Notice: Undefined variable: descriptiontitle in /kunden/101209_82152/heavyhardes/webseiten/include/include_titledescription.php on line 365
Heavyhardes.de
9 Headbänga online
Suche:
20.04.2024 Feuerschwanz
21.04.2024 1914
21.04.2024 Feuerschwanz
21.04.2024 Crypta
22.04.2024 Darius Rucker
23.04.2024 Marduk
Reviews (10417)
Navigation
Artikel des Tages
Review:
Ashura

Interview:
Obscurity

Live-Bericht:
Knorkator

Video:
Izegrim
RSS RSS
Atom Atom
 

Notice: Undefined variable: zaehl in /kunden/101209_82152/heavyhardes/webseiten/include/include_livefest.php on line 177

Notice: Undefined variable: zaehl in /kunden/101209_82152/heavyhardes/webseiten/include/include_livefest.php on line 300

Festival-Bericht

Rock im Park

mit Metallica, Die Toten Hosen, Linkin Park, Motörhead, Machine Head, Killswitch Engage, The Offspring, Evanescence, Marilyn Manson, Soundgarden, Linkin Park, Trivium, Anthrax, Steel Panther, The Stranglers, Enter Shikari, Refused, Tenacious D, Billy Talent, Donots, Dropkick Murphys, Dick Brave And The Backbeats, Steel Panther, Lamb Of God & Guano Apes

Zeppelinfeld, Nürnberg 01. - 03.06.2012

"Nürnberg, was ist los? Es ist Rock im Park, und es regnet gar nicht!" Diese launige Aussage eines über die Bühne tollenden Bayern3-Ansagers fasst es treffend: die Tradition, dass man in Matsch und Schlamm versinkt, traf - zumindest die meiste Zeit - nicht ein, dieses Jahr auf dem so genannten Zeppelinfeld. Dort traf sich, wie allpfingstlich, eine illustre Schar an Musikanten, um auf eine nicht weniger illustre Menge zu treffen - genauer gesagt um die 70.000, die erstmals seit 2008 wieder alle vorhandenen Karten im Vorfeld weggeschnappt hatten. Ob es daran liegen mag, dass man 2012 im Park und parallel auch am Ring wie fast gewohnt nicht zuletzt auf Kombos der härteren Gangart gesetzt hat? Dass hauptsächlich die die Wurst vom Brot zerren, zeigte schon das Highlight des ersten Abends: Metallica hatten sich nach 2008 erneut angesagt und eine Komplettdarbietung des "schwarzen" Albums angekündigt. Dazu noch Musikanten von Weltgeltung wie The Offspring, Motörhead, Die Toten Hosen und Linkin Park - und fertig sind die Voraussetzungen für ein berauschendes Wochenende.

Nun, frohgemut machen wir uns somit auf in Richtung Gelände, das in einer gewissen Zeit ja durchaus anderen Zwecken als musikalischer Belustigung diente, was an den umliegenden Bauwerken architektonisch sehr gut abzulesen ist. Wir wollen uns aber weniger mit Zeitgeschichte befassen als mit der Logistik: wie immer gibt es im Park drei Bühnen, die überschaubare Clubstage in der Halle, auf der die kleineren Acts spielen, die Alternastage, die der (vermeintlich) zweiten Garnitur eine Heimstatt bietet, und die Center-Stage, auf der sich die Megastars die Ehre geben. Die bei über 80 Bands unvermeidlichen Überschneidungen halten sich in Grenzen, so dass man bei einigermaßen durchgängigem Geschmack vieles erwischen kann - wobei sich der Standortwechsel im Verlauf als zunehmend schwierig herausstellt, aber dazu später mehr. Bemerkenswert die Organisation, die es tatsächlich schafft, dass das Programm fast im Sekundentakt abschnurrt und keine nennenswerten Verzögerungen auftreten. Die Security ist so forsch wie erforderlich, aber durchgängig sympathisch und auch für einen Scherz zu haben. Obwohl schon für Freitag wettertechnische Unbill vermeldet war, zeigt sich ein Gang über das Festivalgelände als ergiebig, weil trocken und durchaus erhellend. Das Publikum ist bunt gemischt, über Bayern 3-Gelegenheits-Gänger bis hin zu dem uns eher bekannten dunkel gekleideten Völkchen ist alles geboten. Unter anderem auch durchaus heftige Preise, bei einem Pappbecherchen Espresso für 1,90 (nur mal zur Info, in echtem Geld sind das um die 4 Mark) und einem Bier für 4,30 ist man schon froh um den einen oder anderen mitgebrachten alimentären Hilfsgegenstand. Aber nun ja, man lebt nur einmal...

Freitag, 01.06.2012

Also, zur Sache, Schätzchen: als wir einlaufen, liefern vor noch sehr lichter Menge die Stranglers ihre als Hintergrundmusik ja durchaus hörbaren Stückchen wie etwa "Always The Sun" ab. Als Erkundungsmusik ok.

Interessanter wird es für uns dann schon bei Enter Shikari: der selbst so betitelte Trancecore der Engländer liefert sauberes Geballer, versetzt mit Technik-Einsprengseln und Rap-Elementen, die vor der Centerstage eine schon durchaus ansehnliche Menge zum Hüpfen animiert.

Die schwedischen Hardcore-Punker Refused treten nach ihrer Auflösung 1998 nunmehr neugegründet an und kredenzen einen groovigen Sound, der durchaus für Reaktionen zu sorgen vermag. Bei mittlerweile unverschämt gutem Wetter machen Songs wie "Breakout" durchaus Laune, wobei einige Stücke auch ein wenig an den Nerven zerren. Aber nach der wohlmeinenden Aussage von Fronter Dennis Lyxzen, "Always stay curious, always stay wild and hungry" (ok machen wir) und dem abschließenden "Boredom Won't Get Me Tonight" passt die Sache wieder.

Was für Frangggen JBO, das sind für LA die Albernheiten von Tenacious D. Sänger und Schauspieler Jack Black und Kyle Gass ziehen spätestens seit ihrer Filminkarnation in The Pick Of Destiny die Massen, und die versammeln sich denn auch vor der Bühne, um dem "Fenix" des neuen Albums zu huldigen, der dann auch gleich als durchaus eindeutig geformte Aufblaspuppe erscheint. Zuerst aber marschieren die Herren mehr oder weniger würdevoll im Bademantel auf die Bühne und intonieren auf Akustik-Gitarren den Titeltrack "Rize Of The Fenix". Beachtlich guter Gesang krönt das Kabinettstückchen, das nun folgt: Black und Gass mimen versteinert die arroganten Rock-Götter, mit herrischem Gebieten über Roadies und alles was dazugehört, und feuern dabei die eine oder anderen veritable Hymne ins Publikum. "Low Hanging Fruit" macht Spaß und kommt sehr gut an, während Jack Black immer versucht auf Deutsch zu schwadronieren ("Danke schön guten Abend!"), irgendwann aufgibt und feststellt: "Bruce Springsteen is like reciting poetry in German!" Bewaffnet mit weißen Tennissocken, folgt nun "Death Star" (angekündigt als "a song for our earth!"), zu dem ein Monster auf die Bühne springt, das aussieht wie das Gummiwesen aus Roger Cormans Billigschocker It Conquered The World, bevor Black dann ein Kindersaxofon auspackt und rumtrötet. In einer durchaus beeindruckenden Vorstellung ziehen die Jungs dann sogar den Rock-Off aus dem Film Pick Of Destiny ab, in dem sie den Leibhaftigen operettenhaft bezwingen. Hut ab! "Fuck You Gently" bietet eine feine Balladen-Parodie, und natürlich beschließt ihr erster Hit "Tribute" das Set. Lustig, kultig, und auch musikalisch mehr als brauchbar. Jack Black gibt uns noch einen Tipp: "Oh, please go and see Metallica. They have potential, I think they might go places - just give them a chance". Ok, Jackie.

Aber erst gilt es, den entsprechenden Standort zu sichern - denn immerhin kommen sie in zwei Stunden schon, und obwohl ganz offenkundig noch nicht alle Schlachtenbummler angereist sind, zeigt sich: der frühe Steher fängt den Platz, wenigstens noch am Rand des ersten Wellenbrechers, denn der Raum vor der Bühne ist schon ausgefüllt, als Billy Talent die Bühne stürmen. Die kanadischen Alternative Punker blicken auf eine stattliche Fanschar, die sich unter anderem darin äußert, dass mir mein Nebenmann erläutert, dass man nun eine "stylishe" Band zu sehen bekomme. Nun denn, die aufgestellten Haare des Gitarrero Ian D'Sa sind in der Tat ein Fashion-Statement, und auch der Sound kracht ordentlich: ordentliches Geballer, schwarze Bühne, ebenso gekleidete Herren, und Attacke geht's mit "Rebel In The Midnight Mass", und schau an, der Nebenmann hat Recht: das macht tatsächlich Laune. Der melodiöse Punk fährt ins Tanzbein und entfacht berechtigte Begeisterungsbekundungen. "Turn Your Back" feuert die Stimmung weiter an, und auf entsprechende Aufforderungen erntet Sangesmeister Benjamin Kowalewicz den ersten Circle Pit des Tages. "What You See Is What You Get", "Rusted From The Rain" und der brandneue "Viking Death March" setzen das Programm fort, bevor mit "Fallen Leaves" und "Red Flag" die von meinem bereits erwähnten Reihennachbarn begeistert herbeigerufenen Hits folgen. Aus. Und nun dreht sich besagter Nachbar um, schau mich an und meint: "Boah!! Du bist ja voll alt! Du bist---mindestens 30!! [ähem, sehr schmeichelhaft, aber da kannst Du noch ein bissi was drauflegen...] He! Jungs, schaut mal! Der ist cool, der ist alt und trotzdem voll vorne hier! Der will zu Metallica!!"

Und nachdem mich die Altersschwäche dahinrafft, empfehle ich den Kindern ein wenig zurückzutreten - nicht ohne sie vorher mit Fruchtgummis versorgt zu haben - und kette mich zumindest händisch an der Absperrung fest. Wird es wohl so unfassbar genial wie das Konzert im Olympiastadion 2003, das passenderweise auch den Beginn meiner Schreiberling-Karriere für unsere illustren Seiten markierte? Leinwände an, und los geht's, Zwei glorreiche Banditen, besserer Titel The Good, The Bad And The Ugly, Teil 3 der Dollar-Trilogie von Sergio Leone, und dazu Ennio Morricones berauschendes "The Ecstasy Of Gold" (worauf ich die Umstehenden hinweisen muss, die verirrterweise hier schon "The Unforgiven" zu entdecken glauben. Alt? In your face sucker!!), und dann sind sie auf einmal da, Herr Ulrich springt hinter das sparsame Drumkit, James Hetfield in Kutte (!) platziert sich vorne, Kirk Hammett wie immer rechts und Bassungeheuer Rob links. So auf geht's, "Enter Sandman", auf geht's - ja denkste! Ein Riff wie ein Rasiermesser, das kann doch nicht, oh doch das ist - "no life till leather, let's kick some ass tonight". Und da dreht man dann kollegial komplett durch, denn der Opener vom schroffen Erstling planiert alles in Grund und Boden. "Hit The Lights" - Auftakt nach Maß ist untertrieben. Das ist Metallica, wie wir sie wollen, die Thrash-Band von Format, knüppelhart. Die Band wirkt präsent wie immer, Hetfield nach einigen Unsicherheiten ganz zu Anfang auch stimmlich trittsicher - wunderbar. Und offenbar kennen sie Stromberg, denn ganz getreu dem Motto "komm jetzt MACH aber auch" hauen sie gleich als zweites ein krasses "Master Of Puppets" ins Rund. Schon wieder so ein Kracher, da bleibt kein Auge trocken, und leider gibt es dann einen hässlichen Vorfall: ein Crowdsurfer entgleitet beim Hereinreichen den Security-Leuten und kracht kopfüber auf den Boden, bleibt dort liegen und macht erst mal keinen Zucker mehr. Leute, wenn der sich jetzt nicht bewegt wars das für mich. Tut er dann aber gottlob, Beine inklusive, also worst case nicht eingetreten, und wird dann von herbeieilenden Sanis abtransportiert. Es kann also durchaus was passieren bei diesen Eskapaden, die auch irgendwie nervig sind da permanent irgendwelche Nasenbären vom Musikgenuss abhalten. So können wir uns dann glücklicherweise einem ebenso aggressiven "No Remorse" widmen. "Metallica is with you", stellt ein grinsender Hetfield nun fest, "are you with Metallica?" Ja, sind wir, und hören gerne "This is my friend Lars", der dann einen midtempo-Rhythmus stampft, der stante pede in "For Whom The Bell Tolls" übergeht, womit die Eröffnung aus dem Himmel (oder der Hölle?) gewährleistet wäre. Wer braucht bei solchen Reißern das schwarze Zeugs? Jetzt bitte noch "Battery", "Welcome Home" und "Creeping Death", dann wäre die Welt perfekt. Ist sie aber nicht. Denn nach "No Remorse" weist uns ein kleines Filmchen darauf hin, dass 1991 das Metallica-Jahr schlechthin war, sie alle Rekorde brachen und neues kommerzielles Territorium für den Metal erschlossen. Fünf Hit-Singles, massive MTV-Rotation, eine gefeierte Welttournee - und für uns damals die erstaunliche Erkenntnis, dass die von uns so geliebte Härtner-Truppe plötzlich aus allen Lautsprechern und Kassettenrekordern tönte, die vorher Ride The Lightning als Inbegriff des "unhörbaren Geschrubbes" gesehen hatten. Kurzum, das war nicht mehr so extrem, progressiv und kantig, sondern eingängig und kürzer und sogar mit einem singenden Hetfield versehen - und interessanterweise spürt man nun, all die Jahre später, genau diesen Kontrast. Wieder warten wir auf "Enter Sandman", und wieder werden wir enttäuscht, denn mit "The Struggle Within" kommt zuerst das letzte Lied des Albums zum Vorschein. Ja, natürlich ist das gut, aber kein Klassiker. Weiter im Text mit "My Friend Of Misery", und jetzt kapieren wir: sie spielen das Album rückwärts! Auch mal eine Idee. Mit schönen Harmonien versehen, gefällt die einzige Jason Newsted-Komposition durchaus, aber gegen "Hit The Lights" fällt das ab und deutlich auf, dass neben den vielen Killern auch einige Füller auf der Scheibe sind. "The God That Failed" geht ok, bevor "Of Wolf And Man" dann endlich mal richtig kracht - "Shape shift - nose to the wind!" Jawoll. Dann das Unikum des Albums, die erste und bislang einzige reinrassige Metallica-Ballade, und obwohl tausend mal zu Tode genudelt, entfaltet "Nothing Else Matters" seine ganz eigene Magie, die trotz der blödsinnigen Feuerzeugschwenker funktioniert. Im Gegensatz zu den 90ern kriegt Meister Hetfield den Gesang mehr als ordentlich auf die Kette, so dass ein erstes Highlight der Darbietung markiert ist. Hand aufs Herz, wann habt ihr zum letzten Mal "Through The Never" und "Don't Tread On Me" gehört? Ja genau, die waren nämlich auch drauf auf dem kleinen schwarzen, und wenn die Erinnerung nicht trügt haben wir das seinerzeit gar nicht auf Kassette aufgenommen. Lohnte sich nicht, auch heute abend nicht. Hm. "Wherever I May Roam" überzeugt natürlich durch den schleppenden Rhythmus und die feine Steigerung, aber "The Unforgiven" funktioniert heute um Klassen besser - Hetfield platziert sich ganz oben auf der Bühne, bewaffnet mit einer akustischen und einer elektrischen Gitarre, und intoniert die Halbballade eindrucksvoll. Das ist unverwüstbar, das ist wirklich groß. "Holier Than Thou" ballert zwar, gehört aber definitiv auch nicht zum A-Material der Band, und - man mag es kaum glauben, auch das mächtige "Sad But True" kracht nicht so wie es eigentlich sollte. Nun kommt dann also doch noch unser aller Lieblingsschlaflied an die Reihe - "exit light, enter night", ja sooo muss das sein, hier raucht die Temperaturanzeige, das ist gut gebracht, Rob watschelt, Kirk brilliert, und Hetfield grinst teuflisch. Aus, Schluss, das wars. Aber natürlich kommen sie noch mal, und ich danke euch, liebe Freunde, dass ihr noch mal die Axt kreisen lasst. Denn das kleine, eigentlich nicht zur ersten Garnitur gehörende "Fight Fire With Fire" stellt so einen Kontrast zum Vorangegangenen dar, dass es eine Art hat. Eben noch hohe Qualität, aber kalkulierter Effekt, fast schon ein wenig routiniertes Abspulen, salbungsvolle Reden von der "Metallica-Family" - und jetzt dieser Tritt in den Hintern. Da sind sie wieder, die Rabauken die wir eigentlich wollen. Das unvermeidliche "One" ist wie immer groß, und "Seek And Destroy" erreicht dann wirklich den letzten Winkel des Areals. Was man hier und heute erleben durfte, war vielerlei: eine Demonstration, dass das bis heute meistverkaufte Metal-Album aller Zeiten auch einige Schwachpunkte enthält, dass es eine stilistische Neuorientierung einer Kombo markierte, die von den ruppigen Tagen hin in den Bombast wechselte - und dass es Stücke wie "Through The Never" und "Holier Than Thou" nicht wert sind, "The Four Horsemen", "Fade To Black" oder "Ride The Lightning" (das einen Tag später am Ring für "No Remorse" ins Set rutschte - hmpf!) überhaupt ins Gesicht zu sehen. Dazu kommt eine immer ausgezeichnete, aber doch nicht inspirierte Leistung der Herren, die sich mittlerweile ein festes Terrain gezimmert haben, auf dem sie sich bewegen, von dem sie aber auch keinen Millimeter abweichen. Gut, aber nicht groß. Ach ja, aus für heute. Gute Nacht.

Samstag, 02.06.2012

Guten Morgen zur zweiten Runde. Wir marschieren wieder entspannt umher, vorbei an den Merchandise-Buden und buntgemischten Fress-Ständen - insgesamt scheint es etwas voller zu sein, und so kann sich King Charles am frühen Vormittag schon durchaus über Zuspruch freuen. Der etwas hippie-haft daherkommende Songwriter aus London (mit bürgerlichem Namen Charles Costa) kann mit gutem Gesang und Songs, die in manchem Moment an die seligen The Alarm erinnern, durchaus punkten.

Früh am Tag müssen dann auch die Donots ran, aber die Dauer-Festival-Beschaller aus dem Rockmekka Ibbenbüren reißen die wachsende Menge auch heute mit. Mit gutem Sound gesegnet, feuern die Jungs um den wie üblich Hut tragenden Sänger Ingo Knollmann ihren punkigen alternative Rock ins Rund, darunter Nummern wie "Calling" oder "What The Hell Are We Waiting For". Erstmals ist nun auch maximaler Hüpfburg-Alarm, die jungen Leute vorne machen alles, was jungen Leuten halt Spaß macht, Circle Pit, Wall Of Death, Guy Of Gisborne, alles ist geboten. "Come Away With Me" und "Wake The Dogs" gehen ab, bevor dann das Verdrehte Schwestern-Cover "We're Not Gonna Take It" am Ende noch ein besonderes Ausrufezeichen setzt. Fein!

Gespannt darf man dann auf Dick Brave And The Backbeats sein, denn nicht nur passt der astreine Rockabilly der Kollegen nicht ganz zum heutigen weiteren Verlauf auf der Centerstrage, nein, es dürfte ja auch sattsam bekannt sein, dass sich hinter dem Alter Ego des kanadischen Rockers, der sein Gedächtnis verloren hat vom Geist von Elvis höchstpersönlich erleuchtet wurde, kein anderer verbirgt als Sascha, der mit diversen unsäglichen Schlagern nicht gerade Freude in der harten Fangemeinschaft erntete. In der Tat gibt es einen kleinen Publikumswechsel zu konstatieren, nach vorne drängt das Weibsvolk, aber auch einige schwarzbehemdete Kollegen, einer sogar mit Iro, versammeln sich vorne. Ärger im Verzug? In keinster Weise, als Dick Sascha Brave und seine Mannen die Bühne stürmen und mit "Tonight I'm Gonna Rock" startet, ist einträchtiges Fußwippen angesagt. Der Mann kann singen, keine Frage, er kann auch den Rock'n'Roll singen, und seine Kombo liefert stilecht mit Piano, großem Bass und stehendem Drummer den Begleitsound dazu. Im Folgenden liefert Dickie eine Mischung aus eigenen Stücken, originalen Rock'n'Rollern (darunter etwa "High School Confidental" von Jerry Lee Lewis oder Chuck Berrys "Come On") und auf Rockabilly gebürsteten bekannten Hits. Das klappt mal sehr gut ("I Just Can't Get Enough", im Original von Teppich Mod, Green Days "American Idiot" oder "Black Or White" vom Jacksons Michel), aber mit Adeles "Rolling In The Deep" funktioniert das weniger brillant. Sagt zumindest eine mittlerweile ebenfalls angereiste Kennerin der Materie. Da wollen wir nicht widersprechen. "Walk This Way" (Luftschmidt) macht Spaß, aber vor allem bei "Great Balls Of Fire" gibt Dickie Gas und beweist, dass er jedes einzelne Instrument seiner Kombo auch selbst spielen kann. Respektinger Sepp! Einziger Minuspunkt ist die weitgehend fehlende Kommunikation mit dem Publikum - der doch allgemein bekannte Gag mit dem Alter Ego hätte doch Anlass zu manchem Scherz gegeben. Aber naja, dennoch: hat gefallen!

Weiter im Text mit den Dropkick Murphys. Deren Mischung aus Punk, Rock und Irish Folk sollte eigentlich dazu angetan sein, hier ein Feuerwerk abzubrennen, und als die Herren und Damen zu einem folkigen Intro auf die Bühne marschieren, harren wir erwartungsfroh - aber dann begrüßt uns beim Opener "Hang 'em High" ein doch reichlich matschiger Sound, in dem Flöte und Geige fast untergehen. Sänger Al Barr schreit was aus dem Hals rauskommt, das Ganze ist schon brachial laut im Gegensatz zu den anderen Bands - irgendwie wirkt die Chose wie Pogues auf Speed, permanent Vollgas ohne große Ansagen ein Knüppel nach dem anderen, "Captain Kelly's Kitchen", "Sunday Hardcore Matinee", "The Gang's All Here", immer voll auf die Zwölf. Mein Gast bittet fürs Protokoll festzuhalten man sei nicht entzückt. Na aber das ist schon hart, aber durchaus nicht verkehrt, nach "Sunshine Highway" setzt "Going Out In Style" den Reigen fort und liefert einen ersten echten Leckerbissen - heftig, folkig, gut. "Forever" mit Gastsängerin gefällt ebenso, beim "Irish Rover" (andere irische Folk-Lieder lauten "The Wild Rover" und "The Land Rover") kann man eh nix verkehrt machen, und dann gehen wir - oho! - in einen Akustik-Part über. "The Warrior's Code", "Citizen CIA" und vor allem "The Dirty Glass" zeigen nicht nur, dass die Murphys auch leisere Töne beherrschen, sondern auch, dass Basser Ken Casey gesanglich fast besser drauf ist als Mikroschwinger Barr (der mit dem Hersteller von Irn Bru nach eigenen Angaben nichts zu tun hat). Total spaßig dann "Kiss Me I'm Shitfaced", man hat Sinn für Humor, auch textlich. Den Schlusspunkt setzt dann allerdings ein durchaus ernstes "TNT", dem selbst Angus himself Respekt gezollt hätte.

So, jetzt aber zum ersten wirklichen Kracher des Tages - nach längerer Pause melden sich die alternative Punker aus Orange County zurück, um wieder mal zu zeigen, wie man das eben so macht mit dynamischen, mitreißenden Hymnen in dieser Ecke. Den Einstieg erwischen Bryan "Dexter" Holland und Kevin "Noodles" Wasserman mit "You're Gonna Go Far, Kid" optimal, und auch "All I Want" sorgt für Zustimmung. Noodels, mit grauen Struppi-Strähnen, sieht immer mehr aus wie Keith Richards, und dass der gute Dexter (wasserstoffblond mit Sonnebrille, mei sooo hell ist es auch ned) ein bisschen auseinandergegangen ist, wissen wir auch. Von der großen Publikumsansprache halten sie nichts, ganz im Gegenteil stellt Noodles relativ unumwunden fest "You gotta keep em separated", und aufi geht's mit einem ihrer größten Hits "Come Out And Play". "Days Gone By" vom neuen Album zeigt eine etwas kommerziellere Ausrichtung, bleibt aber als brauchbarer Song im Gedächtnis. Mit "Have You Ever" und "Staring At The Sun" greifen sie weiter trittsicher in die Hitkiste, bevor dann zumindest stimmungsmäßig bei "Hammerhead" und "Bad Habit" etwas zurückgeschaltet wird. Betrachten wir uns also die Kombo: Dexter wirkt alles in allem nicht gerade maximal motiviert, spricht keinen Ton mit dem Publikum, während Noodles durchaus die eine oder andere Gefühlsregung rauslässt - z.B. wenn er sich glaubhaft beim Publikum fürs zahlreiche Erscheinen bedankt und sich freut, mit "die touten housn" auf einer Bühne zu sein. Einziger für mich unnötiger Song im Set ist das hopplige "Walla Walla", auf das ein fein akustisch intoniertes "Kirsty, Are You Doing Ok?" folgt. Gleich die Akustische umhängen lassen, Freunde, denn jetzt folgt die beste Fassung von "Obla Di, Obla Da", die es für trocken Brot zu kaufen gibt: "Why Don't You Get A Job" macht wie immer Ober-Laune. Mit "Americana" legen sie ein heißes Eisen nach, und bei dem wie immer guten "I Want You Bad", bei dem ich mich in eine angeregte Diskussion verstricke, wie der Titel denn zu verstehen sei - "ich will dass Du böse bist?" "Nein nicht ganz, das geht eher in die Richtung..." "Du bist schlimm!" "Nein, so eher ich will dich ganz übel" "Sag ich doch!!" "Nein, ich habe ein enormes Verlangen nach Dir!" "He pass auf!!" Ok lassen wir das. "Can't Get My Head Around You" kommt gut und ist unmissverständlich (ich kapier dich einfach nicht), bevor es dann endlich "Montag niedem mountain moven" heißt - und ist ja egal, dass das von Def Leppard kommt, hier kommt nun die witzige Geschichte von dem Knaben, der gar zu gerne Gangsterrapper wäre und dabei grandios scheitert: "Pretty Fly For A White Guy" war seinerzeit auch meine Eintrittskarte zu den Jungs und kommt immer wieder gut. Dass der alte Kracher "Self Esteem" noch kommt, ist unzweifelhaft, aber kommt schon, biddebidde noch mein all time favorite, und sie tun mir wirklich den Gefallen und ballern uns vorher noch "The Kids Aren't Alright" um die Lauscher. Aus, vorbei, keine Zugabe. Kein "Original Prankster", kein "Hit That". Schade, denn es war kurzweilig. Auch wenn Dexter nix gesagt hat.

So, und dann bleibt noch der Hauptact des Abends, zumindest auf der Center-Stage - denn während auf der Alternastage die Hip Hopper Beginner und Deichkind ihre Geschichten erzählen, kommen unser alle liebsten Altpunker "Die touten Housen" an die Reihe. Gefühlt an jeder Streckdose präsent und mittlerweile fest im Mainstream verankert (Campino ist Gast in Talkshows, gibt Interviews in der bürgerlichen Presse, sogar nahe Anverwandte finden die "neue Single gut" - hier ist was verkehrt), stellen die Hosen ihre subversiven Wurzeln schon ein wenig in Frage - kracht das wirklich noch, ist das gut? Nun, als sie auf die Bühne hüpfen, ist schon mal eines klar: die sind zwar noch "voll älter" als ich, aber so fit dass eine Frechheit ist. Campino ist schlank, gut drauf, und der Rest der Band ist, wie sie halt immer sind: wundersame Beispiele, wie man ein Leben voller Exzesse nicht nur wegsteckt, sondern sogar bestens konserviert. Klar, Breiti sieht aus wie ein verirrter Steuerbeamter, aber das tat er schon immer - der Rest scheint fast direkt den frühen 90ern entsprungen. Ich habe zwar den Moment verpasst, in dem sie in die breite Mitte sprangen, aber das ist heute mal egal, mit "Ballast Der Republik" steigen sie in ein Set ein, das für mehr als zwei Stunden keine Wünsche offen lassen wird. Gesegnet mit klarem Sound, geht's weiter mit der echten Perle "Liebesspieler", die dann sogar mich zum gepflegten Ausrasten bringt. Im Gegensatz zu gestern gibt es keine breiten Stege ins Publikum, aber das hindert die Herren nicht, rechts und links rumzuspringen und die Nähe zu suchen. Man nimmt ihnen die ehrlich arbeitende Band einfach ab, ja klar ist das auch alles ein bisschen Routine, aber man muss sie einfach mögen heute. "Du Lebst Nur Einmal", "Auswärtsspiel" und das schöne "Alles Was War" folgen, und Campino erweist sich als Duracell-Häschen, das schier unerschöpfliche Energie hat. Auf "Hang On Sloopy" könnte man verzichten, auch das Hannes Wader-Cover "Heute Hier, Morgen Dort" steht jetzt nicht gerade im Kern des Kanons, aber mit "Bonny Und Clyde" fliegt das Nutztier wieder hoch. Sehr gut. Nach "Paradies" setzt es - natürlich - was in Richtung Club: wenn man bald in diesem Stadion auflaufe, verkündet der bekennende Düsseldorf-Anhänger Campino, werde man natürlich drei Punkte mitnehmen, aber man habe für den Verlierer natürlich einen Song parat, der in Gestalt von "Schade, Wie Kann Das Passieren?" gleich daherkommt. Luschdig. Auch die englischsprachige Single "Pushed Again" geht ordentlich los, und "Steh Auf, Wenn Du Am Boden Bist" erntet massive Mitsingchöre. Schon wieder eine Cover-Version - "Halbstark" war ja seinerzeit auf der Rote Rosen-Scheibe, schon klar, aber haben die nicht genug Material (wohl kaum) oder wirklich so viel Zeit? Na mal egal, jetzt beginnt ein wirklich starker Block, der mit "Alles Aus Liebe", dem erst balladesken, dann krachig-punkigen "Liebeslied" und natürlich "Hier Kommt Alex" mehr als nur ein kleines bisschen Horrorshow entfacht - mit dem Effekt, dass die Stimme des Schreiberlings spätestens jetzt einen ordentlichen Schlag mitbekommt. Die wirklich kommerzielle, aber auch wirklich grandiose aktuelle Single "Tage Wie Dieser" schließt diesen Part ab - aber das kanns doch nicht gewesen sein? Neiiiin, Campino kommt zurück, erzählt ein wenig von den Wohnzimmerkonzerten, die sie verlosen, und davon, dass sie regelmäßig gefragt werden, ob sie denn auch bitte "Westerland" spielen könnten. Nun, da gibt man am besten einfach auf und machts halt - und deshalb bringen sie wirklich die Ärzte-Nummer "Schrei Nach Liebe", die aber mal so richtig reinkracht. Jetzt berichtet Campino, dass er von den Konzerten der 80er und 90er nicht mehr weiß ("irgendwie war Alex dabei"), aber dass er sich an Personen erinnern kann. Und eine ziehen sich jetzt hervor, und zwar keinen Geringern als Bad Religion-Mastermind Greg Graffin himnself, mit dem sie zunächst die Religion-Stücke "Raise Your Voice" und "Punk Rock Song" und dann den alten Ramones-Heuler "Blitzkrieg Bop" runterreißen. Graffin singt gut, aber sieht immer mehr aus wie der Spießer aus dem Reihenmittelhaus, und ist auch noch so gekleidet... wieder aus, aber so geht das nicht, ihr kommt noch mal! Und jetzt gibt's das zirkusreife Kabinettstückchen des gesamten Wochenendes. Campino hat gewettet. Und zwar, dass ihn die Menge inklusive einer Bierdose von vorne bis zum Mischturm trägt. Ohne Schaden für Dose, und ihn. Wenn er verliert? "Dann hab ich die Minibar-Rechnung der ganzen Crew auf mir..." Na das ist nicht zu verantworten. Er wirft sich rein, "wenn ich mit dem Gesang abkacke, ihr wisst ja wies geht", ja wir kennen das "Wort Zum Sonntag" natürlich, und so sieht man ihn kuglen, versinken, geworfen werden, das Mikro kracht und scheuert ordentlich, aber irgendwann hat er es tatsächlich geschafft. Und weil das natürlich noch nicht genug ist, krabbelt er auch noch auf den Turm hoch und zündet dort oben ein bengalisches Feuer. Ok, hab ich irgendwo gesagt, dass die in der Mitte angekommen sind? Ich nehm alles zurück. "Wir haben ein Problem!" Schon wieder? "Ich bin hier, und ihr seid da drüben! Das heißt, ihr müsst irgendwas spielen, was jeder kennt, damit ich Zeit habe, den ganzen Quatsch wieder zurückzumachen!" Und genau so geschieht es - Kuddel und das Publikum singen "Bis Zum Bitteren Ende", bis der Meister wieder auf der Bühne ist. Mit Dose. Und einem Club-Trikot, was er dann anzieht. Schick, auch wenn viel zu groß. "Zehn Kleine Jägermeister" und das übliche "Schönen Gruß, Auf Wiedersehn" beenden einen Auftritt, der durch Qualität, Variation, Spielfreude und vor allem vollen Körpereinsatz überzeugt. Klasse!

Sonntag, 03.06.2012

Heute ziehen wir um! Denn der Sonntag ist auch genannt Monsters Of Rock auf der Alternastage. Gleich an mit vorderster Stelle steht ein absolutes Juwel der modernen Kultur: die Spandex-Helden von Steel Panther schicken sich an, zu beweisen, dass es immer noch 1988 ist und Brett Michaels noch nicht Rock Of Love, sondern Poison macht. Aber gut, das ist ja schon speziell, Haarspray-Metal mit parodistischen Zügen, gehen wir halt mal vor und schauen wen das hier so interessiert. Hingeschlendert. Vorne postiert. Und den Intro-Klängen vor dem Backdrop mit dem geschmackvollen Balls Out-Cover gelauscht. Gleich geht's los, also noch mal schneller Blick zurück. Ah ok. Hä?? Was is?? Leute es ist kurz vor eins am dritten Tag! Wo kommt ihr denn alle her?? Ja, es ist knallevoll, und das wild am Tag. Kurz danach ist auch klar warum, denn was die Jungs aus LA hier abziehen, ist nur noch grandios. Vom ersten Ton von "Supersonic Sex Machine" begeistert die feine Mischung aus Zitat, Hommage und Spiel mit Klischees des 80er-Spandex-Metal die Menge. Packendes Songwriting, Haarspray, enge Hosen, Bandanas, überdrehtes Stageacting und klischeetriefende Texte verbinden sich hier zu einem intelligent amüsanten Zirkusstück, das man nicht nur als Kind der 80er einfach lieben muss. "Tomorrow Night" und "Asian Hooker" krachen weiter ins Kontor, zwischendrin frisiert sich Basser Lexxi Foxxx mit einem Handspiegel, Gitarrist Satchel feiert sich ab ("Give it up for the most important person in this band - me!") und gibt deutsche Sprüche zum Besten ("Ich will einen Hund ficken! Ich will Sex mit deiner Mutter!") Dann wird noch noch "the best drummer in our band" bedacht. Spätestens bei "Just Like Tiger Woods" geht die Menge komplett steil und frisst den Jungs aus der Hand. Unglaublich schwer muss es sein, dabei ein ernstes Gesicht zu machen, aber sie schaffen es - Spinal Tap ist nicht lustiger, und Steel Panther haben dazu noch Killersongs im Gepäck! Eine schöne Ballade gibt es auch, und der Text von "Community Property" ist einfach nur noch begnadet. Mein Herz gehört dir, Baby, aber mein bestes Stück ist öffentlicher Besitz. Und das beinhart herzschmerz-mäßig vorgetragen. Unfassbar. Bei "17 Girls In A Row" mimt Satchel den drogenbeduselten Klampfer, der nicht mehr auf die Bühne krabbeln kann, bis sich schließlich der ständig gezeihte Basser mit einem "They are like the guys in Brokeback Mountain" an Sänger und Gitarrist rächt. Als letzte Nummer setzt es dann noch "Death To All But Metal", dann ist aus. Offene Münder allenthalben. War das jetzt echt? Können wir das noch mal sehen? Eine intelligente und wohlmeinende, aber arschtretende Metal-Parodie? Ja, genau!

Trivium dagegen sind weniger lustig, sondern legen mal locker alles in Schutt und Asche. "In Waves" und "Pull Harder On The Strings Of Your Martyr" legen ordentlich los, und die Menge verzückt sich in Pits from hell. Kurzer Blick von oben auf die Centerstage - dort sind zwar auch Bands, aber wen kümmert das? Heute ist Metal, heute ist Alternastage - und man sieht, wo die Sympathien des Volkes liegen. Nämlich bei Matt Heafy und seinen Spießgesellen, die mit "Drowned And Torn Asunder" fröhlich weiterballern. Das ist zwar massiv und heftig, aber doch auch melodiös und animiert die Menge zu Begeisterungsbekundungen animiert. Gut!

So, aber für mich älteren Herrn (schon erwähnt?) deutlich interessanter ist das, was jetzt kommt. Mosh!! Können sies noch, wieder, was auch immer? Live sind sie ja bislang immer eine Bank, aber klappt das so am hellen Tag? Als die Anthrax-Logos aufgezogen werden, ist es zugegebenermaßen nicht so voll wie vorher, aber dennoch erwartet eine beachtliche Schar Scott Ian und seine Jungs. Und die können's noch. Wieder. Was auch immer. Los geht der Tanz mit dem Groove-Monster "Caught In A Mosh", und sofort klickt alles. Scott Ians Bart ist grau, aber sonst sehen sie manierlich aus, Frank Bello macht wie immer den Oberanimateuer, und - ha!- da springt auch ein doch a bissi ledergesichtiger Joey Belladonna durchs Gebüsch. Der teuflisch gut singt, da legst die nieder. Ja, ok, Mosh geht auch am frühen Tage. Weiter mit "Got The Time", und auch der neue Song "Fight 'Em Till You Can't" kann durchaus überzeugen. So richtig zur Sache geht es dann aber beim Trust-Cover "Antisocial", bei dem auch Belladonna entzückt die massiven Publikumsreaktionen registriert. Diese Freude ist echt und keinesfalls gespielt - schön. Highlight ist dann ein derart krachiges "Indians" mit einem brachialen War Dance - Sauerei. Fehlt nur noch der Federschmuck aus den 80ern. "The Devil You Know" wäre verzichtbar, und so habe ich fünf Minuten Zeit, meine Umstehenden mit Ankündigungen zu nerven, was denn jetzt kommen muss unweigerlich. Und ja, es kommt, drokk it meine Freunde, Dredd rules ok. Immer wieder genial. Respect the badge. Dann ists leider schon aus - wer hat an der Uhr gedreht? Aber es gibt Hoffnung - sie sind auf Tour mit Motörhead! Nix wie hin!!

Lamb Of God sind nicht ganz meine Baustelle, daher schaue ich mir das Tollhaus von oben an - ein Pit jagt den anderen, massive Hüpfereien zieren das Tun der Herren, die mit "Desolation" oder "Walk With Me In Hell" für gepflegtes Ausrasten sorgen. Mei, wems gefällt, gell.

Frisch gestärkt eilen wir zur einer der wenigen Brachial-Bands, mit denen ich etwas anfangen kann. Killswitch Engage machen von Anfang an alles platt und erwischen mit "Numbered Days" und "Fixation On The Darkness" einen knalligen Auftakt, der Wieder-Sänger Jesse Leach einen guten Showcase für seine Brüllkünste liefert. Adam Dutkiewicz gibt wie gewohnt den Kasper und springt im seltsamen Anzug-Shirt und kurzen Hosen über die Bühne, setzt einen Hut auf und ballert trotzdem mit erstaunlicher Präzision auf der Klampfe herum. "Rose Of Sharyn" zeigt die melodischere Seite der Kombo, bevor "This Is Absolution" und "Life To Lifeless" wieder kompromisslos zuschlagen. Die Härtnerfraktion tickt aus, ich ziehe mich ein wenig zurück und lausche aus sicherer Entfernung meinem persönlichen Killswitch-Favoriten "The End Of Heartache". Das ist ganz ganz großes Ballerkino - wobei natürlich auch "My Last Serenade" draufkloppt. Und mit ihrem krachigen "Holy Diver"-Cover ziehen sie den Letzten auf ihre Seite.

Es gibt in meinem ganzen Konzertleben nur einen einzigen Fall, wo ich ein Konzert verpennt habe. Das waren die Guano Apes, die im Mai 2003 in der Muffathalle in München auf ihrer Abschiedstour gastierten. Die Karte pappt seitdem in meinem Sammelsurium mit einem handschriftlichen Vermerk "vergesse" daneben. Genau das war mir nämlich passiert. Genial muss es gewesen sein damals, stand zumindest in der Presse zu lesen. Ob allerdings so genial wie heute, sie dahingestellt. Der gesamte Großraum Alternastage ist gesteckt voll, als die Kollegen um Sandra Nasic mit "She's A Killer" loslegen. Sofort kocht das ganze Areal, meine Herren ist das eine Atmosphäre und Energie. Frau Nasic hat lange Haare mit schicken Zopf, trägt Sonnenbrille und röhrt ins Mikro, dass es eine Art hat. Der Sound ist tight wie immer und tritt massivst in den Hintern. "Oh What A Night" und "You Can't Stop Me" schrauben den Level höher, der dann bei "Open Your Eyes" den Siedepunkt erreicht. Hier geht was. Und zwar massiv. So steigert sich die Gemengelage immer weiter, das Hüpfburg-Publikum gerät immer mehr aus dem Häuschen, und sogar die umstehenden Sanis mischen im Rahmen des Möglichen mit. Kolossal. Das Alphaville-Cover "Big In Japan" knallt ordentlich, längst hat sich die hübsche Sandra der Brille und des Jeansjäckchens entledigt und rockt befreit auf. Vollkommenes Abdrehen ist dann bei der Zugabe "Lord Of The Boards" angesagt. Und nur mal so, zum Kontrast, schauen wir zwischenzeitlich kurz auf die Centerstage, wo sich die auf ihre ganz eigene Art massive Beth Ditto und ihre Kombo Gossip die Ehre geben. Ein größerer Kontrast ist kaum vorstellbar - dort unterkühlte, minimalistische Instrumentierung, leichte INXS-Anleihen, guter Gesang, aber halt distanziertes Mitwippen - und hier diese Energieexplosion. Und ihr fragt, warum wir Metal hören.

Mittlerweile hat das Wetter dann doch noch gedreht, also changiere ich zwischen Presseraum und Gelände hin und her, um nicht allzu viel abzukriegen. Aber ein paar Kracher gibt es noch zu bestaunen, keine Frage. Die mächtigen Machine Head um Mastermind Rob Flynn zerlegen wie gewohnt sorgfältig alle Anwesenden, zumindest deren Gehörgänge. Von "I Am Hell" ab lassen sie keinen Zweifel, dass ihr Thrash maximale Feuerkraft entfaltet. Flynn shoutet, singt, kreischt und ist wie immer Blickfang und Master And Commander in einem. "Be Still And Know", "Imperium" und "Beautiful Mourning" setzen den fröhlichen Reigen fort, aber wer auf alte Klassiker wie "Davidian" oder auch "Imperium" hofft, wird enttäuscht. Dafür setzt es aber starke Stückchen wie "Aesthetics Of Hate" und das geniale "Halo" vom Blackening-Album. Reife Leistung!

An den Erfolg des durchaus genialen Fallen-Albums werden Amy Lee und ihre Begleiter wohl nie mehr anknüpfen können - weshalb sie dann heute Abend nur drei Songs daraus darbieten, bleibt das Geheimnis von Amy. Die ist zwar hübsch anzusehen mit ihren schwarzen Rauschehaaren, ist seit über einem Jahr auf Tour und stolz auf ihre Fans, aber einem Vergleich zu Steel Panther oder Anthrax hält das Stimmungsbarometer bei Evanescence allerdings nicht Stand. Übermächtig ist das neue, eigenbetitelte Album, und so dürfen wir uns Stückchen wie "Made Of Stone" oder "My Heart Is Broken" zu Gemüte führen, aber wir kommen gottlob auch in den Genuss von "Going Under" vom Erstling. Auch The Open Door wird berücksichtigt, komplett mit "Call Me When You're Sober", der Abrechnung mit Lees ex-Freund Shaun Morgan. Alles ok, alles gut, aber so richtig spannend wird es halt doch erst als mit "Bring Me To Life" ihr Über-Smasher ausgepackt wird. Schmerzlich vermissen musste man allerdings das wunderbare, tragische "My Immortal". Schade. Wäre mehr drin gewesen.

Man kann über Lemmy ja vieles sagen, aber eines ist er: zuverlässig. Gern gesehener Gast auf allen Festivalbühnen, auf irgendeine mir vollkommen schleierhafte Weise mittlerweile sogar im bürgerlichen Feuilleton akzeptiert, steht dieses Urgestein der Metal-Welt auch heute Abend wieder vor dem viel zu hoch hängenden Mikro und röchelt seine nicht gerade filigranen, aber ungemein wirkungsvollen Songs. "We are Motörhead - and we play Rock and Roll!" Jawoll, stimmt, denn ab geht's mit "Bomber", das gleich mal alles niederwalzt. In gewohnter Manier lavieren sich Lemmy und seine Mitstreiter Phil Campbell und Mikkey Dee durch ihr Set, das neben den neueren Nummern "One Night Stand" und "I Know How To Die" natürlich sämtliche unentrinnbaren Klassiker enthält, wobei dieses Mal das Overkill-Album am meisten geplündert wird. "Stay Clean" raucht wie die Wutz, "Going To Brazil" stampft wie immer, und natürlich folgen gegen Ende die sattsam gewünschten Reißer "Killed By Death", "Ace Of Spades" und "Overkill". Da sage mal einer, alte Herren können das nicht mehr... Lemmy spielt in 20 Jahren noch, versprochen.

Nachdem ich mit diesem Menschen (?) auch nach mehrmaligen Versuchen nichts anfangen kann, schenke ich mir die Tod und Teufel-Schau des Aktionskünstlers Marilyn Manson. Soundgarden und Linkin Park (aufgrund Überschneidung verpasst) sollen gut gewesen sein. Sagt man. Uns reicht aber die metallische Vollbedienung heute durchaus aus. Vielen Dank.

Fazit: Runde Sache, viel schweres Geschütz am Start, und durchweg überzeugende, teilweise sogar überraschende Auftritte, die deutlich zeigen, dass zu einem zünftigen Festival die harte Gangart einfach dazugehört. Gerne wieder, nächstes Jahr. Dann bitte mit Twisted Sister und Cinderella, gell?


© www.heavyhardes.de