Review
Schattenspieler - Babel
VÖ: 21. August 2009
Zeit: 71:51
Label: Dr. Music Distribution
Homepage: www.schattenspieler.de
Huch, der Anfang verheißt ja nichts Gutes. Dieser Schrei am Anfang von "Sister Terror" deutet ziemlich in Richtung "Eierquetsch-Vocals", was beim Rezensenten nicht wirklich auf Gegenliebe stoßen würde. Glücklicherweise trügt der erste Eindruck aber gewaltig, denn mit typischem jodelgeschwängerten Powermetal hat Babel so gut wie gar nichts zu tun.
Der Stil von Schattenspieler ist gar nicht so einfach zu beschreiben, denn neben durchaus vorhandenen klassischen Heavy Metal-Anleihen strahlt der Tonträger eine deutliche düstere Eleganz aus, die eindeutig in die Gothic-Ecke deutet. Aber keine Angst, es wird an keiner Stelle schwülstig oder zuckersüß, dafür sorgt schon alleine die beachtliche Stimme von Frontmann David Esser. Meist in angenehmen mittleren Tonlagen zu Hause, verleiht der etwas heisere Touch seinem Gesang eine nicht zu überhörende Eigenständigkeit, zumal er auch genug Abwechslung in seinen Sangesstil einfließen lässt, um sich dem jeweiligen Song anzupassen. Neben den oben erwähnten Grundeinflüssen hört man an manchen Stellen auch noch weitere musikalische Vorbilder wie Rammstein oder In Extremo, wobei sich die Band genug Eigenständigkeit bewahrt, um nicht als Klon irgendeiner anderen Kapelle abgestempelt werden zu können.
Aber nicht nur mit ihrem Sänger können Schattenspieler punkten, der Rest der Band fällt qualitativ auch nicht ab. Das kann man alles anhören, ohne den Kopf ob der Unfähigkeit der Musiker schütteln zu müssen. Das Liedgut auf Babel präsentiert sich ebenfalls recht schmuck, alle Songs schaffen es, ein eigenes Gesicht zu entwickeln, ohne dass sie sich zu sehr von einander abgrenzen. Da tut es dem Album auch keinen Abbruch, dass die Texte teilweise in Englisch, teils aber auch in Deutsch abgefasst wurden, einen stilistischen Bruch kann ich da an keiner Stelle erkennen. Dafür gibt es vom klassischen Metal-Song bis zur gelungenen Ballade auf Babel ein abwechslungsreiches Angebot an schmackhaften Liedern geboten, Langeweile ist hier ein Fremdwort.
Zwei Dinge allerdings muss ich noch bemängeln: Zum einen wäre da eine knapp 20-minütige Pause im Abschlussstück "In Ewigkeit Amen"; so was nervt mich, das kostet mich nur wertvolle Zeit und ödet spätestens nach dem zweiten Durchlauf. Die Scheibe wäre auch ohne diese Sperenzchen umfangreich genug ausgefallen. Und zweitens sind mir die Lyrics eben dieses Songs deutlich zu plakativ ausgefallen, das wirkt irgendwie aufgesetzt und nicht schlüssig.
Davon abgesehen handelt es sich bei Babel um eine echt starke Scheibe, die Freunden eleganterer Metal-Kost wärmstens ans Herz gelegt werden sollte. Daumen hoch!
Hannes