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Festival-Bericht

Deep Impact Open Air

mit Gotthard, TNT, Primal Fear, Dare, Rouvian Flave, Fate & Kingdom Come

Kultfabrik, München 24.07.2004

Während der Konzert-Veranstalter Garage De Luxe ein paar Tritte in den Allerwertesten verdient hätte, gebührt den Bands, die an diesem verregneten Samstag tapfer die Stellung hielten, ein dickes Lob. Klar, das nunmehr zweite Deep Impact Open Air auf dem Gelände der Münchener Kultfabrik mag ein Mammutprojekt für die Betreiber des Rock-Clubs Garage gewesen sein - unverzeihlich bleibt dennoch, dass trotz voraussehbar schlechtem Wetter das ganze Spektakel im Freien stattfand und nicht wie für den fraglichen Fall angekündigt, in der TonHalle. So war es kein Wunder, dass im Verlauf des Nachmittags immer mehr Gäste bei strömendem Regen das Weite suchten - beziehungsweise die ehemalige Laderampe rund um den Club stürmten, von wo aus man aber keinen Einblick auf die Bühne hat. Dass das versprochene Rahmenprogramm mit Go Go Girls, Verkaufsständen und Biergarten ins Wasser fiel, bedarf wohl keiner Erwähnung. Wenigstens einen Würstelstand hätte es geben können... in Ermangelung einer Imbissbude mussten hungrige Zuschauer dann eben mit Bier vorlieb nehmen. Dass die Bands zeitweise vor einem extrem geschrumpften Publikum ihr Bestes gaben, mag wohl an dem Maß an Professionalität liegen, das den Veranstaltern noch fehlt. Aber was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden.

Aber nun der Reihe nach...
Nachdem gegen Mittag die Tore geöffnet wurden, hatten Rouvian Flave, die Gewinner des Munich New Star Contest, den nicht gerade beneidenswerten Opener-Part. Auch bei Midnite Sky, die für den abgesagten Gig von Skew Siskin einsprangen, machte sich das Publikum noch rar. Hier die Setlist von Mitnite Sky. Obwohl der Auftritt von Skew Siskin schon lange abgesagt war, fand die Band in den Presseinfos der Veranstalter keine Erwähnung:

Rock The Planet
Web Of Desire
Go
Let's Talk About Me
Goodbye To Yesterday

Wie das Schicksal ebenso spielt, sah der Himmel beim exklusiven Reunions-Auftritt der dänischen Fate um 14 Uhr noch nicht derart bedrohlich aus wie knappe zwei Stunden später. Schade, denn Fate's Darbietung ließ zu wünschen übrig - da hätte eine motiviertere Band das schöne Wetter noch für sich nutzen können: dass es sich bei den von Fate dargebotenen Songs lediglich um Re-Releases der bereits 1985 veröffentlichten Platte A Matter Of Attitude handelte, ist noch zu verzeihen. Falsche Töne allerdings weniger, und davon gab es reichlich. Einziger Pluspunkt, jedoch mehr ein Tropfen auf dem heißen Stein: die erstmals veröffentlichten Bonustracks "Hardcore Romance" und "Memories Of You".

Der Auftritt von Kingdom Come dagegen war, trotz Lennys Heiserkeit, ein erstes Highlight. Bestens gelaunt animierte der wohl niemals alternde Herr Wolf das Publikum, seiner Oma Lotti in Hamburg zum Geburtstag zu gratulieren und kündigte für den 30. August das Erscheinen des neuen Albums tba (Ufltone) an. Kopieren strengstens verboten, denn: "Ich muss schließlich noch tanken!". Stets ein paar Sprüche parat, rockten Kingdom Come ohne Unterlass fast eine Stunde lang. Von Songs wie "Only Rainbows" der Master Seven-CD aus dem Jahr 1997, Lieder des letzten Albums Independent (2002) - "Do You Dare", "Mother", "Didn't Understand" und "I Can Feel It". Klassiker wie "Should I" oder "Always On The Run" fehlten nicht, ebenso wie "Hope Is On Fire". Als krönenden Abschluss präsentierten Kingdom Come "Living Out Of Touch" und ernteten begeisterten Applaus von Seiten der schon merklich angewachsenen Zuschauermenge.

Leider hatten die englischen Melodic-Rocker Dare nicht so viel Glück: ein Regenschauer jagte den nächsten, es wurde unangenehm kühl und zudem leer vor der Bühne. Nur noch gute zwei Dutzend Hardcore-Fans blieben eisern stehen. Schade, denn Dare's Auftritt, übrigens dieses Jahr der einzige in Europa, war grandios: Nicht nur, dass Darren Wharton und seine Bandkollegen astreinen melodischen Rock'n'Roll boten, auch die Töne saßen zum ersten Mal an diesem Tag perfekt. Wharton zeigte sich unbeeindruckt vom schlechten Wetter und Dare spielten die Songs der beiden bereits veröffentlichten Alben Calm Before The Storm (1997) und Belief (2001):

Sea Of Roses
Stormwind
Where Darkness Ends
Silent Hills
Someday
Silent Thunder
Abandon
Into The Fire
Return The Heart
King Of Spages
White Horses

Gitarrist Tom Naumann stimmte sich auf den Auftritt seiner Band Primal Fear hinter der Bühne schon mal damit ein, dass er sich mit unbekannten Schönheiten fotografieren ließ, war aber ansonsten eher wortkarg. Leibing wetzte mit wallendem Harr hin und her, während der Primal Fear Chef Matt Sinner anscheinend die Ruhe selbst war: der Auftritt der deutschen Metaller, die erst vor Kurzem ihr neuestes Werk Devil's Ground veröffentlichten, wurde zwar durch den ewig dauernden Soundcheck etwas herausgezögert, war dann aber wie erwartet professionell und gut. Bis auf die Tatsache, dass Primal Fear quasi dieselbe Liste an Songs abhandelten wie vor wenigen Wochen auf dem Bang Your Head-Festival, kann man an dem Gig absolut nichts aussetzen. Super ausserdem: Sogar das bombastische "The Healer" wurde gespielt, obwohl das Wetter ja nicht gerade zur Atmosphäre beitrug...

Angel In Black
Chainbreaker
Suicide And Mania
Running In The Dust
Heart Of A Brave
The Healer
Under Your Spell
Metal Is Forever
Final Embrace
Nuclear Fire

Inzwischen riefen die Schweizer Hardrocker zur Pressekonferenz: nach ein wenig schweizerisch eingefärbtem englischen Geplauder dann eine angenehme Überraschung, als ein paar der neuen Songs vorgespielt wurden: das richtig rockende "Fire And Ice", die leicht schmalzige Olympia-Hymne "One Team, One Spirit" (allerdings nur für die Sportler aus der Schweiz), "Inside Out" und die Ballade "What About Love". Ein weiterer Höhepunkt stellten die aufgetragenen Kanapees dar, auf die sich die hungrigen JournalistInnen dankbar stürzten. (So etwas muss doch auch mal erwähnt werden!)

Bevor aber Gotthard als Headliner des Tages die Bühne entern durften, gehörte die volle Aufmerksamkeit einer der meist respektiertesten Hardrock-Bands ihres Genres: TNT. Während ihrer langen und erfolgreichen Karriere lieferten TNT zahlreiche Alben und produzierten Mega-Hits wie "10.000 Lovers", "As Far As The Eye Can See" oder "Intuition". Im März dieses Jahres erschien TNT's zehntes Studio-Album "My Religion", von dem einige Songs auch auf dem Deep Impact zu hören waren. Klar, dass aber auch ein Klassiker wie "10.000 Lovers" nicht fehlen durfte.

Invisible Noise
As Far As The Eye Can See
Downhill Racer
She Needs Me
Seven Seas
Caught Between the Tigers
Intuition
Listen
Shine On
10000Lovers
M Religion
Everyone's A Star
Zu fortgeschrittener Stunde schließlich der langersehnte Auftritt Gotthards: die Schweizer, die schon Bon Jovi, AC/DC, Deep Purple, Magnum und Bryan Adams supportet haben, sind eine Klasse für sich. Nicht nur, dass die Hardrocker vor einigen Jahren für den World Music Award nominiert waren, sie haben im Lauf der Zeit fünffachen Platin-Status erreicht. Darüber hinaus veröffentlichten die Schweizer Patrioten zusammen mit Opernstar Montserrat Caballe die Single "One Life, One Soul" und produzierten mehrere Soundtracks für Film & Fernsehen. Nach dem vielgelobten letzten Album "Human Zoo" erscheint bald ein neues Werk von Gotthard. Dem Himmel sei Dank regnete es wie auf Kommando keinen einzigen Tropfen mehr und Gotthard legten mit "Standing In The Light" los. Die weitere Setlist:

Make My Day
Come Along
Still I belong
Hush
Cheat 'n Hide
Let It Be
Sister Moon
Human Zoo
Top Of The World
Mountain Mama
Movin' On
One Life One Soul
Heaven
Firedance
Mighty Quinn

Ein paar Schlußworte sollten die Veranstalter des diesjährigen Deep Impact aber vor allzu großen Depressionen bewahren: der Sound war den ganzen Tag über exzellent, es gab keine Ausfälle oder sonstige Tonkatastrophen - das ist doch schon mal etwas! Ob sich das Deep Impact als Münchener Institution auch in Zukunft etablieren kann, wird sich zeigen...

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Stellungnahme Garage Deluxe:

"Wer nur eine Sekunde nachdenkt, wird draufkommen, das ein Open Air mit Bühne, PA, Licht, Gastro etc. vorbereitet werden muss. Das dauert einfach 16 Stunden, ob Du willst oder nicht. Die endgültige Entscheidung musste am Freitag um 9:00 Uhr fallen.

Ich habe mit dem Wetteramt, der Münchner Satellitenwetterstation und vielen weiteren Wetterämtern telefoniert und die haben alle für Samstag eine Regenwahrscheinlichkeit von 18% vorausgesagt. Das sich das Wetter so dreht, können auch wir leider nicht ändern. Wenn die PA und Bühne mal steht, kann die nicht innerhalb von zehn Stunden wieder umgebaut werden.

Es scheint so, das das deutsche Publikum es wohl nicht respektiert ein so tolles Line-Up auf die Beine zu stellen. "Fressen und Saufen" ist viel wichtiger als geile Bands zu sehen ... Musik gerät immer mehr in Vergessenheit."

Sebastian Eder
(Garage Deluxe)


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