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Festival-Bericht
Spring Metal Festival
mit Sworn Enemy, Hail Of Bullets, Maroon, Dornenreich, Protest The Hero, Agalloch, Freya, Lionheart, The Human Abstract, The Chariot, CDC & Mely
Wallerseehalle, Henndorf a. W. 21.03.2009
(Fotogalerien: Springmetalfestival2009 )
Alle Jahre wieder erfreut das Spring Metal Festival vom Kulturverein Metallic Arts die Freunde harter Tonkunst hier im Grenzland zwischen Oberbayern und Salzburg. 2009 ist das Event erstmals als stattliches Tagesfestival konzipiert, d.h. dass zwölf Bands auf den Besucher warten und ab 15:00 Uhr die Tore der Wallerseehalle in Henndorf geöffnet sind.
Also reden wir nicht länger um den heißen Brei und gehen in medias res. Dem gewohnt zähflüssigen Salzburger Stadtverkehr habe ich es zu verdanken, dass ich nicht ganz pünktlich am Ort des Geschehens sein kann und eintreffe, als die erste Band bereits begonnen hat. Mely heißen die Unglücklichen, die um 15:40 Uhr die Veranstaltung eröffnen dürfen, und das ist heute wirklich eine undankbare Aufgabe. Die Besucherzahl hält sich zu so früher Stunde doch sehr in Grenzen und das Interesse der Anwesenden ebenso. Mely ist übrigens eine Kurzform von Melancholy, und nach kurzem Hinhören steht fest, dass man es hier mit Kärntens Antwort auf Katatonia zu tun hat: Düsterrock mit einer ausgewogenen Mischung aus langsamen und flotteren Passagen. Ehrlich nicht schlecht und schade, dass sie an diesem Abend so wenig Gehör finden. Der Gig endet mit "Maybe Yesterday", vermutlich die beste Nummer, die die Truppe bisher zu Papier gebracht hat.
Weiter geht's mit CDC. Etwa zwei Dutzend Mützenträger, von denen kein einziger die Kopfbedeckung gemäß Gebrauchsanleitung verwendet, warten bereits auf die Jungs aus dem Amiland, und als die ersten Riffs mit sattem Sound aus den Boxen krachen, geht's vor der Bühne richtig ab. Ihr kennt diesen jungen Tanzstil, den man heute bevorzugt in der Hardcore- und Metalcore-Szene praktiziert - es wird blind um sich getreten und geschlagen, selbst vor Purzelbäumen und Räderschlagen schrecken diese Typen nicht zurück. Wahnsinn! Ich weiß echt nicht, ob ich bei diesem Anblick lachen oder davonlaufen möchte. CDC räumen jedenfalls ordentlich ab mit ihrer brachialen Mixtur aus Hardcore, ein wenig Metal und Hip Hop-Shouts - eine respektable Leistung um diese Uhrzeit.
Mittlerweile ist es etwa 17:00 Uhr als die siebenköpfige Crew von The Human Abstract aus L.A. beginnt, in die Klampfen zu hauen. Was ist das nun wieder für ein seltsames Gebräu? Keyboardlastiger Progressive Emo Post Core vielleicht? Egal, abstrakt klingt das Zeug auf jeden Fall, und mehr als der Anstandsapplaus ist hierfür zunächst nicht drin. Man ist auch regelrecht überfordert von all der Technik, all den Riffs und vertrackten Songstrukturen, die da auf einen hernieder prasseln. Kein Easy Listening also, aber mit jeder Nummer steigern sich die Publikumsreaktionen. Die Mucke braucht also ihre Zeit, bis sie richtig zündet.
Etwa 45 Minuten später betritt mit The Chariot aus Georgia der brutalste Act an diesem Abend das Podium: übler Grind, der selbst für die Mützenfraktion zuviel des Guten ist. Auf der Bühne herrscht definitiv mehr Action als davor - ein sinnloses Gelärme, über das hier keine weitere Zeile verschwendet werden soll.
Lionheart aus San Franciscos Bay Area haben erst vor kurzem ihr Debüt-Album The Will To Survive auf den europäischen Markt gebracht und nun auf der Tour mit Sworn Enemy Gelegenheit, kräftig die Werbetrommel zu rühren. Ihr ahnt es bereits: der Bandname führt ein wenig in die Irre, denn diese harten Jungs aus der Gosse haben mit dem alten Richard Löwenherz nichts am Hut und machen stattdessen genau dort weiter, wo CDC aufgehört haben. Das betrifft im Übrigen auch meine Freunde aus der Mützenfraktion, die wieder munter vor sich hin treten. Zum Glück haben die großen Bay Area-Thrasher auch ein paar Spuren im Gitarren-Sound von Lionheart hinterlassen, so dass auch ich ein wenig auf meine Kosten komme. Der Sound ist im Übrigen erneut tadellos.
Und wo wir schon bei irritierenden Bandnamen sind: Die nächste Combo legt in dieser Hinsicht gleich noch einen drauf, hat sich nach der nordgermanischen Liebesgöttin Freya benannt und spielt - na klar - Hardcore. Wo da der Bezug ist, muss man nicht verstehen. Die Uhr hat eben 19:30 Uhr geschlagen, das Festival dauert mittlerweile vier Stunden und zu dieser Zeit sind die meisten Mützenträger schon derart restlos besoffen, dass sie bei ihrem dämlichen Gehampel in schöner Regelmäßigkeit auf dem Fressbrett landen und so das Parkett der Wallerseehalle polieren. Recht so! Darüber hinaus konnte sich ein übler Geruch von Schweiß und anderen Ausdünstungen vor der Bühne etablieren und hält sich dort auch gar hartnäckig, dass ich beschließe, mir den Gig von weiter hinten anzusehen. Doch davon abgesehen sind Freya die bislang beste Band am Schauplatz. Jede Menge Thrash-Riffing hämmert da aus den Membranen und ich muss meine Aussage korrigieren, denn eigentlich haben wir es hier schon mit einer Metalcore-Band zu tun, die ihren Job sehr gut macht.
Es folgt ein Kontrastprogramm und das tut nach so viel Core auch Not. Gespannt warte ich bereits auf die Schwarzmetaller Agalloch aus Portland, Oregon. Und neben mir stehen noch viele andere Anhänger der Band dicht gedrängt vor der Bühne. Ganz anders als all die aufbrausenden Energiebündel, die bis dato dort oben standen, zeigen sich diese vier Musikanten ruhig und zurückhaltend. Das passt auch hervorragend zu den harmonischen Kompositionen voller Naturmystik und Ambiente, die den Hörer sanft aber bestimmend auf eine Reise in die Vergangenheit entführen. Zum Glück sind anfängliche Soundprobleme - der Bass klang viel zu laut und die Vocals zu leise - schnell behoben, sodass die Künstler völlig aufgehen können, in dem was sie tun. Der Gig endet mit einem zehnminütigem Instrumentalstück, dessen Intensität sich fortwährend steigert und die Musiker auf die Knie zwingt. Sie beenden den Gig in der Horizontalen und bleiben noch eine Weile liegen, als die Techniker schon beginnen das Schlagzeug zu demontieren. Ein starker Auftritt und schade, dass die Spielzeit nur 30 Minuten betrug.
Abwechslungsreich geht es weiter. Protest The Hero aus Ontario sind eine dieser Kapellen, die in keine Schublade passen wollen und ich mache es mir einfach, wenn ich diese Schwindel erregende Mixtur aus hochtechnischen Arrangements und Keyboard-Getiller mal eben als Progressive Metal deklariere. Wie schon bei The Human Abstract ist das kein Futter, das beim ersten Bissen schmeckt. Daran muss man sich erst gewöhnen. Und woran ich mich in diesem Fall mit Sicherheit nicht mehr gewöhnen werde, sind die hohen Gesangslinien, die neben den Screams das Liedgut dominieren und für meinen Geschmack nach den Schreien gequälter Katzen klingen. Aber das ist die Meinung eines Einzelnen. Das Gros der Audienz nimmt die Stücke mitsamt der Gänsehaut-Stimme wohlwollend auf und sogar ein ordentlicher Mosh-Pit kann sich kurzzeitig etablieren.
Apropos Gänsehaut: ein selten dämlicher Spruch, der auf der Rückseite allzu vieler Band-Shirts an diesem Abend prangert, lautet "Gänsehaut statt Gänsemarsch". Die Autoren hinter diesem Schenkelklopfer heißen Dornenreich und jener Name steht sonst für eine ernsthafte, künstlerische Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Aspekten des menschlichen Seins. Dass Sänger, Gitarrist und kreativer Kopf Eviga, sein Kompagnon an der Violine Inve und der Session-Drummer als waschechte Österreicher für viele Anwesende als geheimer Headliner des Abends fungieren, braucht nicht gesagt zu werden. Wie dem auch sei - die langen Jahre reiner Akustik-Konzerte wurden an diesem Abend beerdigt. Endlich kehrt die Stromgitarre auf die Bühne zurück und mit ihr auch lang vermisste Stücke der Frühwerke Her Von Welken Nächten und Bitter Ist's Dem Tod Zu Dienen. Die zahlreichen Fans lassen brav die Matte kreisen, während Eviga seine Texte mit entsprechender Mimik regelrecht durchlebt, kraftvoll kreischt oder geheimnisvoll flüstert. Doch auch Inves Leistung an der Violine trägt entscheidend zur Ausnahmestellung dieser Band in der gesamten Black Metal-Szene bei. Hochpunkte erreicht die Stimmung im Saal bei fantastischen Kompositionen wie "Wer Hat Angst Vor Einsamkeit?" und "Schwarz Schaut Tiefsten Lichterglanz". Am Ende steht ein "Lebend Lechzend Herzgeflüster".
Die Uhr hat eben elf geschlagen, als Deutschlands Metalcore-Institution Maroon auf dem Podium aufmarschiert. Und jeder, der die Truppe schon einmal live gesehen hat, weiß, welch ungestüme Energie in den kommenden 45 Minuten entfesselt werden sollte. Schon mit dem brachialen und geradezu hysterisch klingenden Opener "My Funeral Song" legen die Jungs aus Nordhausen alles in Schutt und Asche. Überhaupt dominieren die Stücke vom Meisterstreich The Cold Heart Of The Sun, meiner Meinung nach eines der großen Metal-Highlights 2007, die abendliche Setlist. Aber auch ältere Songs wie "At The Gates Of Demise", "Wake Up In Hell" oder "Sword And Bullet" schlagen mächtig ein und fordern von Mützenträgern und Headbangern gleichermaßen vollen Einsatz. Dennoch merkt man es den Fans an, dass sie sich bereits ordentlich verausgabt haben. Frontmann Andre hätte gerne noch die obligatorische Wall Of Death gesehen, aber zu wenige sind es, die sich hierfür noch bereit erklären. Am Ende macht ein neues Stück mächtig Appetit auf das anstehende Album, das in Bälde via Century Media Records veröffentlicht wird. Keine Frage: Maroon können alles bislang an diesem Abend da gewesene toppen.
Völlig erschöpft verlassen viele Menschen nun den Ort des Geschehens. Auch ich kann meine Füße kaum mehr spüren und bin zu allem Überfluss in einen Kaugummi getreten, der jeden meiner Schritte noch zusätzlich erschwert. Kopf hoch! Der Abend ist noch nicht zu Ende. Kurz nach zwölf betritt ein sichtlich gut gelaunter Martin van Drunen (natürlich im Asphyx-Shirt) mit seinem neu gezimmerten Schlachtschiff Hail Of Bullets das Achterdeck. Mit seiner Crew, rekrutiert aus namhaften Kapellen a la Gorefest, Houwister und Thanatos, erteilt er uns Anwesenden eine Lehrstunde in Sachen Old School Death Metal und kommentiert die einzelnen Stücke vom Debüt Of Frost And War in völlig akzentfreiem Deutsch. Vom brachialen Opener "General Winter" bis zum Gänsehaut-Finale "Berlin" wird beinahe das gesamte Album gespielt. Die Reihen sind lichter geworden - ausgezeichnet! Mehr Platz zum Headbangen! Denn etwas anderes kann man zu diesem knochentrockenen Dampfwalzensound auch gar nicht machen. "Ordered Eastwards", der stärkste Song des Albums, wird als Zugabe gespielt. Ein grandioser Gig und für mich der beste an diesem Abend.
Endspurt! Sworn Enemy stehen noch auf dem Programm. Lust habe ich zwar keine mehr, aber die schau ich mir nun auch noch an. Tatsächlich sind mittlerweile auch wieder einige Mützenträger aus ihrem Delirium erwacht und mischen vor der Bühne noch mal kräftig mit. Doch nicht nur mein Akku ist mittlerweile aufgebraucht. Da kann der Shouter noch so oft um einen Circle Pit betteln - der ist an diesem Abend einfach nicht mehr drin. Hätten die New Yorker früher am Abend gespielt, hätten sie mit ihrem Thrash-Metalcore bestimmt auch ordentlich abgeräumt. Viele altbekannte Riffs, die sich die Jungs mal eben von Slayer ausgeliehen haben, wurden in den folgenden 45 Minuten mit den obligatorischen Hardcore-Elementen verwurstet. Das gab's an diesem Abend in ähnlicher Form einfach schon viel zu oft. Dennoch bleibe ich bis zum Ende und verlasse mit meinen ordentlich angetrunkenen Mitstreitern gegen zwei Uhr nachts völlig ausgepowert die Wallerseehalle. Hätte mir in diesem Augenblick jemand erzählt, dass ich erst um sechs Uhr in der Früh über die Schwelle meiner Wohnung treten sollte, hätte ich ihm nicht geglaubt. Aber das ist eine andere Geschichte. Den Abend in Henndorf werte ich als positiven und abwechslungsreichen Event ohne Pannen im Programm. Gerne wird man sich an die Stunden in Henndorf zurückerinnern.