz vor 17:50 Uhr war Schicht im Schacht! Da sieht man eine Band endlich mal, die nicht an jeder Milchkanne spielt und dann kürzen die ihren Auftritt einfach um 20 Prozent! Sauerei so was!
Q: Dann bekommen die halt weniger Geld, oder?
H: Nun, das glaube ich nicht. So was nennt man wohl "künstlerische Freiheit". Aber dauerhaft lasse ich mir auf einem Festival nicht die Laune verderben, vor allem, wenn eine Band wie Heidevolk als Nächstes auf dem Programm steht. Und da war der Ärger auch ganz schnell vergessen, denn wenn ein Auftritt das Prädikat "extrem unterhaltsam" verdient hat, dann der Gig der Holl... äh... Niederländer.
V: Wieso hast du dich verbessert, ist das nicht das Gleiche?
H: Nein, Holland ist nur ein Teil der Niederlande, ähnlich wie die Bundesstaaten hierzulande. Und da Heidevolk eben nicht aus Holland, sondern aus der Provinz Gelderland stammen und dies auch textlich in ihren Liedern umsetzen, habe ich mich noch mal korrigiert. Aber zurück zum Festival: DAS war mal eine großartige Stimmung im Zelt! Die beiden Sänger ergänzten sich perfekt und hatten sichtbar Spaß an der Sache und den Reaktionen aus dem Publikum, was sich dann am Schluss auch in einer äußerst herzlichen Verabschiedung der Band manifestierte. Und da der Gig so mitreißend war, hat sich sogar der Papa ein wenig dabei bewegt, was dazu führte, dass ich einen gehörigen Durst entwickelte, der erst mal gestillt werden wollte.
V: Aha, du hast also wieder Bier getrunken.
H: Was denn sonst? Das führte dann dazu, dass ich in der nächsten Zeit nur noch hin und wieder vor die Camel Stage schaute und mich davon überzeugen konnte, dass der Rock 'n' Roll von Ohrenfeindt live gleich noch eine Stufe besser rein läuft als von CD.
V: Also besser als Bier?
H: Na, das wäre nun auch wieder leicht übertrieben. Aber zumindest passend zum Bier war die Soundkulisse allemal.
O: Jetzt übernehme ich mal. Insomnium sind immer einen Abstecher wert, das dachten sich viele andere Leute am frühen Freitag Abend auch, denn das Zelt, das die Party Stage beherbergt hat, war mehr als gut gefüllt. Als Insomnium dann auf die Bühne kamen, haben alle laut gejubelt und gefeiert und die Hände in die Luft gehoben. Das hat denen natürlich gut gefallen. Danach ging's selbstverständlich in die Vollen und die Jungs machten das, was sie am Besten können: atmosphärischen, melancholischen und hochgradig intensiven Death Metal. "Down With The Sun" hat ebenso ins Schwarze getroffen wie "Through The Shadows" vom aktuellen Album One For Sorrow. Als Highlight durfte aber sicherlich das frühzeitig präsentierte "Wither The Storm" gelten, bei dem Bandkumpel Mikael Stanne von Dark Tranquillity ebenfalls ins Mikro röhrte. Gegen Ende hin sind aber ziemlich viele Leute abgehauen, was aber an und für sich kein Wunder war, denn auf der Pain Stage standen Dark Tranquillity auf dem Programm.
Für die Band braucht's gar keine großen Worte, Dark Tranquillity waren wieder mal ein Highlight. Mikael Stanne war nicht nur bester Laune und supergut drauf, der Gute ist auch ein absolut souveräner Frontmann, der weiß, wie man eine derartige Menschenmenge anzupacken hat. Im Hintergrund hatten die dann auch noch eine große Leinwand samt passenden Projektionen zu den einzelnen Songs dabei. Das sah richtig cool aus. Aber auch ohne eine derartige Spielerei hätte ihm das Publikum ohne Zögern aus der Hand gefressen. Auch die haben wieder richtig gute Lieder gespielt, "The Mundane And The Magic", "Inside The Particle Storm", "Misery's Crown", "ThereIn" oder "Final Resistance". Da gings dann richtig rund, die Grabenschlampen (Securities) mussten auf jede Menge Crowdsurfer aufpassen. Die Band hatte auch richtig Spaß und gezeigt, dass sie trotz ihrer langen Szenezugehörigkeit den Kanal noch lange nicht voll hat. So macht Musik Spaß, so geht man gerne zu Konzerten, vor allem zu Dark Tranquillity.
H: Für mich hatte der Standort vor der Camel Stage, den ich wegen Ohrenfeindt besetzt hatte, den Vorteil, dass der Weg zu Krisiun ins Zelt nicht weit war. Lustigerweise kann ich mit den Brasilianern auf Scheibe recht wenig anfangen, aber live könnte es ja ganz anders aussehen oder klingen. Tat es aber nicht, irgendwie klingen mir die Südamerikaner deutlich zu steril, zu leblos und das hat sich auch an diesem Abend nicht geändert. Ein echter Fan dieser Band werde ich wohl nicht mehr, aber wenigstens habe ich sie mal gesehen. Und mit den Premieren ging es auch gleich weiter, denn auch den Headliner des Abends, Immortal, habe ich bisher noch nie gesehen. Ein gewichtiger Grund also, sich ins Gedrängel vor der Main Stage zu mischen, um den Schwarzheimern meine Aufwartung zu machen.
Q: Die kommen aus Schwarzheim? Liegt das in der Nähe?
H: (mach sich eine gedankliche Notiz, etwas weniger blumige Ausdrücke zu verwenden; nein, viel weniger): Nö, das ist nur eine Umschreibung dafür, dass Immortal Black Metal machen. Und von dem Platz vor dem EMP-Tower aus, den ich ergattern konnte, war der Blick auf die Bühne auch relativ frei.
V: EMP-Tower?
H: Na ja, das ist ein Turm, der relativ mittig vor der Main Stage aufgebaut ist, auf dem außen Werbung für einen Versand namens EMP gemacht wird und auf dem innen viel technisches Zeug steht, das man für so eine Veranstaltung braucht. Wir standen also vor dem Turm, hatten recht gute Sicht auf das Geschehen und ich kann darum auch sagen, dass zumindest von der Show her da recht Beeindruckendes geboten wurde. Das war echt recht nett anzusehen und trotzdem sind wir nach drei Songs gegangen.
V: Warst du wieder "müde"?
H: Diesmal nicht, der Grund für unseren frühen Abgang war der viel zu leise Sound. Wenn man sich trotz eines Konzertes ganz normal miteinander unterhalten kann, ist das für meinen Geschmack stimmungstötend und das liegt ausnahmsweise nicht an meinem Unwillen, mit Mama mehr als nötig zu reden.
Q: Aber zu Hause redest du doch auch mit ihr?!
H: Ja, aber nur, weil ich sonst nix zu Essen bekommen würde... Schatz, was machst du da mit der Pfanne und wieso schaust du so verkniffen? Geh weg mit dem Küchenutensil! Aua!

STILLE

V: Papa, geht's dir gut??
H: Hmpft... Nun, so gut wie es einem verheirateten Mann mit zwei Kindern und einer Bratpfanne gehen kann. Jetzt wisst ihr übrigens, was der Begriff "Pfannengericht" wirklich bedeutet. Macht euch mal nützlich und holt dem Papa ein Bier.
V: Ah, willst du in Festival-Stimmung kommen?
H: Nö, aber ich möchte morgen wenigstens einen akzeptablen Grund für meine Kopfschmerzen vorweisen können.

Einen tiefen Zug aus der Flasche später...

H: So, wo waren wir? Ah ja, bei Immortal. Da hilft die ganze Show nix, die ganzen guten Songs und auch jede Anstrengung seitens der Musiker läuft ins Leere, wenn der Sound so lasch ist. Schade, denn auf die Band hatte ich mich wirklich gefreut. So was schlägt dann bei mir fast so auf die Laune wie warmes Bier und so habe ich auch nur noch einen kurzen Blick ins Zelt zu Morgoth riskiert, die aber schon auf dem Way Of Darkness letztes Jahr wenig Eindruck auf mich gemacht hatten.
O: Hier muss der Obi mal widersprechen. Auf Immortal war ich schon sehr gespannt, wie viele viele andere Leute auch. Mit Genickstarre bin ich dann etwas weiter entfernt gestanden und konnte nur einen schrägen Blick auf die Bühne bekommen. Die wurde dann gleich bei den ersten Tönen in gleißend helles Licht getaucht und in derart viel Nebel eingehüllt, dass die Fotografen sicherlich keinen großen Spaß hatten. Das Publikum dafür umso mehr. Der Sänger Abbath hat zwar nicht viel mit dem Publikum geredet, dafür hat er aber neben famosen Songs auch viel fürs Auge geboten. Ob er sich nun in bester Krabbenmanier von links nach rechts und zurück über die Bühne bewegt oder mit grimmiger übertriebener Mimik ein Lächeln auf die Gesichter gezaubert hat, war mehr als nur gute Unterhaltung. Dazu gab's natürlich auch bestes Ohrenfutter, wie "Withstand The Fall Of Time", "Sons Of Northern Darkness", "At The Heart Of Winter", "Tyrants" (mit Funkenfontänen) oder das abschließende "The Sun No Longer Rises" eindrucksvoll beweisen. Interessant war auch, dass Abbath und Demonaz wirklich die volle Breite der Bühne ausgenutzt haben, jeden Zentimeter haben die beackert und dann saßen sie auch mal schenkelklopfenderweise am Bühnenrand und haben sich vor Freude(?)/Evilness(?)/Heiterkeit(?) gekringelt. Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass eine Band an diesem Wochenende den Behemoth-Gig toppen kann, aber Immortal haben dies tatsächlich geschafft!
Nach Immortal musste ich dann schnell ins Zelt, aber um Mitternacht wollten nicht mehr allzu viele Leute von Death Metal alter Schule verwöhnt werden. Schade denn das Morgoth-Comeback hätte sicherlich mehr Zuschauer verdient gehabt. Dennoch haben sich die reformierten Death Metaller gut ins Zeug gelegt. Dem Jubel nach hat das vielen Leuten gefallen. Frontmann Mark Grewe war da besonders fleißig und ist dann auch schon mal die Bühnenhalterungen hochgeklettert, was zwar insgesamt etwas affig aussah, aber dennoch seine Spiellaune bestens unter Beweis gestellt hat. Im Gegensatz zu seinen Sidekicks, die auf Bewegung größtenteils verzichteten. Etwas aufgesetzt haben auf mich dann auch die ständigen Hinweise auf den Old-School-Death-Metal gewirkt, den es hier zu hören und zu feiern gab. Weniger wäre hier mehr gewesen. Extrem schade auch, dass das 1996er Mach(t)werk Feel Sorry For The Fanatic mit keinem einzigen Song gewürdigt wurde. So schlecht wie viele sagen ist das Album nicht, im Gegenteil... Ich würde mich unterm Strich riesig über ein neues Morgoth-Album freuen, aber ich bin mir nach diesem Auftritt nicht wirklich sicher, ob die Band dazu wirklich genug Blut geleckt hat.
H: Trotzdem, der Abend war für mich gelaufen und deswegen war der Rückzug zum Campingplatz das Sinnvollste, was ich tun konnte.

Der Erzähler verschweigt geschickt, dass er auf dem Campingplatz noch ein wenig an der ein oder anderen Bierdose genippt hat und kurz vor dem Matratzenhorchdienst noch penetrant darauf hingewiesen hat, wie wenig be... öhm angetrunken er doch sei. Eigentlich ein untrügliches Zeichen dafür, dass es eben nicht so war...

H: Das hatte aber den Vorteil, dass ich samstags relativ fit war und mich von den Klängen der Melodic Death Kapelle Night In Gales aufs Angenehmste in den Festivaltag geleiten ließ. Um diese frühe Uhrzeit war noch nicht viel los vor der Bühne, aber das hat die Band nicht im Geringsten gestört. Die Herren waren richtig enthusiastisch und wirkten gleichzeitig unheimlich sympathisch, so kann ein Konzerttag gerne beginnen. Und auch weitergehen, denn Tanzwut auf der Pain Stage konnten durchweg überzeugen.
Q: Tanzwut? Hat da jemand getanzt? Oder waren da Leute wütend?
H: Wütend nein, getanzt ja, vor der Bühne gab es eine beachtliche Polonaise...
Q: Das Zeug, das man auf die Pommes tun kann?
H: Nö, das wäre Mayonnaise. Eine Polonaise ist ein Tanz, bei dem viele Leute hintereinander herlaufen, während sie dem jeweiligen Vordermann ihre Hände auf die Schultern legen. Das passt übrigens durchaus zur Musik, die von Dudelsack-Klängen begleiteten Songs sind eh deutlich tanzbar angelegt und die Ansagen von Sänger Teufel taten ein Übriges, die Stimmung im weiten Rund zu heben.
V: Das war aber nicht der echte Teufel, oder?
H: Nein, der machte derweil Fotos. Nee, im Ernst, das ist nur der Künstlername des Sängers. Nach Tanzwut habe ich einen Blick auf die Camel-Stage gewagt, um mir Bembers mal aus der Nähe anzusehen. Das ist übrigens keine Band, sondern ein so genannter Comedian, also jemand, der auf der Bühne Witze und mehr oder weniger lustige Geschichten erzählt. Und genau das gab es hier auch, mal war es mehr, mal weniger lustig, aber der Andrang vor der Stage war recht beachtlich. Nach knapp zehn Minuten war es aber genug für mich, Musik war mir in dem Moment wichtiger. Und daran tat ich gut, denn im Endeffekt gab es mit Naglfar jetzt mein persönliches Festival-Highlight. Zwar waren gar nicht sonderlich viele Zuschauer vor der Bühne versammelt, aber die erlebten einen Auftritt wie aus einem Guss. Hier war alles erste Sahne: der Sound, die Bühnenpräsenz der Künstler, die Songs, deren Umsetzung, es stimmte einfach alles. Grandios, erhaben, perfekt, geile Scheiße!
V und Q: PAPA!
H: Ist ja schon gut, habe mich ein bisschen mitreißen lassen. Bringt mir lieber noch so einen Kolben, erzählen macht durstig.
V: Du bist doch auch durstig, wenn du nichts erzählst.
H: Seit wann rede ich denn mal nicht andauernd?
Q: Auch wieder wahr...
V: Vielleicht, wenn du mal wieder vor dem PC hockst?
H: Beschwer dich nicht, sei lieber froh, dass bei doch hin und wieder Funkstille herrscht.
O: Nun, mich haben Naglfar nur bedingt überzeugt. Ich vertrete ja die Meinung, dass Black Metal bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 30°C nicht wirklich funktioniert. Auch nach dem Auftritt von Naglfar wird sich an dieser Meinung nichts ändern. Ich gebe ja zu, die Schweden haben einen Hit nach dem anderen ausgepackt ("Pale Horse", "I Am Vengeance" oder "The Brimstone Gate") und Frontmann Kristoffer Olivius hat mit seinen Grimassen Hass und Wahnsinn versprüht was die dunkle Seele hergibt, aber zumindest mir konnten die nordisch-frostigen Black Metal-Hymnen bei diesem Wetter nur ein anerkennendes Kopfnicken und zustimmenden Applaus nach jeder Nummer entlocken. Bei "The Brimstone Gate" schien das Publikum dann aber langsam aufgetaut zu sein, hier erntet die Band Unmengen an hochgereckten Fäusten und den lautesten Jubel.
H: Die folgenden Unleashed habe ich schon recht oft gesehen, weswegen ich nach einer kurzen Hörprobe und der Feststellung, dass der Sound arg dumpf ist, gen Zelt wanderte.
O: Dafür hab ich die Schweden aber gesehen. Bei Unleashed wird es voll, soviel war klar, denn die Jungs um Fronter/Bassist Johnny Hedlund sind nicht nur live immer eine Bank. So schafften es die sympathischen Schweden auch diesmal wieder, das prall gefüllte Areal vor der Pain Stage zum Kochen zu bringen. Headbanger soweit das Auge reicht und nach und nach kamen immer mehr Crowdsurfer dazu. Bei Hits wie "To Asgaard We Fly", "The Great Battle Of Odalheim" oder "Hammer Battalion Unleashed" war es nicht verwunderlich, dass die Meute der Band aus der Hand frisst. Als Höhepunkte kann dann das mit deutschen Refrain ausgestattete "Wir Kapitulieren Niemals" und "Victims Of War" gesehen werden. Letzteres haben die Jungs mit schönem Gruß an die UN rausgehauen.
H: Dafür bekam ich eine der Bands zu sehen, die dem Begriff "Underground" immer noch gerecht werden: Desaster. Bei dieser Band war es gar nicht sonderlich schädlich, dass sie mit recht heftigen technischen Problemen zu kämpfen hatten, das passte sogar recht gut ins Bild einer Band, die immer bodenständig geblieben ist und nie besonderen Wert auf technische Perfektion gelegt hat. Das machte den ganzen Gig noch eine Ecke sympathischer und authentischer, als er eh schon gewesen wäre. Hat mir echt gut gefallen.
Q: Es hat dir gefallen, obwohl es da viele Probleme und Fehler gegeben hat?
H: Ja, und zwar genau deswegen. Metal wird allgemein als Musik angesehen, die vor allem ehrlich sein soll und auch wenn ich manchmal meine Probleme mit diesem übertriebenen Outlaw- und Underdog-Image habe, so ist es dann doch immer wieder erfrischend und schön zu sehen, dass auch ehrliche Handarbeit ein Publikum findet.
T: Was weißt du denn schon von Arbeit?
H: Nix, aber das brauch ich auch nicht, ich habe ja auch keinen Arbeitsvertrag, sondern ein öffentlich-rechtliches Dienst- und Treueverhältnis!
Q: Was, du hast ein Verhältnis? Hat die Mama da nichts dagegen?
H: Nicht SO ein Verhältnis...
O (steigt zur Rettung ein): Habe ich euch von Sepultura erzählt? Man kann ja viel über die Brasilianer sagen, aber nicht, dass sie sich bei ihren Live-Auftritten keine Mühe gäben. Die waren grade auf Europareise, wie Fronter Derek Green immer wieder erzählt hat. Sie kamen dann auf die Bühne und haben sich richtig viel Mühe gegeben, um den Zuschauern was zu bieten. Das hat natürlich alle sehr gefreut und dann gab es eine richtig große Party. Für Freunde älteren Materials hatten Sepultura "Beneath The Remains", "Chaos A.D." oder "Territory" dabei, wer eher auf neuere Songs steht, bekam mit "Convicted In Life", " Dialog" oder "Mask" entsprechendes Futter serviert. Bei "Rattamahatta" und dem finalen "Roots Bloody Roots" haben sich dann alle ausgetobt und die Bühne zum Beben gebracht. Dass der Applaus anschließend entsprechend laut war und die Band überschwänglich gefeiert wurde, versteht sich da natürlich von selbst.
H: Technisch deutlich anspruchsvoller als bei Desaster ging es bei den folgenden Incantation zu, aber während sie auf CD manchmal ein wenig unzugänglich wirken, war das an diesem Nachmittag im Zelt deutlich anders, denn mit einer Intensität und Spielfreude, die ihresgleichen sucht, zogen sie die (leider nur spärlich anwesenden) Zuschauer sofort auf ihre Seite. So war die dünne Personaldecke auch kein Stimmungstöter, sondern machte den Auftritt zu einem umso familiäreren Erlebnis.
V: Wieso hatte das Personal denn Decken, ich dachte, es wäre so heiß gewesen?
H (verflucht sich innerlich zum wiederholten Male ob seiner Wortwahl): Als Personaldecke bezeichnet man die Anzahl an anwesenden Menschen. Auf jeden Fall war das Summer Breeze-Debüt von Incantation ein voller Erfolg in einem nicht ganz vollen Zelt. Voller wurde es aber bei Cattle Decapitation, was mich insofern wunderte, da der Deathgrind der Veganer noch eine Ecke heftiger ist als der Sound von Incantation.
Q: Was sind Veganer?
H: Das sind Menschen, die keine irgendwie gearteten tierischen Produkte zu sich nehmen. Also weder Fleisch noch Milch oder Eier, kein Käse und so weiter
Q: Ist das nicht ungesund?
H: Ich bin kein Ernährungsexperte, aber körperlich krank sahen die Musiker trotz dieser bewusst in Kauf genommenen Mangelernährung nicht aus, auch wenn sich Sänger Travis auf der Bühne ziemlich wüst aufführte. Gehört aber zur Show und passt zur Musik, die Härtekrone des diesjährigen Summer Breeze geht für mich an Cattle Decapitation. Das war schon ganz schön deftig und gut noch dazu. Aber apropos Ernährung, nachdem ich vom Hochstand hinter der Camel-Stage noch eine Schicht von den Nitrogods mitbekommen habe und diese für sehr tauglich befinden durfte, ging's für uns erstmal wieder gen Campingplatz zum Grillen, nach so viel Vegangrind stand mir der Sinn nach einem anständigen Stück Fleisch vom toten Paarhufer.
V: Und bestimmt auch nach einem Bier, oder?
H: Ja, vorlautes Gör. Dermaßen gestärkt fand ich mich dann rechtzeitig zum Gig des bei den meisten Festivals der letzten vier Jahren allgegenwärtigen Martin van Drunen ein, diesmal mit Asphyx am Start. Aber was labere ich da von rechtzeitig, der gute Martin war erst mal recht angepisst, weil die vorhergehenden Shining mal kräftig überzogen hatten und der Asphyx-Gig dadurch locker zehn Minuten später beginnen konnte.
V: Wer hat den Martin den angestrullert?
H: Hä?? Ach so, angepisst bedeutet, dass jemand sauer ist, schlechte Laune hat. Deswegen hat es auch gut zwei Songs gedauert, bis Asphyx so richtig in Fahrt kamen, aber dann lieferten sie einen wie üblich exzellenten Gig ab. Und so wirklich böse kann man dem Obersympathen Martin ja eh nicht sein, dazu macht er sein Ding auf der Bühne einfach viel zu gut und seine Laune war eh relativ schnell wiederhergestellt. Bei der des Publikums war das gar nicht mal nötig, denn schon beim Soundcheck herrschte eine Stimmung, von der viele andere Bands während ihres eigentlichen Auftrittes nur träumen können. Nach Anfangsschwierigkeiten also ein voller Erfolg.
O: Auch ich habe Asphyx gesehen, davor aber noch Sick Of It All. Die Erfinder der Wall Of Death durften auch beim 15jährigen Jubiläum mit von der Partie sein, und es war wie vor zwei Jahren auch diesmal kein Wunder, dass das Publikum auch diesmal von Beginn an wieder steil ging. Kaum betraten Sick Of It All die Bühne und kaum kamen die ersten Töne aus den Boxen, haben alle vor und auf der Bühne getobt. Deren Sänger, Lou Koller, ist schon ein toller Hecht, dass man eigentlich gar nicht anders kann als mit der Band zu feiern, zu tanzen und zu singen. dumm nur, dass nach ca. 20 Minuten für mich Sense war, denn im Partyzelt baten wie gesagt Asphyx zum Tanz.
Wer Asphyx sehen wollte, wurde zunächst enttäuscht wie Papa gesagt hat, denn die Holländer gingen mit 15 Minuten Verspätung auf die Bühne, legten aber dann unter Zeitdruck umso entschlossener los. Szeneurgestein Martin Van Drunen hat sich nicht mit langen Vor- und Zwischenreden aufgehalten, sondern einen Song nach dem anderen präsentiert. Und die Band war dann auch mal wieder richtig, richtig gut. "The Quest Of Absurdity", "M.S. Bismarck", "Death The Brutal Way" oder "Der Landser" saßen wie eine Eins und Van Drunen und Co. schüttelten sich dazu fast permanent die Haare vom Kopf. Hoffentlich sehen die nicht bald so aus wie euer Papa! Das Publikum war dafür echt dankbar und ebenso gut gelaunt. Das energetische Ping Pong fand seinen Höhepunkt schließlich in "The Rack". Aber obwohl danach leider Schluss war, waren alle waren richtig froh, so gut ist die Show gewesen.
H: Nach einem Besuch am Getränkestand war es dann auch schon an der Zeit, ein paar brauchbare Plätze für Amon Amarth zu suchen, denn wie sie herausstellte, war dieser Auftritt der mit Abstand am meisten besuchte des ganzen Festivals. Die Band zieht halt Zuschauer, kein Wunder, dass sie so oft eingeladen werden. Und gut sind sie eh, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Q: Iihhh, Mäuse gab's da auch?
H: Ja, aber primär auf dem Campingplatz, oben auf dem Gelände wären die nur zertreten worden. Die Show der Wikinger...
V: Waren das diesmal echte Wikinger?
H: Nein, auch diesmal nicht, aber Johann Heggs Mannschaft kommt dem, was man sich gemeinhin unter einem Wikinger vorstellt, schon recht nahe, da braucht's nicht mal Kettenhemden oder Waffen. Auf jeden Fall war die Show der Schweden von gewohnt hoher Qualität und optisch beeindruckend, aber auch hier hatte ich leider wieder das gleiche Problem wie bei Immortal: Der Sound war so leise, dass man jedes Wort, das um einen herum gesprochen wurde, verstehen konnte. So macht mir Metal keinen Spaß und viele der Leute um mich herum sahen das ähnlich, dabei war der Platz, den wir besetzen konnten, gar nicht mal so weit vom Schuss, wieder in der Nähe des schon erwähnten EMP-Towers. So verließen wir etwas enttäuscht nach "Runes To My Memory" das Feld vor der Main Stage und ließen das Festival langsam ausklingen. Zumindest die Mama, der Papa hatte noch eine Band auf dem Programm, die er unbedingt sehen wollte. Aber Entrails traten erst um 02:20 Uhr im Zelt auf, da war Durchhaltevermögen angesagt. Und wider eigenes Erwarten schaffte ich es noch zu dieser Band, ich bin ein ganz klein wenig stolz auf mich. Weniger aber auf den Soundmeister bei dem Gig, denn auch wenn die Mucke der Schweden klasse ist, der Klang war es an diesem Abend nicht. Völlig übersteuert und nur noch hallend verloren die Songs einen Großteil ihrer Durchschlagskraft. Auch hier muss ich leider wieder sagen: Schade, das Aufbleiben hat sich nicht gelohnt. Tja, und dann war das Summer Breeze im Prinzip vorbei, noch eine Nacht geschlafen, am nächsten Morgen von den Camping-Nachbarn und anderen Bekannten verabschiedet und schon ging's heimwärts.
V: Ein paar Sachen haben dir ja anscheinend nicht so gut gefallen, war es denn ein schlechtes Festival?
H: Nein, auf keinen Fall, es war sogar ein sehr schönes. Dass ich einige Sachen erwähnt habe, die mir persönlich missfallen haben, sollte euch nur zeigen, dass es durchgehende Perfektion im echten Leben eben nicht gibt. Aber die paar Sachen, die eher suboptimal waren, entwerten die ganzen tollen Momente, die das Summer Breeze zu bieten hatte, nicht ansatzweise, zumal das auch fast alles sehr subjektive Eindrücke von mir waren, die andere vielleicht ganz anders sehen würden. Wenn es nächstes Jahr wieder klappt, werden wir auch 2013 wieder in Dinkelsbühl sein und ihr bei Oma und Opa.
Q: Und wann nehmt ihr uns endlich mal mit?
H: Gefällt's euch denn nicht bei euren Großeltern?
Q: Doch, aber was du da erzählt hast, klingt halt so interessant, dass wir das auch mal erleben wollen.
H: Na, ein paar Jährchen wird es schon noch dauern, bis wir euch auf ein Festival mitnehmen, aber das Breeze gibt es jetzt schon seit 15 Jahren, da werdet ihr sicher noch Gelegenheit haben, mir dort auf die Nerven zu gehen.
V: Wenn wir alt genug dafür sind, bist du wahrscheinlich schon viel zu alt für so etwas!
T: HA HA!

Nachtrag: Dieses Gespräch hat nie stattgefunden. Aber WENN es zwischen den Darstellern dieser Posse wirklich zu dieser Unterhaltung gekommen wäre, dürfte es fast wörtlich zu obigem Ergebnis geführt haben.

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