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Konzert-Bericht

Haggard, Van Langen & Remember Twilight

Babylon, München 27.10.2005

Ein ausgedehnter Stau sorgte bei den beiden Konzertgängern zunächst für Verdruss, schien es doch sehr wahrscheinlich, dass ein Großteil des Auftritts von Van Langen bzw. Haggard an uns spurlos vorübergehen würde. Um halb neun trafen wir nichts desto trotz direkt vor dem Babylon eine beachtliche Menschenschlange an, die offensichtlich zum Konzert wollte - für uns eine recht verwirrende Information, da der Gig ursprünglich viel früher in der beträchtlich größeren Elserhalle statt finden sollte. Gleichzeitig sollte man aber erwähnen, dass selbst im Babylon die 300-400 Gäste anfangs etwas arg verteilt erschienen, insofern kann man diesen Wechsel gut nachvollziehen.

Ab 20:50 betraten Remember Twilight die Bühne (mit denen wir nicht so wirklich gerechnet hatten), eine aus drei Gitarristen, Kontrabassisten, Drummer, Flötist und zwei Geigern bestehende Band, die sogenannten "Kammermusik-Core" spielte. Wie man den Infos entnehmen konnte, hatte die Gruppe mit Haggard eine längere Tournee absolviert.
Als erstes fiel dem Hörer der Sound extrem negativ auf: Fiepende Geigen, undeutliche Vocals gekrönt von einer alles andere als guten Gesangsleistung machten die Vorstellung nicht gerade zu einer Offenbarung. Irgendwann begann man sich zu wünschen, dass die Band rechtzeitig zu spielen angefangen hätte, damit wäre dieser Kelch an uns vorübergegangen. Musikalisch mischte man verschiedene Elemente der Klassik, des Metal und des Hardcore zu einem sehr eigenwilligen Brei, mit dem offenbar nicht nur ich wenig anfangen konnte, wie die mehr als gedämpften Reaktionen des Publikums zeigten. Um uns den Rest des Gigs zu ersparen, erkundeten wir den Merchandise Stand, der durch erfreulich moderate Preise auffiel. 12-15 € für ein T-Shirt, bzw. 20 € für einen Kapuzenpulli sind durchaus im Rahmen. Die Getränke waren auf normalem Münchner Niveau, die Würstelbude im Eck sogar recht günstig.

Um 21:15 wurden wir endlich erlöst, und der Soundcheck von Van Langen begann, die ihren Gig ca. 20 Minuten später begannen.
Zu Beginn des Gigs in venezianische Maske gekleidet und von dichten Nebelschwaden umhüllt, betraten die fünf Musiker die Bühne, angeführt von einer sehr attraktiven Sängerin mit leicht orientalischem Touch, sowie Herrn Van Langen selbst, der einen wilden Zigeunerlook mit Stirntuch zur Schau trug. Die interessante Truppe trug sehr schnell zur Füllung des Babylon bei, was nicht nur dem Blickfang (hüstel) sondern auch dem individuellen Sound der Band zuzuschreiben ist, die einige Klassiker der Mittelalter Musik neu interpretierten. Eine kleine Erklärung folgte zum bekannten "Palästinalied" Walthers von der Vogelweide aus dem Jahre 1220. Die Sängerin konnte nicht nur mit mehreren Instrumenten umgehen, sondern verfügte auch über eine sehr schöne und kraftvolle Stimme, ebenso ihr Kontrapart Van Langen, der eher für die härteren Vocals zuständig war. Gespielt wurde astreiner Medieval Metal, der durch die eingestreuten orientalisch anmutenden Sangeslinien einen exotischen, aber dennoch angenehmen Charakter gewann. Die eingestreuten "Marktschreier" Passagen verdeutlichten die Intention der Gruppe, an die Spielmannstraditionen des Mittelalters anzuknüpfen. Einige der bekannteren Melodien waren bereits von Bands wie In Extremo interpretiert worden, das tat der Qualität jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil, stellenweise gelang es der Truppe sogar deutlich besser, das besondere Flair hinter den Songs zu vermitteln, als den ungleich bekannteren Berlinern. Nach ca. einer Stunde Spielzeit ließ das Publikum die Band nur ungern wieder ihres Weges ziehen.

Gegen Viertel nach zehn hatte die Halle sich bereits merklich gefüllt, selbst Haggards Soundcheck schien das Publikum bereits anzuziehen. Die Musiker stimmten ihre Instrumente unter anderem mit bekannteren Melodien wie z.B. "Frere Jacques", dem Titelsong aus "Der Pate" oder dem berühmten Intro-Riff des Klassikers "Raining Blood" von Slayer, was vom Publikum prompt mit dem entsprechenden "Schlachtruf" quittiert wurde. Die Violinistin ganz links stimmte eine uns irgendwie bekannt erscheinende Melodie an, die wir irgendwo schon einmal gehört zu haben glaubten. Die Erklärung dafür folgte gegen Ende des Konzerts. Sehr auffallend die in stilvolle Kleider gehüllten Damen des Orchesters, die durchaus etwas für's Auge boten. Vom Bühnenaufbau sah das folgendermaßen aus: Asis in der Mitte, zu seiner Rechten der Pianist, die beiden Sängerinnen (Alt und Sopran) und der Tenor der Band. Zu seiner Linken der sehr agile und fetzige Bassist, dahinter die drei Streicher, und in einer dritten Reihe der Rest des Orchesters bestehend aus Schlagzeuger, Oboist, Cellist, und Percussions. Sollte ich jemanden vergessen habe, möge man es mir nachsehen.

Schon beim ersten Ton wurde klar, wie gut die Truppe ihr Handwerk beherrscht - ein absolut glasklarer und perfekt abgestimmter Sound erfreute das Ohr des Zuhörers, nahezu jedes Instrument kam voll zu Geltung. Der Song "Herr Mannelig" wurde von Asis mit den Worten eingeleitet, dass es sich hier um die Geschichte eines Ritters handle, der von einer hässlichen Trollfrau, welche spontan auf den Namen Angie getauft worden war, verfolgt wurde - da gabs dann schon recht lauten Applaus. Besonders agil zeigten sich Gitarrist Claudio und die beiden Sängerinnen Veronika und Susanne, die fleißig ihre Mähnen schüttelten und so einen Kontrast zum Rest der Band bildeten. Generell konnte man feststellen, dass offensichtlich jedes Mitglied genau wusste, was es zu tun hatte; der Eindruck eines sehr gut eingespielten Teams bestätigte sich im weiteren Verlauf des Konzerts immer mehr.
Nahezu jedes bekanntere Lied wurde gespielt, fast jedes von einer kleinen Vorgeschichte untermalt.
"All'inizio e La Morte", "De La Morte Noire", oder "Eppur Si Muove" um nur einige zu nennen.
Letztgenannter wurde nach über 90 Minuten Spielzeit als letzter Song angekündigt, was das Publikum noch einmal richtig ausrasten ließ.
Nach stürmischem Applaus ließ man sich gerne zur Zugabe bitten, die mit einer Vorstellung jeden einzelnen Bandmitglieds begann, wobei jeder seinen wohlverdienten Beifall erntete. Bei der Vorstellung der Streicherin ganz Links wurde uns auch klar, warum uns die Dame bekannt vorgekommen war, wir hatten sie erst einige Wochen zuvor in Ingolstadt mit ihrer anderen Band Furunkulus gesehen. Leicht wagemutig erschien die Feuerschluckernummer des Tenors, an dessen Fackel sich der Gitarrist sogleich eine Zigarette entzündete und dabei der Flamme etwas zu nahe kam. Auch an den Tontechniker der an besagtem Abend Geburtstag hatte, wurde mit einem Ständchen gedacht.
Mit "The Final Victory" leitete die Band das obligatorische Mitsingspielchen ein, welches nach einigen Anläufen auch gut klappte. Inmitten des Publikums konnte man auch die Sängerin von Van Langen mittanzen sehen, die sich einfach unters Volk gemischt hatte. Asis und seine Kollegen präsentierten sich selbst nach zwei Stunden Vollgas stimmlich absolut an der Höhe und gaben noch einmal alles.

Mit "Awakening The Centuries" entließen nach über zwei Stunden Spielzeit die glänzend gelaunten Münchner ein ebenso gut gelauntes Publikum in die frische Oktobernacht. In der Form ist die Band ein absolutes Erlebnis, dass jedem der mit diesem besonderen Sound nur halbwegs etwas anfangen kann, lange in Erinnerung bleiben wird.

Robert


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