Review
Wizard - Thor
VÖ: 30. Januar 2009
Zeit: 49:30
Label: Massacre Records
Homepage: www.legion-of-doom.de
Es gibt Konstanten im Leben eines Metalanbeters, die so unverrückbar und in diesem Fall Gott, oder sagen wir, Thor sei Dank, unverzichtbar sind. Wizard servieren seit 1995 alle zwei Jahre ein pfundiges Metalbrett, dass es dem truen Kuttenträger vor Freude die Patches befeuchtet. Auf ihrem achten Album widmen sich die fünf aus dem schönen Münsterland dem Kriegsgott Thor und nicht dem Muskel bepackten Wärmflaschen zerblasenden Kanadier gleichen Namens. Thor und Metal passt immer, obwohl das Thema wohl schon dreinhundertdrölfzigtausendmal auf Konserve verewigt wurde. Macht ja nix, jeder interpretiert die Thematik anders. Was Joey und seine Plastiktruppe mit dem Metalsänger aller Sänger als Hörspiel können, das vermögen Wizard doch mal locker aus der Hüfte, zumindest mit der Story. Hört sich gut an, oder? Ist es aber nicht...
Das Cover mit dem übergroßen Thorhammer weckt Begehrlichkeiten, die die Musik nicht ansatzweise halten kann. Der Opener "Utgard (False Games)" rockt schnell nach vorne, aber ein zufriedenes Grinsen stellt sich irgendwie nicht ein. Warum? Die in einigen Songs eingestreuten Keyboards klingen billig, Sänger Sven singt dieses Mal "nur" solide und zurückhaltend, da fehlen richtige Hooks und tolle Gesangsmelodien, die sofort mitreißen. Der Funke will auch nach dem 20. Mal nicht überspringen. Schade. Musikalisch geht man, nach der Rückkehr von "Student" Michael Maaß mit Dano Boland um einen zweiten Klampfer aufgestockt, teilweise in Richtung skandinavischen Power Metals, der mir bis auf Ausnahmen wie Tad Morose oder alte Nocturnal Rites gar nicht zusagt. Überraschungen sucht man vergeblich. Power Metal mit etwas Speed ("Utgard (False Games)", "What Would You Do"), mal hymnisch wie in "Serpent's Venom" oder "The Visitor", aber nie richtig episch. Leider fehlt dem Ganzen die Durchschlagskraft. Der Sound ist okay, Achim Köhler hat gemischt und gemastert. Knallt gut, aber nicht wie beim Vorgänger, was insbesondere bei den Drums ins Gewicht fällt. Typisch für melodischen Power Metal getriggert biegen des Schlagwerkers Hiebe ums Eck. Beim Songwriting ein ähnlich monotones Bild. Wizard meets Wizard meets Grave Digger und zurück, es fehlt der Aha-Effekt, der mich bei Goochan jedes Mal aufs Neue verzückte. Metal von der Stange, austauschbar und ohne eigenen Stallgeruch. Die Riffs sind gut, aber schon zig Millionen Mal verbraten worden. Hört einfach die entliehenen "Electric Eye"-Riffzitate in "Midgards Guardian" an und ihr wisst was ich meine.
Ein genretypisches Album ohne richtigen Biss und ohne Abwechslung analog zu Iron Savior. Beim Abschluss "Pounding In The Night" missfallen diese braven Chorgesänge im Chorus, einfach biederes Metal-Einheitsgeplätscher, was im Kontrast zum strammen Text steht. Kurz und gut. Es fehlt eigentlich alles, was mir beim superben Vorgänger so griffig riffig ins Mark fuhr.
"Asgard" zusammen mit "Serpent's Venom" sind die einzigen zwei Beispiele für starke Stücke, die die Seele berühren und das Haupthaar wallend kreisen lassen. Der Rest plätschert regungslos an den Ohren vorbei. Nette solide Scheibe, aber völlig unspektakulär. Was bleibt also übrig? Eine Enttäuschung, die ich erstmal verdauen muss. Eventuell waren meine Erwartungen aufgrund des textlichen Konzepts zu hoch und ich dachte mehr an mystischen Heavy Metal mit Schlachtgesängen der Marke Bathorys oder dem aktuellen Götterwerk Vengeance des bayerischen Quorthons Walter "Crom" Grosse. Greift also lieber zu dieser Scheibe oder weiteren deutschen Metalcombos wie Boomerang, DeJa Vu, Black Hawk, Stormrider, Metal Witch oder Wolfs Moon. Die rocken!
Noch was in eigener Sache. Zum ersten und einzigen Mal, dass ich das in einer Rezession anführe. Kommen die ersten beiden Songs ("Utgard (False games)", "Midgards Guardian") ohne Promogelaber aus, wird ab "Asgard" jeder Song mit 2-3 Mal "you are listening to a new promotional copy/CD which is property of Massacre Records" garniert. Liebe Verantwortliche von Massacre, dies ist meine letzte Voice Over oder 99 Tracker-Hardcopy, die ich reviewen werde. Wer so wenig Vertrauen hat, aber doch Werbung für sein Produkt machen will, sollte andere Mittel und Wege finden, um es für den Rezensenten erträglich zugängig zu offerieren. Das Gejammer um illegale Downloads kann ich nicht mehr hören. Findet doch die "echten" schwarzen Schafe, die euch des Eigentums berauben bzw. illegal verbreiten. So, ich habe fertig und höre wieder Necronomicon, die reinigen die Lauscher.
Siebi