Review
Irminsul - Fäder
VÖ: 23. November 2013
Zeit: 52:18
Label: Purity Through Fire
Homepage: www.caveofirminsul.se
Es hat sich was getan im Hause Irminsul. Gut drei Jahre nach ihrem gleichnamigen Debüt zeigen sich die schwedischen Folk-Metaller deutlich gereift und vor allem musikalisch breiter aufgestellt. Zunächst fällt jedoch auf, dass die auf dem Debüt noch recht dominant eingesetzte Violine auf Fäder deutlich reduziert wurde. Stattdessen sorgt der Synthesizer für ein bescheiden dosiertes Maß an Pathos und Bombast. Wie gewohnt steuert Bandchef und Hauptsongwriter Robin Lövenhamn neben der Gitarre seine kräftigen Screams und Growls bei, wird aber stets unterstützt von klaren Chören und außerdem von Gastsängerin Linda Fagerberg, deren angenehmes Organ man von dem Debüt in bester Erinnerung behalten hat.
Das Songmaterial selbst ist dann tatsächlich recht facettenreich ausgefallen, obwohl sich natürlich der Einsatz skandinavischer Folklore wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht. Gerade die längeren Stücke, wie "Stupagreven" und "Clades Variana", die beide über zehn Minuten aufs Plastik bringen, sind überraschend progressiv ausgefallen und verzichten, wie manche andere Nummer auch, auf den klassischen Aufbau aus Strophe und Refrain. Das macht sie anfangs vielleicht etwas weniger eingängig, dafür aber spannender. Überhaupt mangelt es dem Album nicht an unerwarteten Wendungen und auch thematisch schlagen Irminsul einen weiten Bogen. "Letters From The Past" etwa widmet sich den Botschaften alter Runensteine, "Hagridden" zitiert die Ynglinga-Saga, "Clades Varianum" besingt die Varus-Schlacht und mit "Ölbänk" ist auch ein fröhliches, aber keinesfalls kitschiges Trinklied enthalten. Am Ende erwartet uns schließlich eine amüsante, weil streckenweise ganz schön deftig dargebotene Cover-Version von "Neverending Story", dem Titelsong zu Wolfgang Petersens Verfilmung von Michael Endes Romanvorlage Die Unendliche Geschichte. Eine ungewöhnliche Wahl, die dank der verträumten, märchenhaften Stimmung aber dennoch einen sehr schönen und irgendwie auch passenden Abschluss dieses Albums darstellt.
Zum Fazit: Fäder klingt vielleicht nicht ganz so charmant wie sein urwüchsiger Vorgänger, ist dafür aber das erwachsenere und auch anspruchsvollere Album mit verbesserter Soundqualität. Keine Angst: neben dem komplexeren Material sind mit "Nattramn", "Galgaman" und "Ölbänk" auch wieder ein paar feine Gassenhauer dabei, die einem jeden Neuzeit-Heiden bestimmt gefallen werden.