Review
Rattenfänger - Epistolae Obscurorum Virorum
Rattenfänger - bei solch einem Bandnamen denken viele bestimmt an ein weiteres Mittelalter-Rock-Projekt aus deutschen Landen im Stil von In Extremo und Co. Aber weit gefehlt! Zwar ließ sich diese Truppe, die übrigens aus der Ukraine stammt und Musiker der Bands Drudkh, Dark Ages und Blood Of Kingu vereint, von mittelalterlichen Themen inspirieren - der Bandname ist z.B. dem Rattenfänger von Hameln entnommen - doch hat sie sich für eine gänzlich andere Vortragsform entschieden. Rattenfänger spielen nämlich Old School Death Metal. Dessen tonnenschwere Riffs sind simpel strukturiert und dadurch umso effektiver. Die Lyrics, die komplett und vermutlich eher schlecht als recht in lateinischer Sprache verfasst sind (schon die Songtitel könnten eine grammatikalische Korrektur vertragen) werden in tief gurgelnder Manier zum Besten gegeben. Und wie es sich für dieses Genre gehört, klingen die acht Songs verdammt morbide, brutal und finster. Gelegentliche Einsprengsel früher Doom- und Black-Metal-Bands mögen der Mucke noch ein Quäntchen mehr Boshaftigkeit verliehen haben.
Natürlich schließen sich das Prädikat Old School und Innovation beinahe aus. Von Zeit zu Zeit braucht es aber auch eine Band, für die man nicht erst eine ellenlange Schublade erfinden muss. Und die Rattenfänger machen ihre Sache richtig gut. Gerne in schleppender Taktung zuhause kämpfen sich die Ukrainer immer wieder bis zu Up-Tempo-Passagen auf wummernden Double-Bass-Fundamenten durch, bei denen kein Nackenwirbel regungslos auf dem anderen sitzen bleiben dürfte. Einziges Manko: ein wenig mehr Abwechslung könnten die Songs vertragen. Wären da nicht die kurzen Zwischenspiele vom Keyboard, würde man den Liedwechsel mancherorts wohl gar nicht mitbekommen. Episolae Obscurorum Virorum ist dennoch ein beachtliches Werk, das Laune macht, und sicherlich ein gefundenes Fressen für Fans von Asphyx, Hail Of Bullets oder Bolt Thrower.