Review
Shining Fury - Another Life
Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach ihrem Debüt legen Shining Fury den Nachfolger Another Life vor. Die musikalische Ausrichtung der Italiener hat sich nicht geändert: powermetallische Schrabbeldidöng-Lieder mit teils extrem hohem Gesang, schnellen Riffs und jeder Menge Doublebass. Und wie schon auf dem Vorgängeralbum gibt es auch hier Licht und Schatten.
Es beginnt schattig: Die ersten drei Songs, der Opener und Titeltrack, "Fast & Easy" sowie "Colours And Experience", könnten noch aus der Last Sunrise Songwriting-Phase stammen. Sie beginnen genauso zerfahren, chaotisch und nervig wie damals das Debut. "Together", Lied Nummer fünf, ist dazu noch ein Totalausfall, der fast ausschließlich aus Hochgeschwindigkeits-Gitarrengeschrabbel ohne Sinn besteht.
Weiter hinten wird's heller. "The Haunting" überzeugt durch einen athmosphärischen Beginn und kommt auch im weiteren Verlauf schön heavy aus den Boxen. Hier kann man ein paar feine Gitarrenmelodien entdecken, die den Italienern gut zu Gesicht stehen. Auch kreischt Sänger Francesco Neretti hier nicht völlig überdreht in's Mikro, wie er es vorne immer wieder macht. "Eternal Fight" schlägt ebenfalls in diese Kerbe, hier hört sich Francesco teilweise sogar richtig fies und düster an. "Neither Words Nor Kisses" führt die Komisches-Intro-Tradition von Last Sunrise fort und beginnt mit Polizeisirenen. Hier zeigen die Burschen sehr reifes Songwriting, abwechslungsreich und trotzdem nicht zerfahren. Richtig geil. Bester Track des Albums ist das nachfolgende "Dr. Jekyll & Mr. Hyde", das mit coolen Riffs und einer tollen Melodieführung aufwarten kann, sowohl bei Gesang als auch bei der Gitarre. Mehr davon! Mit "Five Years Ago" wird noch a bisserl gefrickelt und mit "Highway Star" lässt man dann die Mopeds aus der Garage, erinnert ein wenig an Manowar auf Speed.
Shining Fury haben sich im Gegenzug zu Last Sunrise definitiv gesteigert auch wenn sie noch nicht auf ganzer Linie überzeugen können. Wenn sie sich auf ihre Stärken - coolen Groove, nicht allzu überfrachtete Songs, strafferes Songwriting - konzentrieren, freue ich mich schon auf Album Nummer drei. Sollten sie jedoch auf dem Frickel-Zug weiterfahren, wird dieser Zug in einen laaangen, sehr schattigen Tunnel einfahren und nicht wieder herauskommen.